Ältester Sohn des Königs
Vladislav II. von Böhmen
aus dem Hause der PREMYSLIDEN aus seiner 1.
Ehe mit der Gertrud
von Österreich, Tochter von Markgraf
Leopold III.
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte
947
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Friedrich (Bedrich), Herzog von Böhmen
(1172-1173,
(1178-1189) aus dem Hause der PREMYSLIDEN
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†
1189
oo Elisabeth, Tochter Gezas II. von Ungarn
Sohn:
-------
Vratislav
Friedrich
wurde als
Nachfolger, seines Vaters, König
Vladislavs II., von
diesem
zum Herzog eingesetzt (obwohl
von böhmischer Seite her ein theoretischer
Anspruch auf die Königswürde bestand), allerdings ohne
vorausgehende
Zustimmung des böhmischen Adels und ohne Belehnung durch Kaiser
FRIEDRICH I. Dies lieferte den Vorwand zur Absetzung Friedrichs
durch
den Kaiser und der Anerkennung der Ansprüche Sobeslavs II. (1173-1180),
der aber bald in Konflikt mit dem böhmischen Adel geriet. Die
Unterstützung
Kaiser
FRIEDRICHS und großer
Teile des böhmischen Adels ermöglichten Friedrich
die
Herzogswürde wiederzuerlangen (1178) und sie gegen
Sobeslav II.
auch zu behaupten. Friedrichs
zweite
Regierungszeit war von ständigen Machtkämpfen, vor allem mit
Konrad
Otto, dem Teil-Fürsten von
Znaim, erfüllt, wobei sich Friedrich
nur mühsam und mit fremder Hilfe behaupten konnte. Mehrfach
versuchte
der Kaiser, die Position des Böhmen-Herrschers weiter zu
schwächen,
so durch Erhebung Mährens zur "Markgrafschaft" und ihre
Unterstellung
unter das Reich 1182, was wegen des Sieges Premysls, des
Bruders von Friedrich,
über Konrad Otto (Schlacht bei Lodenice, 1187) jedoch
politisch
folgenlos blieb. Eine weitere Maßnahme dieser Art war die
Erhebung
der Bischöfe von Prag zu Reichsfürsten (1187). Diesen
Versuchen
blieb ein dauernder Erfolg versagt, um so mehr als Konrad Otto 1189
Friedrichs Nachfolger wurde und
dadurch
die Einheit der PREMYSLIDEN-Herrschaft
bekräftigte.
In der böhmischen Geschichtsschreibung wird
die
Regierung Herzog
Friedrichs als
einer
der Tiefpunkte der mittelalterlichen "staatlichen" Entwicklung
Böhmens
und als Periode des unmittelbaren Eingreifen des Reiches angesehen;
daneben
spielte aber auch die Stärkung des Einflusses des einheimischen
Adels
eine entscheidende Rolle.
Literatur:
-----------
Bosl, Böhm. Länder, Bd. I, 1967, 267-269
-
W. H. Fritze, Corona regni Bohemiae (Ders., Frühzeit zw. Ostsee
und
Donau, Berliner Hist. Stud. 6, 1982), 209-296.
Brandenburg Erich: Tafel 11 Seite 23
****************
"Die Nachkommen Karls des
Großen."
XIV. 176. FRIEDRICH
-------------------------------
* ca. 1142, † 1189 25. III.
Herzog von Olmütz vertrieben 1173
Herzog von Böhmen 1179
Gemahlin:
-------------
Elisabet, Tochter Geisas II. von Ungarn (siehe XIV. 792.)
† ...
Lechner, Karl: Seite 166,168
************
"Die Babenberger. Markgrafen
und
Herzoge
von Österreich 976-1246"
Im Jahre 1173 hatte sein Vater Wladislaw als König
abgedankt. Aber ihm folgte nicht sein vorbestimmter Sohn
Friedrich aus
der 1. Ehe mit der BABENBERGERIN Gertrud,
sondern dessen Vetter Sobieslaw II., der Führer der
nationalen
Partei. Er fand dabei die volle Unterstützung Kaiser
FRIEDRICHS I.
Im Jahre 1178 wurde Herzog Sobieslaw von Kaiser
FRIEDRICH abgesetzt und vertrieben, hingegen
Friedrich, der
Sohn Wladislaws II.,
in seine Rechte wieder
eingesetzt. Er war verheiratet mit
Elisabeth, der Tochter
König Gezas II. von Ungarn. Noch gab es
Kämpfe mit
Sobieslaw, aber im Jahr 1179
entschied Kaiser
FRIEDRICH in Eger durch feierlichen Machtspruch zwischen den
Herzögen Leopold und Friedrich
über die Grenze zwischen Österreich und Böhmen.
Zum Pfingstfest 1184 in Mainz, wo die Schwertleite
der
beiden älteren Söhne des
Kaisers, Friedrich,
Herzog von Schwaben,
und HEINRICH VI., gefeiert wurde,
erschien
Herzog Friedrich mit 2.000 Rittern.
Weller
Tobias: Seite 388-390,669-670
************
"Die Heiratspolitik des
deutschen
Hochadels im 12. Jahrhundert."
In Böhmen hatte sich nach der Resignation
König Vladislavs 1173 ein
anderer Zweig der premyslidischen
Fürsten-Familie im Besitz des Herzogtums durchsetzen
können.
Obwohl Vladislav
seinen erstgeborenen Sohn Friedrich als Nachfolger
eingesetzt hatte, konnten Udalrich und
Sobeslav II.,
die Söhne
Sobeslavs I. († 1140), den Kaiser
dafür gewinnen, daß er ihre Ansprüche auf das Herzogtum
anerkannte. BARBAROSSA
setzte schließlich Friedrich im
September
1173 ab und belehnte Udalrich mit
dem Herzogtum Böhmen, der aber
gleich zugunsten seines Bruders Sobeslav II. auf die
Herrschaft
verzichtete [401 Vgl. Gerlach
von Mühlhausen, Cont. zu 1173 und 1174, MGH SS 17, 685f. Siehe
auch BRETHOLZ, Geschichte Böhmens 269ff.; OPLL, Itinerar 58f.;
PRINZ, Böhmen 117; HOENSCH, Geschichte Böhmens 73. Zur Person
des 1173 eingesetzten Herzogs vgl. Jiri KEJR: Sobeslav II., Herzog von
Böhmen, in: LMA 7 (1995) 2017f.]. Bald jedoch verschlechterte sich
das Verhältnis zwischen dem neuen Herzog und FRIEDRICH BARBAROSSA.
Ende 1174/Anfang 1175 beschwerte sich der Kaiser bei Sobeslav
über
die mangelnde Disziplin und Kampfbereitschaft der böhmischen
Truppen, die ihn auf dem fünften Italienzug begleiteten, und
darüber, daß der Herzog dem Prager
Bischof Friedrich die
Reise zum kaiserlichen Hof verwehrt habe. 1176 fielen die Böhmen
in Österreich ein und verwüsteten das Land; im Verlauf dieser
Kämpfe war Heinrich Jasomirgott,
der Onkel des Kaisers,
tödlich verunglückt. Nachdem sich Sobeslav auch
noch mit dem
premyslidischen
Teil-Fürsten Konrad-Otto von Znaim († 1191) überworfen hatte, wurde
er an den Hof BARBAROSSAS
vorgeladen, um sich dort zu rechtfertigen. Da
er nicht erschien, erkannte ihm der Kaiser das Herzogtum ab und verlieh
es demselben Friedrich,
dessen Erbfolge er 1173 noch verhindert hatte [405 Vgl. Gerlach von
Mühlhausen, Cont. zu 1177, MGH SS 17, 689. Siehe auch BRETHOLZ,
Geschichte Böhmens 275f.].
Daraufhin lieferten sich die beiden Rivalen um den böhmischen
Herzogsthron wechselvolle und blutige Auseinandersetzungen, wobei
Friedrich
auch Unterstützung durch österreichische Truppen
erhielt, die ihm Konrad-Otto
zuführte [406 Gerlach von
Mühlhausen,
Cont. zu 1177, MGH SS 17, 689.]. Im Januar 1179 endlich wurde der
Streit durch eine Schlacht vor Prag zugunsten Friedrichs
entschieden;
letzte Scharmützel zogen sich indes noch bis in den Herbst des
Jahres hin [407 Vgl. BRETHOLZ, Geschichte Böhmens 276ff.].
Angesichts dieser Sachlage darf man annehmen, daß es nicht
zuletzt an der entgegenkommenden Haltung Herzog Friedrichs
lag, wenn im
Juni 1179 auf dem Hoftag zu Eger der böhmisch-österreichische
Grenzkonflikt geregelt werden konnte und hierbei der Verlauf der
Grenzlinie zugunsten Östererichs in das
böhmisch-mährische Gebiet vorgeschoben wurde. Immerhin stand
Friedrich wegen
der österreichischen Waffenhilfe
gewissermaßen in der Schuld des babenbergischen
Herzogs.
Die Belehnung Herzog Friedrichs durch den
Kaiser ist nicht mit
Sicherheit zu datieren, da die Jahresangaben des Gewährsmannes
Gerlach von Mühlhausen († nach 1222) sich nicht immer als
korrekt erweisen. Jedoch liegt die Vermutung nahe, daß der
Belehnungsakt 1177 stattfand, im gleichen Jahr, in dem sich Heinrich
von Mödling mit Richza vermählte.
Wahrscheinlich
standen beide Ereignisse in direktem Zusammenhang miteinander: Herzog
Friedrich war nicht
nur ein Halb-Bruder der Richza, sondern über
seine babenbergische Mutter auch ein Vetter Leopolds V. und Heinrichs von Mödling. Die
Vermählung scheint demnach eine Bündnisheirat gewesen zu
sein, mit der Friedrich
sich für die bevorstehenden Thronkämpfe gegen Sobeslav II. der
österreichischen Hilfe zu versichern suchte.
Verheiratet war Albrecht mit Sophia, einer
Tochter des Böhmen-Herzogs Friedrich I. († 1189). Wie aus einer Urkunde des
Braut-Vaters hervorgeht, wurde die Ehe 1186 in Aussig geschossen, also
noch vor Albrechts Zerwürfnis mit seinem Vater. Die Abkunft von
Albrechts Gemahlin war ausgesprochen vornehm: Sophias
Vater, Herzog Friedrich, war der älteste Sohn des
Böhmen-Königs Vladislav
(† 1174) aus dessen erster Ehe mit der BABENBERGERIN Gertrud († 1151), der Schwester Herzog Heinrichs II. Jasomirgott,
während ihre Mutter Elisabeth, eine Tochter Gezas II. (1141-1162), dem ungarischen Herrscher-Haus
entstammte [258
Von der
Eheschließung Friedrichs
mit der ARPADIN
berichtet Gerlach von Mühlhausen, Cont. zu 1170, MGH SS 17,
685.]. Friedrich
allerdings konnte sich - obwohl vom Vater zur Nachfolge bestimmt - nach
dessen Resignation 1173 zunächst nicht gegen den Widerstand des
heimischen Adels und gegen den Willen des Kaisers im böhmischen
Dukat durchsetzen [259 Vgl.
oben Seite 389.]. Erst 1177, nachdem BARBAROSSA
infolge tiefgreifender Divergenzen Herzog
Sobeslav II. († 1180) abgesetzt hatte, wurde Friedrich mit
Böhmen belehnt, während der Jahre 1178/79 konnte er sein
Herzogsherrschaft gegen die hartnäckige Gegenwehr seines
Vorgängers etablieren [260
Vgl. hierzu Gerlach von Mühlhausen, Cont. zu 1177-1179, MGH SS 17,
689f. Siehe auch BRETHOLZ, Geschichte Böhmens 275-279.]. Zum
Zeitpunkt der Hochzeit seiner Tochter
Sophia jedenfalls
hatte Friedrich schon seit mehreren
Jahren die böhmische Herzogswürde inne, wenngleich er sich
fortwährned gegen die allfälligen Prätentionen anderer
Mitglieder der PREMYSLIDEN-Familie
behaupten mußte [261 Zur
Regierungszeit Herzog Friedrichs vgl.
BRETHOLZ, Geschichte Böhmens 279-284; HOENSCH, Geschichte
Böhmens 75f.]. Offensichtlich waren die Beziehungen der
Fürsten-Häuser von Meißen und Böhmen während
dieser Phase sehr einträchtig, denn nur wenige Jahre vor Albrechts Heirat - um 1179/81 -
hatte sich seine Schwester Adela mit Premysl Otakar,
einem Halb-Bruder Herzog Friedrichs und somit Onkel Sophias,
vermählt.
um 1164
oo Helena (Elisabeth) von Ungarn, Tochter
des
Königs Geisa II.
† nach 1189
6 Kinder:
Sophie
†
25.3.1195
23.4.1186
oo Albrecht I. der Stolze Markgraf von
Meißen
† 24.6.1195
Ludmila
um 1170 † 5.8.1240
Olmütz Landshut
1. oo Adalbert IV. Graf von
Bogen-Windberg
11.7.1165 † 20.12.1197
1204
2. oo Ludwig I. der Kelheimer Herzog von
Bayern
23.12.1173 † 15.9.1231
Helene
†
um 1164
oo Peter Komnenos; Sohn oder Neffe des
Kaisers
Manuel I.
†
Literatur:
----------
Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls
des
Großen.
Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 11 Seite 23 - Jahrbücher des Gerlach von
Mühlhausen
- Jahrbücher
des Vincenz von Prag - Lechner, Karl: Die Babenberger.
Markgrafen
und
Herzoge
von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Köln 1985,
Seite 45,54,55,65,317 A 23-25;321 A 35;396 A 42 - Opll Ferdinand: Friedrich Barbarossa.
Wissenschaftliche
Buchgesellschaft Darmstadt 1998 Seite74,75,112,136 - Palacky Franz: Geschichte von Böhmen
1842
- Pätzold
Stefan:
Die frühen Wettiner. Adelsfamilie und Hausüberlieferung bis
1221,
Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 1997, Seite 46,56,101,288 - Toeche,
Theodor: Kaiser Heinrich VI. Wissenschaftliche Buchgesellschaft
Darmstadt
1965, Seite 77,78,241 - Thiele,
Andreas: Erzählende
genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G.
Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 81 - Wegener,
Wilhelm Dr. jur.: Genealogische
Tafeln
zur mitteleuropäischen Geschichte, Heinz Reise-Verlag
Göttingen
1962-1969 Seite 6 Tafel 1 - Weller
Tobias: Die Heiratspolitik des
deutschen
Hochadels im 12. Jahrhundert. Rheinisches Archiv. Böhlau Verlag
Köln
Weimar Wien 2004 Seite 388-390,600-602, 669-670,696,774 -