Begraben: Kloster Weingarten
Einziger Sohn des Grafen Welf II. von Altdorf aus
dem Hause der WELFEN und der Irmengard
(Imiza) von Luxemburg, Tochter von Graf Friedrich
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 2144
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Welf III., Herzog von Kärnten und Markgraf von Verona
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+ 13. November 1055
Begraben: Kloster Weingarten
Sohn des Grafen Welf II. und der Imiza (Irmmentrud), Tochter des Grafen Friedrich von Luxemburg
Seine Tante Richlind, die Schwester Welfs II.
und Gattin Adalberos II., des letzten Grafen von Ebersberg, wollte
Welf
III. 1045 einen Teil des reichen
Ebersbergers
Erbe zuwenden. Als König HEINRICH III.
auf Burg Petersberg an der Donau Welf III.
belehnte, brach unter dem Druck der vielen Menschen der Fußboden
der Halle durch, Richlind, Abt Hermann von Ebersberg und Bischof
Bruno von Würzburg starben.
HEINRICH III.
verlieh
am 7. Juni 1047 in Speyer Welf III. das
Herzogtum Kärnten und die Mark Verona.
Die Vettern
Welfs III.,
Markward II. und Adalbero von Eppenstein, der spätere Bischof von
Bamberg, waren die mächtigsten Grundherren in Kärnten, Markgraf
Azzo II. von Este, der Gatte von Welfs Schwester
Chuniza
(Kunigunde),
der unmittelbare Nachbar der Markgrafschaft Verona. Im Herzogtum
Kärnten, das er sich von Papst Leo IX. bestätigen ließ,
hielt sich Welf III. kaum auf, in Vicenza
leitete er als Markgraf von Verona
1050 einen Gerichtstag. Auf dem
erfolglosen Zug HEINRICHS III. gegen
Ungarn befehligte
Welf III. gemeinsam
mit Bischof Gebhard von Regensburg und Herzog Vratislav II. von Böhmen
ein Kontingent, das die Gebiete nördlich der Donau verwüstete.
Als Herzog Konrad I. von Bayern aus der Sippe der EZZONEN 1053 abgesetzt
wurde und auch allen Eigenbesitz verlor, floh er - wohl mit Unterstützung
Welfs
III. - durch die Karantanische Mark (die spätere Steiermark)
nach Ungarn, fiel im folgenden Jahr mit ungarischen Truppen in die Mark
ein und besetzte die Hengistburg bei Wildon (südlich Graz).
Dem Aufstand Konrads schlossen sich der bayerische Pfalzgraf Aribo II.
und sein Bruder Boto an, auch Welf III.,
Bischof Gebhard von Regensburg und weitere Fürsten konspirierten gegen
HEINRICH
III. Auf der Rückkehr vom Romzug des Kaisers 1055 verließ
Welf
III. unter falschen Vorgaben das
Heer. Dieses Ereignis wird in der "Historia Welforum" sagenhaft ausgeschmückt.
Welf
III. erkrankte schon im November in seiner Burg Bodman
am Bodensee, gestand auf dem Totenbett die Umsturzpläne, gab seine
Mitverschworenen an und bat HEINRICH III.,
dem er dem Hof Utting am Ammersee vermachte, um Verzeihung. Seinen großen
Eigenbesitz vermachte er dem Kloster Weingarten. Mit
Welf
III. erloschen die älteren
WELFEN
im Mannesstamm.
Quellen:
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Chronicon Eberspergense, ed. W. Arndt, MGH SS 20, 1868,
14 - Monumenta historica ducatus Carinthiae, III, ed. A. v. Jaksch, 1904,
111-128, Nrr. 268-313.
Literatur:
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E. Steindorff, Jbb. des dt. Reiches unter Heinrich III.,
Bd. 2, 1881, 13f.,316ff. - A. v. Jaksch, Gesch. Kärntens, I, 1928,
187ff. - Welf VI., hg. R. Jehl, 1995, 119f - B. Schneidmüller (Heinrich
der Löwe und seine Zeit, hg. J. Luckhardt-F. Niehoff, II, 1995), 51f.
X. 33. WELF III., Herzog von Kärnten
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* ..., + 1055 13. XI.
Anmerkungen: Seite 134
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X. 33. Welf III.
siehe Steindorff 2, 230.
WELF III.
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+ Burg Bodman
1047 HERZOG VON KÄRNTEN und MARKGRAF VON VERONA
WELF III. "VON RAVENSBURG"
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+ 1055
Welf III. folgte als
letzter
alterWELFE
1030 seinem Vater in allen
alten Hausgrafschaften. Als Neffe der einflußreichen
luxemburgischen
Herzöge Heinrich von Bayern und Friedrich von Nieder-Lothringen kam
Welf
auch
in Bayern zu großem Einfluß. Er verwischte mit seinem Gesamtbesitz
die schwäbisch-bayerischen Landes- und Stammesgrenzen und erbte 1045
Reichslehen des Grafen Adalbero von Ebersberg und war Vogt von Altomünster,
Ochsenhausen, Kempten, Füssen und Weingarten, das er als Hauskloster
vollendete. Er war auch Schirmvogt von Augsburg und wurde 1047 zum
Herzog von Kärnten und Markgrafen von Verona ernannt, das bisher Kaiser
HEINRICH III. besaß. Er wurde damit politischer Nachbar
des Schwagers und konnte sich gegen die beherrschenden EPPENSTEINER in
Kärnten nie durchsetzen, das er auch nicht betrat. Welf
zog 1051/52 mit gegen Ungarn, schloß sich 1053 den Aufrührern
an und stand bis zu seinem Tode in Opposition zum König, gab aber
auf dem Totenbett die Verschwörung gegen ihn preis. Mit ihm erlosch
die ältere WELFEN-Linie im Mannesstamm.
Sein Vermächtnis, die Schenkung seines Besitzes an das Hauskloster
Altdorf, blieb unerfüllt, denn seine Mutter Irmtrud (Imiza)
ließ ihren Enkel Welf aus Italien kommen und setzte seinen
Eintritt in das Erbe durch.
Mit Welf III., dem einzigen Sohn Welfs II. und Imizas, treten die WELFEN auch in der Geschichte des Reiches wieder hervor. Im Jahre 1047 übertrug ihm Kaiser HEINRICH III. das damals erledigte Herzogtum Kärnten. Die Herrschaft der WELFEN in Kärnten war allerdings nur von kurzer Dauer. Bereits acht Jahre später, im November 1055, ist Welf gestorben. Da er unvermählt war, erlosch mit ihm das Geschlecht der süddeutschen WELFEN im Mannesstamm. Einige Jahre vorher hatte er das Kloster Altdorf nach einem Brand auf die Höhen des nahen Martinsberges verlegt und ihn den Namen Weingarten gegeben. In seinem Testament hatte Welf dem Kloster, in dem er die letzte Ruhe finden wollte, sein ganzes Eigengut vermacht. Die Geschichte der WELFEN in Deutschland schien beendet zu sein.
Klaar Karl-Engelhardt: Seite 98
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"Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten"
Das Herzogtum wurde erst 1047 von HEINRICH III. wieder ausgetan, und zwar an Welf III. comitem Suevigenam, Welf dudum comitis filium, welcher ein Neffe der Richlint in Nr. 43 war und nach deren und ihres Gatten Tode das Kloster Ebersberg beschenkte. Die Gründer von Ebersberg haben Herzog Welf sicher näher gestanden als die Söhne Herzog Adalberos, denen er über jene gleichfalls - entfernter - verwandt war. Zwar verlautet nichts davon, dass HEINRICH III. "voll Mißtrauen" davon abgesehen habe, dem Markwart das Herzogtum zu geben, doch dürfte er hinsichtlich der Ansprüche Markwarts auf die Stellung, die einst der SALIER Herzog Otto in Kärnten aufgebaut hatte, mittlerweile anderen Sinnes geworden sein, als sein Handeln bei Adalberos Absetzung im Jahre 1035 hatte erkennen lassen. Von Welfs Tätigkeit als Herzog zeugt eine Gerichtsurkunde aus Viacenza, insonderheit aber nahm er an dem Ungarnfeldzug des Jahres 1051 führenden Anteil. Vier Jahre später beteiligte er sich an maßgebender Stelle am Versuch des abgesetzten Bayern-Herzogs Konrad, die Krone zu erlangen, und dies bereuend, wie es heißt, starb er noch 1055.
Twellenkamp Markus: Band I Seite 486
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"Das Haus der Luxemburger" in: Die Salier und das Reich
Mit den Herzogtümern Bayern und Nieder-Lothringen standen zwei Grenzregionen unter der Herrschaft der LUXEMBURGER, sie sich offenbar als besonders zuverlässige Helfer des SALIERS erwiesen hatten. Pfingsten 1047 wurde außerdem noch Welf III., ein Neffe Graf Heinrichs, mit dem Herzogtum Kärnten und der Mark Verona belehnt [Welf III. war ein Sohn Imizas, einer Schwester von Graf Heinrich II.; vgl. Steindorff, Jahrbücher Heinrichs III. Band 2 (wie Anmerkung 70), Seite 14, und Renn, Luxemburger (wie Anmerkung 1), Seite 119].
Störmer Wilhelm: Band I Seite 486,530,539,541
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"Bayern und der bayerische Herzog im 11. Jahrhundert"
in: Die Salier und das Reich
Imizas kinderloser Sohn Welf III. - also
Herzog Heinrichs Neffe - wurde noch vor dessen Tod Herzog von Kärnten,
so daß der LUXEMBURGER "Clan"
drei Herzogtümer innehatte.
Der Besitz dieses mächtigen Geschlechtes, zu dem
offensichtlich eine Reihe beachtlicher Reichslehen gehörte, konnte
beim Tode des letzten Ebersbergers Adalbero 1045 zu einem Testfall für
die Entscheidungsmöglichkeiten des Königs in Bayern werden. Nach
Aussage der Ebersberger Chronik starb Adalbero II. von Ebersberg in seiner
Burg
Persenbeug an der Donau; vor seinem Tode hatte er gemeinsam mit seiner
Frau die Grafschaft Persenbeug dem hl. Sebastian, das heißt dem Kloster
Ebersberg gestiftet. Der übrige Besitz fiel offensichtlich an seine
Gemahlin Richlind, ein WELFIN,
die weitergehende Pläne zu realisieren versuchte. Nicht alle Familienmitglieder
waren damit einverstanden; Markgraf Ulrich von Krain, ein Enkel von Adalberos
Schwester Willibirg, widersetzte sich laut Ebersberger Chronik der Entscheidung
Richlinds,
Kaiser
HEINRICH III. auf die Burg Persenbeug zu rufen, da sie,
Richlind,
beneficia
comitatumque Adalperonis (Ebersberg oder Persenbeug oder beide?) an
den dux Welfhard (Welf III., Herzog von Kärnten),
den Sohn ihres Bruders Welf II., übertragen wollte. Wir gehen
wohl nicht fehl, wenn wir annehmen, daß Ulrich von Krain sowohl gegen
die erhebliche Stärkung der
WELFEN
zuungunsten der Ebersberger Nachkommen in weiblicher Linie als auch gegen
die Einmischung des Kaisers in dieser Erbsache war. In der Sicht des Schreibers
(Abt Williran von Ebersberg) zeigten sich die bösen Folgen unmittelbar:
als der Kaiser in diese Besitzübertragung an den
WELFEN
einwilligte und ihm mit dem Stab des Ebersebrger Abtes die Lehen übertrug,
stürzte der Söller ein, auf dem die feierliche Besitzübertragung
stattfand. Der Kaiser und Welf kamen zwar mit dem Leben davon, doch
Richlind,
Abt Altmann von Ebersberg und Bischof Bruno von Würzburg, ein SALIER,
kamen ums Leben.
Was Welf III., der dann 1047 bis 1055 das Herzogtum
Kärnten innehatte, 1045 von den Ebersberger Lehen halten oder überhaupt
erhalten konnte, entzieht sich weitgehend unserer Kenntnis. Laut Tegernseer
Entfremdungsliste erhielt er immerhin elf Besitzkomplexe, die vorher Graf
Adalbero II. in den Händen hatte aus jener "Säkularisationsmasse"
des 10. Jahrhunderts, die Tegernsee beanspruchte.
Daß Kaiser HEINRICH III.
ganz erheblich im Ebersberger Erbe eine Neuverteilung vornahm, bei der
er wohl auch ebersbergische Verwandte berücksichtigte, wird an dreierlei
Vorgängen deutlich. Weder Welf III. noch Ulrich von Krain haben
eine größere Machtposition im ehemals ebersbergischen Interessengebiet
übernehmen können.
Boshof, Egon: Seite 98,149
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"Die Salier"
Schließlich wurde Mitte des Jahres 1047 auch das
Herzogtum Kärnten wieder ausgegeben. HEINRICH
ernannte den schwäbischen Grafen Welf III. zum Herzog; auch
diese Maßnahme stand im Zusammenhang mit der Ungarnpolitik. Durch
seine Mutter Imiza, eine LÜTZELBURGERIN,
war der WELFE ein Neffe der Herzöge
Heinrich von Bayern und Friedrich von Nieder-Lothringen sowie des Bischofs
Adalbero III. von Metz.
Im April 1053 wurde Konrad auf einem Hoftag in Merseburg
abgesetzt. Er beugte sich dem Urteil nicht, schlug sich nach Ungarn durch
und setzte sich von hier aus mit der Rückendeckung des Königs
Andreas zur Wehr. Auf einem Hoftag in Tribur wurde er wegen
Kontumaz erneut verurteilt, fand aber offenbar auch im bayerischen Stammesadel
Rückhalt - und dies trotz seines angeblichen Mißregiments. An
seiner Seite sehen wir die Grafen von Scheyern ebenso wie den Pfalzgrafen
Aribo mit seiner Familie, und schließlich verbündete sich auch
Herzog
Welf III. von Kärnten, der die Annäherung des Kaisers an
die EPPENSTEINER sicher mit Mißtrauen registrierte, mit dem Aufrührer.
Die Probleme waren nicht gelöst, als sich der Kaiser auf seinen zweiten
Italienzug begab. Die Empörer hatten sich den Sturz und die Ermordung
HEINRICHS
III. zum Ziel gesetzt und für seine Nachfolge den abgesetzten
Herzog Konrad vorgesehen.
Daß es im Jahre 1055 schließlich doch nicht
zum offenen Ausbruch der Empörung gekommen ist, war nicht zuletzt
dem Zufall zu verdanken: Der plötzliche Tod der Haupträdelsführer
verschonte das Reich vor weiteren Wirren. Welf III. starb am 13.
November auf der Burg Bodman am Bodensee; mit ihm erlosch die
ältere WELFEN-Linie im Mannesstamm.
Sein Vermächtnis, die Schenkung seines Besitzes an das Hauskloster
Altdorf, blieb unerfüllt; denn seine Mutter Imiza ließ
ihren Enkel Welf aus Italien holen.
Weinfurter Stefan: Seite 93,95
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"Herrschaft und Reich der Salier. Grundlinien einer Umbruchszeit."
Erst 1045 übertrug er Schwaben an den EZZONEN Otto II. (1045-1047), dem der SCHWEINFURTER Otto III. folgte (1048-1057), und 1047 erhielt Welf III. das Herzogtum Kärnten (+ 1055) Alle diese Besetzungen waren aus Gründen äußerer Gefahr, wie in Bayern und Kärnten, oder der Einbindung unwilliger Großer erfolgt, aber dennoch war nicht zu verhindern, daß sich seit Ende 1052 eine Opposition formierte, die 1055 zu einer umfassenden Verschwörung anwuchs (Wilhelm Störmer). Sie wurde vermutlich durch die Ungarnpolitik HEINRICHS III. ausgelöst, der trotz des erfolglosen Ungarnfeldzuges von 1052 jeden tragfähigen Ausgleich ablehnte, anders als die in erster Linie betroffenen Adelsgruppen um die Herzöge Konrad I. von Bayern und Welf III. von Kärnten. Kompromißlos ging der Kaiser daher auch gegen diese Opposition vor, ließ den EZZONEN auf einem Merseburger Hoftag 1053 absetzen und beauftragte den Eichstätter Bischof Gebhard, den späteren Papst Viktor II., mit der faktischen Leitung des Herzogtums Bayern. Nun planten die Anführer der Opposition sogar die Ermordung des Kaisers, als dessen Nachfolger der abgesetzte Konrad I. selbst vorgesehen war. Daß im Jahre 1055 nicht zum Umsturz kam, war nur dem Zufall zu verdanken, daß damals Welf III. und Konrad I. ganz plötzlich starben.
Schneidmüller Bernd: Band II Seite 51
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"Große Herzöge, oft Kaisern widerstehend?
Die Welfen im hochmittelalterlichen Europa" in:
HEINRICH DER LÖWE UND SEINE ZEIT. Herrschaft
und Repräsentation der Welfen 1125-1235.
Bei einem solchen Beziehungsnetz scheint es nicht erstaunlich,
daß Welfs und Imizas Sohn Welf III. als erster
seines Hauses 1047 von Kaiser HEINRICH III.
bei der Neuordnung der süddeutschen Herzogtümer zur herzoglichen
Würde in Kärnten promoviert wurde. Dort kaum begütert, wurde
nicht die effektive Macht, sondern eher der vornehme Rang entscheidend
für das welfische Selbstverständnis,
das sich freilich weniger aus der Idee des Herrscherdfinstes denn aus adligem
Standesbewußtsein konstituierte. Die Historia Welforum fängt
das in jener schönen Geschichte ein, die davon berichtet, daß
Welf
III. auf dem Sammelplatz des Heeres in Roncaglia drei Tage zu lange
auf den Kaiser warten mußte; er habe dann "an der Spitze seiner versammelten
Mannschaft mit wehendem Banner den Rückmarsch angetreten" und sei
vom entgegenkommenden Kaiser weder durch Geschenke noch durch Versprechungen,
geschweige denn durch Drohungen von der einmal begonnenen Heimkehr" abgebracht
worden [24 Historia Welforum, cap. 12, Seite 18.]. Noch öfter
sollte solch eine Mischung aus gesundem Rechtsempfinden und Stolz die Geschichte
großer Herzöge, oft den Kaisern widerstehend, prägen.
So verwundert es nur wenig, den
welfischen Herzog bald im Kreis der Gegner HEINRICHS
III. zu finden, die das Reich in den letzten Jahren des SALIERS
in
die Krise stürzten. Der Tod der wichtigsten Verschwörer 1055
verhinderte freilich die große Auseinandersetzung. Da auch Welf
III. am 13. November 1055 auf der Burg Bodman am Bodensee
ohne Nachkommen verstarb, war der eben erst zum Herzogtum gelangte welfische
Mannesstamm erloschen. Welfs III. letzte Tat, sein ganzes Eigengut
(patrimonium) dem Hauskloster Altdorf zu schenken, blieb typisch
für eine Adelswelt, die sich der Erinnerung folgender Jahrhunderte
durch fromme Fundation versicherte.
In der an Zäsuren und Krisen nicht eben armen Geschichte
der WELFEN vor 1918 stellt das Aussterben
der älteren WELFEN-Linie
im Mannesstamm und der unausweichlich scheinende Übergang des gesamten
patrimonium
zu immerwährendem Klosterbesitz die gravierendste Bedrohung dar, deren
Auswirkung die Historia Welforum in ihrem 12. Kapitel nur mühsam
zu überdecken vermag: Weibliches Handeln sorgte nämlich für
dynastische Kontinuität, weil Welfs III.
Mutter das Ende des
Hauses nicht akzeptierte, in Italien nach dem Erben fahnden ließ
und ihn im Sohn ihrer Tochter Kuniza aus deren Verbindung mit Markgraf
Albert Azzo von Este. Die Historia Welforum
stellt Welfs
III. Bewußtsein, keinen Erben mehr zu haben (qui heredem non
habuit per se), gegen Imizas sicheres Wissen um einen Erben (sciens
se heredem habere ex filia). Im Namen dieses Erben drückten sich
welfische,
keine otbertinischen
Kontinuitäten aus. Aus Italien kommend,
sicherte Welf IV. sein patrimonium, indem er Welfs III.
Schenkung
an Altdorf verbot und sich als "unbestreitbaren und wahren Erben" (certrus
et verus heres) proklamierte.
Den Bruch des Jahres 1055 überwand die welfische
Familie nur scheinbar leicht; die Geschichte der älteren WELFEN
bedarf noch genauerer Betrachtung [26 Eine Dissertation zur Geschichte
der älteren WELFEN ist von Frank
Martin Siefarth zu erwarten.], um die Bedrohung und die Folgen genauer
abschätzen zu können.
Literatur:
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Ay, Karl-Ludwig/Maier,
Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer
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Köln 1987, Seite 98,149 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen
Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998
Tafel 3 Seite 7 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren
im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad
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das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite
8,258,486,530,539,541/Band II Seite 125 - Hechberger Werner: Staufer
und Welfen 1125-1190. Zur Verwendung von Theorien in der Geschichtswissenschaft
Böhlau Verlag-Köln-Weimar Wien 1996 Seite 118,119,156,175-179
-
Heine Alexander (Hg.): Geschichte
der Welfen. Phaidon Verlag GmbH Essen - HEINRICH DER LÖWE
UND SEINE ZEIT. Herrschaft und Repräsentation der Welfen 1125-1235.
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Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung
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Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen
Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 786 - Patze
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hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 100,104 - Rappmann
Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und
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Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin
Köln 2000 Seite 30,123-129 -
Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche
Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag
Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 197,200,10,221 - Schwennicke
Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann
GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 17 - Steindorff,
Ernst: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich III., Wissenschaftliche
Buchgesellschaft Darmstadt 1963 Band I Seite 230,231/Band II Seite
13,14,154,298,316 N. 4,318,404,434 - Störmer,
Wilhelm: Die Welfen in der Reichspolitik des 11. Jahrhunderts. in:
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Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G.
Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 29 -
Weinfurter Stefan:
Herrschaft und Reich der Salier. Grundlinien einer Umbruchszeit. Jan Thorbecke
Verlag Sigmaringen 1992 Seite 93,95 -