Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 1856
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Pegau,
Stadt u. Kl. in Sachsen.
Am Übergang einer Straße von Merseburg in die
Mgft. Meißen über die Weiße Elster entstand gegen Ende
des 11. Jh. eine Kaufmannssiedlung an der zum Straßenmarkt erweiterten
Breitstraße mit einer 1091 gen. Nikolaikirche. Wiprecht v. Groitzsch
stiftete hier nach einer Wallfahrt nach Santiago de Compostela das
1096 geweihte Kl. OSB mit Mönchen aus Münsterschwarzach, zu denen
1103 Corveyer Mönche der Hirsauer Richtung kamen. Die Kl. vogtei verblieb
der Stifterfamilie und fiel bei deren Aussterben 1135 an den dt. Kg. Der
1106 erlangte, 1162 bestätigte päpstl. Schutz sicherte ein hohes
Maß an Freiheit. Die aus der 1. Hälfte des 13. Jh. bekannte
Kl.bibl. läßt auf hohen Bildungsstand schließen, die vor
1150 begonnenen P.er Annalen sind für die Landes- und Reichsgesch.
wertvoll. Das Grabmal Wiprechts aus dem frühen 13. Jh.
gehört zu den reifen Leistungen roman. Kunst.
Unter Abt Windolf (1105-50) erweiterte sich die Kaufmannssiedlung
zur kgl. Stadt mit Laurentiuskirche, die Stadtherrschaft mit Markt, Münze
und Zoll gelangte an den Abt. Um 1190 wurde unter Abt Siegfried v. Rekken
die Neustadt gegr. (Kirche ? Ottomar). Siegfried wehrte sich gegen die
von den wettin. Mgf.en v. Meißen angestrebte Mediatisierung, die
jedoch im 14. Jh. vom benachbarten Groitzsch aus Reichskl. und Stadt
unter ihre Gewalt brachten. Die vorwiegend von bürgerl. Gewerben lebende
Stadt mit Bürgermeister und Rat konnte sich bis zum Ende des MA nicht
von der Obergerichtsbarkeit des Abtes lösen. Um 1470 zählte P.
etwa 1100 Einw.
K. Blaschke