Frederuna                                        Westfränkische Königin
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um 887-10.2.917
 

Tochter des westfälischen Grafen Dietrich von Ringelheim und der Reinhild, Tochter des Normannen Gottfried
Hier liegte eine Verwechslung mit der 971 verstorbenen IMMEDINGERIN Friderun vor.
 

Treffer, Gerd: Seite 59
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"Die französischen Königinnen"

           Frederune - sechs Töchter und kein Sohn
 

Erste Gemahlin Karls III., des Einfältigen (+ 879; König 898-922; + 929)
Geboren: um 887 - Heirat: 907 - + 10. Februar 917

Graf Dietrrich II. von Ringelheim und seine Gemahlin Rhinghildim verheiraten ihre Töchter glänzend. Die erste, Mathilde, hat Kaiser HEINRICH I. zum Mann, als die 20-jährige Frederune 907 Karl III., wohl in Laon, heiratet.
Die Situation in Frederunas Reich ist äußerst gespannt. Karl erschöpft sich in mörderischen Kämpfen. "Einfältig" heißt er in der Sprache der Zeit: geradlinig, frei und frank, nicht aber dumm oder idiotisch (man hätte damals das letztere Beiwort gebraucht). Er ist keineswegs naiv. Er ist, wenn nötig, sehr schlau. Das hat er schon bewiesen, als er mit Odo zu einem "modus vivendi" kam. Jetzt beweist er es wieder. Die Normannen werden nun nicht mehr von einem mittelmäßigen "General" angeführt, sondern einem großen Kriegsherrn, mit dem man ernsthaft verhandeln kann. Karl ist 911 im Vertrag von SaintClair-sur-Epte bereit, den Normannen große Gebiete zu übertragen (die sie ohnehin halten: etwa die Hälfte der heutigen Normandie, der sie diesen Namen schenken werden). Rollo läßt sich kaufen, erkennt die Suzeränität Karls und seiner Nachkommen an. Frederunas Mann hat damit ein überaus dorniges Problem geklöst: die Barone sind nicht glücklich, aber das einfache Volk lobt ihn.
Um die neugeknüpften Bande zu stärken, verheiratet Karlseine Tochter Gisela an Rollo. Karl hat vor Frederune nicht wie ein Mönch gelebt: Gisela ist die Frucht seiner Liebe mit einer Konkubine, Alais, die bis zu ihrer Heirat 898 am Hof gelebt hatte. Frederune bringt 6 Töchter zur Welt - was das leidige Problem der Nachfolge nun nicht löst. Zweifellos von 6 Schwangerschaften in 10 Ehejahren erschöpft, stribt Frederune 30-jährig am 10. Februar 917 in Lothringen. Karl hat keinen Erben. Er braucht dringend einen Nachfolger.


Althoff Gerd: Seite 73
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"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

In diesem  Zusammenhang ist auch ein Problem zu diskutieren, das in der Forschung bis heute nicht gelöst erscheint. Zwar geht man einhellig davon aus, daß der BILLUNGER Wichmann der Ältere eine Schwester der Königin Mathilde geheiratet habe. Strittig und unentschieden ist jedoch, ob es sich um Friderun oder Bia handelte. Ein konkretes Quellenzeugnis gibt es für diese Heirat nicht. Doch werden Wichmann der Jüngere und Egbert der Einäugige, die man mit guten Gründen, jedoch ohne ein direktes Quellenzeugnis, als Söhne Wichmanns des Älteren ansieht, von Widukind von Corvey als consobrini und nepotes OTTOS DES GROSSEN bezeichnet. Außerdem ist von den beiden Brüdern in den Annales Quedlinburgenses und, daraus übernommen, bei Thietmar von Merseburg als von materterae regis filli die Rede. Scheint somit durch die angeführten Quellen das Verwandtschaftsverhältnis genügend genau angegeben, so entdeckt man bei der Durchsicht der anderen einschlägigen Quellenstellen gewichtige Gegengründe, die eine Heirat Wichmanns des Älteren mit einer der genannten Schwestern der Königin Mathilde geradezu ausschließen.Friderun kann, das hat schon Ruth Bork richtig gesehen, deshalb nicht die Frau Wichmanns gewesen sein, weil sie erst im Jahre 971 starb. Widukind bemerkt nämlich schon für die 50-er Jahre in Bezug auf Wichmann den Jüngeren, er sei, destitutus a patre et matre, von OTTO DEM GROSSEN erzogen worden. Ruth Bork entschied sich deshalb für Bia als Gemahlin des älteren Wichmann. Diese muß jedoch auf Grund ihres Todesdatums ebenfalls von der Zuordnung ausgeschlossen werden. Da Bia nämlich in der Abschrift des ottonischen Familiennecrologs im Verbrüderungsbuch von St. Gallen erhalten ist, muß sie spätestens in den Jahren 931/32 gestorben sein [Dies ergibt sich zwingend aus der Abfassungszeit der Necrologabschrift im St. Galler Verbrüderungsbuch; vgl. Althoff, Unerkannte Zeugnisse vom Totengedenken der Liudolfinger, Seite 376.]. Nun nennt aber Widukind von Corvey, dem in diesen Fragen zweifelsohne die Rolle eines Kronzeugen zukommt, den jüngeren Wichmann und Egbert noch zu den Jahren 953/54 iuvenes und adolescentes. Selbst wenn also einer von ihnen im letzten Lebensjahr der Bia geboren worden wäre, wäre er zum besagten Zeitraum 22 oder 23 Jahre alt gewesen, der andere Bruder in jedem Fall noch älter. Selbst dieser knappste Zeitansatz schließt daher eine Bezeichnung wie adolescentes in den Jahren 953/54 wohl aus.
Es bleibt also nichts anderes übrig, als entweder anzunehmen, Wichmann habe eine andere, namentlich unbekannte Schwester der Königin Mathilde geheiratet, oder die Tatsache einer verwandtschaftlichen Bindung zwischen der  Familie der Königin Mathilde und den BILLUNGERN zu konstatieren, ohne eine genauere genealogische Zuordnung zu wagen. An der Tatsache der Verwandtschaft selbst zu zweifeln, besteht gerade angesichts der neuen Beobachtungen zu den Anfängen des billungischen Gedenkens kein Anlaß.

Werner Karl Ferdinand: Seite 478
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Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995

Karl III. hatte eine sehr geschickte Heiratspolitik betrieben und im Jahr 907 Frederun geehelicht, eine sächsische Adlige. Wie zufällig war sie verwandt mit Mathilde, der zweiten Gemahlin Heinrichs von Sachsen. Die westfränkisch-sächsische Eheverbindung spielte dann eine wichtige Rolle im Kampf gegen den gemeinsamen Feind, die KONRADINER. In der Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts wurde sie allerdings kaum werwähnt, so sehr widersprach sie den Vorstellungen der Zeit über den bereits "nationalen" Charakter und die nationalen Pflichten der Könige auf beiden Seiten.
Der Einfluß Frederuns am Hof König Karls zeigt sich in der Anwesenheit ihrer Verwandten Ekbert und Ernust; dazu wurde ihr Bruder Bovo im Jahr 917 zum Bischof von Chalons-sur-Marne ernannt.
 
 
 
 

13.4.907
  oo 1. Karl III. der Einfältige Westfränkischer König
           17.9.879-7.10.929
 
 
 
 

Kinder:

  Irmintrud
  908/09-

  oo Gottfried Pfalzgraf von Lothringen
             -   950

  Frederuna
         -

  Adelheid
        -

  Rotrud
        -

  Hildegard
      -
 
 
 
 

Literatur:
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Eckhardt Karl August: Genealogische Funde zur allgemeinen Geschichte. Deutschrechtlicher Instituts-Verlag Witzenhausen 1963 Seite 24-30 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 23,30 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes  Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 68,70,76 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 357,361-367-369 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 88,94 - Illig Heribert: Das erfundene Mittelalter. Die größte Zeitfälschung der Geschichte. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1996, Seite 140 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 146 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 292, 294 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 199,202 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 49 Anm. 198,74 Anm. 346,164,174 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996, Seite 58 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 478,480 -