Die Gegner LOTHARS III.
erklären die Wahl für nichtig und rufen am 18. Dezember 1127,
als Friedrich von Schwaben auf eine Kandidatur verzichtet, dessen
Bruder
KONRAD zum Gegen-König
aus. Dieser geht mit Frühlingsanbruch über die Alpen und
läßt sich am 29. Juni 1128 in Monza die noch aus der Langobardenzeit
stammende Krone des Königreichs Italien aufs Haupt setzen.
Ebendorthin beruft er alsbald einen Reichstag der deutschen und italienischen
Fürsten und beginnt zu regieren, als gäbe es keinen
König
LOTHAR aus sächsischem Hause.
Dieser spielt in N-Deutschland weiter die Trumpfkarte
vor allem kirchenfürstlicher Unterstützung aus. Immerhin machten
die auch wirtschaftlich bedeutsamen großen Fürstbistümer
an Rhein, Maas und Main, Weser und Elbe mehr als ein Viertel des Staatsgebietes
aus. Mit ihrer Hilfe erreicht
LOTHAR,
dass die schwäbischen Brüder exkommuniziert, das heißt
ihre Lehnsritter, Beamten und Heeresgefolge theoretisch vom Treueid entbunden
werden, ihn selbst aber der Papst 1133 zum Römischen Kaiser krönt.
Als dieser nur von der Kirche und seinen Stammlanden
anerkannte Träger des Titels am 4. Dezember 1137 stirbt, geht der
Kampf um die Macht mit umgekehrten Vorzeichen weiter. Als Gatte von LOTHARS
einziger Tochter Gertrud wäre
jetzt Herzog Heinrich von Bayern an der Reihe gewesen, dem der Schwiegervater
auf dem Sterbebett noch sein Herzogtum Sachsen übertragen hatte. Eine
solche Verdopplung der Hausmacht ließe den WELFEN
zum Herren über halb Deutschland werden. Das ist für die übrigen
deutschen Fürsten Grund genug, ihm die Krone zu versagen. Sie bitten
an seiner Statt den bereits 1127 von ihnen erwählten Konrad
von Hohenstaufen, seit 1116 Herzog von Ostfranken
(Mittelrhein, Maingau, Hessen), endgültig das Königsamt
zu übernehmen und sich zur obligaten Romreise zu rüsten.
KONRAD III. (1138-1152)
wird die Tiberstadt nie sehen. Bei der Krönung in Aachen am 13. März
1138 fehlt sein großer Gegenspieler, der welfische
Herzog Heinrich. Prompt läßt ihn KONRAD
drei Monate später auf einem Reichstag in Bamberg die Erbfolge im
Herzogtum Sachsen absprechen. Ein zweiter Reichstag, der wieder demonstrativ
an Bayerns Nordgrenze nach Würzburg einberufen und von einem großen
Truppenaufgebot begleitet wird, erklärt Herzog Heinrich in die Reichsacht
und vergibt das von ihm beanspruchte Herzogtum Sachsen an Markgraf Albrecht
"den Bären" aus dem am Nordharz begüterten Hause ASKANIEN.
Die Folge dieser Entscheidungen ist ein jahrzehntelanges
Ringen um Erbrecht, Macht und Prestige zwischen WELFEN
und STAUFERN, das den Tod beider Rivalen
überdauern sollte. Im August 1139 steht man sich sogar mit der blanken
Waffe an der Werra gegenüber. Erst in letzter Minute kommt es zu einem
Stillhalteabkommen zwischen KONRAD
und seinem schwerkranken Gegner, der zwei Monate später, kaum 30-jährig,
auf der Quedlinburg am Harz stirbt.
Der sächsische Adel verweigert, wie zu erwarten,
weiterhin dem vom König eingesetzten neuen Landesherrn Markgraf Albrecht
die Gefolgschaft. Man verlangt den Herzogshut für Heinrichs erst 10-jährigen
Sohn gleichen Namens, der als "der Löwe" eines Tages große Politik
machen wird. Auch die Bayern lehnen nach wie vor den ihnen von KONRAD
aufgezwungenen Regenten Markgraf Leopold (IV.) von Österreich ab,
einen Halbbruder des Königs aus der 1106 geschlossenen zweiten Ehe
seiner Mutter Agnes mit Markgraf Leopold
III. Sie sind "gut welfisch" gesonnen,
fürchten aber vor allem, auf diese Weise in einem Donaureich des in
Klosterneuburg bei Wien residierenden babenbergischen Fürstenhauses
ihre Eigenständigkeit zu verlieren.
Zwei Jahre später arrangiert man sich. Bayern erhält
KONRADS
Stiefbruder Heinrich, bisher Pfalzgraf bei Rhein, das Herzogtum Sachsen
nun doch der junge Löwe, die Pfalzgrafschaft selbst Hermann von Stahleck,
Gatte von KONRADS Schwester Gertrud,
das altbayrische Bistum Freising des Königs Halbbruder Otto, das Herzogtum
Nieder-Lothringen Gottfried von Löwen, ein flämischer Schwager
der Königin. Also zielbewußte Familienpolitik, die durch auswärtige
Kombinationen ergänzt wird: Eine Halbschwester
KONRADS
wird
Königin von Böhmen, sein minderjähriger Sohn HEINRICH,
geboren 1137, einer Tochter Belas von Ungarn
versprochen; seine Cousine Agnes wiederum
Polens Kronprinz Wladislaw; der oströmische
Kaiser
Manuel heiratet eine Schwester der Königin. Trotz solcher
Aktivitäten blieb die politische Lebensbilanz
KONRADS
III. ein Fiasko. Schon der Versuch, Polen durch gewaltsame Inthronisation
des von seinen Brüdern vertriebenen Prinzen
Wladislaw an das Reich zu binden, schlug völlig fehl. Noch
trauriger war der Ausgang eines Kreuzzuges zur Befreiung N-Syriens von
den "Ungläubigen" im September 1149, der nach schweren Verlusten ergebnislos
abgebrochen werden mußte.
Als KONRAD III. wieder
in Deutschland eintrifft, fordert der junge Herzog Heinrich von Sachsen
energisch die Herausgabe auch seines bayrischen Vatererbes. Als der König
ihn auf den nächsten Reichstag vertröstet, marschiert der Löwe
von Braunschweig kurzerhand mit starken Verbänden zur Donau. Daraufhin
besetzt KONRAD im Handstreich Goslar
und greift bereits Heinrichs Residenz Braunschweig an. Da erscheint dieser
ebenso rasch wieder im Norden und vertreibt die eingedrungenene Reichstruppen
aus seinem Herzogtum.
Ein Jahr später endet das Leben KONRADS
III. in einer letzten Frustration. Er möchte sich aus dem
deutschen Desaster in ein Flucht nach vorn retten: In einen seit 1127 immer
wieder aufgeschobenen Zug zur Kaiserkrönung in Rom. Zum Abschied hat
er noch einmal den Reichstag nach Bamberg einberufen. Es sind bereits Gesandtschaften
an den Papst und nach Konstantinopel unterwegs, um den oströmischen
Kaiser einzuladen und die Ankunft des deutschen Königs in der Ewigen
Stadt würdig vorzubereiten - da erliegt dieser am 15. Februar 1152
im
Schloß über dem Roten Main einem ihn schon lange plagenden
Leiden.
Es hat ihm noch Zeit zu der vielleicht einzigen glücklichen
Entscheidung seiner von Mißerfolgen überschatteten Regierungszeit
gelassen: der Empfehlung an die Fürsten des Reiches, nicht den eigenen
noch unmündigen Sohn Friedrich,
sondern dessen jetzt 30-jährigen Vetter FRIEDRICH,
seit 1147 dritter Herzog von Schwaben aus staufischem
Geschlecht, zum deutschen König zu wählen.