Das Jahr 1103.
Graf Kono [Otto's, des ehemaligen Herzogs
von Baiern Sohn] hatte eine Frau Namens Kunigunde,
die Tochter des Markgrafen Otto von Orlagemunde. Diese hatte zuerst
den König von Ruzien geheirathet, nach dessen Tode sie in die Heimat
zurückkehrte und diesen Kono heirathete. Ihre Tochter aber,
welche sie vom Könige der Ruzen hatte, empfing einer von den Fürsten
der Thüringer Namens Gunter und zeugte mit ihr den Grafen Sizo. Darnach
gebar sie vom Grafen Kono vier Töchter, von denen eine Graf
Heinrich von Suitfene bekam, die zweite Graf Willehelm von
Licelenburg und die dritte, welche Adela hieß, Graf
Thiederich von Katelenburg; als er aber todt war, führte Graf
Helprich von Ploceke sie heim und sie gebar ihm den Markgrafen Konrad
und den Grafen Bernhard. Die vierte, welche Kunigunde hieß,
wie die Mutter, heirathete den jüngern Wipert; als er gestorben
war, nahm sie Markgraf Thieppold von Baiern. Der ältere Wipert
heirathete die Mutter jener Mädchen als ihr dritter Mann. Markgraf
Heinrich von Ilburg, der Sohn des Markgrafen Dedo von der Markgräfin
Adhela, welche des Markgrafen Otto von Orlagemunde Witwe war,
ist gestorben, zu seiner Zeit der mächtigste Mann in Sachsen. Er hatte
aber von der Gräfin Gertrud von Bruneswik einen Sohn, den Markgrafen
Heinrich den Jüngern, von dem gesagt wurde, daß er untergeschoben
und in Wahrheit nicht sein Sohn sei. Die Fürsten Sachsens versammeln
sich gegen den Markgrafen Udo und belagern Alesleve, das Vaterland
aber wird von beiden Theilen durch gar großes Brennen verwüstet.
Graf Rotbert von Flandern bat den Kaiser durch seine Boten um Frieden
und erhielt Waffenstillstand, um mit dem Kaiser bei Lüttich zusammenzutreffen,
damit der Streit dort entschieden würde. Am Feste der Apostel Petrus
und Paulus also kam der Kaiser Heinrich
mit einer sehr zahlreichen Versammlung von Fürsten aus
dem ganzen Reiche nach Lüttich und daselbst gewann Rotbert
die Gnade desselben. Des Kaisers Sohn Heinrich
nahm die sehr feste Burg Glizberg ein.
Das Jahr 1118.
Die Fürsten Sachsens belagern die sehr feste Burg
Kusese, welche unter Friderich dem jüngern von Sumersenburg,
dem Sohne des Pfalzgrafen Friderich, stand, weil er die umliegende Gegend
mit Plünderungen und vielen Unbequemlichkeiten belästigte.
Ermüdet durch die große Arbeit der langen Belagerung nehmen
sie es endlich ein. Der Havelberger Bischof Bernhard starb und ihm folgte
Hemmo. Priester Bernhard, ein Einsiedler vom Sankt Michaelsstein, starb
in Christo. Ferner starb Graf Heinrich von Ploceke. Sein Vater
Theoderich, Sohn des Grafen Bernhard und der Irmingardis,
welche aus Baiern war, heirathete Machtild, des Magedaburger
Grafen Konrad Tochter, mit der er zwei Söhne Konrad und
diesen Heinrich und zwei Töchter Irmingardis und Adelheid
zeugte; von diesen heirathete Irmingardis den Markgrafen Udo
und die ganze Erbschaft ihres Großvaters Konrad, des Magedaburger
Grafen, fiel ihr zu. Adelheid nahm der Regensburger Graf
Otto zur Frau. Konrad ist, wie man sagt, als reiner Junggesell
gestorben und sein Bruder Helprich führte die Witwe des Grafen
Theoderich von Katelenburg Namens Adela heim, welche ihm zwei
Söhne gebar, Bernhard und den Markgrafen Konrad, mit
welchem eine Tochter des Herzogs der Polanen verlobt wurde. Sein
Bruder Bernhard nahm eine Frau aus Baiern und beide starben kinderlos.
Ferner starb in diesem Jahre der Magedaburger Graf Heremann, für welchen
Wikbert zum Grafen erwählt wurde. In ganz Europa war große Wassersnoth.
Das Jahr 1130.
[Weihnachten feierte der König mit einem zahlreichen
Gefolge von Fürsten im Zeltlager vor der Stadt Speier. Als die Speierischen
die Ausdauer des Königs sahen, übergaben sie endlich, überdies
vom Hunger und Kampf gezwungen, sich und ihre Stadt dem Könige am
Tage der heiligen unschuldigen Kindlein.] Die Gemahlin des Herzogs Friderich,
welche vom Herzoge zur Ermuthigung der Bürger in der Stadt zurückgelassen
worden war, von Hunger und Blöße schwer geplagt, wird vom Könige
Lothar mit königlichen Geschenken großmüthig
ausgestattet und zieht mit den Ihrigen ab. Der König aber zog mit
den Seinen hinein und feierte gekrönt in der Stadt die Erscheinung
des Herrn. Der Erzbischof von Trier, welcher dem Könige feindselig
gesinnt war, geht ohne zu fragen nach Rom, um der Sache des Königs
bei dem Herrn Papste Abbruch zu thun. Aber nach Gottes wunderbarem Gerichte
wird er auf eben dieser Reise von dem Gegner des Königs, Konrad, dem
er anhing, gefangen genommen, in den Kerker geworfen und stirbt dort in
der Gefangenschaft. [Papst Honorius starb und ihm folgte Innocenz].
Als einige Tage nach seiner Einsetzung verstrichen waren, wird ein gewisser
Petrus oder Anaclet, der Sohn des Petrus Leonis, der
seit langer Zeit das Papstthum erstrebt hatte, von einem Haufen Krieger
zum Papste eingesetzt, indem einige Kardinäle mehr aus Furcht als
freiwillig mitwirkten.
Der König feierte Ostern in Goslar, Pfingsten in
Quidelingeburg, woselbst einige unter sich entzweite Fürsten sich
vertragen. Der König empfing die Unterwerfung der sehr stark befestigten
Stadt Nurenberg, welche er im vorigen Jahre belagert hatte.
Bischof Bertold von Hildinisheim starb und für ihn
wird Bernhard, ein Kanonikus selbiger Kirche, eingesetzt. Graf Udo von
Frekenleve, der Sohn des Markgrafen Rodolf, wurde am 15. März
bei Ascherleve von den Leuten des Markgrafen Adalbert erschlagen
und mehrere von seiner Partei wurden gefangen und verwundet. Ebenso wurde
Konrad von Eikstide nebst vielen Anderen zu Halle von den Bürgern
derselben Stadt elendiglich erschlagen. Der war ein vornehmer Mann. Nämlich
Graf Esik von Ballenstide heirathete Machtild, die Schwester
der Kaiserin Gisla, und hatte von ihr
den ältern Grafen Adalbert, den Vater Otto's, und eine
Tochter Namens Adelheid, welche ein Edler Thiemmo, genannt von Skropponlo
zur Frau nahm, und sie gebar ihm Esik den Aeltern und dessen Bruder Ekkihard.
Esik der Aeltere zeugte Esik den Jüngern von Burnstide und sein Bruder
Ekkihard zeugte diesen Konrad und Ekkihard von Eikstide. Ferner starb Heinrich
Raspo, der Bruder des Grafen Lodowich von Thüringen, des Königs
Bannerträger, eines frühen Todes, heimlich durchbohrt. Burchard
von Luckenheim, des Königs Freund, Graf der Friesen, wurde auf einem
Friedhofe von den Rittern seines Herrn, des Grafen Herimann von Winzenburg,
weil es dessen Wille war, hinterlistig umzingelt und treulos ermordet.
In nicht geringer Betrübniß des Herzens, sowohl über den
Untergang des Freundes, als auch über das verübte Verbrechen,
belagerte König Liuder Schloß
Winzenburg, verbrannte die Umgegend mit Feuer und gab die Grafschaft desselben
dem obenerwähnten Lodowich
von Thüringen. Auch wurde die Nordmark, welche Heinrich,
Udo's Sohn, gehabt hatte, an Konrad, den Sohn des Grafen
Helperich von Ploceke, übergeben.
Im Monat Oktober wird vom Könige in Wirceburg ein
Concil von sechzehn Bischöfen versammelt, bei welchem der Erzbischof
von Ravenna als Legat des apostolischen Stuhles zugegen war, und hier wird
Gregorius oder Innocentius, welcher bei der Wahl über Petrus Leonis
die Oberhand erhalten, vom König Lothar und
allen daselbst versammelten erwählt und bestätigt.
Das Jahr 1133.
[König Lothar
feierte Weihnachten in Langobardien bei der Ortschaft, die Medicina heißt]
und als nach den Festtagen Konrad von Plozeke im Dienste des Königs
weiterzog, wird er von einem Pfeile durchbohrt und der herrliche
junge Mann starb also, ach! eines zu frühen Todes. Mit diesem war
die Tochter des Herzogs der Polanen verlobt; bevor er jedoch sie
heimführte, ist er wie das Gerücht geht, unbefleckt wie sein
Oheim Konrad aus der Welt gegangen. Seine Leiche ward in die Heimat
gebracht und in Kakelinge bei seinen Eltern der Erde übergeben. [König
Lothar nimmt in Italien die meisten Orte ein, welche ihm widerstanden],
und nachdem er das heilige Osterfest bei Sanct Flavian gefeiert hatte,
[zieht er endlich am 30. April unter großem Jubel in Rom ein] und
wird zu Sanct Johann im Lateran von dem Papste, dem Klerus und den Römern
herrlich empfangen. Also feierte er daselbst Pfingsten und an demselben
heiligen Tage ging er unter Krone zur heiligen Sabina auf dem Berge Aventin.
Nachdem er daselbst nun sechs Wochen ohne Unterbrechung verweilt
hatte, hat er endlich nach Rath und Willen der Fürsten unter Vermittlung
des Erzbischofs Nortbert in der vorgenannten Basilika Konstantins mit seiner
Gemahlin Richeza vom Papste Innocentius
die Kaiserweihe empfangen am 4. Juni, welcher Tag damals der dritte Sonntag
nach dem Feste der Ankunft des heiligen Geistes war.
[Der Bischof Bernhard von Paderbrunn, welcher damals
mit dem Kaiser zugegen war, erlangte von dem eben genannten Papste Innocentius
den Gebrauch des Rationale bei der Feier der Messe an bestimmten
Tagen und bei der Einweihung von Kirchen so wie bei Ertheilung der Weihen
an Geistliche, jedoch nur in seinem eigenen Bisthum, für sich und
seine Nachfolger. Als darauf der König mit den Seinen bei der
Heimkehr an eine Stelle gekommen war, welche wegen der Enge des Passes
Clus, d. h. verschlossen genannt wird - nämlich auf der einen Seite
liegt ein steiler, sehr hoher Berg, auf der andern läuft ein sehr
tiefer Fluß, zwischen ihnen aber gewährt der Weg nur für
vier oder fünf neben einander Gehende Raum - verwehrten die Einwohner
dem Kaiser daselbst den Durchzug. Da griff er mit wunderbarem Erfolge und
Gottes sichtlichem Beistande Schnell diesen Platz an, schlug die Feinde
in die Flucht und zog mit den Seinen hindurch, nahm auch die Burg, welche
auf dem Gipfel jenes hohen Berges liegt, durch plötzlichen Ansturm
ein und führte den Fürsten selbiger Burg,] den Urheber dieser
Auflehnung, [gefangen mit sich fort. Am 26. Juni erschienen um die dritte
Stunde um die Sonne zwei Kreise, ein größerer und ein kleinerer;
der kleinere schien denen, welche sich daselbst befanden, um die Hauptkirche
des bischöflichen Sitzes Paderbrunn zu gehen, der größere
die Stadt zu umgeben. An demselben Tage um die neunte Stunde brannte eben
jene Hauptkirche mit fast der ganzen Stadt ab]. Des Kaisers
Lothar Vetter Florentius, der Sohn des Grafen Florentius
von Holland, wird zu Utrecht von Godefrid und dessen Bruder Herimann
von Kuc erschlagen. [Am 2. August um die sechste Stunde geschah eine Sonnenfinsterniß,
so stark, daß die Sterne am Himmel erschienen. Es folgte große
Veränderlichkeit in der Witterung und viel Regen die ganze Erntezeit
hindurch ].
Nachdem Kaiser Lothar
die Alpen überschritten hatte, feierte er die Geburt der heiligen
Maria in Wirceburg und hielt an seinem Hofe eine ruhmvolle Zusammenkunft
mit den Fürsten verschiedener Gebiete, welche theils durch die Erhabenheit
geistlichen Standes, theils durch Rang in der Welt strahlten. Daselbst
werden die Wahlen der Bischöfe Heinrich von Regensburg und Walter
von Augsburg bestätigt, und weil der Baseler Bischof Heinrich vollständig
vom Papste abgesetzt war, folgte ihm der Abt Adalbero von Nienburg, vorher
Prior des Klosters des heiligen Blasius im Schwarzwalde, nach dem Rathe
des Kaisers durch kanonische Wahl des Klerus und Volkes.
[Der König der Dänen fügte mehreren eingewanderten
Deutschen, welche sein Land bewohnten, Verstümmelungen ihrer Glieder
zu, weshalb der Kaiser eine Heerfahrt gegen ihn beschloß.] In diesem
Jahre am 16. Juni wurde der erste Grund zur Kirche des heiligen Godehard
gelegt von dem ehrwürdigen Hildinisheimer Bischof Bernard.