WIDO zog es vor, nach Italien zurückzukehren, um hier, wo er eines stärkeren Anhanges sicher sein konnte, dem inwischen in Pavia erhobenen BERENGAR, seinem Gegner von 883, die Krone streitig zu machen. Eine große Zahl von westfränkischen Anhängern begleitete ihn dorthin. Dieser Anhang muß immerhin so beachtlich gewesen sein, daß dieses Unternehmen WIDOS als ein neuer Eroberungszug aus Francien angesehen werden konnte, bei dem die Einheimischen aus dem Besitz ihrer Güter und Lehen verdrängt werden sollten. - Da ist zunächst Anscar, der von 879 bis 887 im westfränkischen Gau von Ouche nachweisbar ist und zum Lohn für seinen Einsatz später die Markgrafschaft Ivrea erhielt; mit ihm kam sein Bruder Wido, der im Kampfe fiel. Sie waren ihrem Prätendenten mit 500 Mann gefolgt.
XXVI. ANSCAR (I.)
war der Stammvater der Markgrafen von Ivrea. Die
Gesta Berengarii imperatoris berichten, daß er mit König
WIDO nach Italien kam, als dieser von seinem Zug nach W-Franken
(888) zurückkehrte. 500 Mann sollen er und sein Bruder Wido,
der im zweiten großen Treffen an der Trebbia fiel, in den Kampf gegen
BERENGAR geführt haben. Für
die Folgezeit ist Anskar einige Male
in der Umgebung WIDOS und
LAMBERTS
nachzuweisen.
Am 21.Februar 891 war er in Rom, um der an der Kaiserkrönung
WIDOS
teilzunehmen. Zusammen mit dem Bischof Wibod von Parma, einem der gewiegtesten
Diplomaten dieser Zeit, intervenierte er für die Überlassung
großer Fiskalgüter an die Kaiserin
Ageltrude, WIDOS Gemahlin;
dilecti
consiliarii werden sie dabei genannt. Am 11. Juli 892 ist der strenuissimus
marchio
Ansker bei WIDO
in Pavia. Als ARNULF
VON KÄRNTEN sich im Frühjahr 894 zu seinem ersten
Romzug rüstete, wegen der Ermattung des Heeres bei Piacenza aber umkehren
mußte und über NW-Oberitalien wieder abziehen wollte, verlegte
Anskar
den abziehenden Truppen beim Kastell Ivrea den Weg, so daß
ARNULF
erst nach dreitägiger beschwerlicher Umgehung ins Tal von Aosta und
dann über den St. Bernhard nach Schwaben gelangen konnte [Schiaparelli,
a.a.O. Seite 41, nr. 16 (= Manaresi, I placiti Seite 420, Insert. in nr.
113). - Intervention für die Freilassung des Hörigen Martin aus
Vercelli.]. Am 25. Juli 896 trat der dilectissimus marchio noster atque
fidelissimus comes Anscharius
als
Fürbitter für das Kloster Bobbio beim Nachfolger
WIDOS,
Kaiser
LAMBERT, hervor. Nach dessen frühen Tode (+ 15. Oktober
898) hat er sich mit König BERENGAR
zu versöhnen vermocht. Der Abt Johannes vom S. Cristinakloster bei
Cortelona erwirkte jedenfalls am 1. Dezember 898 per Petrum venerabilem
episcopum (von Padua, archicancellarius BERENGARS),
Restaldum
(königlicher Notar) et per Ascherium illustrem
marchionem, summos consciliarios nostros, von dem in Reggio/Emilia
weilenden König BERENGAR die Überlassung
der curtis Bellamio in der Grafschaft Acqui für sein Kloster
[Schiaparelli, I dipl. di Berengario I. Seite 69 nr. 23. - Vgl. auch E.
Dümmler, Gesta Berengarii Seite 34, Anmerkung 4. Um diese Zeit scheint
auch die Ehe Adalberts,
des Sohnes
Anskars I., mit Gisla,
der Tochter
König BERENGARS, zustande
gekommen zu sein.].
Im April 902 muß Anskar
schon verstorben gewesen sein, denn damals trat bereits sein Sohn als Adalbertus
marchio filius quondam Anscherii
hervor
[Schiaparelli, I dipl. di Lodovico III, Seite 51, nr. 16. - Papst Johann
IX. nennt 899 in einem Schreiben an Klerus und Volk von Langres einen
Anscharium comitem dilectem filium nostrum
als einen Nachrichtenübermittler; Migne PL 131 Seite 30, nr. 3. Hier
könnte Anskar von Ivreagemeint
sein.].
Markgraf Anskar gehörte
dem Stamm der Salfranken an. Nach salfränkischem Recht lebten nicht
nur seine Nachkommen, sein Geschlecht läßt sich auch in Burgund
zurückverfolgen, wie er selbst vor seinem Erscheinen in Italien dort
im Gau Ouche bei Dijon Graf gewesen zu sein scheint.