Sohn des N.N.
eigentlich Cencio Savelli
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 120
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Honorius III., Papst seit 18. Juli 1216
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* vor 1160, + 18. März 1227
Rom
eigentlich Cencio Savelli
Wahl in Perugia; Weihe: 24. Juli; Inthronisation: 4. September im Lateran
Stammte aus römischen Adelsgeschlecht, seit 1188 Kämmerer und als solcher Verfasser des "Liber censunum", seit 1193 Kardinal. Im Mittelpunkt seines Pontifikats stand die Realisierung des von seinem Vorgänger Innozenz III. initiierten Kreuzzugs, der 1217 begann, aber nach einigen Erfolgen durch das herrische Auftreten des päpstlichen Legaten Pelagius im August 1221 in der Katastrophe von Mansura endete. Honorius III. gab der Nichtbeteiligung FRIEDRICHS II. die Hauptschuld an dieser Niederlage. Erst 1225 verpflichtet sich FRIEDRICH (Vertrag von San Germano), die Kreuzfahrt bis August 1227 anzutreten. Bereits anläßlich der Kaiserkrönung durch Honorius III. am 22. November 1220 hatte FRIEDRICH II. die staatsrechtliche Anerkennung des Königreiches Sizilien vom Reich bestätigt, während der Papst die augenblickliche Personalunion beider Reiche anerkannt hatte. Neben der Auseinandersetzung um die "unio imperii ad regnum" kam es auch um den Kirchenstaat zum Streit. Honorius' III. Versuche, zwischen England und Frankreich zu vermitteln (Frieden von Kingston-on Thames, 12. September 1217), blieben ohne dauerhaften Erfolg; der Albigenserkreuzzug stagnierte nach dem Tode Simons von Montfort. Zukunftsweisend war die Approbation der neuen Bettelorden (Dominikaner, Franziskaner, Karmeliter). Honorius III. förderte Universitäten und deren Studienordnungen; die während seines Pontifikats ergangenen Dekretalen wurden in der "Compilatio quinta" gesammelt.
Quellen und Literatur:
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ThK V, 476f. - TRE XV, 568-571 - Potthast, I, 468-679
- MGH Epp. Saec. XIII, I, 1883, 1-260 - H. Hageneder, H. III. und Leopold
VI. v. Österreich i. J. 1219 (Fschr. Fr. Hausmann, hg. R. Härtel,
1987), 399-403.
Als Kardinal war der Papst Autor einer Wirtschaftsgeschichte
des Kirchenstaates unter dem Titel Liber censuum Romanae ecclesiae, in
der er auch die beiden ordines der Kaiserkrönung aufgenommen hat.
Die Wahl war die erste, die in Form eines eigentlichen
Konklaves erfolgt ist, das heißt Einschließung der Kardinäle.
Die Schwerpunkte des Pontifikates waren Kreuzzug, FRIEDRICH
II., Byzanz und die neuen Orden der Dominikaner, Franziskaner
und Karmeliter, die nun bestätigt wurden. Nach dem Tode des kinderlosen
Kaisers
Heinrich von Byzanz wurde Peter de
Courtenay, ein Enkel Ludwigs VI. von
Frankreich, gewählt, der Mann der Schwester der beiden
ersten Lateinischen Kaiser von Byzanz, Jolante.
Der Papst krönte das Kaiserpaar, doch nur Jolante
gelangte nach Konstantinopel, während Kaiser
Peter in Albanien in griechische Gefangenschaft geriet und zu
unbekannter Zeit im Kerker gestorben ist; Jolante
wurde Regentin für ihren Sohn und Thronfolger Robert.
Die Bemerkung, die der Papst im Zusammenhang mit Byzanz an Königin
Blanka, die Mutter des Kreuzzugskönigs Ludwigs
IX. des Heiligen, schrieb, "Hier ist gewissermaßen das
neue Frankreich entstanden", sollte später Karl
I. von Anjou, dem Bruder Ludwigs IX.
und ersten Königs von Neapel-Sizilien, nachdem er die letzten STAUFER
ausgerottet
hatte, zur Rechtfertigung für seine Eroberungspläne im Orient
dienen.
FRIEDRICH II. wurde
pausenlos ermahnt, einen Kreuzzug zu unternehmen und ein zuvor gegebenes
Versprechen hierzu einzulösen. Doch der Herrscher, der noch immer
in Deutschland war, hatte andere Pläne, wohl wissend, dass der sanfte
greise Papst kein
Innocenz III. und ihm selber nicht gewachsen war.
Gegen alle früheren Zusicherungen arbeitete er zielbewußt an
der Personalunion seiner sizilianischen Erblande mit dem Imperium. Zunächst
ließ er seinem Sohn HEINRICH
(VII.) zum deutschen König wählen. Dem Papst stellte
er die Wahl, an der er nicht teilnahm, als eigene Überraschung dar.
Die Gunst der zögernden geistlichen Fürsten gewann er durch das
umfassende Privileg der Confoederatio cum principibus ecclesiasticis. Dann
zog er im Triumph nach Rom, wo der Papst ihm und Konstanze
von Aragon die Kaiserkrone aufsetzte. Es war die letzte
mittelalterliche Krönung, die Papst und Kaiser in vollkommenem Frieden
zeigte. Bis zur nächsten Kaiserkrönung durch einen Papst sollten
213 Jahre vergehen, und nur noch dreimal haben Päpste Kaiser gekrönt.
Die Personalunion von Siziien und Imperium war Tatsache,
entgegen allen beruhigenden Worten des Kaisers dem Papst gegenüber.
Seine nächsten Pläne galten der Wiedergewinnung Reichsitaliens,
wogegen der neu entstandene Lombardische Städtebund sich zur Wehr
setzte. Der Kaiser erreichte, das nie fehlende Mittel eines Kreuzzugsversprechens
nutzend, dass der Papst den Städtebund bannte und das Interdikt verhängte.
Wohl war er zum Kreuzzug, zu dem er sich im Vertrag von San Germano formell
verpflichtete, bereit, doch weniger zum Krieg als zur klugen politischen
Festigung seiner Macht im Osten. Er heiratete nach dem Tode Konstanzes
zu diesem Behufe die mittellose Titular-Erbin Jolante/Isabella
von Jerusalem, die Tochter des Titular-Königs und Kreuzfahrers
Johann
von Brienne, und nannte sich König von Jerusalem mit dem
Vorsatz, aus dem Titel eine Realität zu machen. Der Papst war von
der Ehe begeistert.
Einer der fürchterlichsten Kreuzzüge fällt
in den Pontifikat. Er wird in der offiziellen Reihe nicht gezählt.
Sein nomineller Führer war Johann von Brienne,
sein faktischer der Kardinalbischof Pelagius von Albano, päpstlicher
Legat, ein ebenso fühlloser wie arroganter und herrschsüchtiger
Mensch. Der Kreuzzug sollte der Versuch sein, von Ägypten aus Jerusalem
zurückzuerobern - zur gleichen Zeit, als Franz von Assisi von Sultan
el-Kamil, dem Neffen Saladins und
Erben seiner Großmut, herzlich empfangen wurde. Das Kreuzheer eroberte
Damiette, wo Pelagius dazu ermächtigte, sämtliche Kinder zu rauben
und sie gewaltsam zu "Christen" zu machen. Dann wurde, ebenfalls mit dem
Einverständnis des Kardinallegaten, den der Papst einen "zweiten Josua"
nannte und der drei großzügige Angebote el-Kamils
in
beleidigendster Weise ablehnte, vom Christenheer ein höchst gewinnbringender
Sklavenhandel organisiert, dem die Bürgerschaft von Damiette zum Opfer
fiel. Pelagius plante die Ausrottung des Islams und fälschte zu diesem
Zwecke und um die Christenheit aufzuhetzen angebliche arabische "Prophetien".
Die "Rache" el-Kamils bestand darin,
dass er das auf dem Vormarsch nach Kairo doch besiegte Kreuzheer heimkehren
ließ. Die einzige Folge der Untaten von Damiette waren neue Haßausbrüche
des Islams gegen die Christen.
In das vorletzte Jahr des Pontifikates fällt ein
Ereignis, das im Zusammenhang mit Kreuzzug und Zwangsbekehrung zu einer
über Jahrhunderte reichenden Kette von Schrecken und Verhängnissen
führen sollte:
FRIEDRICH II. überließ
mit einer Häufung von Privilegien, die er in der Goldenen Bulle von
Rimini niederlegte, dem Deutschen Orden NO-Europa zur Eroberung und Ausbeutung:
Altpreußen und die baltischen Länder. Die Päpste haben
ungeachtet der Tragödien, denen die Völker dieser Gebiete nunmehr
ausgeliefert waren, den Deutschen Orden ihrerseits mit immer neuen Privilegien
überhäuft.