Sohn eines Grafen Brunhart (Brun?)
Glocker Winfrid: Seite 254-257
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"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der
Politik"
LIUDOLF
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* c 805/20, + 866 III 12
Graf, "dux Orientalium Saxonum"
oo c 825/35 Oda, Tochter des fränk. "princeps"
Billung und der Aeda
805/06, + 913 V 17
LIUDOLF
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+ 11. III 866
Begraben: Brunshausen
Graf, gründet 852 Abtei Gandersheim (zuerst in Brunshausen)
oo ODA
* 805/06, + 17.V
913
Tochter des princeps Billung und der Aeda
LIUDOLF
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* um 806, + 866
Liudolfs Familie gehörte neben den BILLUNGERN und der Familie Widukinds zu den angesehensten sächsischen Sippen und war eventuell gleichen Stammes wie das Haus QUERFURT-MANSFELD. Er war verwandt mit Herzog Brun von Engern und wurde in verschiedenen Quellen "Herzog der Ostsachsen" genannt. Daraus können wir aber mit einiger Sicherheit nur folgern, dass Liudolf im Kriege gegen die Normannen und Slawen das Aufgebot des östlichen Sachsen anführte. Daß er in Friedenszeiten an der Spitze dieses Gebietes stand, ist unwahrscheinlich, denn König Ludwig der Deutsche übte selbst noch Herrschaftsrechte in Sachsen aus. Zentren seines Besitzes waren Seesen-Gandersheim, Grone-Pöhlde/Eichsfeld, Werla-Lutter, Calbe-Magdeburg-Barby; auch im Bardengau um Lüneburg hatte er Besitz. Von der Lage seines Besitzes im sächisch-slawischen Grenzraum rührte die Vormacht als Grenzwächter in markgräflicher Position gegen die Slawen und Normannen. Er führte viele Kriege gegen sie und baute seine Hausmacht aus. Liudolfgründete auf seinem im westlichen Harzvorland, dem Leinegebiet gelegenen Besitz, mit seiner Gemahlin um 850 einen Kanonissenkonvent, der zunächst in Brunshausen untergebracht wurde, wo bereits sein Großvater und sein Vater vor 828 eine Eigenkirche dotiert hatten. Erst 881 fand der Konvent im nahen Gandersheim sein endgültiges Domizil. Liudolf trat früh in den Dienst Ludwigs des Deutschen und wurde als Graf oder Herzog in Ostfalen bezeichnet. Gegen die Dänen hatte er den Oberbefehl über das gesamte sächsische Heer inne. Sein Besitz war von Ostfalen über Engern und Westfalen (Dreingau) verstreut. Nicht weniger als fünf von den Töchtern Liudolfs nahmen den Schleier, einer seiner Söhne trat in das Kloster Lamspringe ein. Da Ludwig der Deutsche Sachsen größtenteils sich selbst überließ, da er anderweilig dringend beschäftigt war, konnte Liudolf seine Position bedeutend ausbauen.
oo ODA, Tochter des Grafen Billung I
+ 913
Der Großvater des ersten ottonischen
Königs
ist der älteste sicher bekannte Angehörige dieses Geschlechts.
Es handelt sich um den Grafen Liudolf, der erst von späteren
Autoren als Herzog der Ostsachsen (dux orientalium Saxonum)
oder gar als Herzog der Sachsen (dux Saxonum) bezeichnet
wurde. Der Aufstieg dieser LIUDOLFINGER
zum Königtum im ostfränkischen Reich, den man als Protobeispiel
einer rapiden Familienkarriere bezeichnen kann, vollzog sich im Kontext
des gelungenen Integrationsprozesses der besiegten Sachsen in das
karolingische Reich, eines Vorgangs, der das sächsische
Selbstverständnis noch lange beeinflußte. Verheiratet war Liudolf
mit Oda, die aus fränkischem Hochadel stammte. Mit dieser Heirat
waren Vorgaben umgesetzt worden, die sich schon in den Reichsteilungsordnungen
KARLS
DES GROSSEN und LUDWIGS DES FROMMEN
von 806 und 817 finden: Die Großen der Völker des Frankenreiches
sollten untereinander Ehebündnisse schließen, damit so Friede
und Eintracht gefördert würden. Die Eltern Odas waren
der fränkische princeps Billing und seine Gemahlin Aeda. Außer
ihren Namen ist von diesen fränkischen Adligen jedoch nichts bekannt.
Vom Grafen Liudolf und seiner Gemahlin Oda weiß man
ein wenig mehr, doch keineswegs genug, um eine auch nur einigermaßen
zusammenhängende Geschichte der 'Anfänge' des ottonischen
Geschlechts zu schreiben.
Der Eintritt der LIUDOLFINGER,
wie wir die Vorfahren der OTTONEN gewöhnlich
nennen, in die Geschichte wird vor allem faßbar durch ihre Aktivitäten
zur Gründung eines Frauenklosters: Gandersheim. Zu diesem Zwecke reiste
der Graf Liudolf und seine Gemahlin Oda 845746 immerhin nach
Rom. Dort erhielten sie in mehrfacher Hinsicht Unterstützung von Papst
Sergius II., denn dieser erteilte einen Altersdispens für die minderjährige
Tochter Hathemod, so daß diese die Äbtissinnenwürde
in der geistlichen Gemeinschaft bekleiden konnte. Darüberhinaus schenkte
der Papst den LIUDOLFINGERN Reliquien
der heiligen Päpste Anastasius und Innocenz I. Romreise und Klostergründung
aber sind ewichtige Indizien auch für die Einordnung der LIUDOLFINGER
in die politischen und herrschaftlichen Kräfteverhältnisse Sachsens
im 9. Jahrhundert.
Voraussetzungen solcher Gründungen ist gewiß,
daß die herrschaftliche Stellung der Gründer eine weitgehende
Konsolidierung erfahren hatte. Die Forschung hat denn auch eine Reihe von
Indizien zusammengetragen, die mit einiger Sicherheit darauf deuten, daß
schon der Vater und Großvater des Grafen Liudolf im Raum der
Gandersheimer Mark über Amt, Besitz und Herrschaftsrechte verfügten.
Doch hat die 'Erinnerung' der liudolfingisch-ottonischen
Familie
diese Vorfahren nicht bewahrt, sondern sie läßt die Geschichte
des Geschlechts mit dem 'Stammvater' Liudolf beginnen.
Der 'Stammvater' Liudolf verstarb im Jahre 864
oder 866. Die Meldung seines Todes verbindet eine alemannische Quelle
mit der Einordnung unter die Reichsfürsten (regni principes),
eine lothringische mit der Auszeichnung als vir magnificus. Allem
Anschein nach hat die Weitergabe von Ämtern, Lehen und Besitz an seinen
ältesten Sohn Brun oder auch an beide Söhne, Brun und
Otto,
keinerlei Schwierigkeiten mit sich gebracht.
oo Oda, Tochter des Grafen Billung und der Aeda
(aus fränkischem Geschlecht)
805/06-17.5.913
Kinder:
Brun
ca 830/40-2.2.880
Otto der Erlauchte
ca 830/40-30.11.912
Liutgard
ca 840/50-30.11.885
867
oo Ludwig III. der Jüngere
835-20.1.882
Hathumod Äbtissin von Gandersheim (852-874)
840-29.11.874
Gerberga 2. Äbtissin von Gandersheim (874-897)
ca 840/50-5.11.896/97
Christina 3. Äbtissin von Gandersheim (897-919)
840/50-1.4.919/20
Thankmar ins Kloster eingetreten
- früh verstorben
Enda
- vor 874
oo (Lothar)
-2.2.880 gefallen
Literatur:
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