Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 1119
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Kiburg (Kyburg), Grafen von
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Adelsfamilie
Graf Hartmann I. von Dillingen erwarb durch seine
um 1065 erfolgte Eheschließung mit Adelheid von Winterthur
aus dem Geschlecht der UDALRICHINGER umfangreiche Güter in der N-Schweiz.
Zu ihrem Schutz baute er die Kyburg als Höhenburg aus. Sie
wurde schon bald zu einer namengebenden Burg der Familie.
Nach dem Tode Hartmanns I. 1121 wurden die Familiengüter
jeweils unter den Söhnen
Hartmann II. (+ 1134, kinderlos) und
Hartmann III. (+ 1180) in die schwäbischen und schweizerischen
Besitzungen geteilt. Durch die Kinderlosigkeit Hartmanns II. und
Adalberts II. entstand noch keine selbständige Kyburger
Linie der Familie. Die Familiengüter in der N-Schweiz hatten sich
durch Heiraten Adalberts I. mit Mathilde von Mörsberg
und Hartmanns III. mit Richinza von Lenzburg als Erbtöchtern
ihrer Familien beträchtlich erweitert, obwohl die Lenzburgische
Erbschaft durch Ansprüche der STAUFER
gemindert wurde. Die Söhne
Hartmanns III. teilten 1180 den
Familienbesitz endgültig in einen schwäbisch-dillenburgischen
und
eine schweizerisch-kiburgischen Teil.
Letzteren erhielt Ulrich (+ 1227), Stammvater der Grafen
von Kiburg. Durch seine Ehe mit Anna von Zähringen
erwarb er nach dem Tode Bertholds V. 1218 einen großen Teil des ZÄHRINGER-Erbes
in der Schweiz. Dazu erhielt er von FRIEDRICH
II. auch Teile aus der alten Lenzburgischen Erbschaft
zurück. Von den Söhnen Ulrichs
wurde Ulrich Bischof
von Chur (1233-1237), Werner starb 1228 auf dem Kreuzzug im
Heiligen Land und Hartmann IV. starb 1264 als letztes männliches
Familienmitglied, nachdem sein Neffe Hartmann V., der Sohn Werners,
bereits 1263 verstorben war. Die KIBURGER
blieben bis in die 2. Hälfte der 40-er Jahre des 13. Jh. Parteigänger
der STAUFER, obwohl ihnen diese 1173
und 1218 Teile des Lenzburgischen und Zähringischen Erbes
streitig gemacht hatten. Sie unterstützten den Burgenbau ihrer Vasallen,
bauten selbst eine Reihe von Burgen und gründeten Städte und
Märkte in der Nordschweiz. Ebenso stifteten sie mehrere geistliche
Institutionen (Heiligenberg bei Winterthur, Töß, St. Katharinental,
Fraubrunnen und Paradies bei Schaffhausen).
Nach dem Erlöschen der Grafen
von Kiburg fiel ihr Erbe zum kleineren Teil (Thun-Burgdorf)
an Graf Eberhard von Habsburg-Laufenburg als Ehemann der Anna, Tochter
Hartmanns V., zum überwiegenden Teil dagegen an RUDOLF
VON HABSBURG als Sohn Hedwigs, der Schwester Hartmanns
IV. Die HABSBURGER traten durch
dieses Erbe die Nachfolge der LENZBURGER, ZÄHRINGER und KIBURGER
in der N-Schweiz an, wodurch der Aufstieg RUDOLFS
zum
Königtum 1273 weitgehend vorbereitet wurde.
Literatur:
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HBLS II, 723; IV, 483f. - P. Brau, Gesch. der Gf.en v.
Dillingen und K., Hist. Abh. der Akad. München 5, 1823 - C. Braun,
Gesch. der Gf.en v. K. bis 1264 [Diss. Zürich 1913] - M. Feldmann,
Die Herrschaft der Gf.en v. K. im Aaregebiet 1218-1226, 1926 - B. Meyer,
Stud. zum habsb. Hausrecht, IV: Das Ende des Hauses K., ZSchrG 27, 1947
- K. Keller, Die Städte der Gf.en v. K. Kat. 1980 - Die Gf.en v. K.,
1981 [Lit.] - E. Rieger, Das Urk.wesen der Gf.en v. K. und Habsburg, 2
Bde, 1986.
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