Sohn des Grafen Guido von Tusculum
eigentlich Johannes, Graf von Tusculum
Lexikon des Mittelalters: Band I Seite 1860
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Benedikt X., Papst vom 5. April 1058-April 1060
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+ nach 1073
Er war zuvor Bischof Johannes (Minicius) von Velletri, nicht identisch mit dem 1057 im Kreis der Reformkardinäle genannten Bischof Benedikt von Vercelli. Benedikt X. wurde sogleich nach dem Tode Stephans IX. von Adelskreisen Roms und der Campagna (unter Führung der TUSKULANER) erhoben, aber von den nach auswärts geflohenen Kardinälen der Reformpartei nicht anerkannt, die im Dezember 1058 in Siena Nikolaus II. wählten und sich mit Hilfe Herzog Gottfrieds II. von Lothringen Anfang 1059 in Rom durchsetzten. Benedikt X., der bereits im Januar 1059 auf einer Synode in Sutri exkommuniziert worden war, konnte erst nach längerer Belagerung in Galeria mit normannischer Unterstützung gefangengenommen werden. Auf der Lateransynode von 1060 endgültig abgesetzt, starb er unter Gregor VII. in einem römischen Kerker.
Quelle:
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LP II, 279,334 - Jaffe I, 556f.
Literatur:
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DBI VII, 366-370 - DHGE VIII, 105f. - HKG III/1, 413-416
- Haller II, 226-240 - Seppelt II, 36-44 - H. Zimmermann, Papstabsetzungen
des MA, 1968, 139-147 - T. Schmidt, Alexander II. (1061-1073) und die röm.
Reformgruppe seiner Zeit, 1977, bes. 72-80.
Dem Grafen
Gregor II. von Tusculum, einem Bruder Benedikts
IX., gelang es, dem Sohne seines Bruders Guido die Papstwürde
zu verschaffen und damit das unheilvolle Geschlecht der TUSCULANER
mit dem 8. Papst des Hauses zum letztenmale dominieren zu lassen. Doch
Hildebrand und Petrus Damiani erreichten mit Hilfe der Kaiserin-Mutter
Agnes und Gottfrieds IV. von Lothringen-Tuszien, den persönlich
integren Papst abzusetzen und eine kanonische Wahl einzuleiten. Das Geschlecht
der Grafen von Tusculum hatte damit ausgespielt. Es setzte sich mit dem
Enkel Gregors II., Pietro
della Colonna, als Haus COLONNA fort, das in der Papstgeschichte
eine große Rolle übernehmen sollte.
Sofort nach dem Tod von Papst Stephan IX. (+ 29. März
1058) setzten die TUSKULANER unter der Führung des Bruders
des verstorbenen Benedikt IX., Gregor von Tusculum, einen
eigenen Papst ein, der von den Römern unterstützt wurde: Es handelte
sich um den Bischof von Velletri, Johannes,
genannt "Mincius" (wörtlich:
"der Dummkopf"),
der den Namen Benedikt X. annahm. Es
war eine kluge Entscheidung, da der neue Papst auch in Reformkreisen Achtung
und Vertrauen genoß. Dennoch konnten die Reformanhänger diese
Wahl nicht anerkennen, da sie unter sehr dubiosen Umständen erfolgt
war: Die TUSCULANER hatten den päpstlichen Schatz geplündert
und damit die unteren Volksschichten bezahlt, die den Papst akklamieren
sollten. Sie hatten außerdem den Papstpalast mit ihren Bewaffneten
besetzt und die Kardinalbischöfe - Petrus Damiani, Hildebrand,
Humbert von Silva Candida - gezwungen, aus Rom zu flüchten, so dass
nur ein einfacher Priester aus Ostia den neuen Papst inthronisierte.
Viele Römer schworen Nikolaus II. Gehorsam,
andere hingen jedoch weiter Benedikt X. an,
der erst im April 1060 von Hildebrand gefangengenommen wurde.
Literatur:
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Golinello, Paolo: Mathilde und der Gang nach Canossa,
Artemis und Winkler Düsseldorf 1998 Seite 124 - Herrmann, Klaus-Jürgen:
Das Tuskulanerpapsttum (1012-1046), Anton Hiersemann Stuttgart 1973 Seite
157 -