Gero                                               Graf von Alsleben
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    -11.8.979 hingerichtet
     Magdeburg
 

Begraben: Kloster Alsleben
 

Eventuell Neffe des Markgrafen Gero I. von der Ostmark
 

Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1349
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Gero von Alsleben, Graf im Nord-Thüringgau und im Morazeniengau
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     + 11. August 979

Begraben: Kloster Alsleben

Gründer des Klosters Alsleben und wahrscheinlich mit Markgraf Gero I. verwandt. Gero von Alsleben gab in einem gerichtlichen Zweikampf wegen Schwäche auf. Obwohl sein Gegner sofort seinen eigenen Wunden erlag, wurde Gero von Alsleben auf Betreiben Erzbischof Adalberts von Magdeburg und Markgraf Dietrichs von der sächsischen Nordmark verurteilt und auf Weisung OTTOS II. enthauptet, was die Zeitgenossen offenbar als Skandal auffaßten.

Literatur:
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R. Schölkopf, Die sächs. Gf.en (919-1024)(Stud. und Vorarbeiten zum Hist. Atlas Niedersachsens, 1957), 52f. - G. Althoff, Adels- und Kg.sfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, MMS 47, 1984, 410f.


Althoff Gerd: Seite 410
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"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

                                                        G 104

Lü:   11.8.  Gero com   + 979 Graf im Morazenigau

Gero wurde von einem sonst unbekannten Mann namens Waldo der Untreue gegen OTTO II. bezichtigt. Nach einem vom Kaiser angeordneten Zweikampf, in dem Gero unterlag, Waldo jedoch starb, wurde er auf Befehl OTTOS enthauptet; vgl. BMi Nr. 787b.
Gero gehörte in den weiteren Zusammenhang der Sippe des Markgrafen Gero, die mehrfach mit den BILLUNGERN verschwägert war, vgl. dazu Kommentar G 2 und Schölkopf, Die sächsischen Grafen, S. 52 f.
Gero war der Gründer des Klosters Alsleben; s. auch Kommentar A 79 und A 83.



Annalista Saxo:
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"Reichschronik"

Das Jahr 979.

Athela, die Tochter [des hingerichteten Grafen Gero von Alesleve], heirathete Sigefrid, den Sohn des Grafen  Heinrich von Stathen, welcher mit ihr den Grafen Liutger und die Aebtissinnen von Alesleve, Irmingard und Berta zeugte. Die Gräfin Athela selbst übertrug Land an die Magdaburger Kirche, um den Kopf ihres Vaters auszulösen. Dazu gab sie den beiden Klöstern, welche sich in Alesleve und
Hersevelden befinden, das Gut, das in Trebenezi ist.

Annalen von Hildesheim:
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Die Jahre 976-980.

979. Die Untreue des Grafen Gero wurde durch Waldo kund gethan, weshalb sie selbst vor der Stadt Magadeburg auf dem Felde an der Elbe kämpften und sich gegenseitig tödteten, und schließlich wurde Graf Gero, als der Untreue überführt, enthauptet.

Annalen von Magdeburg:
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Die Jahre 974-979.

979. Graf Gero hatte in seiner eigenen Stadt, welche Aleslove [Alsleben] heißt, ein Nonnenkloster zur Ehre des heiligen Täufers Johannes gestiftet.

Althoff Gerd: Seite 23,97
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"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen."

Im Jahre 979 bestätigte OTTO II. die Gründung des Klosters Alsleben, das Graf Gero und seine Gemahlin Adela in memoriam parentum suorum et sui nominis ac coniugis suae silque posteritatis utriusque commemorationem gestiftet hatten [D O. II., Nr 190; Schölkopf, Die sächsischen Grafen, Seite 52; die memoria-Funktion dieser Gründung erwähnt auch Thietmar von Merseburg (III, 10): Pro suius (sc. der 979 enthauptete Gero) memoria soro eius Tetta et coniunx eius Aethela monasterium in loco, qui Eleslevo dicitur, ubi ipse requiescit, construentes...]. Bei dieser Stiftung legten Gero und seine Gemahlin dezidiert Wert darauf, das Amt der Äbtissin und des Vogtes eigenen Verwandten vorzubehalten. Damit fassen wir ein weiteres wichtiges Motiv adeliger Stifter. Der Einfluß der eigenen Verwandtschaft auf die ins Leben gerufene geistliche Gemeinschaft sollte in die Zukunft hinein gesichert werden.
Und im Jahre 979 war bereits ein Graf Gero der Untreue gegen OTTO II. bezichtigt worden. Er mußte sich gegen diesen Vorwurf in einem gerichtlichen Zweikampf verteidigen und wurde enthauptet, als er in diesem Zweikampf unterlegen war.

Holtzmann Robert: Seite 241
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"Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

Allgemeines Kopfschütteln erregte 979 die Hinrichtung des ostfälischen Grafen Gero, die der Kaiser unter dem Einfluß des Erzbischofs Adalbert und des Markgrafen Thiedrich, denen Gero im Wege war, geschehen ließ. Die kleineren Leute, die sich mit Schmeicheleien an den Hof OTTOS drängten, sind uns zumeist nicht bekannt, wohl aber Klagen über Ohrenbläser und "Fuchsschwänze", die sich zusammenfanden.

Claude, Dietrich: Band I Seite 121,125
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"Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis ins 12. Jahrhundert"

Im folgenden Jahr, 979, ist OTTO II. am 11. August in Magdeburg nachweisbar. Damals fand der unglückliche Zweikampf zwischen Waldo und dem Grafen Gero statt.
Das Verhältnis Adalberts zum ostsächsischen Adel war nicht ungetrübt. Waldo, über dessen Person nichts Näheres bekannt ist, verklagte den Grafen Gero, dessen Amtsbezirk in der Umgebung Magdeburgs lag. Adalbert und Markgraf Thiedrich ließen Gero, den Gründer des Nonnenklosters Alsleben, in Sömmeringen festnehmen. Auf einem Hoftag in Magdeburg sollte ein gerichtlicher Zweikampf zwischen Gero und Waldo entscheiden. Waldo starb während einer Kampfpause, und Gero wurde verurteilt, am 11. Auggust 978 enthauptet zu werden. Das Urteil galt allgemein als ungerecht. Thietmar berichtet, daß nur Markgraf Thiedrich und Erzbischof Adalbert daran Gefallen gefunden hätten. Anscheinend hatte es Reibereien zwischen Gero und dem Erzbischof gegeben, die Adalbert bewogen, am Sturz des Grafen zu arbeiten. Die Streitigkeiten dürften sich an den Rechten und Besitzungen des Erzstiftes entzündet haben, die zum Teil in Geros Amtsbereich lagen [Das vermutete M. Krühne, Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte der Stadt Magdeburg, MGbll. 15, 1880, p. 327.]. Das Zusammenspiel Adalberts mit Thiedrich deutet auf gute Beziehungen zum Markgrafen.

Uhlirz, Karl: Band I Seite 124
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"Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III."

In den nächsten Tagen vollzog sich ein Ereignis, das im Sachsenlande größtes Aufsehen eregte [Thietmari Chron. III, c. 9, dernach Annalista Saxo, SS.VI, 627 und Ann. Magdeb. SS. XVI, 154.
Ann. Hildesheim: Infidelitas Geronis comitis et Wadonem publicata est; unde et ipsi extra civitatem Magdaburg in campo iuxta Albia dimicantes, ab invicem interfecti sunt; et ad ultimum infidelitatis reus Gero comes decollatus est.
Ann. Altah.: Infidelitas Geronis comitis et Waldonem publicatur, unde ipsi Magdaburc, grave duellum interserentes, ambo procubuerunt.
Lamperti Ann.; Gero comes a Waldone quodam accusatus, dum eum in singulari certamine occidisset, ipse tanem ab imperatore decollatus est.
Annales Corb. (SS. III, 5; Jaffe, Bibl. I, 37): Gero comes decollatus est. Necrol. Magdeb.: III. id aug. Gero et Waldo. Den besten Bericht hat uns Thietmar geliefert, dessen Vater und Onkel Gero zur Haft übergeben worden war. Über die Ursachen der beklagenswerten Tat sind wir im Unklaren. Thietmar gleitet darüber vorsichtig hinweg, indem er nur von einer villa causa spricht. Der Hildesheimer Annalist liefert das Muster einer bischöflichen Vertuschung: wenn er auch die Untreue Geros als ausgemachte Tatsache hinstellt, klärt er uns über sie nicht auf und setzte sich in Widerspruch gegen Thietmars villa causa, sowie gegen das Verhalten Herzog Ottos und des Grafen Berthold. Man wird daher mit Fug und Recht nach Thietmars Andeutung in dem Vorgange die Folge blinder Gehässigkeit des Erzbischofs Adalbert sehen dürfen, der in dem auch sonst zweideutigen Markgrafen Dietrich einen Bundesgenossen, in Waldo ein unglückliches Werkzeug seiner Pläne fand. Dazu stimmt der grauenhaft häßliche Zug, den uns der sächsische Annalist bewahrt hat: Geros Tochter Athela, welche Siegfried, den Sohn des Grafen Heinrich von Stade, heiratet, mußte das Haupt ihres Vaters von der Magdeburger Kirche durch Widmung reichlichen Gutes zurückkaufen.]. Jener Graf Gero, der sich noch vor wenigen Wochen der Gunst des Herrschers zu erfreuen hatte, wurde von einem gewissen Waldo der Untreue beschuldigt, daraufhin über Geheiß des Erzbischofs Adalbert von Magdeburg und des Grafen Dietrich von der Nordmark zu Sömmeringen, gefangen genommmen, dann den Söhnen des Grafen Liuthar, Siegfried und Liuthar, in Gewahrsam übergebn. Das von dem Kaiser nach Magdeburg einberufene Fürstengericht entschied auf das Gottesurteil des Zweikampfes. Auf einem Elbewerd treten die Gegner zum Kampfe an. Grauses Ringen erhebt sich, zweimal im Nacken verwundet bringt Waldo mit jäher Wut auf den Beklagten ein und streckt ihn mit wuchtigem Schwertschlag zu Boden. Gero muß seine Kampfunfähigkeit bekennen, in diesem Augenblicke stürzt der Sieger, der seiner Rüstung entledigt und gelabt worden war, jählings tot zur Erde. Nun wird Gero vom Gerichte zum Tode verurteilt und am Abend des 11. August über Geheiß des Kaisers von einem Henker schmachvoll enthauptet. Noch am selben Tage waren Herzog Otto von Bayern und Graf Berthold vom Nordgau, gewiß des Kaisers treueste Anhänger, eingetroffen und hielten mit ihrem Tadel darüber, daß ein tapferer, verdienter Mann von hohem Range in solcher Weise des Lebens beraubt worden war, nicht zurück. Sie standen mit ihrem mannhaften Urteile nicht allein. Schwester und Gemahlin bewahrten dem elend Hingeschlachteten treue Liebe, die sie in unermüdlicher Sorge für das Gedeihen seiner Stiftung betaätigten, aber auch nicht zur Familie Gehörige, das ganze Volk waren aufs schmerzlichste berürt. In Corvey sah Abt Liudolf, als er am Tage des Kampfes die Frühmesse las, das blutige Haupt des Grafen über dem Altare schweben, tief ergriffen hielt er für Gero das Totengebet und kündigte den Brüdern seinen Hingang an. In der Heimat aber verehrte man den Toten wie einen Heiligen, als später Athela an der Seite des Gemahls in Alsleben beigesetzt wurde, fand man seinen Leichnam mit den Gewändern unversehrt vor [Thietmari Chron. III, c. 9,10].

Ludat, Herbert: Seite 23 Anm. 144,286
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"An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa"

Aber mit Billigung des Kaisers war hier Dietrich, dem Markgrafen der Nordmark aus dem Hause HALDENSLEBEN, zu dessen Amtssprengel das Gebiet um Magdeburg und die Landschaften der Diözesen Brandenburg und Havelberg mit Ausnahme der Lausitz gehörten, gelungen, die wohl schon vor dem Tode Thietmars (979), des Neffen Geros, eingetretene Schwäche des GERO-CHRISTIAN-Hauses für den Ausbau seiner markgräflichen Stellung zu nutzen [145 Einen Reflex dieses Gegensatzes zwischen Dietrich von Haldensleben (im Bunde mit Bischof Giseler) bildet das damals großes Aufsehen erregende Verfahren gegen den Grafen Gero von Alvensleben und seinen Besitz (vgl. Thietmar III, 9). Über Hintergründe vgl. H. Wäschke, in: Mitt. des Vereins für Anhaltische Geschichte, Band 14/1, 1922, Seite 69ff.; sowie R. Schölkopf,a.a.O., Seite 52f. und 94. und M. Hellmann, Die Ostpolitik Ottos II., Seite 58.]. Dietrich ist damals um 978 im Mittelabschnitt ebenso zur dominierenden politischen Gestalt geworden wie kurz darauf Rikdag im Süden.
[286 Vgl. oben Seite 24 und Anm. 145, über das auf Betreiben Markgraf Dietrichs vollstreckte Urteil OTTOS II. gegen Gero von Alvensleben.].
 
 
 
 

  oo Adela
              -   982
 
 
 
 

Kinder:

  Adela
         -1.5.

  oo Siegfried Graf von Stade
      965-6.1.1037
 
 
 
 

Literatur:
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Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 23,97,410 G 104 - Annalen von Hildesheim a. 976-980 - Annalen von Magdeburg a. 974-979 - Annalista Saxo: Reichschronik a. 979 - Claude, Dietrich: Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis ins 12. Jahrhundert, Mitteldeutsche Forschungen 67, Böhlau Verlag Köln 1972 Band I Seite 121,125 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 241 - Lampert von Hersfeld: Annales/Annalen Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 2000 Seite 34 - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 144,286,291 - Schölkopf Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024. Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens 22. Göttingen 1957 Seite 52 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 94,96 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III., Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 Band I Seite 124 -