Ludwig
Graf von Dagsburg
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† um 1015
Sohn des N.N.
Legl Frank: Seite 43-46
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"Studien zur Geschichte der Grafen
von
Dagsburg-Egisheim."
Der Vater Heilwigs: Ludwig von Dagsburg
Über die Vorfahren Hedwigs von
Dagsburg ist fast gar nichts bekannt.
Wir wissen aus der vom sogenannten Wibert verfaßten Vita Leos
IX., daß
Leos Mutter Heilwig romanischsprechend
war [236
Leonis IX vita, lib. I, cap. I, Seite 129:... mater
[Leos IX.] quoque
latina aeque utriusque linguae perita.],
ihre Eltern kamen
also wahrscheinlich aus einem Gebiet, das sprachlich am Westreich
orientiert war. Von Hedwigs Mutter
ist ansonsten kein Zeugnis auf
unsere Zeit gekommen. Lediglich der Name ihres Vaters ist uns,
allerdings aus einer Quelle aus dem 14. Jahrhundert, überliefert.
So kann man bei Jean de Bayon lesen, daß der Großvater Leos IX. ein
gewisser Graf Ludwig von Dagsburg
war [237
Chronicon Mediani-monasterii authore Joanne de Bayon, lib.
II, ex cap. 43, Seite 215:... Ludovicas Comes de Dasporch, avus S.
Brunonis. Der das Geschlecht charakterisierende Name von
Dagsburg ist
aus der Sicht des im 14. Jahrhundert schreibenden Chronisten zu sehen.
Ob Ludwig sich selbst schon
nach der Dagsburg genannt hat, bleibt doch
sehr fraglich.]. Es kann sich hierbei
natürlich nur um den Vater der
Mutter Leos IX. handeln, da uns ja mit Hugo III. raucus
sein Großvater väterlicherseits hinlänglich
bekannt ist [238
Vgl. auch HLAWITSCHKA, Anfänge, Seite 104f.].
Möglicherweise führte der Dagsburger
Graf auch einen Doppelnamen,
nämlich Ludwig Otto.
Diese Information stammt aus einem Memoire aus dem 18. Jahrhundert,
welches über die Stiftung der Zelle St. Quirin im Jahre 966 durch
den Dagsburger Grafen berichtet,
und das heute in Nancy im Archiv des Departements Meurthe-et-Moselle
aufbewahrt wird [239
Französischsprachiges Memoire zur Stiftung von St. Quirin aus
dem 18. Jahrhundert in Nancy, AD M-et-M, H 303. Hier wird uns knapp von
der Stifung St. Quirins im Jahre 966 durch den Dagsburger Grafen
berichtet, der mit einem Doppelnamen, Ludwig Otto, bezeichnet wird: Le
Prieure de St. Quirin en vosgea, Bioces de Metz, fut fonde en 966 par
Louis Otton, Cante de Dabo, en Javeur de l'abbaye de Marmoutier en
alsace, ordre de St.Benoit Diocese de Strasbourg. Regest bei F.-J.
HIMLY, Les sources de I'histoire d'Alsace conservees dans les archives
Torraines Xtle-XVIIIe siecles, Strasbourg 1968, Nr. 958, Seite
106.]. Die Angaben des Memoires gehen sicher auf
eine ältere Überlieferung zurück, leider wird in dem
Memoire keine Quelle genannt, die diese Information absichern
könnte. Auch zur Stiftung von St. Quirin fehlen uns
bedauerlicherweise zeitgenössische Quellen. Hier maß
ebenfalls auf ein Zeugnis aus dem 18. Jahrhundert zurückgegriffen
werden. So erwähnt Johann Daniel Schöpflin in seinem Werk
„Alsatia illustrata", daß in einer alten - heute nicht mehr
auffindbaren - Äbteliste des Klosters Maursmünster, dem St.
Quirin schließlich übertragen wurde, zur Stiftung von St.
Quirin eine Notiz eingetragen war, die Ludwig
von Dagsburg als Stifter und das Stiftungsjahr mit 966 angibt [240
SCHÖPFLILA, Alsatia illustrata, Seite 479, Anm. c: Sub hoc Abbate
Francisco An. DCCCCLXVI fundata feit Cella S. Quirini a Ludovico Comite de Dagesburg, avo S. Leonis Papae noni,
& Abbatiae Maurimonasteriensi tradita; vgl. F. SIGRIST,
L'abbaye de Marmoutier. Histoire des institutions de fordre de Saint
Benoit du Diocese de Strasbourg, 1. Band, Strasbourg 1899, Seite 277,
der die Stelle aus der Äbteliste ebenfalls zitiert, sich jedoch
auf Schöpflin stützt.]. Darüber
hinaus sind wohl keine Nachrichten zu Graf
Ludwig von Dagsburg bekannt [241
Lieut.-Col. LAROSE, Etudes sur les origines du pape St.-Leon, in:
Sandas Leo, comes Dasburgensis, 9e centenaire de la mort de St.-Leon,
Metz 1954, Seite 31ff. weist auf einen Hludowicus comes
Alemanorum hin, von dem uns berichtet wird, daß er um 1015 auf der Rückkehr von
einer Pilgerreise nach dem Mont St. Michel bei Sens erkrankt und ins
Kloster eingetreten ist, diesem Kloster schließlich den Ort
Ariscourt geschenkt hat und verstorben ist. Siehe dazu Chronique de
Saint-Pierre-le-Vif de Sens, dite du moine Clarius. Chronicon Sancti
Petri Vivi Senonensis, ed. R.-H. BAUTIER et M. GILLES, Paris 1979,
Seite 114: Eodem tempore, Hludovicus, comes Alemannorurn, orationis causa
profectus est ad Sancti Michaelis Periculum rediensque usque Senonas,
infirmitate carnis preventus, in monnsterio Sancti Petri monachus
effectus, migravit in astra locandus, relinquens ibi possessiones in
villa que dicitur Ariscurt ei palleum unum quod usque hodie vocatur
palleum Hludovici. Vgl.
dazu auch das in den MGH poetae latini medii aevi 5, ed. K. STRECKER
unter Mitarbeit von N. FICKERMANN und G.
SILAGI in Verbindung mit B. BISCHOFF, Leipzig, Berlin, München
1937-1979,
Seite 329, abgedruckte Epitaphium:
Regali de stirpe satus tumulatus
habetur
Consulis officio functus mundo Ludovicus,
Quem genuit nobis monachum Alamannia gratis.
LAROSE Seite 31ff. glaubt, in diesem Grafen Ludwig von Dagsburg zu
erkennen. Larose möchte Ariscurt mit dem bei Roucy gelegenen
heutigen
Variscourt identifizieren, folglich sieht er den Grafen Ludwig als
einen Grafen von Roucy an.
Dieser Hludowicus comes Alemanorum sei
der
Sohn der Albrada und Rainalds von Roucy. Der Vorschlag
von Larose, in
dem Hludowicus
comes Alemanorum den Grafen
Ludwig von Dagsburg zu
sehen, kommt meines Erachtens schon aus zeitlichen Gründen nicht
in
Betracht. Ludwig, der Vater Hedwigs, der ja angeblich im
Jahr 966 das
Priorat St. Quirin gestiftet hat - also schon erwachsen gewesen sein
maß - wird 1015 höchstwahrscheinlich nicht mehr am Leben
gewesen sein;
zu der These von Larose vgl. auch HLAWITSCHKA, Anfänge, Seite
105f. mit
Anm. 114.], wenn man nicht einen Eintrag im
Reichenauer Verbrüderungsbuch als ein bisher unbekanntes
Lebenszeugnis für Ludwig von
Dagsburg werten will. So ist auf fol. 31 ein wohl aus dem 10.
Jahrhundert stammender Eintrag zu finden, der vier Personen
umfaßt: Eberchar,
Huge, Cotesscalch, Liutuich [242 Das
Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau, hrsg. v. J.
AUTENRIETH, D. GEUENICH und K. SCHMID, MGH Libri memoriales et
necrologia, NS I, Hannover 1979, fol. 31. Vgl. ebda., fol. 23, wo
nochmals ein Eberhard und ein Ludwig zusammen eingetragen sind.
Drei
der vier auf fol. 31 genannten Personen, Eberhard, Ludwig und
Gottschalk, werden in einem
großen Eintrag auf fol. 141 genannt:
Odalrich,
Kerung, Aba, Norpreth, Aba, Gozolt, Purchart, Odalrich,
Gozolt, Pertha, Heinrich, Tiemuoth, Judenta, Tiemuoth, Judenta,
Hazicha, Hilteprant, Gozoll, Eberhart, Werindruth, Hilteburch, Gisela,
Richenza, Matilt, Irmenkart, Hirmenkart, Luodewich, Judenta, Timela,
Wezel, Odalrich, Adalbert, Adalbert, Francho, Gothescal,
Werinhere, Odalrich, Tiemuoth, Adalbret, Kebehart, Liuthere, Goteboh,
Friderich, Wipert, Egino, Marchwart, Arnolt, Gozolt, Heriman, Harturan,
Hilteprant, Heinrich, Werinhere. Des weiteren ist
noch auf einen
Eintrag auf fol. 23 zu verweisen, der uns ebenfalls einen Eberhard und
Ludwig nennt: Egilolf, Aberhilt, Vuanig, Engilbold, Eberchar, Liutuuig,
Vuitsind, Ruodgart. Der
Eintrag auf fol. 24, der einen Hugo
neben einem
Ludwig erwähnt, scheint
auf die liutfridingische Sippe
zu verweisen:
Hug, Liutfrid, Irmengast, Hiltesind, Liutfrid, Ludouuig.].
Eberhard und Hugo sind die Leitnamen in der eberhardinischen Familie. Sie sind
natürlich auch in dem für uns in Frage kommenden Zeitraum von
950-1000 in dieser Familie die dominierenden Namen und mehrfach
nachweisbar. So trägt nicht nur der Gemahl der Hedwig von Dagsburg den Namen Hugo (= Hugo IV.), sondern auch dessen Vater (= Hugo III. raucus),
der ein Zeitgenosse Ludwigs von
Dagsburg gewesen sein muß, sowie auch der Bruder des Vaters von Hugo raucus (= Hugo II.), der noch um die Mitte des
10. Jahrhunderts nachweisbar ist. Der Vater
des Hugo raucus trug den Namen Eberhard, ebenso wie ein Bruder Hugos IV. Zu diesen beiden
Personen tritt - neben einem unbekannten Mann namens Cotesscalch; der sicher im
näheren Verwandtenkreis der anderen in diesem Eintrag genannten
Personen zu suchen sein wird - eine Person
namens Liutuich hinzu. Die Verbindung der Namen Eberhard, Hugo und Ludwig dürfte nicht allzu
häufig sein, so daß es möglich ist, daß wir bei
den Personen dieses Eintrages Mitglieder des eberhardinischen und des dagsburgischen Familienverbandes vor
uns sehen. Doch muß das vorerst unübersehbar anmutende
Namensgewirr des Reichenauer Verbrüderungsbuches erst
genauer erschlossen werden, um über die hier vorgetragene These
Sicherheit zugewinnen [243 Der
jüngste Versuch, einen Bruchteil des reichen Namensgutes
- unter anderem des Reichenauer Verbrüderungsbuches -
aufzuschlüsseln,
stammt von ALTHOFF, Amicitiae. Zur Person des Verfassers der Vita
Leos IX. siehe die folgende Anm.].
Ludwig von Dagsburg hatte
anscheinend nur ein Kind, nämlich Heilwig,
die die Grafschaft Dagsburg erbte. Somit ging der dagsburgische Besitz und der Name
der Grafschaft in die Familie der
EGISHEIMER Grafen über.
oo N.N.
†
Kinder:
Heilwig
†
Literatur:
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Legl Frank: Studien zur Geschichte der
Grafen
von
Dagsburg-Egisheim. Veröffentlichungen der Kommission für
Saarländische
Landesgeschichte und Volksforschung Band 31 Kommissionsverlag: SDV
Saarbrücker
Druckerei und Verlag GmbH, Saarbrücken 1998 Seite 43-46 -