Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1348
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Gernrode,
ehem. Kanonissenstift am östl. Harzrand, 959 von
Mgf. Gero errichtet. Die Umwandlung der seinen Namen tragenden Burg
urbs Geronisroth in das Stift hängt mit dem Tod seiner beiden Söhne
(959) zusammen, der sein Geschlecht zum Aussterben verurteilte. Geros
Schwiegertochter Hathui († 1014) wurde erste Äbtissin.
Das Stift, dem Geros 950 gegr. benediktin. Eigenkl. Frose (seit
959 Kanonissen) als Propstei unterstellt wurde, erhielt vom Gründer
eine reiche Ausstattung mit Allodialgütern und von Otto
d. Gr. 961 Königsschutz, Immunität und die Gewährung
der freien Wahl von Vogt und Äbtissin. Noch 961 tradierte Gero
in Rom G. dem Hl. Stuhl und erwarb dort eine Armreliquie des hl. Cyriacus,
der in G. die ursprgl. Patrone Maria und Petrus bald in den Hintergrund
drängte. Die Exemtion führte zu Auseinandersetzungen mit dem
Halberstädter Diözesanbischof. Den Gottesdienst für die
ausschließl. edelfreien Kanonissen (24 Präbenden) versahen wenige
Stiftsherren. Die Ausbildung einer vollen Landesherrschaft ist dem Reichsstift
nicht gelungen, es verlor im SpätMA einen großen Teil seines
hauptsächl. rechts der Bode in deren weitem Bogen liegenden, mit Dröbel
(bei Bernburg) und Poley die Saale überschreitenden Streubesitzes.
- Die Stiftskirche ist ein bedeutender Bau der Ottonenzeit und Grablege
Geros.
H. Beumann