XCVI.    HUNFRID (II.)


Im Oktober 846 wurde von Kaiser LOTHAR I. auch ein gewisser Humfridus zusammen mit den italienischen Großen zum Kampf gegen die Sarazenen aufgeboten [1
MG Capit. II Seite 65ff., nr. 203. - Von L. DUPRAZ, Le capitulaire de Lothaire I. Seite 244ff., auf Sommer 847 umdatiert.]. Dieser Hunfrid kann kaum noch mit Hunfrid I. von Istrien und Chur, der von 806 bis 823 nachweisbar ist, identifiziert werden. Bei bester Rechnung müßte dieser damals schon in den 60er Jahren gestanden haben, das heißt aber - kaum noch waffenfähig gewesen sein.
Nun ist andererseits auch eine Urkunde König Karlmanns vom 8. Mai 879 für die Kirche von Aquileja bekannt [2
MG DD Karlmann Seite 316, nr. 22: et sicut Liutbirga reliquit beate memorie Humfredo res in Racenna et in Carone, que offersit in ecclesia beatae Marie seu quod inante de ipsis rebus Humfredi legaliter illuc acquiri poterat sive quicquid in ipsa Racenna ex regia pertinet postate, in predicta ecclesia ... concedimus habendi potestatem.], mit der dieser Kirche - wie schon durch Kaiser LOTHAR I. [3 MURATORI, Antiqu. Ialiae V Seite 977 (= DE  RUBEIS, Mon. Aquil. Seite 412).] am 30. November 832 - der Besitz bestätigt wird, die aber über die schon in der Vorurkunde LOTHARS genannten Güter hinaus auch noch die beatae memoriae Humfredo res in Racenna et in Carone in die Bestätigung einschließt. Wenn damit nun ein Hunfrid nach 832 (das heißt wahrscheinlich nach der Wirkungszeit Hunfrids I.) im östlichsten Ober-Italien ansässig war und andererseits Hunfrid I. seine istrische Position nach dem Zeugnis der Translatio sanguinis Domini [4 MG SS IV Seite 448, c. 15: ad fratrem, qui tunc temporis Hpstriam tenebat, confugiens.] einem dort allerdings nicht mit Namen genannten Sohn hinterließ, der seinen Bruder Adalbert bei der Rückgewinnung Rätiens gegen den Argengau-Grafen Ruodpert unterstützte, dann liegt bei Berücksichtigung der Seltenheit des Namens Hunfrid in Italien der Schluß nahe, daß der in der Aufgebotsliste genannte Lehensträger Humfrid (beneficium habet in Italia) mit dem Schenker an Aquileja identisch ist und - wenn man an eine Vererbung des Namens in der Familie denkt - auch der ungenannte Sohn und istrische Nachfolger Hunfrids I. gewesen sein wird.
Dieser Verwalter Istriens war durch seinen Vater Hunfrid I. dann gleichfalls nordalpiner Abkunft [5
Nachkommen dieses Hunfrid sind nicht bekannt. G. TELLENBACH, Der großfränkische Adel und die Regierung Italiens Seite 56, vermutet, daß der Humfredus de ltalia natus (BRUCKNER, Regesta Alsatiae Seite 557, nr. 692), der zu Beginn des 10. Jahrhunderts Güter im Elsaß verkaufte, aus der Familie Hunfrids II. hervorging.].