Das Jahr 985.
Die Sachsen fielen ins Land der Sciaven ein und Misacho
kam ihnen mit einem großen Heere zur Hülfe;mit Feuer und Schwert
haben sie dies ganze Land verwüstet. Inzwischen ging jener erwähnte
Heinrich auf Gottes Antrieb in sich und indem er öfters voll Angst
bei sich überlegte, was er gethan und wie hoch er mehr als recht und
billig sich erhoben und wie tief er gefallen, sah er sich dem Worte der
evangelischen Wahrheit gemäß durch eigene Erhöhung erniedrigt
und wurde durch das Bewußtsein seiner Schande getroffen und von der
Reue um seine Schuld gequält. Als das königliche Kind Otto
der Dritte nach Frankanafurd kam, da kam auch er dorthin und
erniedrigte sich nach Gebühr, um der Strafe für seine ungerechte
Erhebung zu entgehen; demüthig in Aufzug und Haltung, beide Hände
gefaltet, erröthete er nicht, sich zum Lehnsmann vor den Augen der
gesammten Menge und in Gegenwart der kaiserlichen Frauen, welche die Regierung
besorgten, der Großmutter, Mutter und Tante des Kindes, dem königlichen
Knaben zu ergeben, den er als Waise gefangen genommen und dessen Reich
er gewaltsam an sich gerissen; in wahrhafter Treue versprach er ferner
ihm zu dienen, forderte nichts für sich als das Leben und bat nur
um Gnade. Aber die Frauen, durch deren Sorge, wie wir sagten, das Reich
und die Jugend des Königs geleitet wurde, nahmen ihn, gar sehr erfreut
durch die demüthige Ergebung eines so hohen Mannes, mit verdienter
Ehre auf - denn das ist der Frommen Sitte, nicht Böses zu vergelten,
sondern sogar für Böses Gutes zu erzeigen - und als er begnadigt
und zur herzoglichen Würde wieder erhoben war, waren sie ihm nicht
nur unter den Freunden, sondern unter den Befreundetsten in schuldiger
Liebe zugethan, wie das Recht der Verwandtschaft es forderte. Die berühmten
Markgrafen Thiderich und Ricdach starben.