Begraben: Rom, Lateran-Basilika
Sohn des N.N.
eigentlich Raniero di Bieda
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 1752
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Paschalis II., Papst seit 14. August 1099 (Weihe)
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+ 21. Januar 1118
Rom, Engelsburg
eigentlich Rainerius
Begraben: Rom, Lateran-Basilika
Aus Bieda (Romagna), Mönch eines unbekannten Klosters (Abruzzen [?]; nicht Cluny); unter Gregor VII. Abt von S. Lorenzo fuori le mura, nach 1078 Kardinalpriester von S. Clemente; am 12. März 1088 Vertreter des Ordo der Kardinalpriester bei der Wahl Urbans II.; 1089-1090 Legat in Frankreich und Spanien. Während seines Pontifikats fand das päpstliche Schisma durch den Tod Wiberts von Ravenna (Clemens III.) ein Ende, und die Gegen-Päpste Theoderich (1100), Albert (1102) und Silvester (IV.) (1105) wurden ausgeschaltet. Bis 1116 fand Paschalis II. Rückhalt in Rom und im Patrimonium Petri, insbesondere gestützt auf die PIERLEONI. Der sogenannte Investiturstreit mit England (1105/07; Konkordat von Westminster) und Frankreich (1107) wurde beigelegt, während Verhandlungen mit König HEINRICH V. 1111/12 scheiterten, jedoch das Wormser Konkordat (1122) vorbereiteten. Die 1111 vorgeschlagene Teilrückgabe von Regalien, noch unbeeinflußt vom späteren Armutsideal, führte zur Gefangennahme Paschalis II. durch HEINRICH V. und indirekt zu einer schweren innerkirchlichen Krise mit möglichen Rücktrittsabsichten des Papstes.
Quellen:
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LP II, 296-310 - Jaffe I, 702-772 - MGH Const. I, 134-152,
564-574 - H. Fuhrmann, Zwei Papstbriefe aus der Überlieferung der
Rechtsslg. 'Polycarpus' (Fschr. K. Jordan [= Kieler Hist. Stud. 16], 1972),
737-741.
Literatur:
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LThK VIII, 128f. - J. Fried, Regalienbegriff, DA 29,
1973, 450-528 - F.-J. Schmale, Zu den Konzilien ..., AHC 10, 1978, 279-289
- C. Servatius, P. II, 1979 [ält. Lit.] - U.-R. Blumenthal, Bemerkungen
zum Register ..., QFIAB 66, 1986, 1-19.
Auch er war Mönch aus Cluny und Reformer im Sinne
Gregors
VII. Der Investiturkampf dauerte mit ungeminderter Schärfe fort.
Auf Klemens III. folgten noch drei Gegenpäpste, doch ohne Einflußnahme
seiten
des Kaisers. Nach der Absetzung HEINRICHS IV.
durch
seinen Sohn HEINRICH V. und nach seinem
Tode wandte HEINRICH V. sich gegen
Rom und beharrte auf der Investitur, auf die er jedoch auf einer Synode
von Sutri verzichtete, doch nur, weil der Papst ihm in der Frage der sogenannten
Regalien, das heißt dem im Besitz der deutschen Kirche sich befindenden
Reichsgut, Zugeständnisse machte. Es kam darauf zu Unruhen gegen den
Papst und zu erneuten Zusammenstößen mit
HEINRICH V., der erneut alle Investiturrechte verlangte, den
Papst samt den Kardinälen gefangennahm und sie erst wieder freiließ,
als der Papst im Vertrag von Ponte Mammolo zu dem Kompromiß sich
herbeiließ, die Investitur ohne Simonie und nach kanonischen Regeln
zuzulassen. Daraufhin vollzog er die Kaiserkrönung. HEINRICH
V. zog jedoch seine Genehmigung bald wieder zurück, und
der Papst mußte die Flucht nach Benevent ergreifen.
Der Papst verbot die grauenhaften Gottesurteile. In seinen
Pontifikat fällt die Neugründung des Zisterzienserordens durch
Bernhard von Clairvaux. In unverständlicher Weise beeinflußbar,
stand der Papst vor allem Byzanz und der Situation nach dem 1. Kreuzzug
in folgenschwerer Verständnislosigkeit gegenüber. Er ließ
einen "heiligen" Krieg gegen Byzanz predigen, womit er der Ostpolitik der
Normannen entgegenkam, deren Ziel nach wie vor die Vernichtung der byzantinischen
Macht war. Zu dieser mehr als verhängnisvollen Umorientierung im Sinne
eines "bedenkenlosen westlichen Imperialismus", wie der autoritative Kreuzzugshistoriker
Steven Runciman sagt, war der Papst durch Fürst Bohemund von Antiochia,
den Sohn Robert Guiscards, bestimmt worden. Er wurde sich keinen Augenblick
darüber klar, daß das Abendland sich - stets vom verfehlten
Kreuzzugsgedanken her gesehen - immer enger mit Byzanz gegen den Islam
hätte verbinden müssen.
Literatur:
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Cawthorne Nigel: Das Sexleben der Päpste.
Die Skandalchronik des Vatikans. Benedikt Taschen Verlag 1999 Seite 68,103
- Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung
zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995
Seite 28,42,43,56,123 - Golinello, Paolo: Mathilde und der Gang
nach Canossa, Artemis und Winkler Düsseldorf 1998 Seite 273-275,277,280,282,286,290,292,294
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