ERSTEIN, Abtei
Lexikon des Mittelalters:
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Erstein
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ehemalige Reichsabtei bei Schlettstadt (Elsaß), gegr. 849/850
zwischen den älteren Abteien Eschau und Ettenheim von Irmingard, der Gattin LOTHARS I.
aus dem Geschlecht der ETICHONEN,
mit Unterstützung von Kaiser. und Papst (D 106, JE 2603a - mit
Ausschluß der Vogtei, 1153 in der Hand der Grafen von Dagsburg,
Wahlrechts- und Schutzverleihung - verunechtet wohl im 12. Jh. im
Zusammenhang mit dem auf Irmingard
gefälschten Dienstrecht der Ministerialen, D 146; wie dieses nur
in Abschrift des 14. Jh. überliefert). Irmingard
schenkte Erstein das wertvolle Evangeliar (Tours 843/844, heute
Wolfenbüttel, mit Ersteiner Schatzverzeichnis 10. Jh.); sie wurde
im Kloster begraben († 20. März 851;
Epitaph des Hrabanus Maurus,
MGH PP II, 239f.). Ihre Tochter Rotrudis war erste
Äbtissin der 'Kanonissen' (im 14. Jh. auch als OSB bezeichnet).
Enge Beziehungen zum Herrscher-Haus bestanden bis ins 11. Jh. (OTTO I. gibt Erstein 953 an seine Schwieger-Mutter Berta; häufige
Herrscheraufenthalte in Erstein; Pfalz; Schenkungen noch von HEINRICH II.
und Agnes).
1153 »schenkte« die
Äbtissin Berta den von Agnes
stammenden Hof Besigheim an den Markgrafen von Baden (D F. I. 65). HEINRICH VI.
überließ Erstein 1191 dem Bischof von Straßburg,
mußte die Urkunde aber 1192 rückgängig machen, da es
nicht statthaft sei, Reichsgut ohne Nutzen für das Reich zu
entfremden (RI IV, 3, 146 und 210; UB Straßburg I, 130). 1423
verließen die beiden letzten Damen nach dem Tod ihrer
Äbtissin das Kloster, das 1437 an das Domkapitel von
Straßburg überging.
F.J. Felten