Die Jahre 1106-1112.
Im Jahre des Herrn 1106 starb Kaiser Heinrich der Aeltere zu Lüttich.
Im Jahre des Herrn 1109 starb der Mainzer Erzbischof Ruthard.
Im Jahre des Herrn 1110 unternahm König Heinrich, nachdem er ein großes Heer aus dem ganzen Reiche gesammelt hatte, um die Geburt der heiligen Maria eine Heerfahrt nach Longobardien. Daselbst blieb er auch beinahe ein ganzes Jahr, unterwarf sich diejenigen, welche sich gegen ihn empört, und brachte mit Plündern, Verwüsten und Brennen großes Elend über das Land.
Im Jahre des Herrn 1111 zog der vorgenannte König Heinrich bei demselben Feldzuge und im Kreislaufe desselben Jahres am 12. Februar mit einem Heere, das seine Harnische und Waffen verborgen hielt, in Rom ein und wurde vom Papst Paschalis sowie vom Klerus und Volk mit großer Ehre und Freude empfangen; es war auch eidlich und schriftlich festgesetzt, und von beiden Seiten Geißeln darauf gegeben, daß er an eben diesem Tage als Kaiser gekrönt werden solle unter der Bedingung, daß er behufs Ausrottung der simonistischen Ketzerei, welche kurz vorher zu den Zeiten seines Vaters schlimm fortwuchernd alle Theile des Reiches befleckt hatte, sich künftig auf keine Weise in geistliche und kirchliche Angelegenheiten einmischen, daß nur die königlichen Rechte ihm zugestanden und er sich damit begnügen würde. Aber er selbst, als er in den Tempel der Apostel eintrat, verhärtete sein Herz gegen das, was er kurz vorher versprochen, führte den apostolischen Herrn mit den meisten Cardinälen gefangen hinweg und veranlaßte Menschenmord. Verschiedene Kirchen wurden geplündert, die geheiligten Gewänder und Kreuze hinweggenommen und vieles Andere vollbracht. Endlich nach der nächsten Osterfeier, am 9. April, machte ihn der Papst, er mochte wollen oder nicht, mit Außerachtlassung des früher Zugesagten und Beschworenen durch Ertheitung seines Segens zum Kaiser.
Im Jahre des Herrn 1112 wurde der Kanzler Adelbert
als Bischof von Mainz eingesetzt. Hermann, der Sohn des Grafen
Ludewig, und Friderich, sein mütterlicher Bruder [5 Friderich
und Hermann waren Söhne der Gräfin Adelheid von Stade,
welche in erster Ehe mit dem Pfalzgrafen Friderich dem Aelteren von Putelendorf,
in zweiter mit Ludewig dem Aelteren Grafen von Thüringen vermählt
war. Als Neffen des nordischen Markgrafen Rudolf von Stade hatten sie sich,
wie es scheint, an der Empörung desselben wider den Kaiser betheiligt
(Giesebr. Kaiserzt. III, 836).], werden in der Burg Thuchure belagert
und ergaben sich am 6. Juni einem gewissen Hoger, werden gefangen weggeführt
und auf Befehl König Heinrichs in's
Gefängniß geworfen. Aber Friderich wird nach zwei Jahren ausgelöst.
Hermann,
nachdem er zwei Jahre und darüber im Gefängnisse zugebracht,
stirbt erbärmlicher Weise am 13. Juli auf der Burg Hammerstein
als Gefangener.
Die Jahre 1113-1118.
1113. Graf Ludewig stellte sich am Tage der Himmelfahrt Mariä in der Stadt Dortmund freiwillig dem Kaiser Heinrich, um dessen Gnade wieder zu erlangen; er behielt ihn einige Zeit im Gefängnisse, bis er die Burg, welche Wartberg genannt wird, in seine Gewalt bekam. Darauf erlaubte er ihm in böser Absicht, wie sich später zeigte, zu gehen. Pfalzgraf Sigefrid, schwer verwundet, starb und Wigbert, von einem gewissen Hoger gefangen, wird dem königlichen Gefängnisse zur Aufbewahrung übergeben.
1114. Kaiser Heinrich feierte die Geburt des Herrn zu Bamberg. Am Tage nach der Erscheinung des Herrn aber feierte er zu Mainz seine Hochzeit, bei der er sich mit der Tochter des Königs der Engländer, Namens Machthilda, verband. Dieser Verbindung wohnten viele Fürsten des Reiches ohne Freude bei und viele derselben entfernten sich auchohne Erlaubniß. Auch Graf Ludewig war gegenwärtig, und obgleich ihm der Kaiser kurz vorher alles Gute versprochen, wurde er bei der Hochzeit selbst in's Gefängniß geworfen.
1115. König Heinrich kämpfte am 10. Febr. mit den Sachsen am Welfesholze und wurde besiegt. Bei Goslar wurde eine große Versammlung von Bischöfen und Fürsten unter Theoderich, Cardinal der heiligen römischen Kirche, veranstaltet. In der Stadt Mainz entläßt der König, von den Bürgern, welche sich mit Arnold, dem Grafen derselben Stadt zusammenschaaren, gezwungen den Mainzer Bischof aus dem Gefängnisse. Theoderich, Cardinal der heiligen römischen Kirche, starb und wird im Münster des heiligen Apostel Petrus zu Köln begraben.
1116. Der König zog nach Italien.
Burchard, Abt zu Erfurt, wurde von Adelbert, dem Mainzer Bischofe, der Abtswürde entsetzt und kam Ripert an seine Stelle. Graf Ludewig wurde am 28. September aus dem königlichen Gefängnisse entlassen, in welchem er schon zwei Jahre und neun Monate eingeschlossen war, indem er daselbst anstatt seiner acht seiner Geißeln zurückließ.
Am 3. Januar 1117 vor Sonnenuntergang ereignete sich ein großes Erdbeben, der Mond, in Blut verwandelt, schien sich zu verfinstern. Gertrud, die Wittwe des Markgrafen Heinrich, starb. In Schwaben ereignete sich etwas Furchtbares; die Erde warf nämlich Blasen wie Häuser auf, die plötzlich barsten und in den Abgrund fielen. Auch erschien die Luft mit Blut gemischt.
Papst Paschalis II. starb 1118, für ihn wurde Gelasius, der auch Johannes heißt, eingesetzt. Dieser wurde bald von den Ketzern vertrieben und kam fliehend mit den Seinigen nach Gallien. Ein großes Concil wurde zu Köln unter dem Cardinal der heiligen römischen Kirche, Cuno, Bischof von Präneste, versammelt. Ebenso ein anderes Concil unter eben demselben zu Fritzlar. Die Sachsen nehmen mit den Bürgern der Stadt Mainz die Burg Oppenheim gewaltsam ein und zerstören sie, und da die Flammen von allen Seiten zusammenschlagen, gehen bei zweitausend Menschen beiderlei Geschlechtes zu Grund. Auch die Burg Cophese, welche den Menschen verhaßt war, wurde durch die große Tapferkeit der Sachsen mit Mühe und nicht ohne den Tod Vieler und die Verwundung Unzähliger von Grund aus zerstört.
Kaiser Heinrich kehrt
aus Italien zurück.
Die Jahre 1123-1125.
1123. Reinhard, Bischof von Halberstadt, starb; für ihn wird Otto eingesetzt. Theoderich, Bischof von Zeitz, wird unvermuthet getödtet; für ihn wird Richwin eingesetzt. Graf Ludewig, welcher Mönch geworden, starb eines seligen Todes. Markgraf Heinrich der Jüngere starb; für ihn stellte der Kaiser zwei Markgrafen auf; einen gewissen Wigbert, der sehr reich war, und den Grafen Hermann von Winzinburg. Aber die sächsischen Grafen Adelbert und Conrad, gestützt auf die Hilfe Herzog Luthars und der übrigen Sachsen, vertreiben dieselben und reißen ihre Burgen und ihre Würden an sich. Als ungefähr um dieselbe Zeit Bischof Adelbert von Mainz von den Leuten, welche die Mark Duderstadt bewohnten, den Fruchtzins forderte und diese heftigen Widerstand leisteten, ereignete es sich, daß einige von ihnen durch die Leute des Bischofs getödtet, andere verstümmelt, nicht wenige aber gefangen fortgeführt wurden. Hierdurch erschreckt und Gleiches für sich befürchtend, kommt das Volk der Thüringer aus allen Theilen seines Landes auf dem Berge Treteburg zusammen. Und schon schickten sie sich an, in die Stadt Erfurt, in welcher sich der Bischof damals gerade aufhielt, mit zwanzigtausend Mann unter Anführung des Grafen Heinrich einzudringen, und würden ihr Vorhaben in der That ausgeführt haben, wenn nicht der Bischof, wie er denn ein mit natürlichem Verstande begabter Mann war, sie durch kluge Vorstellungen davon abgebracht hätte. Burchard, früher Abt zu Erfurt, welcher die Abtswürde verloren, starb zu Lorsch.
1124. Markgraf Wigbert, der auch Mönch war, starb.
1125. Richwin, Bischof von Zeitz, starb; für ihn wird Uto eingesetzt, dessen Amtsführung den besten Anfang hatte. Calixtus II. starb; für ihn wird Honorius eingesetzt.
Heinrich, der vierte
Kaiser dieses Namens und als König der fünfte, starb am 23. Mai.
Zu dieser Zeit war in den drei aufeinander folgenden Nächten vor dem
Tode des Königs eine so ungeheure Kälte, daß in den meisten
Theilen des Reiches das Getreide, der Wein und die Früchte größtentheils
zu Grund
gingen.
Lothar, Herzog von Sachsen, wird zu Mainz zum König erwählt und zu Aachen als König geweiht.
Ein gewisser Otto, welcher die Herrschaft über die Mähren genannte Provinz hatte, ging Lothar mit Bitten an und beklagte sich, daß er des Herzogthums der Böhmen, seines Erbes, ungerechter Weise beraubt worden sei. Der König kündet also Udalrich, dem damaligen Herzog der Böhmen, nachdem dieser die ihm nach dem Rathe der Fürsten gewährte Frist hatte verstreichen lassen, öffentlich den Krieg an.
Rugger, Bischof von Magdeburg, starb; für ihn wird
Norbert eingesetzt.
Das Jahr 1130.
Papst Honorius starb und statt seiner wurden bald darauf infolge von Uneinigkeit zwei Päpste aufgestellt, nämlich Innocenz, der früher auch Gregor, und Anaclet, der auch Peter geheißen; beide zu Rom an einem Tage erwählt. Aber Anaclet, welcher der Mächtigere war, behauptete sich im Besitz der Stadt Rom. Innocenz dagegen kommt fliehend nach Gallien, und nachdem er daselbst von der gesammten Gallicanischen Kirche anerkannt worden, wird er auch von den Bischöfen ganz Deutschlands und von König Lothar als Papst verkündet und bestätigt.
Graf Heinrich, der Bruder Ludewigs, starb.
In der Stadt Halle werden von den Bürgern Cunrat von
Eichstete und Adelbert und Eribo, zwei Brüder mit
ihren Rittern getödtet. König Lothar
aber sammelt ein Heer gegen eben diese Stadt und nachdem Einige verstümmelt,
Andere geblendet, nicht Wenige auf verschiedene Weise gefoltert, Viele
auch da- und dorthin geflohen waren, leisten alle Uebrigen, indem sie eine
unermeßliche Summe Geldes erlegen, zum ungeheueren Schaden ihres
Vermögens würdige Buße für das begangene Verbrechen.
Burchard von Luchenheim, ein sächsischer Graf, wird
auf Anstiften seines Lehensherrn, Hermanns, Landgrafen von Thüringen,
getödtet. Deshalb wird eben dieser Hermann von König
Lothar abgesetzt und Graf Ludewig für ihn aufgestellt,
und bald darauf Winzinburg, die Burg des erwähnten Grafen Hermann,
vom Heere des Königs belagert, gestürmt und eingenommen.
Die Jahre 1140-1146.
1140. Landgraf Ludewig starb am 12. Januar. Herzog Udalrich von Böhmen und Pfalzgraf Willehelm starben. König Cunrad hatte um Mariä Reinigung seinen Hof zu Worms; daselbst erlangte Ludewig, der Sohn des Landgrafen Ludewig, noch ein Knabe, durch die Gunst des Königs und der Fürsten Thüringens, die Herrschaft.
1141. Die Kaiserin Richiza starb.
Adelbert, Erzbischof von Mainz, starb am 17. Juli; ihm folgte Markolf, Propst zu Aschaffenburg.
1142. In Erfurt wurde am 29. August heftig gestritten zwischen den Bürgern und den Rittern des Erzbischofs. Denn Einige wurden getödtet, Viele von beiden Seiten aber verwundet.
In diesem Jahre kehrten auf dem zu Frankfurt am 10. Mai
abgehaltenen königlichen Hoftage der König und die Sachsen, welche
bisher wegen der Ränke Einiger über Vieles uneinig waren, zu
Frieden und Eintracht zurück, und nachdem Alles nach Wunsch geordnet
war, schieden sie sämmtlich vergnügt von einander. Am 9. Mai
wurde nach dem verborgenen Rathschlusse Gottes ein großer Theil der
Stadt Erfurt vom Feuer verzehrt; auch die Münster des heiligen Petrus
und des heiligen Severus und andere
Kirchen der Heiligen wurden ein Raub der Flammen. Markolf,
Erzbischof von Mainz, seligen Angedenkens starb am 11. Juli. Für ihn
wird Heinrich, Propst an der Hauptkirche, eingesetzt.
Rudiger, Abt zu Erfurt, starb; ihm folgte Wernher, ein Mönch desselben Klosters.
1143. Ekeleib, Bischof von Merseburg, starb. Ein langer und schneereicher Winter. Papst Innocenz, auch Gregor genannt, starb; für ihn Celestin, auch Gwido genannt.
1144. Papst Celestin starb; für ihn wird Lucius, auch Gerhard genannt, gesetzt. Markgraf Rudolf wird ermordet. Sigefrid, Graf von Bomeneburg, starb. Eine große Wasserfluth war in Erfurt am 26. Mai.
1145. Papst Lucius starb; für ihn Eugen, auch Bernhard genannt.
1146. König Cunrad
zog mit einem Heere gegen die Polen.
Das Jahr 1160.
Nachdem Papst Adrian am 1. Sept. gestorben
war, wurden durch die Uneinigkeit der Cardinäle und der Römer
zwei Päpste, nämlich Octavian und Ruland, auch
Alexander
genannt, erwählt, eingesetzt und geweiht. Beide wurden daher zum
Reichstage, oder vielmehr zu der Synode, welche auf kaiserlichen Befehl
am 2. Februar abgehalten werden sollte, berufen. Da Ruland, obgleich
des königlichen Willens nicht unkundig, sein Erscheinen verweigerte,
so wurde der erschienene Octavian von den Gegenwärtigen der
Apostolische genannt und als solcher bestätigt. Ebenso wurde auch
Alexander
von den sehr zahlreichen Anhängern seiner Partei zu Anagni, einer
Stadt Apuliens, die apostolische Würde zuerkannt. Erzbischof Arnold
wird von den Mainzern aus der Stadt vertrieben, entweicht nach Thüringen
und kehrt mit einer nicht geringen Anzahl Bewaffneter zurück, gleichsam
um die Stadt mit den Waffen in der Hand einzunehmen und den Vermessenen
die verdienten Strafen aufzuerlegen. Ihn fanden die Bürger, noch ehe
die zahlreichen Bewaffneten seiner Partei sich vereinigt hatten, am 24.
Juni mit Wenigen bei Sanct Jacob, zündeten das Kloster an, tödteten
ihn mit dem Schwerte und nachdem sie ihn bei den Füßen aus der
Kirche gezogen, ließen sie ihn zum unwürdigen und kläglichen
Schauspiel nackt auf der Straße liegen. Udalrich, Bischof von Halberstadt,
weder in gesetzmäßiger Weise angeklagt, noch kanonisch verhört
und abgeurtheilt, wird in seiner Abwesenheit nach dem Belieben des Herzogs
Heinrich von dem Cardinal G. abgesetzt und kommt der Decan Gero an
seine Stelle. Am 25. Juli findet in Erfurt eine Zusammenkunft der Fürsten
und Bischöfe wegen der Angelegenheit des Reiches statt, bei welcher
die Mainzer ob ihres ungeheueren Frevels unter Auslöschung der
Lichter, wie es Brauch war, verflucht und excommunicirt werden. Diese
achteten eine so schwere Verurtheilung ihres Falles gering, oder stellten
sich vielmehr so und wählten sich Rudolf, den Bruder des Herzogs
Berchtold zum Bischof; ihm entgegen stellten Pfalzgraf Cunrad und
Landgraf
Ludewig am 29. October zu Frankfurt Christian, Propst zu Merseburg,
mit Gutheißung nur Weniger auf, gestützt nicht auf die Gegenwart,
sondern auf den Auftrag der Suffraganbischöfe und des apostolischen
Legaten von Trier. Daraus entsteht Streit der Parteien; die Angelegenheiten
gewinnen ein dem Guten und Billigen entgegengesetztes Ansehen, indem
über Kirchliches nach dem Urtheil
der Laien entschieden und der bischöfliche Sitz
durch die Gewaltthaten einiger Mächtigen bestürmt, zerrissen
und zu Grunde gerichtet wird. Sizo, ein Graf aus Thüringen, starb.
Die Jahre 1163-1165.
1163. Der Kaiser kehrt aus Italien zurück und wird von den zahlreich versammelten Fürsten um die Zeit von Mariä Reinigung zu Würzburg empfangen; nach der Osterfeier zog er zum großen Schrecken in Mainz ein, hielt daselbst Hof und befahl, während Furcht die Bürger nach verschiedenen Orten vertrieben hatte, die Umfassungsmauern und alle Befestigungswerke der Stadt von Grund aus zu zerstören. Durch einen ungeheueren und plötzlichen Platzregen entstand am ersten September eine außerordentliche Ueberschwemmung, so daß sehr viele Wohnhäuser und andere Gebäude mit Einwohnern, Vieh und allem Hausrath umgerissen wurden und später viele Menschen gefunden wurden, welche das Wasser ergriffen und fortgeschwemmt. Papst Victor, der auch Octavian hieß, starb; für ihn Paschalis, auch Gwido genannt.
Der Kaiser nimmt Cunrad, den Erwählten für Mainz, und einige Fürsten mit sich und zieht wieder nach Italien.
1164. Der Kaiser kehrt aus Italien zurück. Der Erwählte für Mainz machte eine Pilgerfahrt nach Spanien und unterwarf sich auf dem Rückwege Ruland, auch Alexander genannt, mit einem Eide.
1165. Cunrad, der Erwählte für Mainz,
wird wegen des Eides, mit welchem er sich Ruland unterworfen hatte,
da derselbe sich nicht wankend machen ließ, vom Kaiser des Bisthums
entsetzt. Und ohne Verzug brach das größte Elend über das
Bisthum herein und wurden die Burgen Rustiberg, Horburg,
Amöneburg
und Bingen zerstört und auch die Mauern von Erfurt vom Landgrafen
Ludwig eingerissen. Heinrich, Bischof von Würzburg starb; für
ihn Herold.
Die Jahre 1171-1173.
1171. Christian von Mainz, der eine Gesandtschaft des Kaisers besorgt, kehrte von Constantinopel zurück und brachte Reliquien von Heiligen mit. Johannes, Bischof von Merseburg, starb; ihm folgte Eberhard.
1172. Um Weihnachten wehte ein heftiger Wind, so daß er an vielen Orten die Mauern nicht wenig beschädigte. Bei den Polen entsteht ein Streit mit Herzog Misico, weshalb der Kaiser ein Heer aufbietet und dahin zieht. Als er in Polen einrückte, kam ihm der vorgenannte Misico entgegen, bat um Frieden und erhielt ihn, nachdem er eine nicht unansehnliche Summe Geldes als Strafe erlegt. Als darauf die Fürsten vom Feldzuge zurück waren, starb Lodewig, Landgraf von Thüringen, dessen Sohn Lodewig den Titel und die Herrschaft des Vaters erlangte. Gelphrad, Abt von Erfurt, starb; unter ihm erlitt diese Kirche viel Unglück. Es folgte ihm aber Peregrin, ein Mönch desselben Klosters.
1173. Ladislaus,
König
von Böhmen, verlor seine Herrschaft. Udalrich, welcher unter ebendemselben
viele Jahre in Gefangenschaft zugebracht hatte, übernahm die Regierung.
Das Jahr 1179.
Im Monat August, am neunzehnten Tage nämlich, erleidet in der Nacht der Mond eine Verfinsterung, am Tage aber wurde ein purpurrother Kreis um die Sonne gesehen.
Um diese Zeit entsteht eine schwere Fehde zwischen Heinrich, dem Herzog von Bayern und Sachsen, und einigen anderen Fürsten, insbesondere aber den Bischöfen von Köln und Halberstadt, welche in Kurzem derart überhandnahm, daß der Herzog die Güter der Kölner Kirche so durch Brand wie durch Plünderung nicht wenig schädigte. Aber der Bischof verheerte auch nicht minder die Besitzungen des Herzogs und schonte weder Kirchen noch Klöster, als er, um die erlittene Beleidigung zu rächen, mit gesammelter Schaar in Sachsen eindrang.
Gero, seinerzeit Bischof von Halberstadt, hatte Herzog
Heinrich einige Güter zu Lehen gegeben, welche jetzt Bischof Udalrich
von dem Herzog unter Androhung des Bannes zurückverlangte, indem er
behauptete, daß das, was jener aufgedrungene Bischof zur Zeit der
Kirchenspaltung gethan habe, ungiltig sei. Dieser Streit erhitzte sich
so sehr, daß die Leute des Herzogs sich sammelten und jene im ganzen
Reiche berühmte Burg Halberstadt angriffen und eroberten, die
Hauptkirche mit vielen Häusern, sowohl der Geistlichkeit wie der Laien,
und anderen Kirchen der Heiligen verbrannten. Zuletzt, nachdem sie die
offene Stadt verbrannt, die Burg zerstört, viele getödtet, noch
Mehrere gefangen hatten, führten sie den Bischof Udalrich selbst als
Gefangenen fort und brachten ihn dem Herzog. Ob eines so großen Unglücks
bestürzt lagen die Fürsten dem Kaiser mit häufigen Klagen
über den Herzog, sowohl wegen dieser als anderer Ausschreitungen in
den Ohren. Der Herzog wurde also nach dem Brauche bei Fürsten vorgeladen
und da er nicht kam und auch die Gesandten des Kaisers selbst nicht in
Ehren hielt, fiel er bei der Majestät in Ungnade. Zu eben dieser Zeit
war auch eine nicht unbedeutende Fehde zwischen dem Landgrafen Lodewig
und den Erfurtern, welche es mit Hilfe einiger Grafen wagten, sich gegen
ihn zu empören.
Das Jahr 1180.
Sigefrid, Bischof von Brandenburg, wird vom Kaiser
als Haupt der Kirche von Bremen eingesetzt, wo er schon vor mehreren Jahren
erwählt war. Berchtold aber, dem Erwählten für Bremen, wird
die Bischofswürde an der Kirche zu Metz gegeben. Die Fürsten
belagern mit vereinigtem Heere die herzogliche Burg Haldensleben,
nehmen sie ein und zerstören sie. Der Herzog selbst brachte auch ihnen
nicht gewöhnlichen Schaden; hierauf zündet er auch die königliche
Stadt Nordhausen an, zieht
von hier mit einem Kriegsheere nach Thüringen und
kommt, Vieles zerstörend, vor die königliche Stadt Mühlhausen,
nimmt sie ein und steckt sie in Brand. Als Landgraf Ludewig, welcher
vom Kaiser, seinem Oheim, zum Schutze von Goslar abgesendet war, so schwerwiegende
Botschaft erhielt, kam er eilends herbei, sammelte so viel Mannschaft,
als für den Augenblick möglich war, und beschloß den schon
im Abzug begriffenen Herzog zu verfolgen, und als er ihn an der Grenze
Thüringens traf, verlor er, da das Gefecht ohne Ueberlegung geführt
wurde, viele der Seinen. Daher wurde auch am 14. Mai, nachdem auf beiden
Seiten Viele gefallen waren, Landgraf Lodewig selbst mit seinem
Bruder Hermann und vielen Anderen gefangen fortgeführt. Cristan
von Mainz wird während seines längeren Aufenthalts in Italien
durch die List des Markgrafen von Montferrat getäuscht und gefangen
und lange in engem Gewahrsam gehalten. Udalrich, Bischof von Halberstadt,
so gut es anging, aus dem Gefängnisse des Herzogs erlöst, starb
nicht lange darauf; Theoderich folgte ihm. Auch Hugo, Bischof von Verden
starb; ihm folgte Tammo.
Adolf verlor die Abtei von Hersfeld, welche Sigefrid,
Abt in Naumburg, erlangte. Graf Heinrich, der Bruder des Landgrafen
Lodewig, starb.
Das Jahr 1181.
Der Kaiser feierte die Geburt des Herren zu Erfurt.
Bei seinem Weggehen sagte er den Fürsten des ganzen Reiches bis auf
Pfingsten eine allgemeine Heerfahrt gegen Herzog Heinrich an. Da der Kaiser
demselben, als dem Edelsten seiner Abstammung nach und dem Vornehmsten
unter allen Vornehmen des Reiches durch seinen ehrenvollen Besitz, nach
dem Rathe der Fürsten viele Fristen und mehrere königliche Hoftage
bestimmt hatte, um sich ob seines gegen Reich und Fürsten begangenen
Unrechtes zu verantworten, er aber zu erscheinen sich weigerte, so
wird er in beiden Herzogthümern abgesetzt und aller Lehen und Besitzungen
verlustig erklärt. Das Herzogthum Bayern erhielt Otto, der Pfalzgraf
der Bayern, ein Bruder des Salzburger Bischofs Cunrad,
die pfalzgräfliche Würde aber erhielt sein gleichnamiger Bruder.
Viele Lehen, welche der Herzog gehabt, fielen an die Kirche zurück.
Der Kaiser zieht also, wie er beschlossen, nach Pfingsten umgeben von einer
großen Menge Ritter und Fürsten nach Sachsen, und da sich sogleich
Alles, was dem Herzog gehört, ihm ergiebt, erringt er in kurzer Zeit
und ohne Blutvergießen den Sieg. Durch plötzlich hereinbrechendes
Unheil verliert ein Mann, wie Deutschland keinen größeren hatte,
wider Erwarten getäuscht durch die Unverläßlichkeit
der Seinen, deren Treue er seine Burgen und befestigte Städte anvertraut
hatte, die jeder Einzelne ohne Belagerung, ohne Sturm übergiebt, schnell
seinen unermeßlichen Besitz. Bischof Cristan wird, nachdem er Geißeln
statt seiner gestellt, aus der Gefangenschaft entlassen, um sich durch
viel Geld loszukaufen. Papst Alexander, auch Roland genannt,
starb; ihm folgte Lucius, auch Hubert genannt, Bischof von
Ostia.
Als Herzog Heinrich sich seines ganzen Besitzes sowie
der Hilfe der Seinigen beraubt sah, beugte er sich endlich, zu spät,
vor der königlichen Majestät, entließ den Landgrafen
Lodewig und seinen Bruder Hermann aus der Gefangenschaft und
schickte sie, gleichsam als Vermittler des Friedens, an den Kaiser. Hierauf
verließ der Kaiser Sachsen und sagte gegen das Fest des heiligen
Martin einen allgemeinen Reichstag zu Erfurt an. Dahin kam eben dieser
Heinrich, nachdem er sicheres Geleite erhalten, in Begleitung Wigmanns,
des Bischofs von Magdeburg, und übergab sich der königlichen
Gnade. Hiernach wird durch Urtheil der Fürsten, deren eine zahlreiche
Menge zugegen war, entschieden, daß er das deutsche Reich meiden
solle, bis er vom Kaiser zurückgerufen würde. Als Zeitpunkt seiner
Abreise wird das Fest des heiligen Jacob bestimmt. Eben da wird Hermann,
der Bruder des Landgrafen Lodewig, als Pfalzgraf von Sachsen
eingesetzt, nachdem sein Bruder diese Würde freiwillig niedergelegt
hatte. Das Herzogthum Sachsen hatte nämlich der Kaiser dem Grafen
Bernhard von Anhalt, dem Bruder des Bischofs Sigefrid von Bremen, den jenseits
der Weser gelegenen Theil dieses Herzogthums aber dem Bischof Philipp von
Köln zu Lehen gegeben. Nachdem hierauf ein allgemeiner Landfriede
angesagt war, kehren die Einzelnen vergnügt nach Hause zurück.
Das Jahr 1184.
Der Kaiser feierte Pfingsten mit den Fürsten
des gesammten Reiches sehr glänzend zu Mainz, wo auch zwei seiner
Söhne, nämlich Cunrad, welchen
er zum Herzog von Schwaben gemacht, und Heinrich,
welchem die Regierung des Reiches zugedacht war, durch die ritterlichen
Gelübde verpflichtet wurden. Daselbst war auch der vorgenannte Herzog
Heinrich, dessen sich Cunrad, der
Erzbischof von Mainz, annahm, erlangte aber Nichts von
der kaiserlichen Gnade. Ebenda begab sich durch einen unglücklichen
Zufall ein sehr merkwürdiges Ereigniß. Eine mit ungemeiner Pracht
aus Holz errichtete Capelle, in welcher eben am hohen Pfingstfeste die
heiligen Geheimnisse gefeiert worden waren, stürzte vor Sonnenuntergang
infolge eines plötzlichen Sturmwindes ganz ein und
erschlug Einige vom Volke, welche darin waren. Nach beendeter
Feier schickte der Kaiser seinen Sohn, den König
Heinrich, mit einem Heere nach Polen, Cunrad
aber
den Herzog von Schwaben zugleich mit Philipp von Köln
und vielen Anderen gegen den König von Frankreich. Der Kölner
aber rückte, ohne zu warten bis die Seinigen vollzählig beisammen
waren, auf das Gebiet von Frankreich ein, und mußte nicht ohne Verlust
an Leuten zurückweichen. König Heinrich
kam auf dem Zuge gegen Polen nach Erfurt und fand daselbst Cunrad
von Mainz in heftigem Streit mit dem Landgrafen Lodewig ob des dem
Bisthum zugefügten Schadens. Als er, bemüht den Frieden zwischen
denselben herzustellen, von Vielen umgeben in einer Oberstube zu
Rath saß, brach plötzlich das Gebäude zusammen und Viele
stürzten in die darunter befindliche Abtrittsgrube, deren einige mit
Mühe gerettet wurden, während andere im Morast erstickten. Daselbst
starben: Friderich, Graf von Abinberc, Heinrich, ein Graf aus Thüringen,
Gozmar, ein hessischer Graf, Friderich, Graf von Kirchberg, Burchard von
Wartburg und Andere geringeren Namens am 26. Juli eines kläglichen
Todes.
Der König kam, um, wie er beschlossen, gegen Polen zu ziehen, nach Halle, wo, als man ihn mit dem gebührenden Geleite einholte, plötzlich die Glocken verstummten, da die Stricke zerrissen. Als er von da weiter zog, empfing er Gesandte von Polen, welche um Frieden baten, er gewährte denselben und kehrte so im Frieden zu seinem Vater zurück. Der Kaiser nahm den Mainzer, den Landgrafen Lodewig und noch einige andere Fürsten zu sich und zog friedlich nach Italien.
Die Kaiserin Beatrix stirbt zugleich mit ihrem Töchterchen, welches, obgleich sehr klein, doch mit dem Sohne des Königs von Ungarn verlobt war, und wird zu Speyer begraben.
Sigefried, Erzbischof von Bremen, starb.
Die Jahre 1185-1187.
1185. Markgraf Theoderich starb. Seine Mark erhielt sein Bruder Teto.
1186. Papst Lucius schied aus dem Leben, Urban folgte ihm. Uto, Bischof von Zeitz, starb, für ihn Berchtold. Reinhard, Bischof von Würzburg, starb; für diesen wird Gotefrid, Kanzler des Kaisers, eingesetzt. Der Kaiser feierte die Hochzeit seines Sohnes zu Mailand und verband ihn ehelich mit der Tochter des Königs von Sicilien, wobei alle Fürsten Italiens und sehr viele des deutschen Reiches, wie es sich gegenüber der königlichen Würde ziemte, in Ehren und Freuden gegenwärtig waren.
Die schwere Fehde zwischen Cunrad, dem Erzbischof vom Mainz, und dem Landgrafen Lodewig bricht von Neuem aus; einige Ortschaften werden in Thüringen und Hessen von ihren Kriegsleuten zerstört, vom Bischof wird die Burg Heiliginberc, vom Landgrafen die zu Gruninberc erbaut.
1187. Die schweren und für den ganzen Erdkreis
jammervollen Plagen dieses Jahres werden vollständiger als hier nach
den Aufzeichnungen des Jahres 1208 gefunden. Am 4. September um die sechste
Stunde des Tages wurde bei heiterem Himmel die Sonne verfinstert und hatte
das Aussehen wie der Mond, wenn er vierundzwanzig Tage alt ist. Papst
Urban starb; für ihn wird Gregor, ein heiliger Mann, eingesetzt,
welcher nach vier Monaten und zehn Tagen eines seligen Todes starb. In
diesem Jahre kämpfte am 14. Juli Saladin,
nachdem er eine Menge Türken und Saracenen gesammelt, mit dem Könige
von Jerusalem und den Templern, und nachdem er das Kreuz erobert und einige
Bischöfe, Templer und Hospitaliter, ungefähr zwölfhundert,
und darüber niedergemacht, nahm er
Jerusalem und alle Burgen der Christen ein und ließ
die gesammte Einwohnerschaft über die Klinge springen.
Die Jahre 1188 und 1189.
1188. Kaiser Friderich hielt um Mittefasten einen Reichstag zu Mainz und nahm das Kreuz von Heinrich, dem Bischof von Alba und Gesandten des päpstlichen Stuhles. Auch die Bischöfe Godefrid von Würzburg, Hermann von Münster, Martin von Meißen, Rudolf von Lüttich, Heinrich von Straßburg und viele andere wurden mit dem Kreuze des Herrn bezeichnet.
Ludewig, Landgraf von Thüringen, Poppo, Graf von Henneberg, Adelbert von Grumbach, Adelbert von Hildenburg und viele andere Fürsten, Grafen und Herren, aber auch eine unzählbare Menge aus verschiedenen Reichen und Ländern, sowohl Kleriker als Laien, wurden mit dem Kreuze des Herren bezeichnet. Der Kreuzzug wurde von diesem bis zum nächsten Jahre und auf den Tag des heiligen Martirers Georg bei der Stadt Regensburg verschoben.
1189. Am Feste des heiligen Georg sammelte sich das Kreuzheer bei Regensburg. Von hier zog man mit den Kaiser, seinem Sohne, dem Herzog der Schwaben, und den Bischöfen und einem unzählbaren Heere nach Griechenland und brachte dieses ganze Jahr im Kampfe mit den Griechen hin.
In diesem Jahre starb im October Markgraf Otto von Meißen.
Im December starb Friderich, Graf von Bichelingen. Edelger, Graf von Ilfeld,
starb im December.
Das Jahr 1190.
Nachdem der Friede mit dem Könige der Griechen geschlossen war, setzte Kaiser Friderich mit dem ganzen Heere der Bekreuzten am Palmtage und die ganze Woche hindurch über das "Arm des heiligen Georg" genannte Meer bei Constantinopel und verheerte feindlich und grausam das Land der Türken und Saracenen und das Land des Sultans und Saladins.
Als in diesem Jahre Friderich,
der Kaiser oder vielmehr der Pilger Christi, am Vorabende des heiligen
Barnabas um die Mittagszeit mit dem Heere in einem Fluße badete,
wurde er, ich weiß nicht nach welchem göttlichen Rathschlusse,
unversehens von den Wellen fortgerissen, halb todt an's Land gebracht und
endete bald darauf das gegenwärtige Leben und das ganze Heer jammerte
um ihn in großem und unglaublichem Schmerz. In diesem Jahre starben
auch Bischof Gotefrid von Würzburg,
ein Mann von großem Ansehen in der Christenheit,
Martin von Meißen und viele andere Bischöfe. Auch starben Landgraf
Ludewig, Poppo, Graf von Henneberg, Adelbert von Grumbach und viele
andere Edle mit einer unzählbaren Menge des christlichen Heeres. Im
September starb auch Bischof Adelhog von Hildesheim, welchem Berno, Decan
an der Hauptkirche, nachfolgte.
König Heinrich zog
um das Fest des heiligen Nicolaus mit einem Heere nach Apulien und hatte
den Erzbischof Philipp von Köln bei sich.
Die Jahre 1194-1196.
1194. Arnold, Propst der Kirche zu Mainz, starb. Kaiser Heinrich zog nach Apulien. Zwischen dem Erzbischof Cunrad von Mainz und dem Landgrafen Hermann war eine Fehde. In diesem Jahre, am 16. August, fand die Uebertragung des heiligen Bernhard, Bischofs von Hildesheim, durch Berno, den Bischof derselben Stadt, und Theoderich, Abt von Sanct Michael, statt. Im darauffolgenden Monat starb dieser Bischof.
1195. Kaiser Heinrich kehrt aus Apulien zurück, im glänzenden Triumph über ganz Sicilien und Apulien und mit dem Namen eines Königs von Sicilien.
In diesem Jahre wurde in der Pfalz Gelnhausen ein allgemeiner Reichstag gehalten, welchem der apostolische Legat Johannes von Monte Celio beiwohnte. Daselbst wurden am Tage der heiligen Apostel Simon und Judas mit dem Kreuze des Herrn bezeichnet: Cunrad, Erzbischof von Mainz, Gardolf, Bischof von Halberstadt, Berthold, Bischof von Naumburg, Rudolf, Bischof von Verden, Cunrad, der Erwählte für Hildesheim und Kanzler, Landgraf Hermann, Markgraf Otto von Brandenburg und viele andere Fürsten und Edle und eine unzählbare Menge. Sie verschoben aber die Heerfahrt nach Jerusalem von Weihnachten an auf ein ganzes Jahr.
1196. Im Monat April starb Otto, Bischof von Bamberg,
welchem Timo folgte. Am Feste des heiligen Severus ging das Siegel des
Mainzer Bischofs verloren.
Das Jahr 1198.
Im Monat Januar starb Papst Celestin, welchem
Innocenz III. folgte. Um Mittefasten dieses Jahres wurde Philipp,
Herzog der Schwaben, Bruder des Kaisers Heinrich,
von den an einem Orte Thüringens, der Ucherithusen heißt, versammelten
Fürsten zum König erwählt; nämlich von Lutolf, Erzbischof
von Magdeburg, Eberhard, Bischof von Merseburg, Timo, Bischof von Bamberg,
Lupold, Bischof von Worms, und Hartwig, Bischof von Eichstädt, Heinrich,
Abt von Fulda, Ludewig, Herzog der Bayern, Bernhard, Herzog der Sachsen,
Diterich, Markgraf von Meißen, Sigefrid, Graf von Orlamünde
und von einigen anderen Grafen, und sie verbanden sich daselbst untereinander
durch
einen Eid.
Zwei Monate darauf stellte Adolf, Erzbischof von Köln,
mit einigen Suffraganbischöfen und Fürsten, Otto,
den Sohn Heinrichs, weiland Herzogs von Bayern und Sachsen, als König
auf und salbte ihn als solchen zu Aachen. Philipp,
der Schwabenherzog wurde an Mariä Geburt zu Mainz von dem
Erzbischof von Tarantaise in Gegenwart des Erzbischofs Johannes von Trier
und mehrerer anderer Bischöfe und Fürsten gleichfalls als König
gesalbt. Um das Fest des heiligen Jacob kehrten in diesem Jahre aus den
überseeischen Gegenden zu den heimischen Sitzen zurück: Gardolf
von Halberstadt, Berthold, Bischof von Naumburg, Conrad, Bischof von Hildesheim,
später für Würzburg erwählt, welcher nicht lange darauf
von König Philipp die Investitur
erhielt. Auch Landgraf Hermann kehrte zurück, der sich nach
Verlauf weniger Tage dem König Otto
durch Eid und Lehnspflicht verband. Darauf bekam er um das Fest Allerheiligen
die königliche Stadt Nordhausen, nachdem er sechs Wochen lang mit
seinem Heere davor gelegen, zum Schaden Vieler in seine Gewalt. Auch Saalfeld,
die königliche Stadt, nahm er vor Geburt des Herrn mit gesammelter
Mannschaft durch einen unvermutheten und seit Menschengedenken unerhörten
Erfog, zerstörte sie durch Feuer und schlug die im Kampfe gefangenen
Bürger in Bande. Auch schlugen Räuber die Thüren des Sanct
Peters-Klosters mit Aexten ein und besudelten Alles, was sie dort im Kloster,
im Schlaf- und im Speisesaal fanden,
indem sie es mit kirchenräuberischen Händen
davontrugen. Auch in anderen Kirchen daselbst verbrachten sie Aehnliches.
Die Jahre 1199 und 1200.
1199. Am 15. Juli kehrte Erzbischof Cunrad von Mainz aus Antiochia nach Apulien zurück. Von da besuchte er den römischen Hof und den apostolischen Herrn Innocenz, dann Mainz und Thüringen. In diesem Jahre gab Hermann, Landgraf von Thüringen, seinen König Otto auf, verband sich an Himmelfahrt der heiligen Maria dem König Philipp durch Eid und Lehenspflicht und erhielt die königlichen Städte Nordhausen, Mühlhausen, Saalfeld mit dem Gebiet von Orlan und die Burg Ranis.
1200. Cunrad, Erzbischof von Mainz, starb; nach seiner Bestattung entstand über die Bischofswahl Streit. Einige wählten nach dem Rath und mit Beihilfe Philipps Lupold, den Bischof von Worms, Einige Sigefrid von Oppenstein, Propst von Sanct Peter. Lupold aber behielt in der That die Herrschaft über die Mainzer und Wormser Kirche. Sigefrid begab sich zu König Otto und erhielt von ihm zu Köln die bischöfliche Investitur und so geschahen von diesen Parteien sehr viele Räubereien und Verstümmelungen der Menschen.
In diesem Jahre starb am Feste des heiligen Wigbert Sigefrid,
Abt von Hersfeld, dem Johannes folgte.
Die Jahre 1202 und 1203.
1202. Cunrad, Bischof von Würzburg, wurde am 6. Dezember ermordet; ihm folgte Heinrich, Scholaster an der Hauptkirche mit dem Beinamen Käs.
1203. Hermann, Landgraf von Thüringen,
verwarf, weil sich einige Mißhelligkeiten ergeben, seinen König
Philipp auf's Neue und verband sich
König Otto durch Eid und Lehenspflicht. Darüber heftig
erzürnt sammelte König Philipp das
zahlreiche Heer seiner Fürsten, drang feindlich in Thüringen
ein, wobei ihm Lupold von Mainz und die Erfurter Hülfe leisteten,
und verheerte grausam Alles, was dem Landgrafen und den Seinen gehörte,
mit Feuer und Schwert. Der Landgraf aber, nicht vertrauend auf den Beistand
der Seinen, rief den König von Böhmen Othaccar,
den Sohn seiner Vatersschwester, mit einer Menge Böhmen herbei und
so verheerten diese, indem er mit vielen tausend Böhmen in Thüringen
eindrang, grausam Alles, sowohl was des Landgrafen, als was des Reiches,
der Mainzer und der Erfurter war, verschonten kein Kloster, keine Kirche,
keinen Menschen, und dann kehrten sie endlich nach Niedermetzelung vieler
Leute über das Gebiet des Markgrafen Diterich von Meißen zurück.
Das Jahr 1215.
Papst Innocenz erließ, um die Stärke
der Kirche kennen zu lernen, kraft seiner apostolischen Würde in alle,
auch die entferntesten Weltgegenden Sendschreiben und verkündete auf
das Bestimmteste, daß wer immer von den Erzbischöfen, Bischöfen,
Aebten, Pröpsten und sonstigen geistlichen Würdenträgern
dem Rufe zu dem am Feste Allerheiligen im Lateran abzuhaltenden allgemeinen
Concil keine Folge leiste, nicht zweifeln dürfe, daß ihn das
apostolische Schwert mit kirchlichen Censuren treffen würde. Siehe,
das Netz Petri, in ein großes und weites Meer ausgeworfen, giebt
die Kleinen
mit den Großen heraus, zieht Tausende von Tausenden;
jedoch wenn man die Erzbischöfe zählen wollte, so könnte
ihre große Anzahl selbst durch sorgfältige Berechnung nicht
bestimmt werden. Ja in dem Gedränge der Menge hauchten Bischöfe,
Aebte und viele Andere den letzten Athemzug während des Concils aus,
um nicht dem Papst, sondern Gott Rechenschaft zu geben über Alles,
was sie in diesem Leben gethan. Daselbst sprach er nach vorausgegangener
Ermahnung in einer wohlgesetzten Rede über Glaube, Hoffnung und Liebe.
Sodann erklärte er öffentlich Friderich
als zukünftigen Kaiser, machte bekannt, daß jede Kirche ihre
Rechte beibehalten solle, unterwarf den König von England und andere
Könige seinem Apostolate und traf kirchliche Einrichtungen. Mit diesen
und anderen Anordnungen beschloß er sein Concil und hielt sich für
seine Mühe dadurch belohnt, daß er mehr als alle seine Vorgänger
eine so zahlreiche Menge des Klerus zu seinem apostolischen Stuhl gerufen
hatte. Bald darauf, nämlich im achtzehnten Jahre seines Pontificates,
starb er und hinterließ nicht seinesgleichen in Beziehung auf Wissenschaft,
Beredsamkeit, Kenntniß der Verordnungen und Gesetze und Schärfe
des Urtheils und ist ihm bis jetzt noch Keiner gefolgt. Nach diesem sucht
der vorgenannte Kaiser Otto noch
einmal seine Macht wieder zu erlangen und unternimmt es, die Gunst der
Fürsten durch Geld zu gewinnen, insbesondere den Landgrafen sich zu
verbinden. Obgleich
derselbe Landgraf Hermann sich in Folge langwieriger
Krankheit dem Tode nahe fühlt, so bricht er doch in der Aussicht auf
Geld zu ihm auf; allein der Tod ereilt ihn und vereitelt plötzlich
den Wunsch beider, nämlich des gebenden und des nehmenden. Als der
Abt von Reinhardsbrunn Anstalten machte, seinen Leichnam mit sich zu nehmen
und in der Gruft seiner Vorfahren zu bestatten, verbot dies die Landgräfin
S. [3 Sophie von Wittelsbach, Tochter des 1183 verstorbenen
Herzogs Otto.], die Wittwe des verstorben Fürsten, befahl, seinen
Leib von der Stadt Gotha, wo er gestorben, nach Eisenach zu bringen
und bestattete ihn am 26. April [4 Da Landgraf Hermann im
April starb, Kaiser Otto aber sich
im April 1215 noch in Aachen und in schlechten Geldverhältnissen befand,
so sind die Verhandlungen beider und der Tod des Landgrafen jedenfalls
in einem späteren Jahre erfolgt.] feierlich in der Capelle der heiligen
Katharina, welche der Fürst selbst errichtet hatte.