Wohl im Vertrauen auf die die hohe Position seiner Schwester
hat Dietrich, ein weiterer Bruder der Königin, den Metzer Bischofsstuhl
usurpiert, nachdem Bischof Adalbero II. im Dezember 1005 gestorben
war. Adalbero war der Bruder des Herzogs Dietrich von Ober-Lothringen
[32 Vgl. Renn, Luxemburger (wie Anm. 1) Seite 88-89.] und scheint
von HEINRICH II. die Zusicherung bekommen
zu haben, daß sein Neffe, der zu diesem Zeitpunkt erst fünfjärige
Sohn des Ober-Lothringer Herzogs, nach dem Tod Adalberos den
Metzer Bischofsstuhl übernehemn könne [33 S. Hirsch, Jahrbücher
des Deutschen Reichs unter Heinrich II., Band 2, Berlin 1864, Seite 200-209;
Renn, Luxemburger (wie Anm. 1), Seite 88-89; vgl. auch zu den folgenden
Ereignissen der Moselfehde: Hirsch, Jahrbücher Heinrichs II., Band
2, Seite 280-284,310-311; F.-R. Erkens, Fürstliche Opposition in ottonisch-salischer
Zeit. Überlegungen zum Problem der Krise des frühmittelalterlichen
deutschen Reiches, in: Archiv für Kulturgeschichte 64, 1982, Seite
349-352; E. Boshoff, Ottonen- und frühe Salierzeit (919-1056), in:
Rheinische Geschichte, hg. v. F. Petri und G. Droege, Band 1,3, Düsseldorf
1983, Seite 30-33, und W. Mohr, Geschichte des Herzogtums Lothringen, Band
1: Geschichte des Herzogtums Groß-Lothringen (900-1048), Saarbrücken
1974, Seite 72-73.].
Der außerhalb des engeren Familienkreises stehende
Herzog Dietrich von Ober-Lothringen [43 Dietrich von Ober-Lothringen
war ein Sohn Herzog Friedrichs von Ober-Lothringen, des Bruders
(bzw. Sohnes) von Graf Siegfried; vgl. Renn, Luxemburger (wie Anm 1) Seite
47-48.], der im Jahre 1005/06 versucht hatte, seinen Sohn zum Bischof von
Metz zu erheben und dabei von Kunigundes Bruder
Dietrich ausgespielt worden war, hatte zusammen mit den Bischöfen
von Toul und Verdun an einem Hoftag des Königs teilgenommen und wurde
auf dem Heinmweg bei Odernheim unweit von Mainz überfallen und für
längere Zeit in Gefangenschaft gehalten [44 Hirsch, Jahrbücher
Heinrichs II., Band 2 (wie Anm. 33), Seite 310-311; Renn, Luxemburger (wie
Anm. 1), Seite 94-95.].
Ebenso wie bei Thietmar von Merseburg wird auch in der
'Fundatio monasterii Brunwilarensis' der Herzog von Ober-Lothringen
als Hauptopfer dargestellt, die Bischöfe von Toul und Verdun werden
nicht einmal erwähnt [48 Thietmar chronicon (wie Anm. 40),
lib. 6, cap. 52, Seite 338-340; Fundatio monasterii Brunwilarensis, MGH
SS 14, Seite 132, Zeile 19: Theodericus, cuius tunc super
Mosellam ducatus vigebat ...; ebd., Zeile 33: ipse dux cum suis
quam plurimis captus. Auch in den Annales Quedlinburgenses ad. a. 1011,
MGH SS 3, Seite 80 Zeile 42, wird nur Dietrich von Ober-Lothringen als
Opfer genannt: Heinrico et caeteris, capto Theidrico duce
patruele suo, ebenso wie in der Chronik Hermanns, Herimanni Augiensis,
chronicon ad. a. 1011, MGH SS 5, Seite 119, Zeile 18ff.: Theodericus
... et quibusdam Lotharingis captus et abductus est.]. Der sehr
großes Aufsehen [49 Der Überfall von Odernheim schlug
sich nach dem Zeugnis der Fundatio monasterii Brunwilarensis auch in einem
weit verbreiteten Sprichwort nieder (MGH SS 14, Seite 132 Zeile 35ff.):
usque hodie in proverbio amicis optare soleant: quantenus eis numquam
Odernheim adventare contingat.] erregende Überfall von Odernheim
wird aber trotz der in einigen Punkten von den anderen Quellen abweichenden
Darstellung in der 'Fundatio monasterii Brunswilarensis' in erster Linie
als wohlgeplante Racheaktion der LUXEMBURGER
gegen ihren Verwandten aufzufassen sein, denn Dietrich von Ober-Lothringen
unterstützte nach wie vor HEINRICH II. und
war nicht auf die Seite der Oppositionspartei um die Verwandten Kunigundes
übergewechselt.
Kunigunde überreichte
KONRAD II. während der Wahlzeremonie
die ihr von HEINRICH II. ausgehändigten
Reichsinsignien und tat damit ihr Einvernehmen zur Wahl des SALIERS
kund. Friedrich von Ober-Lothringen, der Sohn des bei Odernheim
gefangengenommen Dietrich, hat im Bund mit Erzbischof Pilgrim von
Köln und Herzog Gozelo von Nieder-Lothringen Konrad den Jüngeren
favorisiert [57 Nach H. Bresslau, Jahrbücher des Deutschen
Reiches unter Konrad II., Band 1, Leipzig 1879, Seite 17-24, 31-37, seiner
Wipo-Ausgabe, Seite 19, Anm. 3, und Hirsch, Jahrbücher Heinrichs II.,
Band 3 (wie Anm. 50), Seite 356-358, kam diese Frontenbildung hauptsächlich
durch kirchenpolitische Spannungen zustande. Von M. Lintzel, Zur Wahl Konrads
II., in: Festrschrift E.E. Stengel, Münster/Köln 1952, Seite
290-291 (wiederabgedruckt in: Ders., Ausgewählte Schriften, Band 2,
Berlin 1961, Seite 421-430), ist diese Sichtweise stark angewzeifelt worden;
vgl. auch Appelt, Regesta Imperii 3, 1,1 (wie Anm. 54), Nr. m, Seite 9-10,
und U. reuling, Die Kur in Deutschland und Frankreich (Veröffentlichungen
des Max-Planck-Instituts für Geschichte Band 64), Göttingen 1979,
Seite 19,21-23, 27. Als Motiv für den Widerstand Frriedrichs
kommt wohl seine Verwandtschaft mit Konrad dem Jüngeren in Frage:
seine Frau Mathilde, Tochter des Herzogs Hermann II. von Schwaben,
war in erster Ehe mit Konrad von Kärnten verheiratet, der Herzog von
Ober-Lothringen war also der Stiefvater Konrads des Jüngeren; vgl.
Renn, Luxemburger (wie Anm. 1), Seite 48-49.]. Sie zogen von dem Wahlort
ab [58 UQB, Nr. 235; R. Schmidt, Königsumritt und Huldigung
in ottonisch-salischer Zeit, in: Vorträge und Forschungen Band 6,
Konstanz/Stuttgart 1961 Seite 168-170; Renn, Luxemburger (wie Anm. 1),
Seite 40; Mohr, Herzogtum Lothringen, Band 1 (wie Anm. 33), Seite 75-76.]
und blieben noch bis Weihnachten 1025 in Opposition zu KONRAD
II.