Sohn des Grafen Hugo aus dem Hause der ETICHONEN
und der Hildegard
Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 1795
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Guntram der Reiche
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Graf am Oberrhein um die Mitte des 10. Jh. Als Angehöriger der elsässischen Familie der EBERHARDE, einem Zweig der ETICHONEN, verfügte Guntram der Reiche über zahlreichen Besitz im nördlichen Elsaß und im Breisgau, wo er vermutlich das Grafenamt bekleidete. In einem Gerichtsverfahren wegen Hochverrats, dessen Hintergründe unbekannt sind, wurden Guntram dem Reichen auf dem Hoftag König OTTOS I. in Augsburg 952 Grafenwürde, Lehen und Eigengüter entzogen; als Graf im Breisgau ist nun zeitweise Herzog Liudolf von Schwaben bezeugt, und die Besitzungen gelangten an die Klöster Einsiedeln und Lorsch, an das Bistum Konstanz und an die burgundischen RUDOLFINGER. Das Gewicht der Maßnahmen des Königs lässt erkennen, welche bedeutende Stellung Guntram am Oberrhein innegehabt hat; der Liber memorialis von Remiremont gedenkt seiner als 'nobilissimus nobilior'. Die Identität des Grafen mit dem 'Guntram dives' in den Genealogien der frühen HABSBURGERwird vermutet.
Literatur:
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H. Büttner, Breisgau und Elsaß (VuF 15, 1972),
78-85 - K. Schmid, Unerforschte Quellen aus quellenarmer Zeit, Francia
12, 1984 (1985), 119-147.
Fraglich bleibt allerdings, ob dieser Guntram der Reiche mit dem gleichnamigen Grafen Guntram im elsässischen Nordgau identisch war, dem König OTTO I. im Jahre 952 einen Teil seiner Güter wegen Treuebruchs aberkannt hat.
Trillmich Werner: Seite 118
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"König Konrad II. und seine Zeit"
Der am schwersten durch den Hochverratsprozess des Jahres 952 betroffene ETICHONE war Guntram der Reiche, Graf im Breisgau und Ahnherr der HABSBURGER, dessen Macht sich von den Vogesen über den Kaiserstuhl bis zum Schwarzwald erstreckte. Viele seiner Güter vom Baseler Hardtforst nordwärts bis Schlettstadt, Brumath und Riegel stammten aus Königsgut. Dazu kamen Vogteirechte im Gebiet der Straßburger Abteien Murbach und Rufach. Ihm wurden alle Ämter und Lehen abgesprochen. Wohl blieb das Eigengut im Elsass, Breisgau, an Aare und Reuß unbehelligt, doch politischen Einfluss erlangten erst seine Enkel zurück, die um 1020 bei Brugg über der Aare die Habsburg errichteten, in Ottmarsheim und Muri Klöster stifteten.
Büttner Heinz: Seite 159-163
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"Geschichte des Elsaß"
Im August 952 fand in Augsburg ein Reichstag statt, auf
dem Graf Guntram aus dem Elsass wegen
Hochverrats verurteilt wurde. Ein großer Teil seiner Güter wurde
von OTTO I. eingezogen. Der Zusammenstoß
zwischen OTTO I. und Guntram
muss auf der Reise des Königs von Zürich über
Erstein rheinabwärts erfolgt sein.
Der Prozess wird uns sofort klarer, wenn wir den BesitzGuntrams
betrachten, wie er aus den Verleihungen OTTOS
I. wieder bekannt wird. Die Bedeutung des wichtigen Besitzes
Guntramsim
Sundgau, Colmar, für die Nord-Südstraße im Elsass ist ohne
weiteres klar. Die richtige Einschätzung dieses aus Fiskalbesitz in
Guntrams Hände gekommenen Gutes
gewinnt man aber erst, wenn man die Fortsetzungen der Besitzungen Guntrams
rechts des Rheins betrachtet. Hier gehörte Guntram
Riegel, die Pforte und der einzige Straßendurchlass zwischen
Schwarzwald und Kaiserstuhl, mit den Flanken Kenzingen, Endingen, Bahlingen
und Teningen; damit befanden sich sämtliche rechtsrheinischen Straßenverbindungen
unter Guntrams Aufsicht.
Die einzigartige Stellung von Maurach erhöhte noch die beherrschende
Stellung Guntrams in der Freiburger
Bucht. Weiterer Besitz am Kaiserstuhl wie Ihrinen und Burkheim schufen
eine Verbindung nach dem Elsass hinüber.
Der Besitz Guntrams
um Colmar und Riegel bildet eine quer über den Oberrhein reichende
Sperre, die alle Straßen im Oberrheingebiet rechts und links des
Stromes unter Guntrams Aufsicht stellte.
Auch im Unter-Elsass war mit Brumath und dem um diesen Mittelpunkt gelagerten
weiteren Besitz ein wichtiger Straßenpunkt in Guntrams
Hand. Sodann bleibt zu erwägen, dass Colmar an sich Fiskalgut war,
ebenso wie auch Brumath. Auch im Kaiserstuhl und bei Riegel befanden sich
Guntrams
Güter öfter an Orten, in denen wir aus dem 9. Jahrhundert
Reichsgut in größerem Umfang nachweisen können, so dass
auch hier der Schluss nahe liegt, dass im Breisgau-Kaiserstuhler Besitz
Guntrams erhebliches Reichsgut steckte.
Diese Erwägungen aber lassen bereits einen ersten
Schluss auf die Infidelität Guntrams
zu; sie bestand darin, dass der mächtige Graf dem König, der
eben aus Italien über die Straßenverbindung Chur-Basel-rheinabwärts
ins Elsass kam, die Verfügung über das okkupierte Reichsgut nicht
zugestehen wollte.
Vollmer Franz: Seite 179
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"Die Etichonen"
Guntram ist der dritte
Sohn des Paares
Hugo-Hildegard. 952 stößt er mit Kaiser
OTTO I. zusammen. Unter der Anklage der Rebellion gegen die
Königsgewalt und der Untreue wird öffentlich über ihn Gericht
gehalten. Das Schuldurteil zieht die Konfiskation des Guntram-Besitzes
nach sich. In späteren königlichen Schenkungen an Lorsch, Einsiedeln,
Konstanz, Peterlingen und den Getreuen Rudolf wird ausdrücklich betont,
dass diese Königsgüter aus der Konfiskation des Guntram-Besitzes
stammten. Nach seinem Prozess gelingt es Guntram
nicht
wieder, eine bedeutendere Stellung zu erringen, doch lebt sein Name in
privaten Schenkungen an das Familienkloster Altdorf weiter.
Für die etichonische Familiengeschichte ist
seine Person deshalb so wichtig, weil der Stammvater der HABSBURGER-Genealogie
ebenfalls Guntram heißt. Ist
unser etichonen-blütiger comes Guntram
identisch mit jenem Guntram dives,
der den HABSBURGER-Stammbaum einleitet,
so ist die Abstammung der HABSBURGER von
den ETICHONEN erwiesen.
oo N.N.
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Kinder:
Lanzelin I. (Landold)
955/60- 991
Eberhard Thurgaugraf
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Literatur:
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Büttner, Heinrich: Geschichte des Elsaß
I. Politische Geschichte des Landes von der Landnahmezeit bis zum Tode
Ottos III. und Ausgewählte Beiträge zur Geschichte des Elsaß
im Früh- und Hochmittelalter, Jan Thrbecke Verlag Sigmaringen 1991
Seite 159-163 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter,
Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 193,195,198 - Krieger, Karl-Friedrich:
Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf I. bis Friedrich III. Verlag
W. Kohlhammer Stuttgart/Berlin/Köln 1994 - Schmid, Karl: Unerforschte
Quellen aus quellenarmer Zeit (II): Wer waren die 'fratres' von Halberstadt
aus der Zeit König Heinrichs I.?" in: Maurer, Helmut und Hans Patze
(Hgg.): Festschrift für Berent Schwineköper 'Zu seinem 70. Geburtstag'
Sigmaringen 1982 Seite 117-140- Trillmich Werner: Kaiser Konrad
II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 Seite 118 - Vollmer
Franz: Die Etichonen. Ein Beitrag zur Frage der Kontinuität früher
Adelsfamilien. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen
und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau
1957, Seite 179 -