CXXIX. PIPPIN,
der Sohn des 817 geblendeten Königs Bernhard [1
REGINO, Chron. ad 818, Seite 73.], ist in der
italienischen Geschichte nur dadurch besonders hervorgetreten,
daß er
im Jahre 834, als der Kampf der Kaisersöhne gegen ihren Vater LUDWIG
DEM FROMMEN den Höhepunkt erreicht hatte, zusammen
mit dem Bischof Ratald von
Verona und dem Markgrafen
Bonifaz von Tuszien sowie anderen Großen die
in Tortona gefangengesetzte Gemahlin
Kaiser LUDWIGS, die
WELFIN Judith,
befreite und sie ihrem Gemahl nach Aachen zuführte [2 Ann. Bertin.
ad 834, Seite 9: fideles erant
imperatori in
Italia, Ratholdus videlicet
episcopus, Bonifacius comes, Pippinus,
consanguineus imperatoris,
aliique quam plures. - Vita H1udov. cap. 52, MG SS II Seite 638:
ibique Judith
augustam, ab Italia
reducentibus Ratoldo episcopo
et Bonifatio, sed et Pippinum
recepit. Vgl. B. SIMSON, Ludwig der Fromme II Seite 101.].
Ob er damals ein italienisches Grafenamt verwaltete, vielleicht das in
Parma, wo seine Mutter Cunigunde das Nonnenkloster S.
Alessandro
begründete und ihn 835 als Erben
bestimmte [3
BENASSI, Parma I Seite 101, nr. 2: post
autem verum meum decessum,
volo et judico atque instituo, ut habere debeat ipsas monasterias et
casis et rebus ad eas pertinentibus ipte
filius meus Pippinus et
filius
filiorum ejus et eorum heredibus et proheredibus legitimis masculinis.],
ist nicht erwiesen. - Nach
der Befreiung
Judiths konnte Pippin nicht
mehr nach Italien
zurückkehren. Er gliederte sich in den Adel Neustriens ein und
scheint
dort, gleich seinen Nachkommen, die Grafschaft
Vermandois verwaltet zu haben [4
So schon B. SIMSON, Ludwig der Fromme I Seite 126, Anm. 5 und II Seite
159; E. DÜMMLER, Geschichte des ostfränkischen Reiches I
Seite 146f.; E. LEMAIRE,
Essai sur l'hist. de St. Quentin Seite 268f.].
840 fügte
er sich LOTHARS
auf Entzug der Lehen lautenden Drohung, verließ die
Partei KARLS
DES KAHLEN und schloß sich LOTHAR an [5 Nithard,
Histor. lib. II, cap. 3, Seite 16.].
An seinem fränkischen Herkommnen besteht kein Zweifel. Daß
einer von
seinen drei Söhnen (Bernhard, Pippin und Heribert) das italienische
Erbe übernahm und daß von ihm auch die im 10. und 11.
Jahrhundert
nachweisbaren Grafen von Parma abstammen, ist in der Skizze Maginfred
von Parma dargelegt.