Brun von Querfurt                         Erzbischof der Heiden
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973/74-9.3.1009
 

Sohn des Grafen Brun der Ältere von Querfurt und der Ida (EKBERTINERIN?)
 

Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 755
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Brun von Querfurt (Bonifacius)
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* ca. 974 + vermutlich 9. März 1009
Querfurt   im Gebiet von Suwalki

Sohn des sächsischen Edlen Brun und der Ida

Missionserzbischof der östlichen Heiden seit 1004

Als Brüder Bruns werden Gebhard, Dietrich und Wilhelm genannt. Ein Vatersbruder Bruns, Ricbert, war Graf im Hassegau (bis 1009), eine Vatersschwester, Mathilde, Großmutter Thietmars, Bischof von Merseburg (1109-1018). Gemeinsam mit Thietmar wurde Brun unter Erzbischof Giselher von Ekkehard Rufo und Geddo an der Domschule von Magdeburg unterrichtet. Schärfer noch als Thietmar rügt Brun die 981 erfolgte Aufhebung seines Heimatbistums Merseburg durch OTTO II. und sieht in den Katastrophen seiner Zeit die Strafe Gottes und des heiligen Laurentius. Demgegenüber lobt er die Politik OTTOS I. Als Magdeburger Domherr wurde Brun wohl im Sommer 997 Hofkapellan Kaiser OTTOS III. Durch den Märtyrertod Adalbert-Vojtechs erschüttert, beschloß er, diesem nachzueifern und trat im Februar 998 in Rom in dessen Kloster SS. Bonifacius et Alexius ein. Spätestens jetzt nahm er den Namen Bonifacius an. Mit OTTO III. verbanden Brun weiterhin dessen Adalbertverehrung und asketische Neigungen, doch lehnte er dessen Rompolitik ab. In Italien übten der Einsiedler Romuald, Vorkämpfer einer monastischen Reformbewegeung, und der griechische Eremitenabt Neilos Einfluß auf Brun aus. Im Jahre 1001 gewann Romuald außer den Priestermönchen Benedikt und Johannes aus Monte Cassino auch Brun dafür, unter seiner Leitung eine Eremitenkolonie in den Sümpfen des Po bei Pereum nördlich Ravenna zu beziehen. Als OTTO III. dort ein Kloster erbaute, kam es wegen der Abtwahl und der Gestaltung des monastischen Lebens zeitweilig zu Spannungen zwischen Brun und Romuald. Im November 1001 brachen Benedikt und Johannes auf Veranlassung OTTOS III. und Bruns, der ihnen zu folgen versprach, zur Heidenmission nach Polen auf. Brun ließ sich erst im Herbst 1002 von Papst Silvester II. den Missionsauftrag erteilen und das erzbischöfliche Pallium überreichen. Der Papst übermittelte König HEINRICH II. die Bitte, Brun zum Erzbischof der Heiden weihen zu lassen. Wegen des inzwischen ausgebrochenen Krieges mit Boleslaw I. Chrobry, Herzog von Polen, ging Brun zunächst nach Ungarn, wo er nach einer Begegnung mit König Stephan und dem Adalbertschüler Anastasius (Ascherich, Astric), Erzbischof von Gran, die Mission bei den noch überwiegend heidnischen "schwarzen Ungarn", den Szeklern in Siebenbürgen, aufnahm. Benedikt und Johannes wartete inzwischen lange vergeblich auf Brun und wurden schließlich in ihrer Einsiedelei von Räubern ermordet. Brun suchte im Sommer 1004 den Hof HEINRICHS II. auf, wurde von Erzbischof Tagino von Magdeburg zum Missionserzbischof geweiht und stiftete in seiner Vaterstadt Querfurt die Burgkirche mit vier Kollegiatpriesterstellen. Nach erneuter längerer Missionstätigkeit bei den Szeklern ging Brun Ende 1007 zum Großfürsten Vladimir I. von Kiev und begann Anfang 1008 die Missionspredigt bei den Petschenegen am unteren Dnepr. Im Sommer vermittelte er einen Frieden zwischen Vladimir und den Petschenegen, setzte einen seiner Begleiter zum Bischof ein und reiste nach Polen. Von hier aus entsandte er einen Bischof auch nach Schweden. Ende 1008 wies er in einem Brief an HEINRICH II. Warnungen des Königs zurück und tadelte ihn, weil er, statt die vom Glauben abgefallenen Lutizen gewaltsam in die Gemeinschaft der Kirche zurückzuführen, im Bündnis mit diesen Heiden einen christlichen Fürsten, Boleslaw, bekriegte. Anfang 1009 brach er zur Preußenmission ins Gebiet der Jadwinger auf und erlitt dort mit 18 Gefährten den Märtyrertod. - Ein um die Mitte des 12. Jh. bezeugter "Liber gestorum Brunonis" ist verloren, eine um 1400 vorliegende "Vita et passio" von geringem Wert. Wichtigste Zeugnisse für Bruns Leben sind neben einem Bericht Thietmars (VI, 49f.) seine eigenen Schrisften, die Vita Adalberts (zwei Redaktionen) als bewußtes Gegenstück zur "römischen" Vita, die "Vita Quinque Fratrum" (der Märtyrer in Polen) und der Brief an König HEINRICH II. Der Kult des heiligen Brun(o) hielt sich in Querfurt bis zur Reformation.

Literatur:
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NDB II - H. G. Voigt, B. v. Qu., 1907 [mit Übersicht der Schriften und Quellen] - R. Wenskus, Stud. zur hist.-polit. Gedankenwelt B.s v. Q., Mitteldt. Forsch. 5, 1956 - Wattenbach-Holtzmann III, hg. F.-J. Schmale, 1971, 18*-21*.


Brun stammte aus dem Hause der Grafen von Querfurt (westlich von Merseburg), wurde im Magdeburger Domstift erzogen, wo er schon früh mit der Missionierung der heidnischen Völker vertraut gemacht wurde. Während seines Aufenthaltes in Italien 1002 zum Erzbischof ernannt, verfaßte Brun neben kleineren Schriften um 1004 vermutlich in Querfurt eine Lebensbeschreibung des am 23.4.997 in Samland von den heidnischen Preußen getöteten Bischof Adalbert von Prag, den Bruntief verehrte. Nach vorübergehender Missionstätigkeit unter den Ungarn und Petschenegen ging er schließlich dem Beispiel Adalberts folgend und von Herzog Boleslaw Chrobry von Polen unterstützt, als Missionar nach Preußen und erlitt in Sudauen das gleiche Schicksal. Mit Widukind von Corvey betonte Brun, gleichfalls in Sachsen groß geworden, den Vorrang des deutschen Königtums, vertrat ein sogenanntes romfreies Kaisertum und verurteilte die Rompolitik OTTOS III. entschieden, weil darunter "Theutonicum tellus" (deutsches Land) leide. Brun billigte zwar die auf eine Stärkung der Zentralgewalt gerichtete Politik HEINRICHS II., lehnte aber dessen gegen das christliche Polen gerichtete Bündnis mit den heidnischen Liutizen, gegen die Brun 1008 den Missionskrieg forderte, scharf ab.
 

Ökumenisches Heiligenlexikon
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Brun (Bruno) von Querfurt

Gedenktag katholisch: 9. März
Gedenktag evangelisch: 9. März
Name bedeutet: der Braune, der Bär (althochdt.)
Glaubensbote in Polen und Preußen,
Erzbischof von Magdeburg, Märtyrer
* 974 in Querfurt bei Halle
+ 9. März (oder 14. Februar) 1009 bei Lötzen,
dem heutigen Gizycko in Polen
 

Brun war vermutlich mit dem deutschen Kaiserhaus der Ottonen verwandt. Er wurde in der Domschule zu Magdeburg ausgebildet. Als er Otto III. auf dessen Reise zur Kaiserkrönung nach Rom begleitete, blieb Brun dort und trat er ins Kloster St. Bonifatius auf dem Aventin ein. 999 legt er die Mönchsgelübde ab. Mit Abt Romuald ging er in eine Einsiedelei bei Ravenna. Auf Wunsch von Otto III. sollte er die Mission in Polen übernehmen und wurde 1004 zum Erzbischof von Magdeburg ernannt.

Einige Brüder waren zur Gründung einer Einsiedelei bereits nach Polen vorausgegangen. Ottos Nachfolger Heinrich II. führte gegen Polen zunächst einmal Krieg. Brun wich nach Ungarn aus, die Missionierung zeitigte aber kaum Erfolge. Nachdem Ungarn an der Seite Deutschlands in den Krieg gegen Polen eintrat, sah Brun eine Chance, seinen ursprünglichen Auftrag zu erfüllen. Als er vom Osten her nach Polen reisen wollte, lernte er den Großfürsten von Kiew, Wladimir I. Swjatoslawitsch, kennen und missionierte zunächst ab 1007 in Westrussland unter dem Nomadenvolk der Petschenegen. Erst 1008 kam er nach Polen, dort schrieb er die Geschichte von fünf Märtyrern der Mission in Polen. Er wandte sich dann - wieder erfolglos - der Mission unter den Pruzzen zu. Auf dem Weg zurück nach Russland wurde er zusammen mit 18  Gefährten überfallen und von Heiden enthauptet.

Fürst Boleslav kaufte die Leichname und ließ sie nach Polen bringen. Braunsberg - das heutige Braniewo - ist angeblich nach Brun benannt.

   Attribute: auf Esel reitend, mit abgeschlagener Hand
   Patron von Preußen

    Biographisch-Bibliographisches KirchenLexikon
    Catholic Encyclopedia



Literatur:
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Althoff, Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 34-205 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 79,149,153,184,193,382,386,515 - Fenske, Lutz: Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung im östlichen Sachsen. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1977, Seite 299,300-302,305,318,321,323 - Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 15-277 - Ökumenisches Heiligenlexikon - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 140-403 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 157 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 342,344 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 81,185,192,206-208,213-215,219 -