Sohn des Grafen
Liudolf; Neffe von König
HEINRICH I.
Widukind von Corvey: Seite 113
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Die Sachsengeschichte.
II. Buch
4. Von dem Feldzuge des Königs.
Von dem Feldzuge des Königs gegen die barbarischen Völker.
Als aber der König von jener Niederlage Botschaft
erhielt, wurde er darüber keineswegs bestürzt, sondern gestärkt
durch göttliche Kraft rückte er mit dem ganzen Heere in das Gebiet
der Barbaren ein, um ihrem Wüthen Einhalt zu thun. Es waren
nämlich jene schon vorher von seinem Vater mit Krieg überzogen
worden, weil sie die Gesandten seines Sohnes Thankmar
verletzt hatten, von welchem wir in der Folge ausführlicher zu sprechen
gedenken. Der neue König also beschloß einen neuen Feldhauptmann
zu bestellen, und er erwählte zu diesem Amte einen edlen, rüstigen
und gar klugen Mann, Namens Herimann. Durch diese hohe Stellung
aber erregte Herimann den Neid nicht allein der übrigen Fürsten,
sondern auch seines Bruders Wichmann. Deshalb entfernte sich dieser
sogar unter dem Vorwande einer Krankheit vom Heere. Denn es war Wichmann
ein gewaltiger, tapfrer Mann, hochstrebend, kriegserfahren und von solchem
Wissen, daß seine Untergebenen von ihm rühmten, er wisse mehreres,
was über menschliche Kunst hinaus ginge. Herimann aber, welcher
sich an der Spitze des Heeres befand, gerieth beim Eintritt in das Land
mit den Feinden in Kampf, besiegte sie tapfer und entflammte dadurch in
seinen Feinden noch größeren Neid. Darunter war auch
Ekkard, Liudulfs Sohn, welcher über
das Glück des Herimann dermaßen erbittert ward, daß
er gelobte, noch größeres zu leisten, oder er wolle das Leben
lassen. Demnach sammelte er aus dem ganzen Heere die tapfersten Männer,
brach das Verbot des Königs, und ging durch einen Sumpf, welcher zwischen
der Burg der Feinde und dem königlichen Lager war; hier stieß
er sogleich auf die Feinde, ward von ihnen umringt und fand mit den Seinigen
allen den Tod. Es waren aber derer, die mit ihm gefallen waren, achtzehn
auserlesene Männer aus dem ganzen Heere. Der König aber kehrte,
nachdem er eine Menge der Feinde getödtet und die übrigen zinsbar
gemacht hatte, nach Sachsen zurück. Solches geschah am 25.
September.
Glocker Winfrid: Seite 269
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"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der
Politik"
IV. 1. EKKEHARD, Sohn Liudolfs
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+ 936 IX 25
In der Sachsengeschichte Widukinds II c. 4, S. 70 f. lesen
wir von einem gewissen "Ekkardus filius Liudulfi",
der über die Erhebung Hermann
Billungs zum Markgrafen derart verärgert war, dass er etwas
Größeres leisten oder sonst lieber sterben wollte; bei einem
waghalsigen Unternehmen fand es dann auch den Tod. Obwohl Widukind den
Eindruck erweckt, es müsse ein jeder sofort Bescheid wissen, konnte
die Forschung mit den Angaben bisher wenig anfangen; vgl. Köpke-Dümmler
S. 57 und Schölkopf, Grafen S. 106 (sie ordnet unseren
Ekkehard vermutungsweise wegen der Angabe des Vatersnamen
den BRUNONEN zu).
In jüngster Zeit konnte die Abstammung Ekkehards
aufgeklärt werden. Bei der Untersuchung der Thronkandidaten 1002 konnte
Hlawitschka, Merkst Du nicht Seite 289-292, aufzeigen, dass der Thronkandidat
Markgraf
Ekkehard I. von Meißen entgegen den bisherigen Vermutungen
der Forschung zu den Verwandten des verstorbenen Kaiser
OTTO III. gezählt werden muß. Wie Hlawitschka
weiter Seite 293 ff. zeigt, war dieser 936 ums Leben gekommene Ekkehard
ein
Sohn jenes Liudolf, den wir als einen älteren Bruder König
HEINRICHS I., der freilich noch vor dem Tod des Vaters verstarb,
gut kennen. Diese Argumentation läßt sich nicht nur mit besitzgeschichtlichen
Argumenten weiter untermauern, sondern noch mit der Nennung Ekkehards
in dem Königseintrag HEINRICHS I. im
Verbrüderungsbuch des Klosters Reichenau pag. 63 D 1-4 besser absichern.
Wie wir im 1. Teil dieses Buches, Seite 58 f., gesehen haben, wurden die
Argumente Hlawitschkas durch unsere Untersuchung zur Funktion der Verwandtschaft
in den frühen Regierungsjahren OTTOS
I. aufs beste bestätigt.
Auf den Studien Hlawitschkas weiterbauend, vermutet Borawka,
Margrabis (Zusammenfassung S. 949; der polnische Originaltext war mir in
Ermangelung der entsprechenden Sprachkenntnisse nicht verständlich),
in der im Königseintrag HEINRICHS I.
im Reichenauer Verbrüderungsbuch pag. 69 genannten Kotechind
eine bisher unbekannte Schwester König HEINRICHS
I.; vgl. dazu und allgemein zum Reichenauer Königseintrag
Hlawitschka, Untersuchungen Kap. II.
Als nächstes führte Hlawitschka einen Eintrag
im Reichenauer Gedenkbuch an, in dem zweimal der Name Ekkehard erscheint.
Karl Schmid hatte diesen Eintrag in zwei Abhandlungen besprochen und war
zu dem Schluß gekommen, dass es sich um einen Familieneintrag König
HEINRICHS I. handele, der in den ersten Wochen des Jahres 930
abgefaßt worden sei. Da der Name Ekkehard
das
erste Mal nach der engeren königlichen Familie genannt wird, schloß
Hlawitschka, dass "die Verwandtschaft dieses 1.
Ekkehards zu König HEINRICH I.
(...) nicht weit gewesen sein (kann). Auf der Suche nach der Identifizierung
dieses Ekkehards stieß Hlawitschka
auf eine Stelle bei Widukind von Corvey zum Jahr 936. Hier wird von einem
"Ekkardus filius Liudolfi" berichtet, der eine Amtseinsetzung
erwartete, dann aber bei einem waghalsigen Unternehmen gegen die slawischen
Feinde am 25. September 936 starb [Widukind II, 4: "Inter quos
Ekkehardus
filius Liudolfi, qui in tantum aegre passus est fotunam Herimanni,
ut seu promitteret maiora facturum aut vivere nolle". Liudolf
war
über die Erhebung Hermann Billungs zum Markgrafen derart verärgert,
dass er etwas Größeres leisten oder selbst sterben wollte; bei
einem waghalsigen Unternehmen fand er dann auch den Tod].
Literatur:
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Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und
ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite
269 - Hlawitschka, Eduard: ‚Merkst Du nicht, daß Dir das vierte
Rad am Wagen fehlt?‘ Zur Thronkandidatur Ekkehards von Meißen (1002)
nach Thietmar, Chronicon IV c. 52, in: Geschichtsschreibung und geistiges
Leben im Mittelalter. Festschrift für Heinz Löwe zum 65. Geburtstag,
hg. Von Karl Hauck und Hubert Mordeck, Köln/Wien 1978, Seite 289-292
- Rupp, Gabriele: Die Ekkehardiner, Markgrafen von Meißen,
und ihre Beziehungen zum Reich und zu den Piasten, Peter Lang GmbH Frankfurt
am Main 1996 - Schölkopf Ruth: Die sächsischen Grafen
919-1024. Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens
22. Göttingen 1957 Seite 106 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte.
Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981 Seite 113 -