Begraben: Plock, Kathedrale
Einziger Sohn des Herzogs
Wladyslaw I. Hermann von Polen aus dem Hause der PIASTEN
aus seiner 2. Ehe mit der Judith
von Böhmen, Tochter von Herzog Vratislav II.
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 365
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Boleslaw III. Krzywousty (Schiefmund), Fürst von
Polen
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* 20. August 1085, + 28. Oktober 1138
Begraben: Plock, Kathedrale
Eltern:
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Wladyslaw I. Hermann, Fürst von Polen seit 1081/82
(+ 4. Juni 1102) und Judith, PREMYSLIDIN (+ 24./25. Dezember 1086)
Stiefbruder:
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Zbigniew (* vor 1081, + 1112) aus der 1. Ehe Wladyslaws
(mit einer unbekannten Polin, + nach 1081/82), die von der Kirche zum Konkubinat
erklärt, um die Trauung Wladyslaws mit der Judith (1180/81) zu ermöglichen
3 Stiefschwestern aus der 3. Ehe Wladyslaws (seit 1087/88)
mit Judith, Tochter HEINRICHS III., Witwe König Salomons von Ungarn
1. oo 16. November 1102 Zbyslava, Tochter des Großfürsten Svjatopolk II. von Kiev
2. oo um 1115 Salome (+ 27. Juli 1144), Tochter des Grafen Heinrich von Berg
Kinder:
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von 1.:
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Wladyslaw II., der Vertriebene (* 1105, + 30. Mai 1159)
von 2.:
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Richeza (Ryksa; * 1116/17, + nach 1155)
Boleslaw IV. Kraushaar (* 1125, + 3. April 1173)
Mieszko III. der Alte (* 1126/27, + 13. März 1202)
Henryk (* 1127/31, + 18. Oktober 1166)
Kasimir II. der Gerechte (* 1138, + 5. Mai 1194)
sowie 7 Töchter
Seitdem Zbigniew
mit Unterstützung des Adels und des Episkopats 1093 zum legitimen
Nachfolger erkoren worden war, wuchs während der anhaltenden Kämpfe
Wladyslaws Herman und seines Palatins
Sieciech mit den beiden Prinzen und der Adelsopposition das Ansehen Boleslaws,
der nach dem Tode des Vaters aber nur drei Provinzen (Breslau,
Krakau und Sandomir),
das heißt etwa ein Drittel des PIASTEN-Staates,
erhielt, während Zbigniew aufgrund
seiner Herrschaft über den Rest der Gebiete die Oberhoheit beanspruchte.
Boleslaws
Raubzüge
nach Pommern (1102-06) verschafften ihm Beliebtheit bei der Ritterschaft,
der die friedfertige Politik Zbigniews
nicht gefiel. Es gelang ihm, mit ruthenischer und ungarischer Hilfe, den
Stiefbruder aus seinem Anteil zu vertreiben und ganz Polen allein zu beherrschen
(1107/08). Als Boleslaw aber in Böhmen
1108 einfiel, um seinem Verbündeten, König
Koloman von Ungarn, zu helfen, der gegen ein deutsch-böhmisches
Heer kämpfte, fand Zbigniew die
Unterstützung des deutschen Königs Heinrich
V. und des Herzogs Svatopluk von Böhmen, deren
Einfall in Schlesien 1109 jedoch mißglückte. Um aber weitere
kriegerische Auseinandersetzungen mit dem Reich zu vermeiden, erklärte
sich Boleslaw zur Zahlung eines Tributs
von 500 Mark Silber jährlich an König
Heinrich und zum Abschluß einer ungleichen Allianz (amicicia)
mit ihm (1109/10) bereit. Gleichzeitig aber nutzte Boleslaw
die nach der Ermordung
Svatopluks (21. Sept. 1109) im Böhmen
ausgebrochenen Thronkämpfe aus, um den Herzog von Böhmen 1110/11
zum Verzicht auf den Tribut zu zwingen, den dieser vom polnischen Herrscher
seit dem Vertrag von 1054 jährlich erhob. Als Zbigniew
zu diesem Zeitpunkt (1111/12) zurückkehrte, verlieh Boleslaw
ihm einige Burgen als Apanage, ließ aber bereits 1112 den Stiefbruder
blenden. Die allgemeine Empörung, die sich nach dem baldigen Tod Zbigniews
erhob, versuchte Boleslaw, durch Pilgerfahrten
zur Sühnung seiner Tat zu mildern. Ostern 1113 wurde er dann in Gnesen
wieder in die Kirche aufgenommen, was ihm die Machtausübung von neuem
ermöglichte. Die friedlichen Beziehungen Boleslaws
mit
Böhmen und dem Reich erleichterten ihm die Eroberung Pommerellens
1113-16 und des lutizischen Lebuser Landes zwischen Oder und Spree 1115/19
sowie die Unterwerfung Pommerns 1121/22, dessen Herrscher, Wartislaw I.,
die polnische Hoheit anerkennen und sich zu Tribut, Heerfahrt und Christianisierung
seines Landes verpflichten mußte. Dank der guten Beziehungen Boleslaws
zum
Papsttum wurden die Bistümer in Kruschwitz (Kruszwica) bzw. in Wloclawek
sowie in Lebus (polnisch Lubusz) schon 1124 gegründet, denen die dem
polnischen Staate neu einverleibten Gebiete durch den Kardinallegaten Aegidius
von Tusculum zugewiesen wurden. Die Missionsreise 1124-25 des von Boleslaw
dazu
berufenen Bischofs
Otto von Bamberg nach Pommern war erfolgreich. Infolgedessen wurde
1124/25 die Gründung eines pommerschen, zur polnischen Kirchenprovinz
gehörenden Bistums geplant und Adalbert (14. A.), der Hofkaplan Boleslaws,
zum Bischof von Pommern designiert. Päpstliches Wohlwollen für
die Missionsunternehmungen und die guten Verbindungen Boleslaws
zu den Babenbergern und Staufern
(wie es die Vermählung 1124/25 des ältesten Sohns Boleslaws,
Wladyslaw,
mit Agnes,
der Tochter Markgraf Leopolds III. von Österreich bewies) ließen
auf baldige Verwirklichung dieses Vorhabens hoffen, welches jedoch bis
1140 an sächsisch-polnischen Gegensätzen scheiterte, weil Polen
wie Sachsen die slavischen Länder westlich der Oder als ihre Machtsphäre
betrachteten. Zu einer Verschärfung der Spannungen mußte es
kommen, als Boleslaw
nach dem Tode
des Kaisers Heinrich V. (1125) aufhörte,
den Tribut zu zahlen, den er wahrscheinlich als persönliche Verpflichtung
gegen Heinrich
betrachtete.
Zur Verwirklichung seiner pommerschen Interessen gehörten
die Vermählung seiner Tochter Richeza
mit König Magnus von Schweden
(1129/30), Thronfolger in Dänemark, das gerade damals seinen
Druck auf Rügen, Usedom und Wollin verstärkte, sowie die Verheiratung
einer anderen Tochter mit Konrad
von Plötzkau (1131/32), der 1130 mit der sächsischen
Nordmark belehnt wurde. Als aber nach dem Ausbruch des Schismas durch die
Doppelwahl von 1130 Boleslaw
und die
polnische Kirche unter dem Einfluß des Kardinals Aegidius von Tusculum
auf die Seite Papst
Anaklets II. getreten waren, erneuerte Norbert von Xanten, Erzbischof
von Magdeburg, geschickt die alten Ansprüche und ließ sich von
Papst Innozenz
II. 1131 das Bistum Posen, 1133 alle polnischen, einschließlich
auch der geplanten Bistümr unterstellen (u. a. »Inter Albiam
et Oderam: Stetin et Lubus, ultra Oderam vero Pomerana...«). Boleslaws
unbedachtsames Eingreifen in die ungarischen Thronstreitigkeiten (1132)
verwickelte Polen in Kriege mit Ungarn und Böhmen, dessen Herrscher
1134 Kaiser
Lothar III. von Supplingenburg als Schiedsrichter wählten.
In dieser Situation war Boleslaw auf
dem Hoftag in Merseburg 1135 genötigt, für Rügen, das er
noch nicht unterworfen hatte, und Pommern die kaiserliche Lehnshoheit anzuerkennen,
den rückständigen Tribut von zwölf Jahren zu bezahlen und
sich zu Friedensschlüssen mit Ungarn und Böhmen zu verpflichten.
Boleslaw
und die polnischen Bischöfe traten auf die Seite Papst
Innozenz II. über, der 1136 die Metropolitanrechte von Gnesen
wiederbestätigte.
Boleslaws Nachfolgeordnung,
welche die staatliche Einheit sichern sollte, wobei der jeweilige Senior
mit Sitz in Krakau den Prinzipat, die Oberhoheit über alle übrigen
Mitglieder des Piasten-Hauses,
ausüben sollte, erwies sich schon bald nach Boleslaws
Tod
als unwirksam und leitete die bis 1320 währende Periode der Teilfürstentümer
ein.
S. Trawkowski
XII. 293 BOLISLAV III., Herzog von Polen 1102,
König
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* 1086, + 1138 28.X.
Gemahlinnen:
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a) 1103
SBISLAVA, Tochter des Großfürsten Svatopolk
II. von Kiew
+ nach 1109, vor
1112
b) 1113
SALOME, Tochter des Grafen Heinrich von Berg-Schelklingen
+ 1144
BOLESLAW III. "SCHIEFMUND"
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* um 1086, + 1138
Boleslaw III. Schiefmund war zunächst im Besitz von Sieradz und Sendomir, folgte 1102 mit dem Halbbruder Zbiegniew und verdrängte ihn 1106, von Ungarn und der Kirche unterstützt. 1109 schlug er Kaiser HEINRICH V. zurück, der seinen Schützling Zbiegniew restituieren wollte. Er war martialisch, kraftvoll, brutal und hitzköpfig und war seit 1116 der letzte polnische Gesamt-Herzog. Er half 1108 Ungarn gegen den deutschen König, schloß 1111 einen 20-jährigen Frieden mit Böhmen und erreichte 1137 im sogenanten "Pfingstfrieden" das Ende der Schlesientribute und den Gewinn von Kosel/Ratibor. Durch ihn wurde das politische Schwergewicht Polens endgültig nach Kleinpolen-Krakau verlagert. Er eroberte ganz Pommern, förderte die Missionierung des Bischofs Otto von Bamberg, hielt die Ostgrenze gegen Kiew, wurde 1135 auf dem Reichstag von Merseburg für Pommern deutscher Vasall und griff oftmals in ungarische und russische Thronkriege ein. Er legte das verhängnisvolle Senioratsprinzip fest und begründete damit den Zerfall Polens für Jahrhunderte. Vor seinem Tode teilte er das Reich unter seine Söhne.
1. oo 1130
SBISLAWA
VON KIEW
+ um 1112
Tochter des Großfürsten Jaropolk II.
2. oo 1115
SALOME
VON BERG
+ 1144
Tochter des Grafen Heinrich I. von Berg-Schelklingen
(Insgesamt 16 Kinder)
1115
2. oo Salome von Berg-Schelklingen, Tochter des
Grafen Heinrich I.
vor 1101-27.7.1144
Kinder:
1. Ehe
Tochter
um 1110-
1124
oo Wsewolod I. Fürst von Murom
-
Wladyslaw II. der Vertriebene
1105-30.5.1159
2. Ehe
Adelheid
1114- vor 1132
1128/29
oo Adalbert II. Markgraf von Österreich
um 1107-9.11.1137
Dobronega
- nach 1181
oo Dietrich II. Markgraf der Lausitz
27.2.1142-9.2.1185
Richeza
12.4.1116- nach 1155
1129/30
1. oo Magnus König von Dänemark
- 1134
2. oo Wladimir III. Fürst von Nowgorod
-
3. oo Swerker I. König von Schweden
- 1156
Pribislawa
- nach
1156
oo Ratibor I. Herzog von Pommern
-7.5.1156
Sofie
um 1120-10.10.1136
Judith
um 1132- um 1174
1147
oo Otto I. Markgraf von Brandenburg
-7.3.1184
Kasimir
1122-19.10.1131
Agnes
1137- nach 1181
oo Mstislaw II. Fürst von Kiew
-13.8.1172
Gertrud Nonne in Zwiefalten
1123-7.5.1160
Boleslaw IV. Kraushaar Herzog von Masowien-Kujawien
um 1125-3.11.1173
Mieszko III. der Alte Herzog von Großpolen
1126/27-13.3.1202
Heinrich Herzog von Sendomir und Teilen von Kleinpolen
um 1132-18.10.1166
Kasimir II. der Gerechte Herzog von Kleinpolen
1138-5.5.1194
Literatur:
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in Köln 1991 aus Anlaß des 1000. Todesjahres der Kaiserin Theophanu.Hg.
Odoilo Engels und Peter Schreiber, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993
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Zürich - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln
zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-,
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