Kapitel 32
Indeß kamen die Großen Sachsens auf die Kunde
vom frühzeitigen Tode ihres geliebten Herrn trauererfüllt zu
Frasa [Frosa], einem königlichen Hofe, zusammen, welchen damals Graf
Guncelin vom Kaiser zu Lehn hatte. Dort verhandelten nämlich Erzbischof
Gisiler von Magadaburg nebst seinen Mitbischöfen und Herzog Bernhard
[von Sachsen], die Markgrafen Liuthar, Ekkihard
[von Meißen] und Gero [204 Gero II. von Serimunt
und Nicici seit 979, von der sächsischen Ostmark 993-1015, Sohn
des Markgrafen Thietmar. - Landtag vom März 1002.] sammt den
Ersten des Reichs über Zustand des Staates. Sowie aber Markgraf Liuthar
merkte, daß Ekkihard sich über ihn erheben wollte, rief
er den Erzbischof und den angesehensten Theil der Vornehmen zu einer geheimen
Unterredung hinaus, indem er allen den Rath gab, sie sollten schwören,
weder gemeinschaftlich, noch jeder für sich einen Herrn und König
wählen zu wollen, bevor sie nicht zu Werlo zusammengekommen wären.
Dies bewilligten und gelobten alle, nur Ekkihard nicht. Dieser,
voll Unwillens darüber, daß er in seiner Erhebung zum Throne
eine, wenn auch nur geringe Verzögerung erleiden sollte, brach
mit den Worten hervor: "Markgraf Liuthar, warum wirkst du mir entgegen?"
Jener aber erwiederte: "Merkst du nicht, daß dir das vierte Rad am
Wagen fehlt?" Darum ward die Wahl unterbrochen, und so ward die Lehre der
Alten bewährt, daß das Dazwischentreten einer Nacht einem Unterschied
von einem ganzen Jahre machen, und dieses wieder bis zum Ende eines ganzen
Menschenlebens sich hinausziehen könne.
Zu Zeiten Kaiser Otto's III.
zündeten die Slaven das Kloster Hilleslevo an und führten die
Nonnen hinweg. An diesem Tage wurden viele der Unseren erschlagen.
Kapitel 6
Indeß jubelte Bolizlav,
der Sohn Miseco's, seinem Vater sehr
unähnlich, über Ekkihards Tod, und bald sammelte er ein
Heer und besetzte die ganze Mark des Grafen Gero [40 von
der sächsischen Ostmark (Lausitz), vgl. IV, 52.], die diesseits der
Elbe liegt; dann aber bemächtigte er sich, nachdem er eine Schaar
zur Belagerung vorangeschickt hatte, der Stadt Budusin [Bautzen],
sowie aller zu derselben gehörenden Besitzungen, und griff darnach
sofort die Burg Striela an, worauf er auch die Meißner heimlich
zu bestechen suchte. Diese, die stets ihre Freude an Neuerungen hatten,
stürmten, als sie eines Tages erfuhren, der größte Theil
der Besatzung sei ausgezogen um Futter für die Pferde zu holen, da
wo die Dienstmannen wohnten, die auf Slavisch Vethenici heißen, geführt
von Guncelin von
Cukesburg, in das nach Osten zu gelegene Thor [das Wasserthor],
erschlugen zuerst einen Kriegsmann des Grafen Heriman, den Bececio, und
eilten dann mit den Waffen in der Hand alle nach dem Gemache Herimans,
nach dessen Fenstern sie mit großen Steinen warfen, indem sie schrieen,
der Herr der Burg, Ozer, müsse ihnen zur Hinrichtung ausgeliefert
werden. Sie aber redete der Ritter Thietmar, dem keine andere Schutzwehr
blieb, als das Zimmer, in dem er sich befand, so an: "Warum thut ihr das?
Welcher Wahnsinn hat euch verleitet, daß ihr, vergessend die Wohlthaten,
die euch Graf Ekkihard erwiesen hat, und daß ihr ihn aus freien
Stücken selbst zu euch berufen habt, nun in solcher
Weise zum Verderben seines Sohnes euch erhebt? Wenn ihr
die Beweggründe zu einer so großen Gewaltthat öffentlich
oder insgeheim einem von uns eröffnen wollt, so verspreche ich
euch im
Namen meines Lehnsherrn und unser aller so zuverlässig,
wie ihr nur wollt, eine beliebige Verbesserung dessen, was versehen ist,
und Abwendung aller eurer Besorgnisse für die Zukunft. Den Mann aber,
dessen Herausgabe ihr so umbarmherzig von uns verlangt, um ihn zu tödten,
bekommt ihr, so lange wir leben, nicht. Unser sind nur wenige, aber des
seid gewiß, wir sterben entweder zusammen, oder wir verlassen allesammt
unverletzt diese Burg." Als die Angreifenden solche Reden vernahmen, besprachen
sie sich mit jenen und gewährten ihnen freien Abzug. Darauf luden
die Meißner durch Abgeordnete den Herzog
Bolizlav ein zu ihnen zu kommen, öffneten die Thore und
empfingen ihn. Und so ward erfüllt was geschrieben ist: "Sie freuen
sich, Böses zu thun, und sind fröhlich in ihrem bösen verkehrten
Wesen". Und wiederum: "Im Anfange sind ihre Lippen süß wie Honigseim,
aber hernach sind sie bitter wie Wermuth". Bolizlav,
aufgeblasen über dieses Glück, besetzte die ganze Landschaft
bis an den Elsterfluß, und vertheilte überall seine Schaaren.
Als sich darauf die Unseren einmüthig zusammenthaten, dies zu
hindern, schickte ihnen der listige Mann einen Abgesandten entgegen, welcher
ihnen versicherte, er habe dies mit Herzog Heinrichs
Vergunst und Genehmigung
unternommen; er werde die Bewohner des Landes in keiner
Hinsicht schädigen, und wenn Heinrich sich einmal im Besitze des Reiches
festgesetzt habe, so werde er den Wünschen desselben in jeder
Beziehung beipflichten; wo nicht, so werde er gern thun, was ihnen
dann beliebe. Wie die Unseren solches vernahmen, glaubten sie den schönklingenden
Worten, und tauschten, schimpflich zu ihm wie
zu ihrem Herrn und Gebieter hinziehend, für die
angeborne Ehre Unterwürfigkeit und unrechtmäßige Knechtschaft
ein. Wie wenig sind doch unsere Zeitgenossen mit unseren Vorfahren zu vergleichen!
Als noch der treffliche Markgraf Hodo lebte, wagte
es dieses Bolizlavs Vater
Miseco nie das Haus, in dem er ihn anwesend wußte, mit
dem Pelze angethan zu betreten, noch auch sitzen zu bleiben sobald er sich
erhob. Gott vergebe es dem Kaiser, daß er einen Zinspflichtigen zum
Herrn machte und ihn so hoch erhob, daß er, seines Vaters Verhalten
vergessend, beständig darnach zu trachten wagte, wie er die ihm Vorgesetzten
allmählich zu Unterthanen herunterziehen und sie mit der feilen
Lockung vergänglichen Geldes berücken und so zur Knechtschaft
und zum Verluste ihrer Freiheit bringen möchte.
Kapitel 9
Hier kam ihm Willehelm, der mächtigste der thüringischen
Herren, entgegen und ward, indem er den heranziehenden Herrscher mit vielen
Glückwünschen empfing, des Königs Lehnsmann. Daselbst wurde
damals dem Könige von diesem Grafen und von den Ersten jenes Landes
gehuldigt, und er erließ dem ganzen Volke auf dessen Bitte den Schweinezins.
Von da nach Merseburg kommend, ward Heinrich
vom Abte Heimo empfangen und von seinem Getreuen, dem Grafen Esico, der
jene Stadt, so wie Alstidi und Dornburg sammt Zubehör bei Lebzeiten
und zum großen Mißvergnügen des Markgrafen Ekkihard
bis zur ersehnten Erscheinung seines Herrn mannhaft behauptet hatte. Dahin
kamen die Erzbischöfe Lievizo von Bremen und Gisiler von Magadaburg,
mit ihren übrigen Amtsbrüdern, den Bischöfen Rethari von
Paderborn, Bernward von Hildesheim, Arnulf von Halberstadt, Ramward von
Minden, Eido von Meißen, Bernhari von Verden, Hugo von Zeiz. Auch
erschienen daselbst die Herzoge Bernhard [von Sachsen] und
Bolizlav [von
Polen] sammt den Markgrafen Liuthar und Gero und dem
Pfalzgrafen Fritherich und sehr vielen anderen Bischöfen und Grafen,
deren Namen einzeln herzuzählen zu weit führen würde. Diese
alle empfingen den König mit Ehrerbietung und Unterwürfigkeit.
Am Tage darauf aber, das ist am 25. Juli, eröffnete Herzog
Bernhard mit Zustimmung Aller, in Gegenwart des Königs die
Wünsche der zusammengekommenen Menge, und indem er ihm die Bedürfnisse
und Rechte Aller auseinandersetzte, fragte er angelegentlichst beim Könige
an, was er ihnen mit Worten der Güte zu versprechen oder gleich durch
die That zu verleihen geneigt sei? Solches fragte er, der König aber
erwiederte: "Gott vor allen, dann aber auch euch würdig zu danken,
bin ich durchaus nicht im Stande. Darum eröffne ich euch hiemit
meine geheimsten Absichten, die ich mit eurer eigenen
Hülfe in Betreff eurer aller auszuführen mich sehne. Denn es
ist mir wohl bekannt, wie treu ihr euren Königen stets und überall
Gehorsam und Unterstützung zu leisten euch beeifert habt. Und darum
ist es um so mehr mein Wunsch, euch in jeder Beziehung auf das Beste zu
ehren, zu lieben, und zur Förderung des Reiches und zu meinem eigenen
Heile zu behüten und zu beschützen. Und damit ihr dieser meiner
Worte gewiß seid, so will ich euren Wünschen gemäß
(in so weit meine königliche Ehre nicht darunter leidet) erklären,
daß ich nicht wider euren Wunsch und Willen, sondern mit eurem Beifalle
und von euch gewissermaßen berufen hier vor euch im königlichen
Schmucke erscheine. Euer Gesetz will ich durchaus nicht verletzen, sondern
vielmehr, so lange ich lebe, mildiglich handhaben, und ich gelobe euch,
daß ich verständigen Wünschen von eurer Seite stets, so
viel ich vermag, mein Ohr leihen werde."
Also redet der König; da schallt einstimmiger Jubel
Gleich ihm zu vom versammelte. Volk, das preisend und dankend
So viel Liebe erkennt und solch eine Größe
der Gnade.
Darauf nahm nun Herzog Bernhard die heilige Lanze
und indem er sie dem neuen Herrscher übergab, betraute er ihn im Namen
Aller mit der Sorge für das Reiches Wohl.
Wieder erschallen die Stimmen und wiederum tönen
die Lieder Dich, o Christus, zu preisen für deine unendlichen Gaben.
Thränen der Freude entströmen dem Aug' der versammelten Frommen.
Freude ergreife auch dich, du stattliches Merseburg, theile Alle Gefühle
des Glückes der Menge, und singe begeistert Hymmen des Preises dem
Herrn und fei're so heilige Stunden.
Ja, fei're, sage ich, mit Ehrfurcht diese so heiligen
Stunden, diesen erhabenen Tag, an dem er für dich auserkoren ward,
er, der seitdem unablässig darauf sinnt, dich, die Verstoßene,
zu erheben und dich in deine frühere Lage zurückzubringen. Gelobt
sei Gott, der die, welche ihn ehren und von Herzen lieben, erhöhet
zum Schrecken und zur Schande derer, die ihn schmähen. Gekommen ist
das Ende deiner Trauer, weil ein heilbringender Südwind dir wohlthätig
laue Lüfte zugeweht hat. Nicht lange mehr bleibst du in der Knechtschaft,
sondern frei zu herrschen wirst du erneut werden, o Zion! - Doch wir wollen
weiter gehen.
Kapitel 38
Die Zusammenkunft fand Statt zu Belegori, d. h. Schönberg,
einer Besitzung des Markgrafen Gero. Darauf gingen Herzog Bernhard
und Propst Waltherd vorauf, um Bolizlav
zum Bessern zu bekehren, allein ihre Bemühungen hatten den erwünschten
Erfolg nicht, und so kamen sie unverrichteter Sache zum Herrn zurück.
Dort erschien auch Jarimir, der berühmte Herzog der Böhmen, ein
durchaus treuer Anhänger des Königs. Und nicht übergehen
darf ich, welch ein klägliches Geschick damals den Markgrafen
Gero traf. Wir alle - ich kann keinen ausnehmen - bewiesen uns nicht
wie seine Freunde, sondern wie seine Feinde, und verzehrten, ja wir verbrannten
selbst zum Theil seine ganze Habe; nur seine Leibeigenen ließen wir
ihm. Und hiebei trat selbst der König nicht als Gero's Rächer
oder Beschützer auf.
Von da zogen wir in den Luzicier Gau [Lausitz], an dessen
Gränze eine Burg Jarina liegt, die diesen Namen vom Markgrafen
Gero erhielt, der ein großer Mann war und auch der Große
genannt wurde. Hier wurden zwei Brüder aus der Landschaft Hevellun
und der Stadt Brandenburg eingefangen, welche zum Bolizlav
gegangen waren, um ihn gegen den König in Bewegung zu setzen, und
nun vom Wege abschweifend öffentlich in die Schlinge fielen, die sie
heimlich gelegt hatten. Da diese über
viele Punkte befragt, von dem allen nichts eingestehen
wollten, so wurden sie beide zugleich auf einer Anhöhe aufgeknüpft.
Dort wurden der König und sein geliebter Tagino krank. Darnach
beriethen die Fürsten angsterfüllten Herzens, was in Betreff
des begonnenen Feldzugs zu thun sei. Endlich hielten sie es für das
beste, daß der König mit einigen Bischöfen und dem schwächsten
Theile des Heeres heimziehen, die Bischöfe Arnulf [von Halberstadt],
und Meinwerk [von Paderborn] aber mit dem Herzoge Jarimir und den Markgrafen
Gero und Heriman und mehreren andern die Gauen Cilensi und Diedesi
verheeren sollten. Und so geschah es.
Da die genannten Herren nun bei der Stadt Glogua, wo
sich Bolizlav selbst befand und sie
sehen konnte, mit ihren geordneten und gerüsteten Schaaren vorbeizogen,
regten sie die Kampflust der sie von den Mauern herab erblickenden Krieger
an, und diese fragten dann ihren Feldherrn, warum er das dulde, und baten
um Erlaubniß, sich mit ihnen messen zu dürfen. Bolizlav
aber antwortete: "Das Heer, welches ihr vor euch seht, ist zwar an Zahl
klein, aber es ist groß an Tapferkeit und aus den übrigen
Tausenden auserlesen. Greife ich es an, so bin ich, ich
mag siegen oder besiegt werden, für die Folgezeit geschwächt,
der König aber ist im Stande, auf der Stelle ein neues Heer
zu sammeln.
Es ist also viel besser, wenn wir dies jetzt noch in
Geduld ertragen und ein anderes Mal, wenn es möglich ist, ohne großen
Verlust befürchten zu müssen, diesen Uebermüthigen etwas
anzuhaben versuchen.So ward der überströmende Muth der Kriegsleute
beschwichtigt; überhaupt aber wurde auf diesem Zuge Bolizlav's
Absicht, uns zu schaden, gar nicht erreicht. Obwohl die Unseren durch
häufige Regengüsse aufgehalten wurden, fügten
sie den Feinden doch weithin großen Schaden zu. Zuletzt aber, als
alles ringsum liegende Land verwüstet war, kehrten die Böhmen
heim, die Unseren aber zogen freudigen Herzens durch das Milziener Land
zur Elbe zurück; jedoch schickten sie sogleich Boten an den König,
indem sie ihm melden ließen, sie würden mit gutem Erfolg heim
kommen.
Er aber, der durch Gottes Gnade beinahe schon wieder
genesen war, empfing diese Botschaft und die nachher ankommenden
freundlichst zu Merseburg, und Erzbischof Tagino, der von Strela an vorher
vom Könige getrennt gewesen war, feierte das Fest der Thebäer
[22. September] zu Magadaburg und kam dann wohlbehalten hieher.
Kapitel 39
Nachdem der König darnach vielen Nöthen des
bedrängten Vaterlandes abgeholfen, besuchte er wieder die Westlande,
und die wie die Fluthen des Wassers hin und herwogenden Gemüther der
Bewohner mit dem Zügel seiner Weisheit lenkend und
zähmend, feierte er zu Palithi [Pölde] mit festlicher Freude
die Geburt des Herrn. Darauf kam er wieder nach dem ihm sehr lieben Merseburg,
und nachdem er dort auf fünf Jahre den inneren Frieden hatte
beschwören lassen, begann er, nach dem Rathe einiger Wenigen, die
Burg Liubusua ausbauen und befestigen zu lassen. Von dieser aber
sagten Manche das vorher, was leider in diesem Jahre
sich bestätigte. Wir kamen dorthin Ende Januars, feierten dort die
Reinigung der heiligen Mutter Gottes mit gebührender Andacht, und
vollendeten in vierzehn Tagen das aufgetragene Werk, worauf wir mit Hinterlassung
einer Besatzung heimkehrten. Neben Liubusua an der Nordseite liegt eine
Burg, die nur durch ein Thal von ihr getrennt ist. Sie hat zwölf Thore.
Als ich diese sorgfältig in Augenschein nahm, brachte mich die Erinnerung
an Lucan (Pharsal. VI, 29) darauf, in ihr ein Werk des Julius
Cäsar und einen römischen Bau zu erkennen. In dieser
Burg müssen mehr als 10,000 Menschen Platz gefunden haben. Die kleinere
Burg aber, die wir damals herstellten, stand seit König
Heinrich I. bis auf jene Zeit leer, und durch welch ein klägliches
Elend sie bald nachher darniedersank, werde ich seiner Zeit schildern,
wenn ich, was dazwischen liegt, erzählt habe.
Kapitel 59
Auch ist nicht leicht zu nehmen die große Anmaßung
der Lehnsmannen des Markgrafen Gero, über welche der Gläubige
erstaunen und dergleichen aus christlicher Liebe fliehen muß. Bringen
wir zuerst den Thatbestand vor und erwägen dann das Geschehene, ob
es Lob, oder nicht vielmehr Abscheu verdiene. Der Bischof Arnulf [von Halberstadt]
kam auf eine Einladung der ehrwürdigen Aebtissin Hathawi [Hedwig]
nach Gernrode zum Gastmahle am Feste des heiligen Märtyrers Ciriacus.
Als er nun an dem heiligen Tage nach der Messe die Kirche verließ,
um sich ein wenig zu ergehen, sah er einen Geistlichen, der einen Falken
auf der Hand trug; von Eifer ergriffen, hielt er den Geistlichen persönlich
fest und nahm ihn mit, nicht um ihn zu bestrafen, sondern um ihn mit mäßigen
Worten zu tadeln. Auf die Kunde des Vorgefallenen versammelten sich die
erwähnten Ritter, und deren erster, Namens Hugal, kam zum Bischofe
und fragte ihn, was ihn bewogen habe, seinem Lehnsherrn solchen Schimpf
anzuthun. Worauf Arnulf antwortete: "Was habe ich denn gethan? Ich habe
eine Verhöhnung Christi wahrgenommen, die ich, weil sie in meinem
Bisthum vorging, nicht dulden konnte. Es ist nichts unrechtes geschehen.
Lasset uns einen euch passenden Tag ansetzen, und wenn ich dann von unseren
gemeinsamen Freunden für schuldig befunden werde, so gebe ich eine
hinreichende Genugthuung." Da fährt jener fort: "So darf und kann
es nicht sein. Ihr müßt euch heute noch entweder mit einem Eide
von der Schuld reinigen, oder versprechen, daß ihr meinem Herrn und
uns Genugthuung geben wollt." Der Bischof erwiederte: "Das heilige
Fest verbietet mir, den Eid zu leisten, und euch, ihn zu empfangen. Und
sehr bedauerlich erscheint es mir, daß mir sogar eine gerichtliche
Untersuchung von euch verweigert wird." Da ging Hugal zornig fort und alsbald
versammelten sich ohne Wissen des Markgrafen die Vasallen in Waffen, und
als der Bischof sich eben zur Tafel setzen wollte, sah er alle herankommen.
Sofort ward das Haus, in dem er sich befand, von den Seinigen fest verriegelt
und auf alle Weise befestigt, damit die Feinde nicht leicht hineinkommen
könnten. Als sich nun jene bereits anschickten, dasselbe zu erstürmen,
wurde ihnen der Wahrheit gemäß angezeigt, daß der Bischof,
der anderswohin entkommen war, dort nicht mehr zu finden sei. Darauf suchten
sie ihn im Kloster und zuletzt selbst in der Kirche, fanden ihn aber durch
Gottes Gnade nirgends, obwohl er selbst von seinem Versteck aus, in dem
er sich, ohne daß es ihm irgendwie zur Schande anzurechnen wäre,
befand, alles mit ansah. Als zuletzt ihre Wuth sich legte, begaben sie
sich in das Hospiz des Klosters und gingen unwillig heim. Am folgenden
Tage ließ Arnulf seine Ritter erbeirufen und zog wieder nach seinem
Bischofsitze zurück, indem er die heftig weinende Aebtissin tröstete.
Als der König das alles erfuhr, befahl er, die Unruhstifter ihm vorzuführen.
Da ihn aber der Markgraf allzu zornig sah, so versuchte er, ihn durch
zuverlässige Vermittler zu besänftigen. Diesen gab der König
nur unter der Bedingung Gehör, daß sie vorher dreihundert Pfund
Silbers an die bischöfliche Kasse zahlen, und daß diejenigen,
welche in diesem Handel für schuldig erachtet würden, sich entweder
durch einen Eidschwur von elf Freunden reinigen oder ihm dem canonischen
Rechte gemäß Genugthuung gewähren müßten. Nachdem
damit beide einen gegenseitigen Frieden gelobt hatten, wurden auf die Zeit
nach Ostern die Verhandlungen angesetzt. Dazu kamen unsere und ihre Freunde
zusammen und ich war mit jenen anwesend. Als nun das erwähnte Geld
entrichtet worden war, kam der Bischof in die Domkirche, wo er sich im
westlichen Theile des Gebäudes auf den Stuhl auf der höchsten
Stufe setzte. Daselbst reinigte sich dann allein der Markgraf durch
einen völlig glaubwürdigen Eid, seinen Mannen aber wird
als Buße von der Hand des Bischofs aufgegeben zu fasten, mit der
Bedingung, daß sie,
sobald sie dazu aufgefordert würden, die auferlegte
Last zu tragen bereit wären.
Kapitel 60
Auch das muß ich noch beifügen, daß
Othelrich, der Böhmen Herzog, dessen Name schon den ungerechten Mammon
bedeutet, Bosio, seinen trefflichen Ritter, und viele andere hinrichten
ließ, weil er von falschen Zuträgern gehört hatte, sie
unterstützten seinen vertriebenen Bruder Jarimir, so daß alle
gar deutlich aus diesen Mordscenen lernen konnten, wessen sie sich für
die Zukunft zu versehen hatten. Was nun Gott sowohl im alten, als im neuen
Testamente fest zu beobachten gebeut, das zu erfüllen verbietet in
diesen Landen die stets verblendete Ehrsucht. Denn den leiblichen Bruder,
den er doch mit Recht vor allen lieb haben sollte, fürchtete er, und
suchte sorgfältig zu verhüten, daß er ihm
nie nahe kommen könnte.
Die Böhmen waren unter der Regierung Zuetepulk's
einst unsere Herren. Ihnen ward von unseren Vorfahren ein jährlicher
Zins gezahlt, und jener hatte auch in seinem Lande Marierun [Mähren]
Bischöfe; dies alles aber verloren er und seine Nachfolger, weil sie
aufgeblasen waren in Hochmuth, denn das Evangelium bezeugt [Matth. 23,
12], daß, wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöhet, und
wer sich selbst erhöhet, der wird erniedrigt. Ohne die größte
Furcht herrscht in jenen Landen
niemand. Die reine Liebe seufzt dort als eine Verstoßene,
denn es herrscht dort der Meineid im Bunde mit dem Betruge.
Kapitel 61
Da ich oben [IV, 27], als ich vom Papste Bruno
redete, den Nachfolger desselben, Gerbert, blos genannt habe, so ist es
nicht unpassend, hier noch etwas weiteres von ihm zu sagen. Er war aus
den westlichen Gegenden her gebürtig, genoß von klein auf einer
guten Erziehung und wurde zuletzt auf eine ungerechte Art zur Leitung des
Rheimser Sprengels befördert. Er verstand es aufs beste, den
Lauf der Gestirne zu unterscheiden, und übertraf überhaupt seine
Zeitgenossen in mannigfachem Wissen. Am Ende ward er aus seinem Vaterlande
vertrieben und kam zu Kaiser Otto III. Bei
demselben blieb er lange und verfertigte in dieser Zeit seines Lebens zu
Magadaburg ein Oralogium,
[Horologium, Sonnenuhr], nachdem er durch ein Rohr den
Leitstern der Schifffahrer beobachtet hatte. Darnach aber kam Gerbert,
als der obenerwähnte Papst Gregor V. starb, durch die Gnade
des Kaisers an dessen Stelle, die er bis zu den Zeiten Königs
Heinrichs II. unter dem Namen Silvester II. bekleidete.
Ihm folgte Johann Phasan (das heißt Waldhahn) und saß auf dem
apostolischen Stuhle die
ihm vergönnte Zeit. Unter ihm wurde die Merseburger
Kirche wieder erneuert und durch das Ansehn eines von ihm erlassenen Privilegiums
fester begründet. Seine nächsten Nachfolger waren Sergius
IV, der Buccaporci [Schweinsrüssel] hieß, und Benedict
VIII, beide treffliche Männer und Stützen unserer Kirche.
Von all diesen höchsten Kirchenlenkern wurde die
Ankunft des Königs gar sehr ersehnt, aber sie ward durchdas Widerstreben
der verschiedenen Feinde lange verzögert.
Gepriesen sei ob seiner Werke Gott der Allmächtige,
der dem lange Zeit hindurch von vielen Widerwärtigkeiten darnieder
gedrückten Rom durch einen solchen Oberhirten [wie es ihn jetzt bekam],
Trost und Frieden zu bringen sich herabgelassen hat! Denn Papst Benedict
[VIII] erhielt bei der Wahl vor einem gewissen Gregor
das Uebergewicht. Darum kam er um Weihnachten zum Könige nach Palithi
[Pölde] im vollen apostolischen Amtschmucke, indem er allen klagend
seine Vertreibung erzählte. Der König aber nahm des Bedrängten
Kreuz in seine Obhut und befahl ihm, sich an niemand weiter zu wenden,
indem er ihm versprach, die Sache, wenn er selbst dahin käme, nach
römischem Rechtsbrauch sorgfältig schlichten zu wollen. Da kam
nun die ersehnte, beschleunigte Zeit heran, und König
Heinrich II. ward vom Papste Benedict, welcher damals vor seinen
Vorfahren im Amte an
Herrschgewalt zumeist sich hervorthat, im Monat Februar
in der Stadt des Romulus mit unaussprechlicher Ehre empfangen, und
erlangte die Würde eines Vogtes St. Petri.
Weil ich aber jetzt im Begriff stehe, von Heinrichs
II. zweiter Erhöhung zu reden, so ziemt es sich, den zu
preisen, von dessen freier Gnade diese Gabe kam, wie uns der Apostel der
Heiden, St. Paulus, ermahnt: "Saget Dank für alles und in allem Gott
dem Vater, ihr Brüder, denn das ist der Wille Gottes an euch in dem
Namen unseres Herrn Jesu Christi." [Ephes. 5, 20 und 1 Thessal. 5, 8].
Mit Recht verdient König Heinrich
unser Lob, der uns so viel genützt hat durch die Güte und Gnade
des
himmlischen Königs. Denn er hat unsere Kirche
bedacht mit vielen nützlichen Geschenken, insbesondere mit gottesdienstlichem
Schmuck, und hat von jedem Gehöfte, das er in Thüringen und Sachsen
besaß, uns zwei Familien verliehen.
Er hat uns ferner ein mit Gold und einer elfenbeinernen
Tafel verziertes Evangelienbuch und einen goldenen, mit Edelsteinen ausgelegten
Kelch sammt einer Altarschüssel und Saugröhre geschenkt, außerdem
noch zwei silberne Kreuze und Ampeln und einen großen Kelch aus demselben
Metall, sammt Altarschüssel und Saugröhre. Auch wurde auf sein
Geheiß alles wieder hergestellt, was an Landbesitz meine Vorgänger
im Amte sich hatten nehmen lassen.
Ihn, den die Schaar der Himmlischen preist, den lasset
auch uns jetzt,
Uns, die Knechte der Sünde, verehren, ihm würdige
Lieder,
Aus der Tiefe des Herzens geschöpft, andächtiglich singend.
Denn er ist der Gott, der dreifach, aber doch eins ist,
Ohne ihn ist kein Herrscher, er ist der allgütige Geber,
Er ist das höchste der Güter, er wehret allem was bös' ist,
Spendend von oben herab was frommt einem jeglichen Wesen.
Gott, der Wahrheit Gott, überführte der Lüge die Falschen,
Die mit höhnendem Munde einst kündeten, teuflisch sich freuend:
"Nie wird Heinrich der König die Krone der Kaiser erlangen,
Auch das Glück der Herrschergewalt nicht lange genießen;
Denn gar bald ja ereilt ihn der Tod, der grause, gewißlich!"
Zweimal sechs der Jahre hat jetzt er als König regieret,
Und nun steigt er hinan die Stufen des Throns der Cäsaren
In demselbigen Mond, in dem er befreite mein Bisthum.
Möge den herrlichen Tag ein leuchtendes Steinchen bezeichnen,
Wo in Demuth sich Roma beugte dem König der Deutschen,
Unserem König, wo er mit dem heiligen Oele gesalbt ward,
Dankend dem Herrn, der zu ihm von seinem Himmel herabstieg,
Ihn zu erhöhn und die Gattin auch, Kunigunde, die theure.
Auch der erste der Hirten zu Rom triumphirt, und die Seinen,
Denen ein solcher Gebieter nun sichere Ruhe verbürget,
Singen in jubelnder Lust die lautesten Lieder des Dankes.
Du aber, Merseburg, stimme mit ein in die Chöre der
Freude.
SIEBENTES BUCH.
Kapitel 11
Zu dem erwähnten Pfingstfeste fand sich an dem genannten
Orte [Immedeshusun] ein Landmann aus den westlichen Gegenden des Reichs
ein mit einer ganz neuen Botschaft für den Kaiser, die er durchaus
nur ihm allein offenbaren wollte. Der Mann trug noch den Stachel in der
Hand, womit er das Ackervieh vor dem Pfluge angetrieben hatte, zu
der Zeit, wo ihm dieser Auftrag vom Himmel herab vermittelst einer Taube
geworden war. Es war aber dieser Bauer so lang von Wuchs, daß alle,
die ihn sahen, sich gar sehr verwunderten. Derselbe nun sagte, als er wieder
fortging, auf Geheiß des Kaisers allen, die ihn fragten, er werde
nach Beendigung des Feldzugs nach Aachen kommen und daselbst von ihm eine
Antwort erhalten. Weil aber der Kaiser diese Mahnung und sonst auch unzählige
andere gering achtete, so empfand er nachher die Strafe dafür.
Am Geburtstage Johannis des Täufers, der unmittelbar
bevorstand, kam der Kaiser nach Goslar, und verlieh Ernstens Herzogthum
seiner Nichte und deren Sohne. Dann begab er sich nach Magathaburg, wo
er den Blutzeugen Christi, den heiligen Mauritius, flehentlich um seine
Fürbitte anging, um die Ueberwindung seines hartnäckigen
Feindes Bolizlav. Von da zog er mit
dem versammelten Heere nach einem Orte hin, der Sclancisvordi heißt,
und brachte den Landesbewohnern und deren Markgrafen, dem Gero,
dadurch großen Schaden. Am 8. Juli kamen wir zum Feldzuge zusammen,
und die Einwohner wurden, statt von den Truppen geschützt zu werden,
wie es deren Pflicht war, von denselben vielmehr stark gebrandschatzt.
Als die Unseren über die Elbe gesetzt waren, begab
sich die Kaiserin mit mir nach Merseburg, und wir erwarteten daselbst des
Kaisers Rückkunft in diese Lande.
Die Unseren aber wurden, als sie in die Landschaft kamen,
die Lausitz heißt, von der Besatzung der Burg Ciani, welche
einen Ausfall machte, herausgefordert. Sie nahmen das an und erschlugen
eine große Menge derselben, nahmen auch den Herich, genannt der Stolze,
der wegen eines Todschlages dorthin geflohen war, gefangen und führten
ihn in Ketten vor den Kaiser.
Von da kam der Kaiser an die Oder, und entsandte bei
einem Orte Crosna die Vornehmsten seines Heeres zum Misico,
dessen Macht daselbst Schaar bei Schaar lagerte, um ihn an die ihnen versprochene
Treue zu mahnen, und um ihn einstimmig zu bitten, er möge doch nicht
verursachen, daß sie seinetwegen durch den Kaiser ihre Güter
verlören, da er ja durch seine Unterwerfung dem allen habe zuvorkommen
wollen. Diesen gab er folgende Antwort: "Ich erkenne es an, daß ich
durch die Gnade des Kaisers der Gewalt meiner Feindeentrissen bin und euch
Treue gelobt habe, und ich würde dieselbe gerne in jeder Beziehung
bewahren, wenn ich frei wäre. Jetzt aber, wie ihr selbst wißt,
bin ich der Unterthan meines Vaters, und weil er mir dies verbietet und
auch seine hier gerade anwesenden Mannen solches nicht dulden würden,
so unterlasse ich es, obwohl wider meinen Willen. Ich bin
entschlossen, bis zur Ankunft meines Vaters mein Vaterland,
nach dessen Besitz ihr trachtet, zu vertheidigen wie ich's vermag; dann
aber will ich alles thun, um ihn der Gnade des Kaisers und eurer Liebe
wieder zuzuwenden." Als das die Unseren vernommen hatten, kehrten sie zurück
und brachten dem Kaiser die Antwort. Unterdeß ging Herzog Bernhard
mit seinen Verbündeten, mit Bischöfen und Grafen und
einer Schaar heidnischer Liuticier von Norden her auf Bolizlav
los und erschien vor demselben; jedoch war die Oder von allen Seiten
befestigt.
Kapitel 13
Indeß verschied der Propst Reding zu Magadaburg
am 5. August im Herrn.
Am 19ten desselben Monats starb die ehrwürdige Gräfin
Eila und wurde vom Bischof Everhard [von Bamberg] in dem von ihr selbst
erbauten Kloster [zu Schweinfurt] dem Grabe übergeben.
Bevor aber dies alles der Kaiser vernahm, hielt er sich
in großer Bekümmerniß doch, obwohl sein Heer nur klein
war, mit Gewalt in jenen Gegenden, so lange er wollte, und als er dann
auf seinem Heimzuge in einen Gau, Namens Diadesisi, sich begab, lagerte
er leider an einem engen Orte, wo niemand anders, als nur ein Bienenzüchter
wohnte, der damals aber auch getödtet ward. Als aber Bolizlav
vernahm, der Kaiser werde auf einem anderen Wege, als er gekommen
war, sein Land verlassen, befestigte er sein Gebiet an der Oder auf
alle Weise. Dann jedoch, als er erfuhr, der Kaiser sei bereits fortgezogen,
sandte er eine große Schaar von Fußvolk an den Ort vorauf,
wo unser Heer lagerte, mit dem Befehle, sie sollten, wenn sich eine Gelegenheit
böte, mindestens einen Theil desselben zu vernichten suchen. Außerdem
schickte er einen Abt aus seiner Gegend, Namens Tuni, mit angeblichen Friedensvorschlägen
zum Kaiser, der ihn jedoch sofort als Kundschafter erkannte und ihn so
lange festhielt, bis beinahe das ganze Heer auf den in der Nacht vorher
geschlagenen Brücken
den vorliegenden See überschritten hatte. Da erst
kam jener, dem Gewande nach ein Mönch, der That nach ein listiger
Fuchs und darum bei seinem Herrn beliebt, zu Bolizlav
zurück. Der Kaiser aber ging vorauf, indem er dem Erzbischof Gero,
dem Markgrafen Gero und dem Pfalzgrafen Burchard die Uebrigen anvertraute,
mit der Ermahnung, sie möchten sich mehr als gewöhnlich in Acht
nehmen. Und wirklich ward von den nahebei im Walde verborgenen Feinden
mit dreimaligem Geschrei ein Lärmen erhoben, und gleich darauf unser
Heer, indem die Bogenschützen zwischen durch liefen, von ihnen angegriffen.
Dies widerstand denselben tapfer beim ersten und zweiten Anlauf und erlegte
viele von ihnen, die umherschweiften. Als jedoch einige von den Unseren
flohen, gewannen die Feinde wieder Muth, sammelten sich und trieben, wiederum
anstürmend, die Unseren auseinander, und rieben sie mit
trügerischen (d. h. aus der Verborgenheit abgeschossenen
Pfeilen) auf. Dies hinterbrachten dem
Kaiser Erzbischof Gero und Graf Burchard, welche,
der letztere verwundet, nur mit Mühe entronnen waren. Der junge Liudulf
aber wurde mit wenigen gefangen genommen, und die Grafen Gero und
Folcmar mit zweihundert der trefflichsten Ritter erschlagen und geplündert.
Möge der allmächtige Gott in seiner Barmherzigkeit der Namen
und Seelen dieser Tapferen gedenken, und uns, durch deren Schuld diese
damals dem Tode erlagen, um Christi willen vergeben, auch in Gnaden wachen,
daß wir so etwas fernerhin nicht wieder dulden!
Kapitel 14
Als der Kaiser diese traurige Botschaft vernahm, wollte
er wieder umkehren, um die Leichname der Erschlagenen wegzubringen; allein
durch den Rath Vieler in seinem Vorhaben gehemmt, unterließ er es,
obwohl mit Widerstreben, und sandte nur den Bischof Aeid [von Meißen],
welcher ihnen mit Erlaubniß des unglückseligen Herzogs ein Begräbniß
besorgen und des Markgrafen Gero Leichnam sich erbitten sollte.
Der ehrwürdige Vater, der willig dem Kaiser beipflichtete, eilte schleunigst
zurück, und als er nun die klägliche Niederlage erblickte, da
erzitterte er und weinte und betete auf seinen Knieen für sie. Als
die Sieger, die noch immer mit dem Plündern beschäftigt waren,
ihn von ferne
erblickten, flohen sie zuerst aus Furcht vor den, wie
sie meinten, Nachkommenden, dann aber, als er näher herankam, begrüßten
sie ihn und gestatteten ihm, ohne alle Kränkung weiter zu gehen. Er
erlangte denn auch von dem über unser Verderben
gar hoch erfreuten Bolizlav, was er
wünschte; worauf er unverzüglich zurückkam, nachdem er die
Leichname der Kampfgenossen mit großer
Mühe, doch aber von den Feinden unterstützt,
bestattet hatte. Die Leichen des Markgrafen und seines Genossen Widred
aber ließ er bis nach Mysni [Meißen] zurückfahren. Daselbst
nahm sie Markgraf Heriman voll Trauer in Empfange und geleitete
sie mit seinen Brüdern Gunteri und Ekkihard nach Nienburg,
wo der Erzbischof Gero von Köln und Markgraf Thietmar,
sein Bruder, Herimans Stiefvater und des eben erschlagenen Grafen Vater,
zu Ehren der heiligen Muttergottes und des heiligen Märtyrers Cyprian
unter der Regierung Otto's II. eine
Abtei erbaut hatten. Darauf übergab Erzbischof Gero die beiden
Leichname der Erde und tröstete seine Wittwe, Frau Aethelheid,
und seinen Sohn Thietmar, so wie seine trauernden Freunde und Vasallen.