XI.
AIO
ein reich begüterter langobardischer
Großer, war peccatis
imminentibus
- worunter man vielleicht die Teilnahme am Aufstand des Hrodgaud
verstehen darf - vor KARL DEM GROSSEN aus
Italien nach dem Avarenland
geflüchtet. Jedoch 796 wurde er von KARLS
Sohn, König Pippin, beim
Avarenzug gefangengenommen. Am 2. Februar 799 verzieh ihm KARL und
restituierte seinen Besitz im Gebiet von Friaul, Vicenza und Verona,
der nach seiner Flucht dem Fiskus zugeschlagen worden war [1 MG DD
Karol. I Seite 251, nr. 187.].
Im Juli 809 wird er von KARL DEM GROSSEN
als comes
bezeichnet, so daß er
damals schon in der Reichsverwaltung tätig gewesen sein muß.
KARL
gewährte damals ad deprecationem
dilecti fideles nostri Haioni comitis
dem Haio selbst propter bene meritum suum servitium das
Recht, all
seinen Besitz in den bereits genannten Gebieten unter seine drei Söhne
Alboin, der später gleichfalls Graf war, Ingobert [2 Ob dieser Sohn Aios identisch ist mit dem Ingobert, der 810 von KARL DEM GROSSEN
nach Aquitanien geschickt wurde, um in der Spanischen Mark eingesetzt
zu werden, und der 814 mit der Räumung der Aachener Pfalz
beauftragt wurde
(Vita Hludov. cap. 15 und 21, MG SS II Seite 614 und 618),
läßt sich
nicht entscheiden.] und Agisclaf zu
teilen [3MG
DD Karol. 1 S. 279, nr. 209.]. Auch eine
undatierte Gerichtsurkunde, die in der Zeit zwischen
801 und 810 angefertigt worden sein muß, zeigt Aio
et Cadolao comites
zusammen mit dem Presbyter Izzo als missi in
Istrien tätig, wo es Übergriffe des dux
Johannes abzustellen galt [4
MANARESI, I placiti Seite 48, nr. 17 (= KANDLER, Cod. dipi.
Istriano ad a. 804); LUDWIG DER FROMME
bestätigte dieses Urteil (ohne
Datum), vgl. KANDLER, a.a.O ad a. 815 (= CESSI, Documenti I Seite 70,
nr. 43).], Im Jahre 811 wurde Aio sogar - was seine inzwischen
gewonnene Vertrauensstellung bei KARL
besonders unterstreicht - mit dem Bischof
Haito von Basel und dem Grafen
Hugo von Tours nach Konstantinopel geschickt, um dort an der
Beendigung der nach der Kaiserkrönung KARLS in Rom
zwischen Griechen und Franken ausgebrochenen Krieges und am
Abschluß eines Friedensvertrages mitzuwirken [5 Ann. regni
Franc. ad 811, Seite 133. - Vgl. dazu weiter BM² nr. 459a und
470b; RICHTER-KOHL, Annalen der deutschen Geschichte II,
1 Seite 188 Anm. e und Seite 195 Anm. a. - G. TELLENBACH, Der
großfränkische
Adel und die Regierung Italiens Seite 48 vermutet, daß Aio eine
verwandtschaftliche Beziehung zu großfränkischen Adligen
aufhalf; vgl.
Skizze Alboinus Anm. 3.].
Noch einmal hört man von ihm 816, als LUDWIG DER FROMME,
wie einst sein Vater KARL, ihm den Besitz im
Gebiet von Friaul, Vicenza und Verona bestätigt [6
MÜHLBACHER, Uredierte Diplome aus Aquileja Seite 281, nr. 3 (=
MÜHLBACHER-LOSCHI, Diplomi inediti Seite 20, nr. 3) - von
816/Juli/31.].