LXI.   ELISIARDUS


Aus den Urkunden der Könige Hugo und Lothar erfährt man auch von der Existenz eines Grafen Elisiardus. - Am 10. Juni 943 interveniert dieser zusammen mit dem Pfalzgrafen Hubert in Pavia für die Bestätigung des Besitzes der Kanoniker der Reggianer Kirche in Spagnano; 943 setzt er sich weiterhin mit dem Bischof Siegfried von Parma für die Kirche von Pavia ein; und am 11. März 945 verwendet er sich noch einmal zugleich mit dem Bischof Ambrosius von Lodi für eine königliche Schenkung an die Antoninus- und Justinakirche in Piacenza [1
SCHIAPARELLI, I dipl. di Ugo Seite 206, nr. 69; Seite 216, nr. 74; Seite 228, nr. 78. Ob er auch mit dem Lisiardus vassus domnorum regum (Hugo und Lothar) identifiziert werden darf, der 944/Mai mit König Hugo in Reggio/Emilia weilte (SCHIAPARELLI, a.a.O. Seite 219, nr. 75), lasse ich unentschieden.]. Illustris oder gloriosus comes dilectusque fidelis noster wird er dabei genannt.
Mit einer Urkunde vom 29. März 945 schenken Hugo und Lothar der Rotruda comitissa, que Roza vocatur, et Elisiardo comiti atque Rotlinde, uxori suc et filio nostre, Besitzungen aus Königsgut in Garbanigo, Petra Nigra und Besemuntio in comitatu Terdonensi sowie 3 Mühlen bei Pavia [2
SCHIAPARELLI, 1 dipl, di Ugo Seite 230, nr. 79.]. Elisiard hatte also die illegitime Tochter König Hugos mit Rotruda (der Tochter des Königsrichters Walpert und Witwe des Pfalzgrafen Giselbert I.) zur Frau genommen [3 Vgl. Skizzen Giselbert und Lanfranc. - Rotruda war in zweiter Ehe mit dem Grafen Bernhard von Pavia, einem Sohn des Grafen Maginfred von Parma, vermählt; vgl. OTTENTHAL, Ein Ineditum Seite 35 und MG DD Otto II. Seite 146, nr. 130 - von 970/Februar und 976/Juni/30, dazu DREI, Le carte Parmensi I Seite 254, nr. 85 - von 996/November/77, sowie MG DD Otto III. Seite 844, nr. 411 - von 1001/Oktober/14.]. Daraus dürfte auch seine gute Stellung bei Hugo und Lothar erwachsen sein.
Über das Herkommen des Grafen Elisiard wie auch über Nachkommen aus seiner Ehe mit Rotlind ist nichts bekannt [4
Wenn G. FASOLI, I re d'Italia Seite 243 Elisiard zum Sohn des Grafen Magrnfred von Parma erklärt und ihn damit in die Reihe der Nachkommen König Bernhards von Italien einordnet, so ist das entweder reine Willkür oder aber eine Verwechslung (oder unstatthafte Identifizierung) des Elisiardus mit dem Egelricus comes filius quondam Maginfredi comiti (BSSS 78 Seite 81, nr. 55 und Seite 84, nr. 56 von 962/September/3 und 4), wobei allerdings dieser Manfred nicht der gleichnamige Graf von Parma, sondern der von Loriello war. Beweise für die behauptete Filiation gibt es jedenfalls nicht; auch G. POCHETTINO kennt in seiner Abhandlung „I Pipinidi in Italia" Elisiardus als Sohn Maginfreds von Parma nicht. F. GABOTTO, Per la storia di Tortona Seite 57, Anm. 1 erklärt ausgehend von der Tatsache, daß der eine am 29. März 945 für Rotrud, Elisiard und Rotlind intervenierende Graf - Lanfranc als Bruder Rotlinds nachweisbar ist: „Potrebbe essere che allo stesso modo l'italia intercessore Aleramo fosse fratello di Elisiardo." Elisiard wird damit von GABOTTO in das fränkische Geschlecht der ALEDRAMIDEN eingereiht. Diese Deutung ist meines Erachtens aber zu gewagt, da bekanntlich in 99 von 100 Fällen einer Intervention in italienischen Königsurkunden der Intervenient in keinem verwandtschaftlichen Konnex mit dem Urkundenempfänger steht.].