LI. CADOLAH
ist in den Jahren 817-819 als Markgraf
von Friaul feststellbar. Ob er
sein Amt schon lange vor 817 erhielt, ob Friaul nach dem Tode des dux
Erich (799) zwischenzeitlich noch von einem anderen Adligen oder
von
wechselnden missi verwaltet
wurde, ist nicht bekannt.
Als jedenfalls zu Anfang 817 ein Gesandter des byzantinischen Kaisers
Leo V. bei LUDWIG DEM FROMMEN eintraf,
um einige Grenzstreitigkeiten in
Dalmatien zu bereinigen, da wurde gerade die Ankunft Cadolahs, ad quem
illorum confinium cura pertinebat, bei Hofe erwartet. Nachdem
dieser
eingetroffen war und man glaubte, daß eine Regelung der Frage nur
im
Beisein von Romanen und Slawen, die davon betroffen wurden, gefunden
werden könne, entschied man sich für eine Verhandlung an Ort
und
Stelle, und zwar in Anwesenheit Cadolahs
und des missus ad hoc Alpcar,
eines Neffen des Grafen Unroch
[1 Ann.
regni Franc. ad 817, Seite 145; Vita Hludov. c. 27, MG SS II Seite 621.].
- Im folgenden Jahr 818 trafen bei
LUDWIG
in Heristal Boten des Slowenen-Fürsten
Liudewit ein, die
sich
über die crudelitas atque
insolentia der Amtsführung Cadolahs
beschwerten [2
Ann. regni Franc. ad 818, Seite 149; Vita Hludov. c. 31, Seite 624.],
jedoch als falsche Beschuldiger zurückgewiesen worden sein
müssen. 819 brach deshalb der große Aufstand Liudewits
los, der große Teile der slawischen Bevölkerung
erfaßte und erst 823 mit dem Tode Liudewits
endete. Cadolah unternahm 819
einen ersten Feldzug gegen die Aufständischen, doch scheiterte
dieser völlig. Vom Fieber
befallen starb der Cadolach dux
Foroiuliensis nach der Rückkehr aus dem Feindesland
(Pannonien) in seiner eigenen Mark [33
Ann. regni Franc. ad 819, Seite 150/51; Vita Hludov. c. 32, Seite
624. Der Bericht CONSTANTINS, De administr. imp, c. 30, Seite 144,
wonach
Cadolah im Kampf gegen die
aufständischen Slawen gefallen ist, muß
verworfen werden. - Zum Wirken Cadolahs
in Friaul vgl. auch noch das
Diplom LUDWIGS
DES FROMMEN vom 21. Januar 824; MÜHLBACHER, Unedierte
Diplome
aus Aquileja Seite 283, nr. 5 (= MÜHLBACHER-LOPSCHI, Diplomi
inediti Seite 22,
nr. 5).].
Über das Herkommen Cadolahs
wird in diesen Quellen nichts ausgesagt. Doch wird man nicht fehlgehen,
wenn man ihn, was bereits von G. TELLENBACH [4 G.
TELLENBACH, Der großfränkische Adel und die Regierung
Italiens Seite 53f.] vorgeschlagen wird, mit dem
in Alemannien reich begüterten Grafen
Cadaloh identifiziert. Einige St. Gallener Urkunden
erwähnen nämlich einen Chadaloh filius
Perahtoldi comitis. Im November 790 und im Oktober 805 legen sie
ihm einen Grafentitel noch nicht bei. Eine am 17. November 817 in
Daugendorf ausgestellte Schenkungsurkunde für St. Gallen zeigt ihn
dann als Chadaloh
divina opitulante elementia comis; eine weitere Urkunde seines Sohnes Pertold vom 2. August 826
nennt ihn als Verstorbenen. Aber weder in Daugendorf, wo er 817 als
Graf auftritt, noch an einem anderen Ort Alemanniens ist er in
Amtsausübung nachweisbar. In Daugendorf geschieht der Rechtsakt
der Schenkung ausdrücklich sub
comitibus videlicet Hittone et
Hammingo et Horingo, und ein sub Cadolao
comite oder dergleichen ist in keiner alemannischen
Quelle zu entdecken. So spricht alles dafür, daß Cadaloh zwar in Alemannien reich
begütert, hier aber nicht als Graf tätig war. Auch wenn er in
die Urkunde von 817 die Bestimmung aufnehmen ließ, daß die
an das Kloster St. Gallen mitgeschenkten Mägde hoc, quod Alamanni chwiltiwerch dicunt,
non faciant, und diese für das gewöhnliche hoc, quod chwiltiwerch dicitur, non
faciant setzte, so deutet das darauf hin, daß er
über seinen bisherigen alemannischen Lebensbereich hinausgewachsen
war und auch in fremden Bereichen - eben wohl den italienischen - sich
auskannte. - Wenn die Urkunde im November 817 in Daugendorf (bei
Riedlingen) ausgestellt ist, so kann sie entweder bei der
Rückreise vom Hofe LUDWIGS DES FROMMEN,
den Cadolah im Frühjahr
dieses Jahres aufsuchen mußte, oder bei einer späteren
Berichterstattungsreise nach der Beilegung der Grenzstreitigkeiten
ausgefertigt worden sein.
Eine undatierte Gerichtsurkunde aus den Jahren 801-810 zeigt den Presbyter Izzo und die Grafen Aio (Langobarde) und Cadolao als missi in Istrien
tätig [5
MANARESI, I placiti Seite 48, nr. 17 (= KANDIER, Cod. dipl.
Istriano ad 804); LUDWIG DER FROMME
bestätigte dieses Urteil (undatiert) -
KANDLER, a.a.O. ad 815 (= CESSI, Documenti I Seite 70, nr.
43).]-. Vielleicht hat Cadolah damals die erste
Bekanntschaft mit den Problemen der Verwaltung Italiens gemacht.
Cadolah war demnach in
Alemannien beheimatet und entstammte, wie die St. Gallener Urkunden zu
zeigen vermögen [6
Vgl. folgende Urkunden bei WARTMANN, UB St. Gallen I:
1. Seite 119, nr. 127 - 790/Nov. 7. Seite
162 nr. 171 - 802/Nov.
2. Seite 174, nr. 185 - 805/Okt . 8.
Seite 142, nr. 150 - 797/Nov.
3. Seite 175, nr. 186 - 805/Okt. 9.
Seite 166, nr. 176 - 803/Dez.
4. Seite 220, nr. 228 - 817/Nov. 10. Seite 77, nr.
81 - 776/-
5. Seite 279, nr. 302 - 826/Aug 11. Seite 236, nr.
245 - 820/Jan.
6. Seite 160, nr. 170 - 802/Okt. 12. Seite 54, nr.
55 - 769/Okt.
Sie ergeben folgenden Stammbaum:
Halaholfus oo Hitta - Hildiberga
Germunt (Franke)
10.
1 10.
7. 1
--------------------------------------
---
Agylolfus Asulfus
(Chrodhohus?) oo
Raginsinda
Ascarius
oo Teotperga oo Hildi-
N (+
802)
6.,7.12.?
8.
10.
lenda 10. 10.,
12.? 1
1
--------------------------------
---
Wolvinus
Perahtoldus oo Gersinda
10.
1.,2.3.,5.,6. 1.,5.,8.
7.,8.,9.,10.
1
---------------------------------------------
Chadaloh Paldebert
Wago Ata
1.,2.,3.,4.,5.
1.
3.
8.,9.
1
----
Perahtoldus
(817 noch nicht im Heiratsalter)
4.,5.,11. ],
der alten (alemannischen) Grafen-Familie
der HALAHOLFINGER.