SCHLOSS ARENSFELS
Schloss Arenfels, früher auch Schloss Arienfels
genannt, ist eine Schlossanlage oberhalb von Bad
Hönningen in Rheinland-Pfalz, die auf eine mittelalterliche Burg
aus dem 13. Jahrhundert zurückgeht. Das Schloss erhielt seine
heutige äußere Gestalt in der Zeit von 1849 bis 1855,
während der es unter der Leitung des Kölner Dombaumeisters
Ernst
Friedrich Zwirner im Stil der Neugotik umfassend verändert wurde.
Aufgrund seiner 365 Fenster, 52 Türen und zwölf Türme
erhielt es den Beinamen „Schloss des Jahres“.
Beschreibung:
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Die zweiteilige Anlage besteht aus einem dreiflügeligen
Hauptschloss in Hufeisenform, das zur Rheinseite im Süden offen
ist, und einer
nördlich vorgelagerten Vorburg
mit Wirtschaftsgebäuden.
An den Vorgängerbau des neugotischen Hauptschlosses mit seinen vier Geschossen erinnert nur noch ein Renaissancegiebel an der westlichen Außenfassade. Ein hoher Turm mit Kegelhelm und neugotisch gearbeiteter Steinspitze ragt aus dem Mittelflügel des Schlosses empor. West- und Ostflügel des Schlosses sind an ihren Südenden jeweils durch einen Treppengiebel mit Steinfiguren abgeschlossen, die von dem Kölner Dombildhauer Christian Mohr gefertigt wurden. Der Giebel des Westflügels zeigt eine Statue Jeanne d’Arcs, während die Steinfiguren des Giebels am Ostflügel Gottfried von Bouillon und Richard Löwenherz darstellen. Das Portal im nördlichen Mitteltrakt trägt einen Balkon, dessen steinerne Brüstung das Wappen der Familie von WESTERHOLT-GYSENBERG zeigt.
Das gesamte Schlossgebäude trägt einen Putz, der an der rheinwärtigen Seite in den Jahren von 2000 bis 2003 nach altem Vorbild teilweise erneuert wurde und eine helle Ockerfarbe besitzt.
Im Inneren sind heute noch viele Räume mit einer
architektonischen Raumausstattung im Stil der Neugotik erhalten, zum
Beispiel eine Treppe aus Gusseisen, die drei Stockwerke verbindet, der
als Restaurant genutzte alte Rittersaal sowie Marmor- und Wedgwoodkamine.
GESCHICHTE
Die Anfänge:
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In den Jahren 1258 und 1259 errichteten Heinrich II. von Isenburg
(1213–1287) oder sein Sohn Gerlach (urkundlich 1246–1303)
auf einem
Felsplateau über dem Rhein eine erste Wehranlage [1 Hellmuth
Gensicke: Landesgeschichte
des Westerwaldes. 3. Auflage. Historische Kommission für
Nassau, Wiesbaden 1999, ISBN 3-922244-80-7,
Seite 294.],, die von ihren
Ausmaßen wesentlich kleiner war als das heutige Schloss. Das
Baumaterial für diese Burg
wurde direkt aus dem Fels gewonnen. An der Südseite wurden die
Gebäude durch einen tiefen Halsgraben gesichert, während der
Bergfried die Nordost-Seite schützte. Im Innenhof der Anlage
befand sich ein tiefer Ziehbrunnen, dessen Schacht bis zum
Grundwasserspiegel des Rheins hinabreichte.
Urkundlich erstmals erwähnt wird das heutige Schloss Arenfels als „Burg Arenvelz“ in einer Bürgschaftserklärung des Gerlach von Isenburg für Gräfin Mechthild von Sayn vom 6. August 1259 [2 Bernd Willscheid: Schloss Arenfels und seine Bewohner. Zur 750-Jahrfeier am 4. September 2009. In: Heimat-Jahrbuch des Landkreises Neuwied 2011, ISBN 3-9809797-8-4, Seite 79–89.].
Von der Burg des 13. Jahrhunderts ist mit Ausnahme des ummauerten Bergfriedsockels heute nichts mehr erhalten.
Als die Linie Isenburg-Arenfels 1371
erlosch, kam die Burg
anschließend an das Kurfürstentum
Trier, das die Anlage als Lehen an die Familie von ISENBURG-GRENZAU
vergab.
Das Renaissance-Schloss:
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Unter Graf Salentin
von Isenburg-Grenzau erfolgte in der zweiten Hälfte des
16.
Jahrhunderts der Umbau der Burg zu einem Schloss. Salentin ließ
einen Ostflügel im Stil der Renaissance errichten und ihn durch
einen Mittelflügel mit dem bereits vorhandenen Westflügel
verbinden. Weil eine militärische Nutzung der Anlage nicht mehr
gegeben war, wurden während der Bauarbeiten alte, wehrhafte Teile
der Burg entfernt oder umgebaut: Der Halsgraben wurde
zugeschüttet, während der alte Bergfried in den
Mittelflügel integriert wurde. Durch die fehlende Befestigung
konnten schwedische Truppen deshalb das Schloss während des
Dreißigjährigen
Krieges leicht einnehmen und besetzten es.
Als mit Ernst von Isenburg-Grenzau 1664 der letzte männlicher Vertreter dieser Linie starb, zog der Trierer Erzbischof Karl Kaspar von der Leyen das Schloss als erledigtes Lehen ein und belehnte 1670 schließlich einen Verwandten, den Freiherren Johann Carl Caspar von der Leyen zu Adendorf, mit dem Schloss und der dazugehörigen Herrschaft. Johann Carl Caspar ließ die heutigen Wirtschaftsgebäude nördlich des Schlosses errichten und baute die Anlage mit beachtlichem Aufwand zur bevorzugten Sommerresidenz seiner Familie aus.
Im Zuge des Französisch-Niederländischen
Krieges war Schloss Arenfels durch den französischen
Marschall Henri
de La Tour d’Auvergne besetzt, der zu jener Zeit die
französische Armee am Niederrhein befehligte.
Umbau im Stil der Neugotik:
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Schloss und Herrschaft Arenfels verblieben bis 1848 im Besitz der VON DER LEYEN, doch fehlten
der Familie seit Beginn des 19.
Jahrhunderts die Geldmittel, um die Anlage ausreichend zu erhalten. Die
Folge war der allmähliche Verfall der Gebäude. Um die
finanziellen Schwierigkeiten zu beheben, verkaufte die seit 1809 in den
Fürstenstand erhobene Familie das Schloss 1848 an den Reichsgrafen Friedrich
Ludolf von Westerholt-Gysenberg, der die heruntergekommenen
Gebäude ab 1849 instand setzen ließ, um sich dort
anschließend mit seiner Frau Johanna von Charlé
niederzulassen. Für die Bauarbeiten engagierte er den
Kölner
Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner, der
die Anlage bis 1855 nach englischen und mittelalterlich-deutschen
Vorbildern im Stil der Neugotik völlig umgestaltete. Die
umfassende Veränderung war eigentlich gar nicht im Sinne des
Bauherrn, der zu Beginn nur die Sanierung des Renaissanceschlosses im
Sinn hatte. Doch Zwirner gelang es ein ums andere Mal, Ludolf Friedrich
von Westerholt-Gysenberg von seinen Plänen der
weitreichenden
Umgestaltungen zu überzeugen.
1852 war die Instandsetzung und der Umbau des Ostflügels
abgeschlossen, dem sich 1853 die Umgestaltung des Mittelflügels
anschloss. 1854 erfolgte der Bau des heutigen Bergfrieds bis zum
abschließenden Zinnenkranz, der 1859 seinen Helm mit steinerner
Spitze erhielt. Den Abschluss der Bauarbeiten im gleichen Jahr
markierten der Ausbau des Westflügels sowie der Bau der
zahlreichen kleinen Türmchen an der Außenfassade. Zwirner
gestaltete auch das Innere des Schlosses vollkommen neu. Die Arbeiten
dazu dauerten bis 1858. Die zu Beginn veranschlagten Kosten von 30.000
Talern waren am Ende auf 135.000 Taler angewachsen. Obwohl Schloss
Arenfels heute zu den herausragenden Beispielen der rheinischen
Neugotik gezählt wird, zeigt ein Zitat Ludolf Friedrichs von
Westerholt-Gysenberg, dass Zwirners Bauwerk bei ihm nicht auf
uneingeschränkte Gegenliebe stieß: „Um das
unwiederbringlich zerstörte Renaissanceschloss wird es schade
sein! Nur dass viele Kunst-Banausen das Schloss schön finden, gibt
mir etwas Trost [3 rheinischersagenweg.de,
Stand: 22. November 2006].“
Ab dem 20.Jahrhundert:
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Der Architekt und Burgenforscher Bodo Ebhardt führte ab 1931
umfassende Baubestandsaufnahmen am Schloss Arenfels durch, das
anschließend unter seiner Leitung instand gesetzt wurde. Doch im
Zweiten
Weltkrieg wurden die Gebäude wieder stark beschädigt. Im
Zuge der Kämpfe um die Brücke von Remagen wurde das Schloss
acht Tage lang von amerikanischer Artillerie beschossen und trug
schwere Schäden davon. So waren der Bergfried und die beiden
neugotischen Giebel zur Rheinseite einsturzgefährdet, und die
Galerie des Bergfrieds war in Teilen vernichtet. Der Dachstuhl des
Westflügels war abgebrannt, und auch die Dachstühle der
beiden anderen Gebäudeflügel waren zum Teil beschädigt.
Am 15. März 1945 wurde das Schloss an die Amerikaner
übergeben. Als diese die Anlage nach acht Wochen Besatzung wieder
räumten, war sie geplündert und stark verschmutzt.
Im Folgenden taten Umwelteinflüsse ihr Übriges, um die Bausubstanz zu schädigen. Zwar wurden nach dem Krieg durch die Eigentümer zahlreiche Reparaturen durchgeführt, sie konnten aber nicht alle nötigen bausichernden Arbeiten ausführen lassen. Das Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz initiierte deshalb im Jahr 2000 ein Sanierungsprogramm, das vor allem die Steinschäden der Bausubstanz beseitigen soll und bis heute andauert. Die bisherigen Arbeiten der Sanierung umfassen unter anderem die Sicherung der neugotischen Giebel, das Auftragen des neuen Verputzes und den Austausch der stark beschädigten Jeanne d’Arc-Statue durch eine Kopie.
Während zahlreiche Möbelstücke schon in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verloren gingen, wurden 1951 die beachtliche Waffensammlung und die wertvollen Bücher der Schlossbibliothek versteigert. Die 6.500 Bücher befinden sich heute im Besitz des Stadtarchiv Bottrop und wurden zwischen 1999 und 2011 erschlossen und weitgehend restauriert.
Heutiger Eigentümer des Schlosses Arenfels ist Antonius
Freiherr Geyr von Schweppenburg,
ein
Enkel von Fritz Graf Westerholt-Arenfels († 1951)
und Sohn des noch
lebenden Theodor Kuno Geyr von
Schweppenburg (* 8. August 1919)
sowie Wilhelmine Gräfin Westerholt-Arenfels.
Literatur:
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- Wilhelm Avenarius: Burgen und Schlösser in Rheinland-Pfalz. Fremdenverkehrsverband Rheinland-Pfalz, Koblenz o. J.
- Paul-Georg Custodis: Sicherung eines bedrohten Denkmals. Das neugotische Schloss Arenfels bei Bad Hönningen. In: Baudenkmäler in Rheinland-Pfalz. Jg. 57, Nr. 2, 2003. Mainz am Rhein 2003, ISSN 1614-4619, S. 46−47.
- Paul-Georg Custodis: Schloss Arenfels bei Bad Hönningen am Rhein. Skizzen zur Baugeschichte, zur Bedeutung und zu den jüngsten Restaurierungen. In: Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.): Rheinische Heimatpflege. Jg. 39, Nr. 1, 2002, ISSN 0342-1805, S. 1−11.
- Paul-Georg Custodis: Schloss Arenfels bei Bad Hönningen. Heft 486 der Reihe Rheinische Kunststätten, 1. Aufl. Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Köln 2005, ISBN 3-88094-925-5.
- Bodo Ebhardt: Schloss Arienfels bei Hönningen am Rhein. Der Bau und seine Geschichte. Burg-Verlag, Marksburg bei Braubach am Rhein 1932.
- Hartmut Kahmen: Herdringen, Arenfels, Moyland. Drei Schlossbauten Ernst Friedrich Zwirners. Dissertation an der Universität Frankfurt am Main. Frankfurt am Main 1973.
- Christian von Stramberg, Anton Joseph Weidenbach: Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius. Abt. 3, Band 7. R. F. Hergt, 1860, Seite 1–5 (online).