XCII. Pfalzgraf HUBERT,
dessen Vasallen im März 940 bei einem Placitum in Asti zugegen
waren [1
BSSS 28 (Asti) Seite 96, nr. 55 (= Mhp, Chart. I Seite 144, nr. 88).],
der im März 941 in Anwesenheit der Könige Hugo und Lothar in
Pisa und
Lucca selbst zwei Gerichtstage abhielt [2
SCHIAPARELLI, I dipl. di Ugo Seite 161, nr. 54 und Seite 164, nr. 55 (=
MANARESI, I placiti Seite 527, nr. 140 und Seite 530, nr. 141).]
und am 10. August 942 sowie am
10. Juni 943 bei den Königen in Pavia als Fürbitter für
die Kirche von
Reggio auftrat [3
SCHIAPARELLI, a.a.O. Seite 184, nr. 63 und Seite. 206, nr. 69.],
war ein Sohn König Hugos. Er war Hugo von
einer
Frau
edler Abkunft, namens
Wandelmoda, noch vor der rechtmäßigen
Ehe mit
Alda, in
der Provence geboren worden. Mit seinem Vater kam er nach
Italien [4
LIUDPRAND, Antapod. lib. III, c. 20, Seite 82: Habuerat sanc tunt temporis
ex quadam
muliere nobilissima vocabulo
Wandelmoda filium nomine
Hubertum, qui nunc
usque superest et Tusciae provintiae
princeps polens
habetur.]. Bereits 935 kann man ihn als marchio im
Gefolge Sarilos,
seines Vorgängers im
Pfalzgrafenamt, in Pavia sehen [5
SCHIAPARELLI, I dipl. di Ugo Seite 115, nr. 39 (935/Sept./18).
Diese Urkunde gehört zum Komplex der Parmenser Fälschungen
und
Verfälschungen; vgl. vorläufig C. MANARESI, Alle origini del
potere dei
vescovi Seite 238ff. - Wenn bei einem Gerichtstag, den Sarilo am 30. Mai
935 in Parma abhielt, vassi Huberti comitis zugegen
waten, so sind sie
wohl auch als Untergebene unseres späteren Pfalzgrafen anzusehen
(SCHIAPARELLI, a.a.O. Seite 113, nr. 38). Urkunden gedruckt auch bei
MANARESI, I placiti Seite 506, nr. 136 und Seite 503, nr. 135.].
Warum er allerdings marchio betitelt
wird, ist nicht klar. Die Mark Tuszien, in der ihn LIUDPRAND
erwähnt, erhielt er immerhin erst 936 nach der Absetzung und
Inhaftierung Bosos [6 LIUDPRAND,
a.a.O. - Zu Boso von Tuszien
vgl. A.
HOFMEISTER, Markgrafen Seite 405ff. Das Datum der Absetzung Bosos wird
gesichert durch FLODOARD, Annales ad 936, Seite 64ff.: repertisque
quibusdam fratris sui Bosonis
contra se, ut fertur, insidiis, eundem
fratrem suum dolo capit atque in custodia mittfit.],
des 931 aus der Provence gekommenen
Bruders König Hugos.
Wie er ca. 939 sodann den in die Markgrafschaft Spoleto geschickten Sarilo im Pfalzgrafenamt ablöste (vor
März 940!), so folgte er diesem auch ca. 942 in der Verwaltung Spoletos und Camerinos
nach [7
UGHELLI, Italia sacra 1 Seite 550 (Venedig 1717): Urkunde des
Bischofs Eudo von Camerino - Anno ab incarnatione domini nostri Jesu
Christi 944. regnante domno Hugone 19. anno et filio eius Lothario 15.
excellentissimis regibus, temporibus Huberto filio eius
incliti
marchionis atque piissimi ducis
anno secundo per indictionem secundam,
civitate Camerina.]. Damit vereinte er die
Macht über ganz Mittel-Italien in seiner Hand. Als jedoch im
Frühjahr 945 der nach Deutschland geflüchtete Markgraf von Ivrea und spätere König Berengar II. mit einem
Heer nach Italien zurückkam und Hugo die
Macht entwand, wurde der dem neuen Herrn gefügige Langobarde Lanfranc, Sohn des ehemaligen Pfalzgrafen Giselbert,
in das Pfalzgrafenamt eingewiesen, Spoleto erhielt Graf Bonifaz (von Bologna), und somit wurde auch
diese Machtkonzentration in Mittel-Italien aufgelöst. Hubert wurde
auf Tuszien beschränkt [8
Am 7. Mai 952 verkaufte der Uberto
marchio legem vivente
Saliga filio b. m. dn. Ugoni regis ... justa
lege mea Saliga
verschiedene Güter in Pozzeveri und Porcari für 50 Pfund
Silber an
Teudimundus; Mem. e doc. di
Lucca V, 3 Seite 242, nr. 1347 (= MURATORI,
Antiqu. Italiae II Seite 257).]. Trotzdem scheint
er sich recht bald mit Berengar II. ausgesöhnt
zu haben [8a
Das geht besonders daraus hervor, daß Berengar II. am
30.
Mai 961 interventu ac peticione Ugonis marchionis Tuscie dilecti
fidelis, also auf Bitten des Sohnes
Huberts, eine
Urkunde für den Abt
von Vangadizza ausstellte (SCHIAPARELLI, I dipl. di Ugo Seite
236, nr. 16).]. Als OTTO I. 961
in Italien einzog, nach Rom weitereilte und dort am 2. Februar 962 zum
Kaiser gekrönt wurde, zählte Markgraf
Hubert zu seinen aktivsten Gegnern.
Nach der Krönung, von Mitte Februar bis Mitte März, versuchte
OTTO, Huberts Widerstand
niederzuringen. Offenbar hatte er auch Erfolg dabei, denn es wird von
einer Flucht Huberts
vor OTTO aus
Italien zu den Ungarn berichtet, die sich auf diese Ereignisse beziehen
muß. Nach Beruhigung der Lage scheint Hubert OTTOS
Vergebung erlangt zu haben [9
ZUCHETTI, Il Chronicon di Benedetto Seite 176: De regibus Langobardis et de Hubertus marchiones,
qualiter fuga capti a regno Italico
expulsi, modo sileamus. - PETRUS DAMIANI, De principis officio
(MIGNE PL CXLV Seite 828): Hic
(sc. Obertus) non multo post indignationem
primi
Ottonis imperatoris incurrit ac subinde relicta coniuge
Pannoniam
profugus exulavit. Qui cum longo post tempore resumptus in gratiam
rediit. - Beide ohne Zeitangabe.]. Bis zum
Sommer 967 wird er in den Urkunden des tuszischen Raumes
nicht mehr genannt. Am 15. September 967 urkundet in Remmiano (= Rignano) sodann die Uuilla excellentissima marchionissa coniux Ubberti
gloriosi
marchioni et filia bone
memorie Bonefatii, qui feit marchio [11
SCHIAPARELLI, Le carte di S. Maria in Firenze Seite 3, nr. 1.].
Doch scheint er bald darauf verstorben zu sein. Ab 969 urkundet Willa nur noch als comitissa filia bone memorie Bonefatii,
qui fuit marchio, und ihr
Sohn Hugo bekennt sich am 12.
Juli 970 als Ugo marchio
lege vivente Salicha, filio b. m. Uberti, qui fuit marchio [12
SCHIAPARELLI, a.a.O. nr. 2-6; LAMI, Monumenta ecclesiae
Florentinae IV Seite 32 (= MITTARELLI, Annales Camaldulenses I, App.
Seite
104, nr. 46).- Zu Hugo von Tuszien
vgl. A. FALCE, Il marchese Ugo di
Toscana, und DERS., La formazione della marca di Tuscia.].
Aus der Ehe Huberts
mit Willa, der Tochter des Markgrafen Bonifaz von Spoleto,
sind zwei Kinder bekannt: Hugo, der
Nachfolger in der Mark Tuszien, der hier nicht mehr zu behandeln ist,
und Waldrada,
die 2. Gemahlin des Dogen Pietro
Candiano IV. von Venedig [13
JOHANNIS chron. Venet., MG SS VII Seite 25: Deinde
Hugonis marchionis sororem Hrvaldrada nomine in
coniugio excepit. Vita S. Romua1di c. 5, MG SS IV Seite 848: in coniugium namque
germanam Hugonis
magni illius marchionis
acceperat. - Zu Waldrada vgl.
auch die Urkunden bei CESSI, Documenti II Seite 99, nr. 54 von
976/Oktober/25; Seite 131, nr. 66 von 983/Juni 15, und bei CIPOLLA,
Fonti
edite, Miscellanea II Seite 100, nr. 232.]
Mark- und Pfalzgraf Hubert war
salfränkischer Herkunft.