Lexikon des Mittelalters:
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Tangermünde,
Stadt und Burg in der Altmark an der Mündung des
Tangers in die Elbe. Die Burg T. schützte einen günstigen
Elbübergang und gehörte zu den Grenzsicherungsburgen, die in
otton. Zeit an der Elbe errichtet wurde. Nach Ausweis mittelslav. Scherbenfunde
geht die Burg möglicherweise auf slav. Ursprünge zurück;
erstmals erwähnt wird sie durch Thietmar v. Merseburg zu 1009. Eine
Elbzollstelle ist 1136 und 1160 belegt. Erst spät (1196) wird T. als
Burgward genannt. Der Askanier Heinrich v. Gardelegen gründete
um 1185 auf einer Anhöhe westl. der Burg die Stephanskirche und bei
dieser ein Säkularkanonikerstift, das jedoch schon 1188 nach Stendal
verlegt wurde. Eine Marktsiedlung existierte wahrscheinl. bereits um 1151;
die Gründung der Stadt erfolgte vermutl. in der 1. Hälfte des
13. Jh. Die noch erhaltene Stadtmauer wurde seit etwa 1300 errichtet; sie
umschloß unter Aussparung der Burg, des suburbiums und der Neustadt
ein Areal von ca. 18ha. Die Lage am Elbübergang begünstigte Handel
und Gewerbe: Eine Gewandschneidergilde bestand bereits um 1275. Der Rat,
der im Zusammenhang mit der Konstituierung der Knochenhauergilde 1311 zum
ersten Mal erwähnt wird, zählte 12 (später 14) Mitglieder
und wurde von den Patriziern besetzt, die sich erfolgreich gegen die Zünfte
behaupteten. Eine kurze Blütezeit (1373-78) erlebte die Stadt unter
Ks. Karl IV., der T. zu seiner Brandenburger Residenz ausbaute
und 1377 in der Burgkapelle (St. Johannis) ein Säkularkanonikerstift
einrichtete. Im 15. Jh. wurde die Neustadt angelegt; 1457 kaufte die Stadt
das suburbium der Burg, das sog. »Hühnerdorf«. 1478 erlangte
der Rat das Stadtgericht. Um 1500 hatte T. ca. 2600 Einwohner. Ende des
15. Jh. setzte ein wirtschaftl. Rückgang ein.
S. Kreiker