Reindel Kurt:
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"Die bayerischen Luitpoldinger 893-989" 1953
955 November 1
Herzog Heinrich I. von Bayern stirbt und wird von seiner
Gemahlin Judith im Kloster Niedermünster zu Regensburg beigesetzt
Herzog Heinrich
von Bayern, der Bruder OTTOS I.,
starb am 1. November 955 und wurde von seiner Gemahlin in Niedermünster
zu Regensburg beigesetzt. Herzog Heinrich
und Judith haben Niedermünster,
zu dieser Zeit ein Kanonissenstift, viel Aufmerksamkeit zugewendet. Bereits
der Herzog hatte hier die Marienkirche erbaut, Judith
tat
sich durch Schenkungen über die später zu reden sein wird, hervor,
trat selbst etwa 973/74 in das Stift ein und gab diesem die Benediktinerregel.
Judith scheint, veranlaßt
wohl durch ihre Heirat mit dem Sachsen
Heinrich,
im Gegensatz zu ihren Brüdern die Sache der königlichen Partei
zu der ihren gemacht zu haben und verharrte in unbedingter Treue auf der
Seite der Reichsgewalt. Als 953/54 vorübergehend der rebellierende
Liudolf
zusammen
mit ihrem Bruder Arnulf im Besitz Regensburgs war, mußte sie
die Stadt und das Land verlassen. Nach dem Tode ihres Gatten sollte sich
diese Treue auch bezahlt machen, denn für ihren noch unmündigen
Sohn, den späteren Herzog Heinrich II.,
durfte sie zusammen mit Bischof Abraham die
Regentschaft über Bayern,
dem durch OTTO I. auch noch die italienischen
Marken Verona und Aquileja angegliedert waren, führen.
959 Juni 8
Auf Intervention Erzbischof Friedrichs von Salzburg schenkt
König Otto I. den Kanonikern der Salzburger Kirche Besitzungen in
Grabenstädt unter der Bedingung, daß diese, falls sie ihnen
vom Bischof entfremdet werden, an Judith und ihren Sohn Heinrich fallen.
Diese Schenkung an die Salzburger Kanoniker
zu Grabenstädt im Chiemgau muß sehr groß gewesen sein,
denn die Besitzungen verteilen sich auf drei Grafschaften. In der Rückfallklausel
erscheint die domna Judit deutlich
als vormundschaftliche Regentin für ihren Sohn Herzog
Heinrich. Bereits früher hatte diesen Besitz ein Graf Hartwich
aus der Hand des Grafen Warmunt empfangen und an die sogenannten Kanoniker
gegeben. Nur von der Jagd und Fischerei wird ausdrücklich gesagt,
sie seien bisher unter Königsbann gestanden, alles andere Gut muß
herzoglicher Besitz gewesen sein, denn cuncta redeant in postatem domne
Judite heißt es zum Schluß. Eine Fälschung
nach diesem Diplom aus dem 11. Jahrhundert verzeichnete Ottenthal.
961 Februar 11
Auf Bitten Bischof Poppos von Würzburg schenkt König
Otto I. der Herzogin Judith die Ortschaften Sonderhofen und Baldersheim.
Die Ortschaften Sonderhofen und Baldersheim,
die Judith hier erhielt, lagen im östlichen
Taubergau in der Grafschaft Gerungs. König
OTTO leitete bei seinen Schenkungen an Judith
wohl nicht nur der Dank für ihre Treue, sondern auch die Überlegung,
ihr eine notwendige Machtgrundlage für ihre Herrschaft in Bayern zu
schaffen. Doch scheint Judith diese
Güter ihrer Tochter Gerberga vermacht
zu haben, denn durch diese kamen sie später an das Kloster Gandersheim.
961 Februar 13
Auf Bitten Heinrichs von Bayern, seiner Mutter Judith
und des Bischofs Abraham von Freising schenkt König Otto I. dem Kleriker
Diotpert ein Gut im Kroatengau.
In dieser Urkunde traten vereint als Intervenienten
die drei Personen auf, durch die in dieser Zeit die Geschicke Bayerns gelenkt
wurden. Es waren der junge Herzog Heinrich,
seine Mutter Judith und deren Ratgeber
Bischof Abraham von Freising. Judith erhielt
zwar in dieser Urkunde den sonst geläufigen Tiel
domna nicht
und wurde nur als Mutter des an erster Stelle genannten
Herzogs
Heinrich aufgeführt, doch daß sie zu dieser Zeit
schon die Regentschaft niedergelegt habe, ist nicht gut denkbar, da ihr
Sohn erst etwa 10 Jahre alt gewesen ist. Das hier dem Kleriker Diotpert
geschenkte Gut liegt in dem zu Kärnten gehörigen Kroatengau.
Über das Land gebot damals noch der zur Familie der ARIBONEN gehörige
Graf Hartwich. Das geschenkte Gut erstreckte sich nach Jaksch zwischen
den Bergen Gauerstall und Göseberg von der Spitze des Eggers- oder
Paulsberges bis zum Dorfe Pulst.
965 April 3
Auf Bitten der Herzogin Judith und des Bischofs Abraham
von Freising schenkt König Otto I. dem Negomir, einem Vasallen des
Bischofs Abraham, eine Besitzung zu Wirtschach
Wieder traten hier die "Herzogin
und Herrin" Judith und Bischof
Abraham von Freising vereint als Fürsprecher auf, diesmal für
einen Vasallen des Freisinger Bischofs. An die enge Verbundenheit und Freundschaft
der beiden knüpfte sich ein Gerücht von einer sträflichen
Verbindung zwischen ihnen, von dem Thietmar von Merseburg berichtete und
das der Bischof bei Judiths Tode feierlich
zurückwies.
965 - 966
Herzogin Judith von Bayern verwendet sich für Bischof
Rather von Verona
Im Jahre 952 war durch OTTO
I. die Markgrafschaft Verona mit Istrien dem Herzogtum Bayern
angegliedert worden. Nach dem Tode Herzog Heinrichs
fiel seiner Witwe Judith
die
vormundschaftliche
Regierung über Bayern und seine Marken zu, so daß die Tochter
Herzog Arnulfs jetzt durch den Spruch des deutschen Königs
auch über Verona gebot, über eine Stadt, die sich ihr Vater vor
20 Jahren aus eigener Machtvollkommenheit durch ein kriegerisches Unternehmen
angliedern wollte. In Verbindung mit
Judith
begegnet uns hier auch Rather von Verona wieder, der bereits bei der Einladung
an den bayerischen Herzog, nach Italien zu kommen, im Jahre 933 maßgebend
beteiligt war. Ständig in Hader und Streit verwickelt war er in den
vergangenen Jahren unstet in Europa herumgezogen und 961 bei OTTOS
I. drittem Italienzug wieder als Bischof von Verona eingesetzt
worden. Doch auch hier hatte er sich gleich wieder Feinde geschaffen: Milo,
sein Vorgänger auf dem Bischofsstuhl von Verona und Nanno, der Graf
der Stadt, waren seine Hauptgegner. Seine Helferin aber wurde, neben dem
deutschen König, ganz besonders die Herzogin Judith von Bayern.
Aus der Qualitatis coniectura, einer von Rather Anfang 966 verfaßten
Lebensbeschreibung, ergibt sich, daß sie ihn dem Schutze eines Grafen
unterstellt hatte, unter dem Bucco, der Vorgänger des Grafen Nanno
von Verona zu verstehen ist. Trotz dessen Vorsorge gelang es aber dem Veroneser
Klerus, der wahrscheinlich von Bischof Milo aufgehetzt war, Rather am Anfang
des Jahres 965 zu überfallen und gefangenzunehmen. Wieder mußte
seine Gönnerin eingreifen und ihn aus dem Gefängnis befreien,
wie sich aus dem Brief an die Kleriker seiner Diözese aus dem Anfang
des Jahres 966 ergibt. Daß auch sein ursprünglicher Beschützer
Graf Bucco ihm schließlich nicht mehr wohlgesinnt war, zeigt ein
anderer Brief an einen unbekannten Gönner aus dem Herbst 965. Von
der bayerischen Herzogin aber, die ihm ihr Wohlwollen unverändert
bewahrte, spricht er nur in den Ausdrücken größter Verehrung.
972 - 974
Judith schenkt mit ihrem Sohn Heinrich von Bayern an St.
Emmeran zu Aiterhofen unter Vorbehalt lebenslänglicher Nutznießung
für sich und ihren Bruder Ludwig und erneuert bald darauf nach dem
Tod ihres Bruders Ludwig diese Schenkung.
In der ersten uns vorliegenden Traditionsurkunde
schenkte
Judith von Bayern una cum
manu filii sui Heinrici ducis an
das Kloster St. Emmeran in Regensburg das Gut Aiterhofen, das ihr Bruder
Ludwig in Lehensabhängigkeit von ihr besaß, unter Vorbehalt
lebenslänglicher Nutznießung für sich und ihren Bruder.
Die zweite Urkunde ist nach dem Tode Ludwigs ausgestellt worden.
Diesmal behielt sich Judith keine Nutznießung
mehr vor, sondern überwies den Besitz sofort den Mönchen von
St. Emmeran in die Hände ihres Altbischofs Wolfgang. - In diesem Ludwig
finden wir einen Sohn Herzog Arnulfs, der nur in den
beiden angeführten Urkunden hervortritt. Sein Name deutet nach Tyroller
auf die Herkunft seiner Mutter aus der Familie der UNRUOCHINGER
und gehe letzten Endes auf den Ahnherrn LUDWIG
DEN FROMMEN zurück. Bereits der in der 2. Hälfte des
11. Jahrhunderts schreibende Arnold von St. Emmeran sah in ihm fälschlich
einen Sohn der Judith, Aventin übernahm
diesen Irrtum und noch Janner deutete das frater eius unserer Traditionsnotiz
auf einen Bruder Herzog Heinrichs II. V.
Oefele und dann auch Riezler wandten sich gegen diese irrige Auffassung,
die ja auch aufs Beste widerlegt wird durch die zweite Traditionsurkunde,
in der Judith Ludwig frater meus
nannte. - Die beiden Stücke sind undatiert, doch stellte sie Widemann
wohl mit Recht in die Zeit zwischen 972 und 974, also nach dem Amtsantritt
des Bischofs Wolfgang von Regensburg und vor die Empörung
Herzog
Heinrichs II. von Bayern, des Sohnes
Judiths, der in beiden Urkunden zu dieser Zeit noch handelnd
auftrat. Judith selbst wurde in der
ersten Urkunde venerabilis patrona et sanctimonialis femina
genannt.
Das würde darauf hindeuten, daß sie bereits zu dieser Zeit den
Schleier genommen hatte. Andere Gründe, die später zu
erörtern sind, lassen es aber auch möglich erscheinen, daß
sie ihren Eintritt ins Kloster Niedermünster erst nach der
mißlungenen Empörung ihres Sohnes Heinrichim
Jahre 974 vollzog.
973 April 27
Auf Bitten seiner Gemahlin Adelheid schenkt Kaiser Otto
I. Judith, der Witwe seines Bruders Heinrich, die Saline Reichenhall.
Diese und die folgenden in Merseburg datierten Urkunden
gehören zu den letzten, die OTTO DER GROSSE
ausgestellt hat. Auf Verwendung Adelheids,
der Gemahlin OTTOS, erhielt Judith
die Saline Reichenhall: sartagines sind die Salzpfannen, in den locis sartaginum
haben wir dann die Pfannstätten zu sehen und in den locis onustariis
Lagerplätze, für die auch der Ausdruck vuiteiendin = Wiedfang
gebraucht ist. Mit diesem alten herzoglichen Besitz in Bayern mögen
sich für die Tochter Arnulfs wohl bedeutsame Erinnerungen verknüpft
haben. Hier hatten auch vor 40 Jahren die Reichenhaller ihrem Bruder Eberhard
als dem neuen Herzog gehuldigt. Auch diese Urkunde läßt offen,
ob Judith zu dieser Zeit schon ins
Kloster eingetreten war. Der Titel venerabilis domna, den sie hier
erhielt, deutet nach Hirsch eher auf den herzoglichen Rang als auf eine
geistliche Stellung. Gleich nach dem Tode seines Vaters bestätigte
OTTO
II. die Schenkung.
973 April 27
Auf Bitten seiner Gemahlin Adelheid und Judiths von Bayern
schenkt Kaiser Otto I. dem Kloster Niedermünster in Regensburg sein
Eigengut Beutelhausen.
Wenn in der folgenden Urkunde die Sächsin
Adelheid
für Judith von Bayern intervenierte,
so traten hier beide Frauen vereint als Fürbitterinnen auf, so daß
man wohl annehmen kann, sie seien durch Freundschaft verbunden gewesen.
Daß Judith auch Mathilde,
der Mutter ihres Gatten Heinrich gleich
nach dessen Tode eine Meldung übersandte, wurde bereits berichtet.
Zu diesem Zeitpunkt muß sich Judith
in Sachsen befunden haben, denn die auf ihr Betreiben ausgestellte Urkunde
ist in Merseburg verfaßt. Die Sorge für den Ort, der hier mit
einer Schenkung bedacht wurde, nämlich das Kanonissenstift Niedermünster,
mag ihr aus manchen Gründen eine Herzensangelegenheit gewesen sein.
Noch zu Lebzeiten ihres Gatten sorgte sie für Bauten und Schenkungen
und schließlich fand Heinrich
hier seine letzte Ruhestätte. Zudem trug sie sich jetzt auch wohl
schon ernsthaft mit dem Gedanken, hier selbst den Schleier zu nehmen.
973 April 27
Auf Bitten seiner Gemahlin Adelheid und Judiths von Bayern
schenkt Kaiser Otto I. dem Kloster Niedermünster zu Regensburg vier
Höfe.
Auch in dieser Urkunde, die am gleichen
Tag wie die beiden vorhergehenden in Merseburg ausgestellt ist, vereinigten
sich wieder Adelheid und
Judith
von Bayern als Fürsprecherinnen für das Kloster Niedermünster
in Regensburg, das mit den vier Höfen Schierling, Rogging, Lindhart
und Bayerbach reich bedacht wurde. Noch einmal zeigte sich hier so ihre
ständige Fürsorge für dieses Kloster, die sich in den Schenkungen
aus ihrem Eigengut und aus Interventionen bei
Kaiser
OTTO I. kundtat, und für die sowohl ihr Enkel Kaiser
HEINRICH II. als auch die späte Geschichtsschreibung Niedermünsters,
die unten anzuführen sein wird, Worte rühmenden Erinnerns fanden.
Ebenso wie die vorausgehende Urkunde wurde auch diese wenige Monate später
(am 7. Mai war OTTO I. gestorben),
wohl auf das Betreiben Judiths, durch
Kaiser
OTTO II. erneuert.
974
Judith von Bayern zieht sich in das Kloster Niedermünster
zurück, wo sie auch stirbt.
Gegen Ende ihres langen und ereignisreichen
Lebens, als sie nach der Mündigkeit ihres Sohnes von der Teilnahme
am öffentlichen Leben mehr und mehr zurücktreten mußte,
scheint Judith sich stark religiösen
Anliegen gewidmet zu haben. Jedenfalls haben wir Nachricht von einer Pilgerfahrt
nach Jerusalem, die sie unternahm und die wohl in die Zeit zwischen
966 und 973 zu setzen ist, in der keine Urkunden sie erwähnen. Die
Lebensbeschreibung des heiligen Rasso, die sie mit diesem zusammen nach
Jerusalem pilgern läßt, muß als Quelle wohl ausscheiden,
denn sie ist erst im 17. Jahrhundert vom Dießener Dekan Keferloher
verfaßt und beruht in ihrer Chronologie auf den Angaben Aventins.
Nach Hirsch eilte sie durch diesen Besuch der heilige Stätten "in
Handlungen der Devotion dem Genius ihrer Tage voraus". Auch auf dieser
Reise war sie auf das Wohl der religiösen Gemeinschaft bedacht, der
sie schon früher ihre ganze Gunst und Aufmerksamkeit zugewendet hatte.
Sie brachte aus Palästina eine Anzahl Reliquien mit, die sie dem Kanonissenstift
Niedermünster in Regensburg verehrte. Wahrscheinlich trug sie sich
schon einige Zeit mit dem Plan, selbst in dieses Stift einzutreten, ihre
fromme Sorge speziell für diese Gemeinschaft machen es wahrscheinlich
ebenso wie die Tatsache, daß sie seit 973 in Urkunden bereits sanctimonialis
genannt wurde. Ausgeführt hat sie diesen Entschluß nach Hirsch
und Riezler aber erst, als der Aufstandsversuch ihres Sohnes Heinrich
im
Jahre 974 fehlschlug. Nicht das Mißlingen des Planes, sondern seine
Ausführung überhaupt mag für sie ein harter Schlag gewesen
sein. 937 und 953 hatte sie, die, wohl nicht zuletzt durch ihre Heirat
mit dem Bruder OTTOS I., immer königstreu
blieb, Rebellionen ihrer Familie miterlebt, und 974 kam ihr eigener Sohn
nach einem Aufstand in Haft, an dem sich zudem noch ihr Neffe Berthold
und ihr ehemals vertrauter Ratgeber, der Bischof Abraham von Freising,
beteiligt hatten. Das mag wohl für sie der letzte Anstoß gewesen
sein, den Schleier zu nehmen. Lediglich ein Makel lag ohne ihre Schuld
auf ihrem Leben. Ihr freundschaftlicher Umgang mit Bischof Abraham von
Freising, der während ihrer Regentschaft in Bayern ihr vertrauter
Ratgeber war, hatte zu manchen böswilligen Gerüchten Anlaß
gegeben. Am Tage ihrer Besitzung trat der Bischof während des Hochamtes
diesen Gerüchten in feierlicher Form entgegen und konnte die Verstorbene
von jedem Verdacht reinigen. - Auch als sie selbst im Kloster weilte, ließ
sie nicht ab, für das Wohlergehen dieses Ortes Sorge zu tragen. Sie
suchte nun seinen inneren Wert zu heben, indem sie sich bemühte, dem
bisherigen Kanonissenstift die Benediktinerregel zu geben. Mag sie damit
nun Erfolg gehabt haben oder nicht, jedenfalls sagte Hirsch wohl mit Recht,
daß erst nach ihrem Eintritt die Stiftung sich zum Glanz einer wirklichen
Abtei erhob. Als ihren Todestag überliefert uns das Niedermünsterer
Nekrolog den 29. Juli. Das Jahr ihres Todes ist nicht bekannt, doch
liegt es, wie sich aus einer später anzuführenden Urkunde ergibt,
nach
985.
Nach 985
Herzog Heinrich von Bayern schenkt mit der Hand seiner
Mutter Judith ein Gut seines Sohnes Brun zu Beutlahausen an das Kloster
Niedermünster.
Am 27. April 973, kurz vor dem Tode OTTOS
I., hatte Judith beim Kaiser
die Schenkung seines Eigengutes Beutelhausen an das Kloster Niedermünster
in Regensburg erbeten. Jetzt kam dem Kloster durch ihre Fürsprache
abermals ein Teil dieses Ortes zu, der Brun,
dem jüngeren Sohn Heinrichs des Zänkers
gehörte. Die Frage nach der Datierung dieser Traditionsurkunde
ist schwer zu lösen. Brun muß
zwischen 974 und 976 geboren sein, sein älterer Bruder Heinrich,
der nachmalige Kaiser HEINRICH II.
am 6. Mai 973. Der Vater der beiden, Heinrich
der Zänker, war seit 974 gegen Kaiser
OTTO II. im Aufstand. Seine Gattin Gisela
mußte 976 mit ihren Kindern, als Otto von
Schwaben das Herzogtum Bayern erhielt, zu Bischof Abraham von
Freising fliehen, während ihr Mann von 978 bis 983 in Utrecht in Haft
war und erst im Jahre 985 wieder mit dem Herzogtum Bayern belehnt wurde.
Diese Verhältnisse lassen eine Schenkung in der Zeit zwischen 974,
dem frühest möglichen Geburtsdatum Bruns
und 985, der Restituierung des Vaters im Herzogtum als unwahrscheinlich
erscheinen. Der gleichnamige Sohn Heinrichs des
Zänkers, in dessen Namen cum manu matris sue domine
Judite die Schenkung erfolgte, wurde zwar erst nach dem Tode des Vaters
im Jahre 995 Herzog von Bayern, doch steht seinem Titel dux, der ihm in
dieser Urkunde beigelegt wurde, auch für die Zeit von 983 bis 995
nichts im Wege, da ihn der Vater noch zu seinen Lebzeiten zur Nachfolge
im bayerischen Herzogtum designieren durfte. So kann man zur Datierung
dieser Urkunde also lediglich sagen, daß sie frühestens 985
entstanden sein kann, womit man zugleich das spätere Datum erhält,
an dem Judith von Bayern noch als lebend erwähnt wurde.