Matthaeus ist am 13. Mai 1176
gestorben. Es folgte ihm sein älterer Sohn Simon im Herzogtum,
doch scheint vorerst die Herzogin-Witwe Bertha die Macht noch nicht
aus den Händen gegeben zu haben. Aus der Art und Weise, wie mitunter
schon in Urkunden von Matthaeus der Name des ältesten Sohnes
zugunsten des jüngeren Friedrich verdrängt worden war,
läßt sich schließen, daß die Herzogin gewillt war,
diesen zu bevorzugen.
Aus diesem, soweit ersichtlichen Zwist zwischen Bertha und ihrem
Sohn wollte man dann schließen, die Mutter habe in ihrem Ärger
über die selbständige Regierung Simons ihren jüngeren
Sohn Friedrich von Bitsch gegen seinen Bruder aufgestachelt.
Grundlage des Streites zwischen Simon und Friedrich
war jedenfalls des letzteren Unzufriedenheit darüber, daß ihm
nur die Herrschaft Bitsch zuteil geworden war. Wir finden ihn bereits
im Jahre 1172, also noch zu Lebzeiten Herzog Matthaeus, als Herrn
von Bitsch. Die Fehde zwischen den beiden Brüdern zog sich einige
Jahre hin. Schließlich nahm sich Graf Philipp von Flandern einer
Vermittlung an und brachte im Jahre 1179, das genaue Datum steht nicht
fest, einen Vergleich zustande. Der Herzog vermehrte den Besitz seines
Bruders und erklärte ihn zu seinem Erben, falls er ohne Nachkommen
sterben werde. Unter den Besitzungen, die Friedrich zugewiesen wurden,
wird auch das Gebiet zwischen Trier und Metz genannt, für das er dem
Erzbischof von Trier die Huldigung zu leisten hatte. Das ist natürlich
nur eine vage Formulierung, man kann sich nicht recht vorstellen, was alles
unter dieses Gebiet fällt. Außerdem fragt man sich, ob Friedrich
hier ein besonderes Interesse besaß, oder ob vielleicht irgendwelche
Spekulationen seines Bruders im Hinblick auf den Erzbischof von Trier dabei
im Spiel waren.
Jedenfalls ist von einem weiteren Gegensatz zwischen
Simon und Friedrich nichts zu erkennen.
Es war verständlich, wenn man jetzt in Oberitalien
dem Beispiel einer Reihe deutscher Fürsten folgte, die in Italien
den Kontakt mit dem jungen König aufnahmen. So ist bei einer Fürstenversammlung
in Borgo S. Donnino im April 1187 auch Friedrich von Bitsch erschienen.
Allerdings ist nicht zu ersehen, ob er dort im Auftrage seiner Familie
oder in eigener Sache weilte. In einigen, damals ausgestellten Urkunden
HEINRICHS VI. wird nämlich Friedrich
als Herzog von Bitsch tituliert. Selbstverständlich hat der
König kein Herzogtum Bitsch aufgerichtet, der Titel besitzt die Bedeutung,
daß Friedrich bereits als Nachfolger seines Bruders
im Herzogtum Ober-Lothringen die königliche Anerkennung erhalten
soll. Die Zielsetzung der Reise Friedrichs nach Italien könnte
also darin gelegen haben, diese Anerkennung ausdrücklich zu erhalten.
Weitere Einzelheiten sind uns über diesen Aufenthalt in Italien nicht
überliefert, wir können daher nicht sagen, ob Friedrich
erst mit HEINRICH VI. zusammen im Frühjahr
1188 zurückkehrte. Jedenfalls finden wir ihn mit Simon Anfang
März 1188 in der Umgebung des Königs in Toul. Dabei zeigt sich
eine gewisse Übereinstimmung der beiden Brüder, denn Simon
erscheint in einer Urkunde des Königs als Herzog von Lothringen,
neben ihm Friedrich als Herzog von Bitsch. Auch in
der Folgezeit wirken beide noch zusammen, sie sind Zeugen in einer Urkunde
des Propstes von St. Die im Juni 1188 und unterzeichneten gemeinsam mit
dem jüngeren Friedrich von Bitsch eine Urkunde des Grafen Heinrich
von Bar im Jahre 1189.
Immerhin sind es vielleicht neue Auseinandersetzungen
mit Remiremont gewesen, die ihn bewogen im Mai 1194 HEINRICH
VI. aufzusuchen, der vor seinem Aufbruch nach Italien auf dem
Trifels weilte. Friedrich von Bitsch war offensichtlich nicht anwesend,
was um so auffallender ist, als der Trifels nicht allzuweit von Bitsch
entfernt liegt.
In der Folgezeit tritt die Nachfolgefrage in Ober-Lothringen
etwas mehr in den Vordergrund. Als der Kaiser im Jahre 1196 wieder zum
Zuge nach Italien aufbrach und dabei im Juni in Brumath im Elsaß
weilte, erschien Friedrich von Bitsch an seinem Hofe, wird aber
in der Zeugenliste einer kaiserlichen urkunde ohne irgendwelchen Titel
lediglich als Friedrich von Bitsch und dazu in der Reihe
der Grafen angeführt. Überraschenderweise findet sich noch einmal
Friedrich in der kaiserlichen Umgebung Anfang Juli in Besancon. Auch
er selbst nennt sich in dieser Zeit in seinen Urkunden nur einfach Herr
von Bitsch. Man könnte fast meinen, daß er sich zu diesem
Zeitpunkt in seiner Stellung nicht ganz sicher fühlte und deshalb
Kontakt zum Kaiser suchte. Die Tatsache, daß er ihm bis nach Besancon
nacheilte, dürfte darauf deuten, daß HEINRICH
VI. eine eindeutige Stellungnahme zu dem Problem vermieden hat.
Friedrichs Angelegenheit scheint sich aber dann doch wieder gefestigt
zu haben. Das zeigt sich nach dem Tode HEINRICHS
VI. Bei der jetzt in Deutschland erfolgenden Doppelwahl blieb
Herzog Simon auf staufischer Seite.
Unter den ein Schreiben an Papst Innocenz III. genannten Persönlichkeiten,
die durch Schreiben oder Gesandte ihre Zustimmung erklärt hatten,
wird auch der Herzog von Bitsch genannt. Simons Bruder
erscheint also hier wieder in einer gefestigten Nachfolgestellung. Eine
besondere Rolle werden indes die Ober-Lothringer bei den Auseinandersetzungen
um die deutsche Thronfolge nicht gespielt haben.
Von dem älteren Friedrich von Bitsch ist
in diesem Zusammenhang nicht mehr die Rede. Der jüngere spricht
in einem Vertrage mit dem Grafen von Bar vielmehr von der Erwartung, mit
Gottes Beistand das Herzogtum Lothringen zu erwerben, der Graf von Bar
habe ihm versprochen, ihm bei der Wahrung seines Rechtes und seiner Erbes
beizustehen unter Ausnahme dessen, was dem Grafen Matthaeus von
Toul in Chatenois und Gondreville zustehe. Es fragt sich, ob aus diesen
Faktoren eventuell ein Gegensatz zwischen Herzog Simon und seinem
Bruder, dem älteren Friedrich von Bitsch, herauszulesen ist.
Die Lösung des Problems wurde denn auch so gesehen,
als habe sich Herzog Simon in seinem Gegensatz zu seinem Bruder
Friedrich auf den Grafen von Bar gestützt, der seinerseits
gegen den älteren Friedrich vorgegangen sei, um den jüngeren,
der sein Schwiegersohn war, das lothringische Erbe zu retten. Die wirkliche
Situation ist indes ziemlich deutlich aus dem im November 1202 abgeschlossenen
Vertrag zwischen dem jüngeren Friedrich und dem Grafen von
Bar zu erkennen. Friedrich erklärte nämlich, er sei lange
Zeit mit dem Grafen in Uneinigkeit gewesen wegen des Krieges, den dieser
mit seinem Vater und seinen Brüdern geführt habe. Er hat also
in diesem Konflikt auf seiten des Vaters gestanden.
Zur Erklärung bleibt dabei schließlich nur
die Annahme eines freiwilligen Verzichts Simons auf die Herrschaft
übrig. Vermutlich hat er sich im Konflikt zwischen den Häusern
BITSCH und BAR zurückgehalten, er wollte aber wohl die Nachfolge
des Hauses BITSCH in Ober-Lothringen nicht gefährden, und so
hat er sich anscheinend von seinem Bruder distanziert und die Nachfolge
seines Neffen direkt verfügt, von dem er annehmen konnte, er werde
als Schwiegersohn des Grafen von Bar doch schließlich dessen Zustimmung
zur Nachfolge in Ober-Lothringen erhalten. Der ältere Friedrich
von Bitsch war wohl mit dieser Regelung nicht zufrieden, woraus sich
der Umstand erklären ließe, daß er in einer Urkunde über
einen schiedsrichterlichen Vergleich zwischen der Abtei St. Matthias in
Trier un dem Ritter Egidius von Berg in der Zeugenliste als Herzog
von Lothringen und Markgraf aufgeführt ist.
Jedenfalls finden wir nach dem Friedensschluß mit
Bar auch den älteren Friedrich wieder in Eintracht mit seinem
Bruder Simon. Man war in dieser zeit offensichtlich zu einer gründlichen
Bereinigung der gesamtem Fragen geschritten, denn wir besitzen vom 1. Januar
1203 eine Erklärung Herzog Odos III. von
Burgund, er verzichte auf alle Erbansprüche auf Ober-Lothringen,
die er aus Verwandtschaft herleiten könnte. Aus dieser Urkunde läßt
sich allerdings nicht ersehen, ob etwa eine Änderung in der Nachfolge
eingetreten war, doch sieht es so aus, als habe sich der ältere
Friedrich jetzt mit der direkten Nachfolge seines Sohnes nach Herzog
Simon abgefunden, denn im Laufe des Jahres 1204 tritt der jüngere
Friedrich sehr stark nach vorne. Lediglich eine Urkundes älteren
Friedrich vom 30. Januar 1205 erinnert noch an dessen Existenz, wobei
allerdings der Umstand, daß er sich Friedrich von Bitsch,
Sohn des Herzogs Matthaeus, nennt, vielleicht die neue Stellung
seines Sohnes nur unterstreicht. Weitere Nachweise für ihn sind uns
nicht mehr erhalten, während sein Sohn wahrscheinlich im Juli 1205
am Hofe König PHILIPPS von Hagenau
geweilt hat. Er wird dabei ohne jegliche Titulierung nur Friedrich der
Jüngere von Bitsch genannt, doch könnte sein Aufenthalt am
königlichen Hof darauf deuten, daß er jetzt allein die Geschäfte
führte. Man hat deshalb den Tod seines Vaters in diese Zeit datieren
wollen.