Ökumenisches Heiligenlexikon
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Elisabeth von Thüringen (von Ungarn)
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Gedenktag katholisch: 17. November
gebotener Gedenktag
in Deutschland: 19. November
Gedenktag evangelisch: 19. November
Gedenktag anglikanisch: 19. November
Name bedeutet: Gott ist Fülle (hebr.)
Landgräfin
* 1207 in Sárospatak in Nordungarn (?)
+ 17. November 1231 in Marburg

Elisabeth war die Tochter von König Andreas II. von Ungarn und Gertrud von Kärnten-Andechs-Meran. Im Geburtsjahr von Elisabeth fand der berühmte Sängerkrieg auf der Wartburg bei Eisenach statt; Dichtung und Legende erzählen von der Anwesenheit des zauberkundigen Klingsor aus Ungarn und seinem prophetischen Hinweis auf die Königstochter Elisabeth.

Als Vierjährige wurde Elisabeth - unter Einfluss der politischen Interessen des Papstes Innozenz
III. - mit dem damals elf Jahre alten Thüringer Landgrafensohn Hermann verlobt und zur Erziehung in deutscher Umgebung und durch ihre Schwiegermutter Sophie nach Thüringen geschickt. Als Als Vorbild dient dabei Hedwig von Schlesien, die Schwester ihrer Mutter. Doch Hermann starb 1216, ein Jahr darauf auch sein Vater, als Herrscher stand nun der jüngere Ludwig an, der, nachdem er volljährig geworden war, 1218 als Ludwig IV. Landgraf wurde. Elisabeth, die am Hofe durch Frömmigkeit, Schönheit und Sittsamkeit aufgefallen war, aber nun ohne Gemahl dastand, sollte
nach Ungarn zurückgeschickt werden; aber inzwischen hatte sich Ludwig in sie verliebt, 1221 -
Elisabeth war 14 Jahre alt - wurde die Hochzeit gefeiert.

Es kam zu einer glücklichen Ehe, aus der schnell drei Kinder hervorgingen. Als 1225 die ersten Franziskaner nach Eisenach kamen, übte deren Ideal befreiender Besitzlosigkeit großen Einfluss auf Elisabeth aus. Sie kümmerte sich um Bedürftige, besuchte Armenviertel; dies wurde trotz der Unterstützung, die Elisabeth von ihrem Mann erhielt, von der Familie mehr als skeptisch betrachtet. Ausführlich berichten die Legenden, wie sie unerschüttert den Verleumdungen und Vorwürfen ihrer Umgebung standhielt. Immer wieder erscheint Wunderbares: Der Aussätzige, den sie zur Pflege in ihr Bett hat legen lassen, wurde aufgedeckt, aber statt Elisabeth zu ertappen wurde das Bild des Gekreuzigten gesehen. Als sie im Hungerjahr 1226 alles verfügbare Korn austeilen ließ und auch Geld aus der Staatskasse zur Hilfe verwandte, wurden heftige Vorwürfe erhoben - da bedeckte sich plötzlich der Boden des Saales mit Korn, und Korn füllte alle Kammern. Als sie bei der festlichen Ankunft des Kaisers Friedrich II. kein Gewand mehr in der Truhe fand, überkleidete sie ein Engel mit Glanz und Schmuck, worauf sie fürstlicher als je im Saal erschien.

Das "Rosenwunder" ist weder in der Lebensbeschreibung noch in den großen Legendensammlungen verzeichnet: Ludwig, von seiner Umgebung gegen Elisabeths angebliche Verschwendung aufgehetzt, trat seiner Frau, die mit einem brotgefüllten Deckelkorb die Burg herab stieg, mit der Frage entgegen: "Was trägst du da?", deckte den Korb auf, sah aber nichts als Rosen. *

Ihr Mann Ludwig trat dem Deutschen Orden bei und empfing von Konrad von Hildesheim das Kreuz, um am 5. Kreuzzug teilzunehmen. Er erkrankte dabei im italienischen Otranto, wurde - schon eingeschifft - in Brindisi wieder an Land gebracht und starb dort 1227 an einer Seuche - die Legende berichtet aber auch von einem verderblichen Trank, den er mit der Kaiserin Jolanthe getrunken habe, denn auch sie starb. Elisabeth war tief traurig: "Mit ihm ist mir die Welt gestorben".

Nach dem Tod ihres Mannes wurde Elisabeth mit ihren drei Kindern von ihrem Schwager Heinrich Raspe von der Wartburg vertrieben mit der Begründung, sie verschwende öffentliche Gelder für Almosen. In Eisenach fand sie keine Unterkunft, habe zunächst in einem Schweinestall gehaust. Bei ihrem Onkel mütterlicherseits, dem Bischof von Bamberg, fand Elisabeth dann mit ihren drei Kindern Aufnahme: er wollte sie wieder vermählen, aber Elisabeth lehnte selbst die Werbung von Kaiser Friedrich ab. Rückkehrende Kreuzfahrer brachten ihr Ring und Gebeine Ludwigs; nach seiner feierlicher Bestattung musste man ihr auf Betreiben von Papst Gregor IX. ihr Witwengut herausgegeben. Legendär ist, dass Gregor, auf Franziskus' ausdrücklichen Wunsch, diesem den
Mantel von den Schultern nahm und ihn Elisabeth zusandte.

1229 zog Elisabeth an den Wohnort ihres Seelenführers und Beichtvaters, des Prämonstratensers Konrad von Marburg. Dieser strenge, asketische Mann wollte "die Heilige zu einer Heiligen zu machen", verfolgte sie mit Bußübungen, geißelte sie schon für kleine Vergehen - Konrad wurde
wegen seiner fanatischen Strenge 1233 erschlagen. Elisabeth lebte aus der Überzeugung, ganz arm sein zu wollen, ging von Tür zu Tür betteln und wollte öffentlich auf allen ihr juristisch zustehenden Reichtum verzichten; Konrad hinderte sie am Verzicht, um das Vermögen zu retten. Mit diesem Witwenvermögen errichtete sie daraufhin 1229 in Marburg ein Spital, benannte es nach Franziskus und arbeitete dort selbst als Pflegerin bis zu ihrem Tod. Sie ließ nun auch ihre Kinder zurück und trat in die von Konrad geleitete Hospitalitergemeinschaft ein - nicht als Tertiarin in den Franziskanerorden, wie oft angenommen.

Im November 1231 wurde Elisabeth krank; es heißt, dass ihre letzten Tage von kindlicher Heiterkeit überstrahlt waren. Wenige Tage vor ihrem Tod hatte sie eine Vision von einem Vogel, der zwischen ihr und der Wand fröhlich sang und sie dazu bewegte, mitzusingen. Sie verschenkte ihre letzten Sachen und soll sogar noch ihre Gefährtinnen getröstet haben. Elisabeth starb mit vierundzwanzig Jahren, aufgezehrt in der Fürsorge für andere, und wurde in ihrem Franziskus-Hospital bestattet.

Bereits vier Jahre nach Elisabeths Tod erfolgte ihre Heiligsprechung durch Papst Gregor IX. Der
Deutsche Orden mit einem Verwaltungssitz in Marburg erweiterte ihr Spital und ließ 1235-1283 die ihr geweihte Kirche als ersten gotischen Bau in Deutschland errichten. 1236 erfogte die Erhebung ihrer Gebeine im Beisein Kaiser Friedrichs II. von Hohenstaufen. Wallfahrten zu ihrem Grab gehörten, durch Wunderheilungen sich ausbreitend, zu den berühmtesten des Mittelalters.
Friedrich Heer nannte Elisabeth "eine der zartesten, innigsten und liebenswertesten" Heiligen des Mittelalters; Alban Stolz schrieb, "dass außer der Mutter Gottes Maria noch keine weibliche Person eine größere, weiter verbreitete Verherrlichung auf Erden gefunden hat als die heilige Elisabeth".

Philipp von Hessen ließ Elisabeths Reliquien 1539 im Zuge der Reformation aus dem Sarg entfernen, um die Verehrung zu beenden; ihr Kopf war aber schon vorher ins Elisabethinnen-Kloster nach Wien gekommen. Auch die Stadt Kosice - etwas nördlich ihres Geburtsortes, heute in der Slowakei gelegen - ist ein Zentrum ihres Kultes.

Bild 1: Elisabeth bei einer Kranken. Glasfenster in der Elisabethen-Kirche in Marburg, um 1240
Bild 2: Elisabeth und Klara von Assisi, Fresko in der Unteren Kirche des Franziskus in Assisi, um 1321
Bild 3: Schrein der Elisabeth in der Elisabethkirche in Marburg

* Elisabeth von Portugal soll die "älteren Rechte" für dieses Wunder haben. Erst eine "gewollte Verwechslung" habe die längst heiliggesprochene Landgräfin um dieses Wunder bereichert.

Attribute: Korb mit Rosen, Korb mit Broten, Schüssel mit Fischen, Bettler
Patronin von Thüringen und Hessen, des Deutschen Ordens, der Caritasvereinigungen; der Witwen und Waisen, Bettler, Kranken, unschuldig Verfolgten, Notleidenden; der Bäcker und  Spitzenklöpplerinnen Bauernregeln: "St. Elisabeth sagt es an, / was der Winter für ein Mann."
"Es kündet St. Elisabeth / was für ein Winter vor uns steht."

Literatur über Elisabeth
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Umfassende Lebensdaten, ausführliche Informationen zum Verfahren der Heiligsprechung und eine umfangreiche Bibliographie, dazu eine große Liste mit links zu Elisabeth-Seiten im Intenet hat Helmut Zenz zusammengetragen.

Eine schöne Internet-Seite hat die Elisabeth-Kirche in Marburg mit Informationen zu Elisabeth, zum Bauwerk und zur Gemeinde heute.

    Biographisch-bibliographisches KirchenLexikon Catholic Encyclopedia