Sohn des Markgrafen
Gunther von Merseburg
Schwennicke Detlev: Tafel 143
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"
BRUN
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Graf 1009
Eine Stelle bei Thietmar eröffnet die Möglichkeit,
dass Ekkehard I. neben Gunzelin noch einen weiteren Bruder
hatte. Thietmar berichtet von einem Bruder
Gunzelins mit dem Namen
Brun,
der die Burg Meißen im Zuge des normalen Reihedienstes bewachte
[Thietmar VI, 55, SS rer. Germ. N.S. 9, S. 342: "Interea predictam
urbem Brun comes, frater Guncelini,
ordine vicis suae custodiebat"]. Dass
Brun
nur
als Bruder Gunzelins
und nicht auch als der Ekkehards
beschrieben wird, erklärt sich daraus, dass Ekkehard zum Zeitpunkt
des geschilderten Ereignisses im Jahr 1009 bereits seit einigen Jahren
tot war. Dass unter dem genannten Gunzelin der ekkehardinische
zu verstehen ist, ergibt sich daraus, dass Thietmar kurz zuvor von der
Fehde Gunzelins mit seinen beiden Neffen Hermann
und Ekkehard,
dem darauffolgenden Prozeß gegen Gunzelin und seiner Verurteilung
berichtet.
Gegen eine Einreihung in die ekkehardinische
Familie spricht, dass der Begriff "frater" bei Thietmar durchaus
mehrdeutig ist, wie Holtzmann nachgewiesen hat. Der bei Thietmar genannte
Brun
könnte demnach auch der Schwager
Gunzelins gewesen sein. Da
er aber bei der Sicherung Meißens auftritt, ist es sehr wahrscheinlich,
dass er ein leiblicher Bruder Gunzelins
und
Ekkehards und
somit ein Onkel Hermanns gewesen ist. Wäre zudem "frater"
hier als "Schwager" zu verstehen, so müßte Brun
ein Bruder von Gunzelins slawischer Gemahlin, also ein Sohn des
"senior" Dobremir gewesen sein. Dieser aber hatte - nach
allem, was wir über ihn wissen beziehungsweise erschließen können
- keinen Sohn, worauf auch Ludats Thesen beruhen. Wenn er der Schwager
Gunzelins
gewesen
wäre, ist es außerdem nicht verständlich, dass er für
die Interessen Hermanns
eingetreten ist. Somit ist doch wohl der
normalen "frater"-Beziehung der Vorzug zu geben.
Das könnte eventuell nicht der einzige quellenmäßig
belegte Auftritt Bruns gewesen sein.
Die Viten des Bernward von Hildesheim und des Meinwerk von Paderborn berichten
nämlich unabhängig voneinander, dass ein Graf
Brun nach dem Tod OTTOS
III. zu den Bewerbern um das Königtum gehört habe,
aber gescheitert sei. Als Grund für sein Scheitern gibt die Berwardsvita
den Widerstand des Hildesheimer Bischofs an, der treu zu HEINRICH
VON BAYERN gehalten habe, wofür
ihn Brun seine Rache habe spüren
lassen. In der Vita Meinwerci ist nur vermerkt,
Brun
habe
nicht genügend Stimmen gefunden. In den beiden Werken fehlt eine Identifizierung
oder familiäre Zuordnung dieses vierten Thronkandidaten.
Schölkopf hat in diesem Brun einen Grafen
Brun von Braunschweig gesehen, der, wie sie annimmt, weitläufig
mit den LIUDOLFINGERNverwandt
war, aber wohl nicht in erster Linie aufgrund dieser Verwandtschaft, sondern
wegen seiner Zugehörigkeit zum Kreis der "principes" einen
Anspruch auf das Königtum hergeleitet habe. Schneider nennt
Brun
an
einer Stelle einen BRUNONEN,
an anderer einen BILLUNGER
und sieht in seiner Kandidatur, die er sicher zu Recht als relativ bedeutungslos
einstuft, "eine spezifisch ostfälische Variante".
Thietmar berichtet wiederum von einem Brun, der
ein haßerfüllter Gegner Bischof Bernwards von Hildesheim gewesen
sei. Auch dieser Brun
wurde mit dem Grafen von Braunschweig gleichgesetzt.
Es wäre jedoch erwägbar, ob es sich hier jeweils um den Bruder
Ekkehards
I. namens Brun
handelte.
Der scheinbare Widerspruch, dass Bischof Bernward zwar für Ekkehard
I.
eingetreten ist, nun aber nicht mehr für dessen Bruder Brun,
läßt sich insofern klären, als sich der Bischof nach der
Ermordung Ekkehards
dem Bayern-Herzog zugewandt hat. Dies beschäftigt
auch das später gute Verhältnis des Bischofs zu HEINRICH
II. Damit wird aber auch der Haß Bruns gegenüber
dem Hildesheimer Bischof Bernward verständlich, der dem Bischof den
Parteiwechsel übelnahm.
Über die Zugehörigkeit zu den EKKEHARDINERNließe
sich auch Bruns Anspruch auf das Königtum
herleiten: Genauso wie sein Bruder Ekkehard könnte auch er
sich auf seine Verwandtschaft zu den LIUDOLFINGERN
gestützt
haben. Es scheint, als hätte Brun nach dem Tod seines Bruders
dessen Ansprüche übernommen. Da indessen die Auseinandersetzung
im Bereich Hildesheim/Braunschweig stattfanden, wo die
EKKEHARDINER
nicht beheimatet beziehungsweise besitzmäßig verankert waren,
ist doch wohl eher an den Braunschweiger Brun zu denken. Und OTTONEN-Verwandtschaft
als Grundlage für eine Königskandidatur ist ja auch - wenn auch
nur in den genannten späten Braunschweiger Quellen - für die
BraunschweigerBRUNONEN
überliefert.
Literatur:
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Brüsch, Tania: Die Brunonen, ihre Grafschaften
und die sächsische Geschichte. Herrschaftsbildung und Adelsbewußtsein
im 11. Jahrhundert. Matthiesen Verlag Husum 2000 Seite 49 - Rupp,
Gabriele: Die Ekkehardiner, Markgrafen von Meißen, und ihre Beziehungen
zum Reich und zu den Piasten, Peter Lang GmbH Frankfurt am Main 1996 Seite
203-204 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue
Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel
143 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft
Darmstadt 1992 Seite 302 -