Begraben: in Vilich
Jüngste Tochter des Grafen
Megingoz in Geldern und Zutphen und der Gerberga,
Tochter von Pfalzgraf Gottfried
Lexikon des Mittelalters: Band 1 Spalte 147
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Adelheid von Vilich, Heilige (Fest 5. Febr.),
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+ 3. Februar 1008/21
Begraben: in Vilich
Erzogen in St. Ursula zu Köln, 1. Äbtissin des von ihren Eltern Graf Megingoz und Gerberga um 983 gegründeten Kanonissenstifts Vilich, wo sie die Benediktineregel einführte. Als Nachfolgerin ihrer Schwester Bertrada berief Erzbischof Heribert von Köln (999-1021) sie zur Äbtissin von St. Maria im Kapitol zu Köln. In Vilich und Pützchen genießt sie örtliche Verehrung; Bertha, Schwester Wolfhelms von Brauweiler, schrieb 1056/57 ihre Vita (MGH SS 15, 755-763; AnalBoll 2, 1883, 211 f.).
Literatur:
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LThK I, 142 - A. Grotheken, A. v. V., 1937, 1956
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Winfried Glocker: VI 70 Seite 313
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"Die Verwandten der Ottonen"
Adelheid
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* 960/70, + 1008/21 am II 3
1. Äbtissin des Stiftes Vilich, seit (1000 IV 13/V 18) auch Äbtissin des Klosters St. Maria im Kapitol zu Köln
Die einzelnen Angaben zu Adelheid von Vilich
sind von Schlafke, Leben passim, und Wisplinghoff, Frühgeschichte
passim, ermittelt. Der Sterbetag Adelheids
ist in der Vita der Vilicher Aä t. c. 7, SS XV/2 701, genannt.
Allgemein informiert der Artikel von Franz Josef Schmale im Lexikon
des Mittelalters Band 1, Seite 147 Sp. Nr. 5.
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Jakob Schlafke: Seite 77-97
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"Leben und Verehrung der heiligen Adelheid von Vilich"
Adelheids genaues Geburtsdatum wissen
wir nicht. Wir wissen nur, dass sie die 1. Äbtissin des von ihren
Eltern gestifteten, 983 vollendeten und am 18. Januar 987 von Kaiser
OTTO III. in seiner Immunität bestätigten Klosters
Vilich war. Das meist genannte Jahr 970 dürfte wohl der spätestmögliche
Zeitpunkt ihrer Geburt sein, wahrscheinlich liegt er 5 oder 10 Jahre früher.
Adelheid verlebte eine glückliche
Kindheit, vermutlich auf der alten Burg bei Pont an der Niers. Am Beispiel
der Mutter erlebte Adelheid, dass Besitz
mehr Pflichten als Rechte gibt und dass Verfügungsgewalt die Sorge
für alle in sich schließt.
Zur Ausbildung wurde Adelheid den
Schwestern von St. Ursula in Köln anvertraut. Die große Wende
in das Leben der Familie kam aber durch den Tod des Sohnes Gottfried. Als
junger Ritter folgte er mit seinen Mannen 976/77 Kaiser
OTTO II. im Feldzug gegen die Böhmen. Im Kampf traf ihn
ein Pfeil in den Kopf. Die Seinen brachten seinen Leichnam unter vielen
Mühen und Nöten zum ehrenvollen Begräbnis in die Heimat
zurück. Für die Eltern brach eine Welt zusammen. Auf ihren einzigen
Sohn hatten sie die ganze Zukunft gebaut und nun war er tot.
Ihre Mutter sammelte eine Gemeinschaft adliger Jungfrauen, die den
Gottesdienst versehen sollten, erreichte die Freistellung Adelheids
aus dem Kloster der Hl. Ursula in Köln und übertrug ihr die künftige
Leitung. Am 18. Januar 987 nahm König OTTO
III. das Kloster in seinen Schutz.
Adelheid hatte die Ankunft der
Kaiserin Theophanu in Köln aus
der Nähe miterleben dürfen. In ihrer rheinischen Offenheit freute
sie sich ganz besonders über alles Schöne, was durch diese Weitung
des Horizontes auf sie zukam. Wahrscheinlich ist sie selbst durch die Verwandtschaft
mit der Kaiserinmutter Adelheid in
persönliche Verbindung mit Theophanu
gekommen. Sind doch diese beiden Frauen in der Bulle Papst Gregors V. von
24. Mai 996 als Förderinnen des von Adelheid
geleiteten Klosters ausdrücklich erwähnt.
Am 3. Februar, wohl 1015, dem St. Blasiustage, wurde sie nach
dem Abendessen in ihrem Kölner Kloster plötzlich von heftigen
Halsschmerzen befallen. Sie nahm noch an der gesamten Complet teil. Als
die Schmerzen noch quälender wurden, rief sie ihre beständige
Begleiterin Schwester Ida. Doch diese beruhigte sich in der Hoffnung, die
Krankheit sei nicht gefährlich, und suchte das warme Bett wieder auf.
Adelheid aber durchwachte die ganze
Nacht in Todesangst. Als sie es auf ihrem Lager nicht mehr aushalten konnte,
ging sie in die Kapelle und betete die Gebete der Morgenstunden, wo es
ihre schwache Kraft zuließ. Gleich in der Frühe nahm sie an
der Hl. Messe teil und empfing andächtig Leib und Seele unseres Herrn
als Wegzehrung. Dann schickt sie zu Erzbischof Heribert und bat ihn, eilends
zu ihr und den Ihren zu kommen. Es muß ein ergreifender Abschied
gewesen sein, hatte doch das gemeinsame Sorgen und Wirken, besonders in
den schweren Notzeiten, diese beiden Menschen in gegenseitiger Hochachtung
eng verbunden.
Edith Ennen: Seite 78-79
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"Frauen im Mittelalter"
Das gilt zum Beispiel für Adelheid von
Villich, Äbtissin des rechtsrheinisch bei Bonn gelegenen
Stifts. Adelheid hatte mütterlicherseits
karolingische Vorfahren.Ihre Eltern, Graf
Meginoz und Gerberga,
gründeten das Stift Vilich, und beriefen ihre Tochter Adelheid,
Kanonisse in St. Ursula in Köln, als Vorsteherin dorthin. Adelheids
Biographie verdanken wir der Nonne Bertha, sie schrieb kurz nach 156 -
Adelheid starb nach 1009 -, sie konnte noch aus unmittelbarere Klostertradition
schöpfen. Adelheid setzte als
erstes durch, daß ihre Eltern das Stift dem kaiser auftrugen, der
ihm besondere Freiheiten verlieh. Die Form des Stiftes war Adelheid
nicht streng genug. Lange schon trug sie unter dem weißen Gewand
der Stiftsdame das rauhe Wollkleid, bis sie nach dem Tod der Mutter ihre
Schwester und die Priorinnen aus St. Maria im Kapitol in Köln holte
ud sich ihrer Leitung unterwarf, um die klösterlichen Gewohnheiten
zu lernen. Es tat ihr weh, daß nicht alle Mitschwestern mit diesem
Weg einverstanden waren. Sie mußte dann um 1000 auch die Leitung
von Maria im Kapitol übernehmen, eine große Belastung. Was Adelheid
so liebenswert macht, sind die Äußerungen mütterlicher
Fürsorge, die Bertha berichtet: wie Adelheid
des Nachts nach der Matutin die jungen Klosterschülerinnen
besucht und ihre kalten Füße warm reibt, selbst die kranken
Schwestern pflegt, bei der großen Hungersnot nicht die übliche
Einheitssuppe kochen läßt, sondern die Speisen den von Hunger
Geschwächten anpaßt, wie sei für die kleinen Schülerinnen,
die ihre lateinische Grammatik gut gelernt haben, eine süße
Belohnung aus der Tasche zaubert.
Literatur:
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Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen.
Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10.
und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 51,58,66,68,70,139,146
- Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994,
Seite 78-79,114,236 - Schlafke, Jakob: Leben und Verehrung der heiligen
Adelheid von Villich, in: Höroldt, Dietrich (Hg.): 1000 Jahre Stift
Villich 978-1978, Beiträge zu Geschichte und Gegenwart von Stift und
Ort Villich, Bonn 1978, Seite 77-97 - Groeteken, Albert: Die heilige Adelheid
von Villingen und ihre Familie, Josefs-Druckerei Bigge-Ruhr 1956 -