Arnulfs Vater war Markgraf Liutpold,
der
an der Spitze des bayerischen Herzogshauses der LUITPOLDINGER
gesehen
wird und am 4. Juli 907 in der Schlacht bei
Preßburg fiel. In einigen
ihrer Urkunden bezeichneten Kaiser ARNULF VON
KÄRNTEN und König Ludwig
das Kind Arnulfs
Vater Liutpold als ihren Verwandten.
Vermutlich wurde die verwandtschaftliche Verbindung durch Liutpolds
Tante Liutswind
vermittelt. Diese - nach dem zeitgenössischen
Urteil eine hochedle Frau - hatte in einem nichtehelichen
Verhältnis
zu König
Karlmann von Bayern und Italien
gestanden. Daraus war der spätere Kaiser
ARNULF, geboren um 850, hervorgegangen. Entsprechend
der hochadligen
Herkunft und Stellung Liutwinds sind ihr Vater oder Bruder oder
andere Anverwandte zu den bayerischen Adligen zu rechnen, welchen die KAROLINGER-Könige
Ämter verliehen hatten. Sicher waren sie Grafen. Arnulfs Mutter
war Kunigunde, eine Schwester
der
schwäbischen Grafen Erchanger und Berthold,
die
dem Adels-Geschlecht der ALAHOLFINGER
zugerechnet werden und politische
Spitzenpositionen in Schwaben einnahmen. Aus der Ehe ging außer Arnulf
noch
ein jüngerer Sohn, Berthold, hervor. Weiter lassen sich
die
Herkunft und verwandtschaftlichen Beziehungen Arnulfs und
der
LIUTPOLDINGER
nicht verfolgen. Augenscheinlich gehörten sie in die den KAROLINGERN
verbundenen, von ihnen mit Ämtern versehenen und in
überregionalen
Beziehungen stehenden Adelskreis Bayerns.
Liutpold, von dem das neue bayerische
Herzogshaus
seinen Ausgang nahm, ist in den Quellen zuerst 895 faßbar. Sein
Aufstieg
ging einher mit dem Sturz der Grafen
Ruodbert von Karantanien und Engelschalk
in Ober-Pannonien 893 sowie 895 Engildeos, Markgraf der Bayern und
mächtigster
Mann nach dem König im bayerischen Stammesgebiet. Liutpold
zeigt sich 895 und danach im Besitz ihrer Ämter, jetzt Markgraf
der Bayern und Graf in den östlichen Teilen, genannt Karantanien,
in Ober-Pannonien, auch Graf im Nord- und im Donaugau.
Das
bedeutet eine Ämterhäufung, eine Machtkonzentration in
Bayern,
die praktische Ausschaltung konkurrierender Adelshäuser. Im
Einvernehmen
mit dem Kaiser vereinte Liutpold die Herrschaft über das
Stammland,
die Ostmarken und den bayerischen Nordgau. Der tatsächlichen
Machtbefugnis
nach nahm er eine herzogliche Stellung ein. Als nach dem Tode Kaiser
ARNULFS Ludwig das Kind 900 in Forchheim zum König
gewählt
wurde, dürfte Liutpold zu den Königswählern
gehört
haben. Er erschien im Regentschaftsrat für das
königliche
Kind. Der Überlieferung nach griff er seit 903 vom Nordgau nach
Ost-Franken
aus. Das führte in eine Konkurrenz, in eine Gegnerschaft zu den mainfränkischen
BABENBERGERN.
Durch diese Konstellation kam es zu einer übereinstimmenden
Interessenlage
und Verbindung mit den rheinfränkischen
KONRADINERN.
Die Konkurrenz mit den BABENBERGERN
um die Hegemonie
in Franken führte von 902 bis 906 zu schweren Kämpfen. Markgraf
Liutpold beteiligte sich 906 am Feldzug der KONRADINER
mit dem König gegen Adalbert
von Babenberg. Dieser unterlag
und wurde hingerichtet. Die
KONRADINER
hatten ihren Führungsanspruch in Franken endlich durchgesetzt.
Jedoch
räumten sie dem in Bayern dominierenden Markgrafen Liutpold
eine bedeutende Einflußsphäre in Ost-Franken ein. Das Jahr
906
bildete damit eine Zäsur. König Ludwig
das Kind ist seitdem nicht mehr in Bayern nachzuweisen.
Bayerische
Große erschienen von nun an kaum noch am Königshof. Liutpold
konnte uneingeschränkt eine vizekönigliche
Stellung in Bayern
einnehmen, in Konkordanz mit den rheinfränkischen
KONRADINERN
und dem von diesen bestimmten Königshof.
Betrieb Markgraf Liutpold einerseits eine
Machtkumulation
bis hin zur politischen Führung in Bayern, so stellte er sich
andererseits
der Aufgabe der Ungarnabwehr. Die Ungarn waren seit dem Ende des 9.
Jahrhunderts
im Besitz der Theißebene und unternahmen fortan unaufhörlich
Beute- und Raubzüge in die Räume des
Großmährischen
und des alten KAROLINGER-Reiches.
Liutpold trat ihnen entgegen. Ungarische Scharen erlitten 900 bei
Linz,
901 an der Fischa eine Niederlage. Auch 903 kam es zum Kampf zwischen
Bayern
und Ungarn. Nachdem diese 905/06 das Großmährische Reich
zerschagen
hatten, entschloß sich der Markgraf der Bayern zum
Gegenangriff.
Er stieß gegen die Ungarn vor. Am 4. Juli 907 kam es bei
Preßburg
zur Schlacht, in der die Ungarn das bayerische Heer vernichteten. Als
dessen
Führer fand Markgraf Liutpold den Schlachtentod.