Am 16. Oktober wurde in Pirna mit allen Beteiligten ein
bis Pfingsten 1373 terminierter Waffenstillstand vereinbart und Verhandlungen
mit dem Ziel geführt, durch die Verlobung des Kaiser-Sohnes SIGISMUND
mit der gerade geborenen zweiten Tochter Ludwigs
I., Maria, zu einem dauerhaften
Einvernehmen mit dem König von Ungarn und Polen zu gelangen.
Während WENZEL das
Königreich Böhmen mit der Oberherrschaft über die Markgrafschaft
Mähren, die schlesischen Herzogtümer, über Teile der Ober-Lausitz
sowie die böhmischen Lehen in der Oberpfalz, in Franken, Schwaben,
Thüringen und Meißen übernehmen sollte, wurde SIGISMUND,
der über seine Verlobte Maria
Aussicht auf die Königreiche Polen und Ungarn besaß,
fast die gesamte Markgrafschaft Brandenburg zugeteilt.
Vor allem die Realisierung des am 14. April 1375 in Brünn
vertraglich abgesicherten Heiratsprojekts seines Zweitgeborenen
SIGISMUND, aber auch die Regelung von Fragen allgemeiner politischer
Bedeutung veranlassten KARL IV., trotz
qualvoller Gichtattacken im Winter 1377/78 eine Reise nach Paris zu unternehmen.
In dem 1375 abgeschlossenen Ehevertrag für
SIGISMUND und Maria war
es nämlich den Beauftragten KARLS IV.
nicht gelungen, präzise Bestimmungen über die Thronfolge nach
dem Ableben Ludwigs I. unterzubringen;
auch eine eindeutige Anerkennung Marias
als Erbin der Kronen Polens und Ungarns war unterblieben. Obschon
Katharina von Ungarn im Sommer 1378
starb und danach der Plan einer neapolitanisch-ungarischen Personalunion
fallengelassen wurde, war bis zu KARLS IV. eigenem
Tod am 29. November nicht sichergestellt, ob und in welchem Ausmaß
seiner Heiratspolitik mit der angestrebten Machterweiterung für sein
Haus in Richtung Polen und Ungarn erfolgreich umgesetzt werden könnte.
Denn wenige Tage zuvor (1380) hatten Wenzel
IV. und Ludwig I. im slowakischen
Altsohl die Ehevereinbarung für SIGISMUND
und Maria aus den Jahren 1372 und 1375
wiederholt, worauf der ungarische und polnische Monarch Mitte August Adel
und Geistlichkeit Polens veranlasste, seiner Tochter als ihrer künftigen
Königin zu huldigen; im September wurde in Tyrnau die Verlobung
gefeiert und der Bräutigam seinem Schwiegervater zur weiteren Erziehung
übergeben. Etwa später konnte ein Eheprojekt zwischen Ludwigs
Tochter Hedwig und
Leopolds III. Sohn Wilhelm
verabredet werden.
Die Auseinandersetzungen um den Landfrieden im Reich,
aber auch der Tod König Ludwigs I. von Ungarn
und Polen am 11. September 1382 zwangen WENZEL
erneut, den Zug nach Italien aufzuschieben. Zwar konnte
Maria von Anjou ohne Schwierigkeiten die Nachfolge im St. Stephansreich
antreten, aber ihrem Verlobten SIGISMUND VON LUXEMBURG
gelang es auch mit militärischen Mitteln nicht, die Mehrheit
des polnischen Adels zu einer Huldigung zu veranlassen, zumal er mit keiner
Unterstützung seitens der Königs-Witwe, der bosnischen Prinzessin
Elisabeth Kotromanic, rechnen konnte,
die ihre jüngere Tochter Hedwig (Jadwiga)
als Nachfolgerin in Polen favorisierte. Nach schweren Verwicklungen wurde
die zur Aufgabe ihrer Verlobung mit Wilhelm von
Habsburg gezwungene Hedwig
im Oktober 1384 in Krakau zur Königin gekrönt.
Die Gefahr, dass das von Kaiser
KARL IV. so geschickt geknüpfte Netz der dynastischen Verbindungen
zugunsten der LUXEMBURGER an der entscheidenden
Stelle reißen könnte, wurde offenkundig, als die Königs-Witwe
Elisabeth im Spätjahr 1384 mit der Annäherung Ungarns
an Frankreich Ludwig von Orleans die
Ehe mit Königin Maria anbot und
Anfang 1385 deren Verlobung mit SIGISMUND
löste.
Die Lage in Ungarn wurde freilich noch unübersichtlicher,
als Karl von Durazzo, der sich im Königreich
Neapel als Karl III. gegen Ludwig
von Anjou durchgesetzt hatte, im Interesse einer Einbeziehung
Ungarns in die französische Einfußsphäre und den danach
erwarteten Übergang in die avignonesische Obödienz zu unterbinden,
mit Rückendeckung einer Magnatenfaktion im September 1385 in Dalmatien
landete und als nächster männlicher Verwandter des verstorbenen
Königs Ludwig I. die Nachfolge
beanspruchte. SIGISMUND gelang es nur,
im Herbst die Eheschließung und den Vollzug des Beilagers mit Königin
Maria zu erzwingen, bevor er das Land fluchtartig verlassen
musste. Erst nachdem der am 31. Dezember 1385 zum König gekrönte
Karl III. im Februar 1386 einem von der Königs-Witwe
Elisabeth in Auftrag gegebenen Mordkomplott zum Opfer gefallen
war, rückte SIGISMUND mit ener
kleinen Streitmacht wieder in Ungarn ein. Erst als die Königinnen
im Sommer in die Gefangenschaft der neapolitanischen Partei gerieten und
Elisabeth Kotromanic ermordet worden
war, wurde SIGUISMUND vom „Rat der
Landesbewohner“ zum capitaneus ernannt und am 31. März 1387
zum König von Ungarn gekrönt.
SIGISMUND, in Ungarn
nach dem Sieg Sultan Murads I. 1389
auf dem Amselfeld wachsendem Druck der Osmanen ausgesetzt und auf Militärhilfe
aus dem Reich hoffend, musste nach dem tödlichen Reitunfall seiner
Gemahlin Maria im Mai 1395 wegen
der Ansprüche seiner Schwägerin Hedwig,
der polnischen Monarchin, erneut um seine Königtum bangen.