NNm (Thankmar)
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Sohn des Herzogs Liudolf und der Oda, Tochter von Graf Billung
 

Glocker Winfrid: II, 3; Seite 259
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"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

NNm (Thankmar?)
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ins Kloster eingetreten (früh verstorben?)

3. Sohn des Herzogs Liudolf und der Oda, Tochter von Graf Billung

Die Corveyer Traditionsnotiz Tr. 236 (ed. Honselmann, in der älteren Literatur nach den Ausgaben von Falke bzw. Wigand als A § 210 = B § 435 zitiert) nennt uns einen Tradenten mit Namen Liudolf und dessen Sohn Thankmar. Wilmans, Kaiserurkunden Bd. 1, S. 221 f., identifizierte diesen Tradenten Liudolf mit unserem Liudolf dux; hierfür brachte er aus dem Namensargument noch besitzrechtliche Gründe vor. Den in der Tradition genannten Thankmar, den Wilmans in die Kinder des Liudolf dux einreihte, hielt er aber für früh verstorben, da es sich bei der Schenkung an Corvey um eine Seelengerätstiftung "pro filio sou" handelt. Des weiteren kombinierte Wilmans mit seiner Identifikation die Nachrichten über die Kinder des Liudolf und der Oda aus dem Dialog des Agius von Corvey über den Tod der 1. Gandersheimer Äbtissin Hathomud (vgl. II, 6); dieser Quelle können wir entnehmen, dass ein Sohn ins Kloster eintrat (v. 539) und daß 3 Söhne des Paares früh verstarben (v. 539). Wilmans nahm an, sowohl derenige Sohn, der ins Kloster eintrat, als auch einer der früh verstorbenen Söhne sei wegen des Vorliegens einer Seelengerätstiftung mit dem Thankmar der Tradition Tr. 236 identisch und kam somit auf eine Gesamtzahl von 11 Kindern des Liudolf dux.
Gegen den dargestellten Gedankengang wandte sich Metz, Abstammung S. 273; er wandte ein, gerade bei den Corveyer Traditionen "pro filio suo" sei, wie schon früher nachgewiesen worden war, nicht in jedem Fall mit dem Ableben des "filius" zu rechnen, sondern derartige Donationen seien häufig auch anläßlich des Klostereintritts eines Sohnes vorgenommen worden. Damit konnte Metz unter Beibehaltung der Zuordnung des in der Tradition Nr. 236 genannten Vater-Sohn-Paares zu den frühen LIUDOLFINGERNdiesen Sohn mit dem 877-879 bezeugten Abt Thankmar des Klosters Corvey identifizieren. Auf der Basis der Überlegungen von Metz erhalten wir eine Zahl von 12 Kindern. Gegen die Identifikation des Liudolf der Corveyer Tradition Nr. 236 mit dem Liudolf dux wandte sich jedoch Honselmann in seiner Neuausgabe der Corveyer Traditionen, der seinerseits Argumente vortrug, den Corveyer Abt Thankmar der Familie der EKBERTINER zuzuordnen.
Die ältere Forschung hatte denjenigen Sohn des Liudolf dux, der in ein Kloster eintrat, mit Agius von Corvey, dem Verfasser der Vita Hathumodae, gleichgesetzt. Erstmals postuliert wurde die Zugehörigkeit des Agius zu den Kindern des Liudolf dux durch Pertz, der die Vita Hathumodae für den 4. Scriptores-Band der MGH ediert hat; Pertz las in dem Dialog über den Tod der Hathumod, wie der Autor Agius die Äbtissin Hathumod als "soror" ansprach und glaubte, aufmerksam gemacht, die leibliche Verwandtschaft Hathumods mit Agius aus dem ganzen Werk ("ex toto opere") zu erkennen (SS IV 165, Anm. 5). Diese Überlegung stieß in den späteren Untersuchungen auf hohe Akzeptanz, erlaubte doch das Auftreten des Namens Agius unter den Kindern des Liudolf dux die Untermauerung der häufig postulierten direkten Abstammung des Liudolf dux von den EKBERTINERN (vgl. zu diesen oben S. 255 f.), da sich der Name "Agius" dieser Verwandtengruppe zuordnen ließ. Agius ist als ein Kind oder sonstiger Anverwandter der LIUDOLFINGER jedoch ein für allemal zu streichen. Beumann, Einhard S. 37 ff., zeigte mit überzeugenden Argumenten, daß man aus der Anrede der Hathomudals "soror" nicht, wie dies Pertz getan hat, auf eine leibliche Verwandtschaft zwischen Agius und der Äbtissin schließen darf, weil sich diese Anrede als Gipfelpunkt einer Klimax erweisen läßt. Die an sich schon eindeutigen Argumente Beumanns konnten von Althoff, Zeugnisse S. 375 noch weiter untermauert werden: der Name Agius ist in der frühen liudolfingischen Gedenktradition, wie sie uns in einer Nekrologliste im Verbrüderungsbuch von St. Gallen erhalten ist, nicht nachweisbar, während sich die anderen Kinder des Liudolf dux in dieser Liste finden.
Die lokale Braunschweiger Überlieferung kennt einen Thanquardusals Bruder des 880 gefallenen Brun und Ottos des Erlauchten; die einschlägigen Stellen sind oben S. 258 zitiert. Des weiteren kennt auch die Schrift De fundatione quarundam Saxoniae Ecclesiarum (bei Leibniz, SS rer. Brunsv. Bd. 1, S. 260) als 3. Sohn des Liudolf dux einen Thancwardus.