Jedenfalls hielt die Fundatio von Brauweiler die Nachfolge
Heinrichs von Baiern "für illegitim",
indem sie diesen als regni invasor bezeichnete [37 Fundatio
Brunwil. cap. 11 (MGH SS 14, 131). Lewald 1979 (wie Anm. 27) Seite 128.].
Verbündet mit zwei Luxemburger
Brüdern schlug Ezzo 1011 bei Odernheim den für den König
kämpfenden Herzog Dietrich von Ober-Lothringen vernichtend.
Welchen Anteil nahmen die übrigen Königsverwandten
an der Königswahl von 1002? Im gleichen Grade mit dem verstorbenen
Kaiser verwandt wie der tatsächlich gewählte Heinrich
von Baiern waren auch die beiden Herzöge von Nieder- und
Ober-Lothringen: Otto und Dietrich
[82 Nachweise über die Abstammung von König
HEINRICH I. bzw. KARL DEM GROSSEN
bei Erich Brandenburg, Die Nachkommen Karls des Großen, Leipzig 1935,
Karl Ferdinand Werner, Die Nachkommen Karls des Großen (1. und 8.
Generation), in: Karl der Große, Band IV, hg. von W. Braunfels und
P.e. Schramm, Düsseldorf 1967, und bei Winfried Glocker, Die Verwandten
der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik, Köln 1989: Otto
von Nieder-Lothringen (Brandenburg VIII 65, Werner VIII 89;
Glocker VI 27). Dietrich von Ober-Lothringen (Brandenburg VIII 77;
Werner VIII 66; Glocker VI 39)]. Beide waren mit OTTO
III. aber im Frauenstamm, also nur cognatisch, HEINRICH
II. dagegen im reinen Mannesstamm verwandt.
Er befand sich im Februar/März 1002 in Polling unter
den Begleitern des Leichnams OTTOS III. Er
gehörte somit zu denen, die Heinrichs Kandidatur
zunächst ablehnten und erklärten, sich dem anschließen
zu wollen, dem der bessere und größere Teil des ganzen Volkes
zuneigte [84 Thietmar IV 50 (Seite 188-191), Graff, Regesta Imperii
II 4, 1971, Nr. 1483gg. Schlesinger 1972 (wie Anm. 10) Seite 5.]. Als Herzog
von Nieder-Lothringen gehörte er gewiß zu den primatibus
Luithariorum, die HEINRICH II.
am 8. September in Aachen als neuen König anerkannten und auf den
KARLS-Thron erhoben [85 Thietmar
V 20 (Seite 245), Hirsch, Jahrbücher (wie Anm. 29) I, Seite 228. Vgl.
Graff, Regesta Imperii 4, Nr. 1504a.].
Dasselbe ist auch von dem Herzog von Ober-Lothringen
anzunehmen, dem - ungefähr 27-jährigen - Herzog Dietrich
(Theoderich). Er hatte zunächst abgewartet, wem sich die pars
populi maior et melior zuneigte [86 Thietmar V 3 (Seite 222f.).].
Von vornherein verzichtet hatte also offenbar auch er nicht [87 Schlesinger
1972 (wie Anm. 10) Seite 5. ]. Dietrich stammte über seine
Mutter Beatrix und deren Mutter Hathui/Hadwig
von König HEINRICH I.
ab. Außerdem war er über seine väterliche Großmutter
Kunigunde ein Nachkomme KARLS
DES GROSSEN [88 Werner 1967 (wie Anm. 82) III 66.].
Nach der Auffassung des Biographen Kaiser
HEINRICHS habe Dietrich gewußt, daß HEINRICH
Erbe im Reich sei (in regno esse sciens heredum), und
habe nicht gewollt, etwas (damit ist ja wohl eine eigene Kandidatur gemeint)
anzufangen, was er nicht beenden könne [89 Adalbold, Vita Heinrici
imp. cap. 5: Theodericus quoque Heinricum
ducem in regno esse sciens herdem, noluit incipere quod
non posset finire. (MGH SS 4, 685).].
Zu Anfang des Jahres 1003 sehen wir Dietrich in
Gegnerschaft zum König. Verbündet mit Hermann von Schwaben versuchte
er, ein generale colloquium des Königs in Diedenhofen zu verhindern.
Der zur Partei des Königs gehörende Thietmar verhöhnt die
beiden als "nur noch dem Namen nach, nicht mehr wirklich Herzöge"
(solo nomine duces, sed non re) [90 Thietmar V 27 (Seite
253). ]. Herzog Dietrich muß jedoch wieder zur Partei des
Königs übergegangen sein; denn er unterstützte auf einer
vom König geleiteten Synode den Beschluß über die Ungültigkeit
des SALIERS Konrad mit Mathilde
von Schwaben (Diedenhofen Januar 1003 oder Aachen April 1005) [91
Vita Adalberonis cap. 18 (MGH SS 4, 664). Vgl. oben Anm. 55.].
Zusammenfassend ergibt sich aus den bisherigen Beobachtungen:
Die deutschen Repräsentanten der Tochterstämme der OTTONEN
- das heißt der auf die vier verheirateten Töchter des Kaiserhauses
Mathilde (Liudolf das Kind), Liudgart
(Otto von Worms), Gerberga (Otto
von Nieder-Lothringen) und Hadwig
(Dietrich von Ober-Lothringen) zurückzuführenden Häuser
- spielten neben dem damals noch lebenden Mannesstamm der OTTONEN
bei der Königswahl als Königskandidaten oder Königswähler
eine wichtige Rolle.