Begraben: Hailes, Zisterzienserabtei
2. Sohn des Königs Johann
Ohneland von England aus seiner 2. Ehe mit der Isabella
von Angouleme, Erbtochter von Graf Aymar III. Taillefer
Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 809
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RICHARD VON CORNWALL, deutscher König 1257-1272,
Graf von Cornwall 1225-1272
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* 5. Januar 1209, + 2. April 1272
Berkhampstead
Begraben: Hailes, Zisterzienserabtei
2. Sohn König Johanns und seiner 2. Frau Isabella von Angouleme
1. oo 1231 Isabella (+ 1240)
Tochter von William Marshal, Witwe von Gilbert de Clare, Earl of Gloucester
2. oo 1243 Sancha (+ 1261), 3. Tochter von Raimund Berengar V., Graf von Provence
3. oo 1269 Beatrix (+ 1277), Tochter Dietrichs von Falkenburg
6 Kinder sowie mindestens 3 illegitime Nachkommen
RICHARD VON CORNWALL
blieb trotz erkennbarer eigenständiger Zielsetzungen stets in die
Auseinandersetzungen seines Bruders, des englischen
Königs Heinrich III., mit den einheimischen Baronen verwickelt
und war auch immer wieder von den außenpolitischen, auf das Festland
gerichteten Unternehmungen Heinrichs
betroffen. Er sammelte bei einer Expedition in die Gascogne (1225-1227)
frühzeitig militärische Erfahrungen. Langfristig bestimmte Loyalität
dem englischen König gegenüber, gepaart mit Verhandlungsgeschick
und einem sicheren Gespür für die Mehrung seines in den Quellen
gerühmten Reichtums, die Aktionen RICHARDS.
1240 führte ihn sein Kreuzzug ins Heilige Land, wobei er zunächst
in Paris mit Ludwig IX., bei seiner
Rückkehr aus Palästina 1241 in Sizilien mit FRIEDRICH
II. zusammentraf. 1242 unterstützte er anfangs
Heinrich III. bei der geplanten militärischen Rückgewinnung
der Grafschaft Poitou, die ihm sein Bruder bereits 1225 verliehen
hatte, doch konnte er das Mißlingen diese Unternehmung nicht verhindern
und kehrte vorzeitig nach England zurück, ohne je wieder Versuche
in dieser Hinsicht zu unternehmen. Die Verbundenheit mit Heinrich
III. unterstrich seine zweite Ehe mit Sancha, Schwester der
englischen Königin (seit 1236) Eleonore von
Provence. Später zeigen die Verhandlungen RICHARDS
mit Peter von Savoyen und Papst Innozenz IV. in Lyon (1250) den Einfluß
RICHARDS
VON CORNWALL auf den König. 1254
führte er in Abwesenheit Heinrichs
III. die Regentschaft. Das ihm
von Innozenz IV. mindestens zweimal offerierte Königreich Sizilien
(152/53) lehnte er in Anbetracht mangelnder weiterer Hilfeleistungen ab.
Anders stellte sich für RICHARD VON
CORNWALL die Situation nach dem Tode WILHELMS
VON HOLLAND in Deutschland dar,
denn jetzt konnte er auf die Unterstützung
Heinrichs III. bauen, der sich Vorteile
bei dem erhofften Erwerb Siziliens für seinen Sohn Edmund
Crouchback versprach. Betrieben wurde
die Kandidatur
RICHARDS VON CORNWALL für
die deutsche Königswahl, der neben seinen diplomatischen Stärken
seine verwandtschaftlichen beziehungen zu seinem Vetter, dem WELFEN
OTTO IV., und zu seinem Schwager FRIEDRICH
II. geltend machen konnte, vor allem von
Johann von Avesnes, Graf von Hennegau, und dem einflußreichen Kölner
Erzbischof Konrad von Hochstaden. Gegenkandidat bei dieser das sogenannte
Interregnum akzentuierende Doppelwahl mit Wahlort Frankfurt war der vom
Trierer Kurfürsten unterstützte ALFONS
X. VON KASTILIEN.
RICHARD
VON CORNWALL wurde von seinen auch finanziell
von ihm dotierten Anhängern am 13. Januar 1257 gewählt und bereits
am Himmelfahrtstag 1257 zu Aachen gekrönt. Während der Kastilier
nie ernsthaft einen Zug nach Deutschland vorbereitete und seine Absichten
auf den Mittrelmeerraum beschränkte, war RICHARD
VON CORNWALL in den Jahren 1257 bis zu
seinem Tod viermal im Reich. Eine tatsächliche Verknüpfung zwischen
dem unerschöpflich erscheinende Geldmittel zur Verfügung stelelnde
englische Heimatland und den Aufagben im Reich konnte in dieser knappen
Zeit nicht erreicht werden. Die tatsächlichen Wirkungsmöglichkeiten
RICHARDS
VON CORNWALL beschränkten sich auf
das Rheinland; Ottokar von Böhmen
stattete er 1262 mit den reichslehen Österreich und Steiermark aus
und übertrug ihm 1266 den Schutz des rechtsrheinischen Reichsgutes.
Weiterreichenden Aktionen zur Erlangung des Kaiserkrone wären angesichts
der Angewiesenheit auf den Papst und insbesondere nach dem Tod Alexanders
IV. - trotz der 1261 erlangten Senatorenwürde von Rom - bei der mangelhaften
effektiven Machtbasis im Reich und der sich verschärfenden Situation
in England (Niederlage Heinrichs III. bei
Lewes/Siussex, Gefangenschaft RICHARDS
VON CORNWALL Mai 1264 bis September 1265)
illusorisch gewesen.
RICHARD PLANTAGENET
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* 1209, + 1272
Graf de Poitou und Somerset
RICHARD PLANTAGENET stützte den königlichen Bruder weitgehend und stand zeitweise gegen ihn wegen dessen papistischer Politik. Er führte viele sinnlose Fehden gegen andere Barone wegen verschachtelter Rechts- und Besitzverhältnisse, war mehrmals königlicher Gesandter, zum Beispiel 1237 beim kaiserlichen Schwager in Italien, reiste 1239/40 nach Palästina, wurde zeitweise Statthalter von Guyenne-Aquitanien und geriet als schroffer Gegner von Simon II. von Montfort 1264 nach der Schlacht bei Lewes in Haft. Am 13. 1.1257 wurde RICHARD vom Erzbischof von Mainz und dem von Köln, dem Pfalzgrafen bei Rhein und dem König von Böhmen vor den Toren von Frankfurt gegen ALFONS X. von KASTILIEN zum deutschen König gewählt. Im Mai 1257 kam er für kurze Zeit nach Deutschland und ließ sich am 17.5.1257 in Aachen krönen. Er wurde weitgehend nur zur juristischen Absicherung von Ansprüchen und Okkupationen benutzt und gewann nie königliche Autorität.
1. oo 1231
ISABELLA MARSHALL
+ 1240
Tochter des Grafen Wilhelm I. von Pembroke
2. oo 1243
SANCHA DE PROVENCE- (ARAGON)
* um 1225, + 1261
Tochter des Grafen Raimund Berengar V.
3. oo 1269
BEATRIX VON VALKENBERG- (HEINSBERG)
+ 1277
Tochter des Grafen Dietrich II., Nichte des Erzbischogs
Engelbert II. von Köln, der RICHARDS Königtum entscheidend förderte
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KÖNIG RICHARD (VON CORNWALL) (1257-1272)
Wachssiegel an Urkunde (anhängend)
England, 1257
Dm 9,5 cm; rund. Hellrotes wacgs an roter, grüner und gelber Seidenschnur. Gut abgedrückt, Ausbrüche am Schriftrand.
Umschrift: (+ R)ICARDUS : DEI : GRACIA : ROMA(NORUM : REX) : SEMPER : AUGUSTUS
RICHARD VON CORNWALL,
der 1209 geborene jüngere Bruder des englischen
Königs Heinrichs III., galt als einer der reichsten Fürsten
Europas. Mit Unterstützung der Kurie und reichlicher Geldzahlungen
seines Bruders gelang es ihm, nachdem er das vom Papst angebotene Königreich
Sizilien ausgeschlagen hatte, durch den Kölner Erzbischof Konrad
von Hochstaden und den Pfalzgrafen und bayerischen Herzog Ludwig, den Vormund
Konradins,
am 13. Januar 1257 in Frankfurt zum deutschen König gewählt
zu werden; der mächtige Ottokar II. von Böhmen
stimmte nachträglich zu. Obwohl eine starke Gegenpartei zwei Monate
später ALFONS VON KASTILIEN wählte,
kam RICHARD mit großem Gefolge
sofort nach Deutschland und wurde am Himmelfahrtstage 1257 in Aachen gekrönt.
In den meisten rheinischen Städten fand er Anerkennung; er hielt sich
jedoch in der Folgezeit relativ selten in Deutschland auf. Eine eigenen
Machtposition konnte er nicht gewinnen. Ein vorbereiteter Romzug zur Kaiserkrönung
mußte 1260 aufgegeben werden. Zwischen seinen und den Anhängern
des Gegen-Königs ALFONS VON KASTILIEN
verlor sich in jahrzehntelangen Kämpfen die Königsgewalt an die
rivalisierenden und ihre eigenen Interessen verfolgenden Reichsfürsten.
Das Interregnum endete erst nach RICHARDS
Tod 1272 durch die am 1. Oktober 1273 erfolgte Wahl RUDOLFS
VON HABSBURG zum römischen König.
30.3.1231
1. oo 2. Isabella Marshall, Tochter des Grafen
Wilhelm I. von Pembroke
9.10.1200-17.1.1240
1243
2. oo Sancha von Provence, Tochter des Grafen
Raimund Berengar V.
um 1225- 1261
1269
3. oo Beatrix von Valkenberg-Heinsberg, Tochter
des Grafen Dietrich II.
um 1245/50-17.10.1277
Nichte Engelberts II. von Köln
Kinder:
1. Ehe
Heinrich von Almayne
1235-13.3.1270 ermordet
Viterbo
2. Ehe
Edmund Graf von Cornwall
1249-1.10.1300
Edmund war zeitweise englischer Mitregent und Sheriff
von Cornwall und Geheimrat.
7.10.1272
oo Margarete de Clare, Tochter Richards
I. von Gloucester
1250-
1312
Literatur:
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Berg Dieter: Die Anjou-Plantagenets. Die englischen
Könige im Europa des Mittelalters. Verlag W. Kohlhammer 2003 Seite
105,129,133,139,141-144,147,150,154,284 - DIE ZEIT DER STAUFER.
Geschichte - Kunst - Kultur. (Hg.) Reiner Haussherr. Katalog der Ausstellung
Stuttgart 1977 Band I Seite 41 - Ehlers Joachim/Müller
Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige
des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München
1996 Seite 173,186,198 - Engels, Odilo: Die Staufer. Verlag W. Kohlhammer
Stuttgart Berlin Köln 1972, Seite 158,159 - Franzl Johann:
Rudolf I. Der erste Habsburger auf dem deutschen Thron. Verlag Styria Graz
Wien Köln 1986 Seite 54,63,69,72,74,89,95,107 - Giese, Wolfgang:
Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit.
Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 218 - Hoensch, Jörg
K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer
Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 22,29,119 - Kantorowicz,
Ernst: Kaiser Friedrich der Zweite, Klett-Cotta Verlag Stuttgart 1991,
Seite 297,508,522,630 - Krieger Karl-Friedrich: Rudolf von Habsburg.
Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2003 Seite 41,49,69,71,74,77,89,94,96,104,119,129,
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und Elend eines deutschen Kaisergeschlechts, Gondrom Verlag Bindlach 1991,
Seite 357,359 - Masson Georgina: Friedrich II. von Hohenstaufen,
Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbeck bei Hamburg 1991, Seite 274,319 - Pernoud
Regine: Herrscherin in bewegter Zeit. Blanca von Kastilien, Königin
von Frakreich. Diederichs Verlag München 1991 Seite 138,217,224,266,307
- Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern.
Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln
1990 Seite 356 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer
Verlag 1993 Tafel 201 -