Begraben: Dom zu Speyer
Tochter des Grafen Otto von Savoyen und der Adelheid
von Turin (+ 19.12.1091), Tochter von Markgraf Manfred II. Odelrich
Klauser Heinrich: Seite 33
**************
"Lexikon deutscher Herrscher und Fürstenhäuser"
BERTHA VON TURIN
------------------------------
* 21.9.1051, + 27.12.1087
Mainz
Gemahlin König HEINRICHS
IV., mit diesem am 31.3.1084 in Rom zur Kaiserin gekrönt.
KAISER HEINRICH IV.
---------------------------------
* 11.11.1050 wohl in Goslar
+ 7.8.1106 in Lüttich
Grabstätte: Dom zu Speyer
1. oo Juli 1066 in Tribur
BERTHA VON TURIN
* 21.9.1051, + 27.12.1087
Grabstätte: Dom zu Speyer
Eltern: Otto, Markgraf von Turin-Savoyen, und Adelheid,
Tochter des Markgrafen Odelrich Manfred II. von Turin
HEINRICH IV.
---------------------
* Goslar 11. XI 1050, + Lüttich 7.8.1106
Begraben: Speyer Dom
I oo (Verlobung Zürich 25. XII 1055)
BERTHA
VON TURIN
+ Mainz 27. XII 1087
Begraben: Speyer Dom
Tochter von Odo Markgraf von Turin Graf von Chablais
Der Kaiserdom zu Speyer ist die erste gewölbte Großbasilika
in Deutschland und die erste des Abendlandes mit Kreuzgewölben. Unter
dem stark erhöhten Chorraum birgt die ehrwürdige Krypta, die
Grabstätte der salischen Kaiser,
auch die letzten Ruhestätten
Kaiser HEINRICHS
IV. und seiner Gemahlin Bertha von
Susa. Der Sohn des 3. HEINRICH
und der Agnes von Poitou war schon
als Knabe mit Bertha, der Tochter Ottos
von Savoyen und der Markgräfin Adelheid von Turin, verlobt
worden. Bertha wurde am 25.12.1055
noch zu Lebzeiten Kaiser HEINRICHS III.
mit dessen gleichnamigen Sohn verlobt. Bald nach der im Jahre 1066 vollzogenen
Vermählung vernachlässigte der König die ungeliebte Gemahlin
in unwürdigster Weise und machte sie zum Gespött seiner Buhlerinnen
und seines Hofes. Mit Hilfe gedungener Gesellen suchte er Bertha
zur Untreue zu verlocken, um einen triftigen Scheidungsgrund zu finden,
aber die stille, unscheinbare Frau ging makellos aus allen
Anfechtungen hervor. Als Papst Gregor VII. den Bannstrahl gegen HEINRICH
schleuderte und alle sich von ihm abwandten, blieb Bertha
ihm treu. Sie begleitete den von Verrat Umlauerten von Versteck zu
Versteck - sie begleitete ihn auch -, ihren 2-jährigen Sohn KONRAD
auf dem Arm, im Dezember 1076 auf seiner tragischen Bußfahrt nach
Canossa. Die Alpenpässe waren von den Häschern RUDOLFS
VON RHEINFELDEN [Ergänzung: ihres Schwagers] gesperrt;
so mußte HEINRICH seiner Schwiegermutter
Adelheid
eine reiche Pfründe am Genfer See abtreten, um die Genehmigung
zur Überschreitung des Mont Cenis zu erkaufen. Im März 1084 empfingen
HEINRICH IV. und Bertha
aus der Hand des Papstes Clemens III. die Kaiserkrone, aber schon
vier Jahre später starb die große Dulderin; es blieb ihr erspart,
zu erfahren, auf welch schnöde Weise ihre Nachfolgerin im Bunde mit
ihren eigenen Söhnen den Kaiser verraten sollte. Durch ihre Tochter
Agneswurde
Bertha die Ahnfrau der HOHENSTAUFEN.
Ob der Besitz des Markgrafen Ekkehard II. als Dotalgut
für die
SALIER-Königinnen
vorgesehen war, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen. Dafür
spricht jedoch, daß HEINRICH IV.seiner
Gemahlin Bertha 1074 die Schenkung
der aus dieser Gütermasse stammenden, westlich von Naumburg gelegenen
Burg und villa Eckartsberga erneuerte, die er ihr im Jahre 1066 erstmals
verbrieft hatte. Vermutlich entschädigte die
Kaiserin
Agnes das Bistum Naumburg für die durch die Schenkung erlittenen
Verluste.
Königin Bertha
wurde am 29. Juni 1066 in Würzburg gekrönt.
Wies, Ernst W.: Seite 35,67-73,110,159,188,204
*************
"Kaiser Heinrich IV. Canossa und der Kampf um die Weltherrschaft."
Die Sorge des Kaisers ging noch weiter. Weihnachten 1055
wurde der kleine
HEINRICH in Zürich
mit Berta von Turin-Savoyen verlobt,
eine Sicherung salischer Macht in Italien.
So schreibt Bruno:
"Zwei oder drei Kebsweiber hatte er zur gleichen Zeit,
aber auch damit war er noch nicht zufrieden. Wenn er hörte, jemand
habe eine junge und hübsche Tochter oder Gemahlin, befahl er, sie
ihm mit Gewalt zuzuführen ... Seine schöne und edle Gemahlin
Berta,
Tochter des Grafen von Savoyen und der Gräfin Adelheid von Turin,
die auf Rat der Fürsten wider Willen zur Ehe genommen hatte, war ihm
derart verhaßt, daß er sie nach der Hochzeit aus freien Stücken
niemals mehr sah, da er auch die Hochzeit selbst nicht mit freiem Willen
gefeiert hatte. Endlich gebot er einem seiner Gesellen, sich um die Gunst
der Königin zu bewerben zu bewerben, und versprach ihm eine große
Belohnung, wenn er das erreiche ... Aber auch die Königin besaß
trotz ihres weiblichen Körpers ein männliches Herz, sie erkannte
sofort, welcher Quelle dieser Anschlag entsprang. Zunächst wies sie
ihn scheinbar unwillig ab; als er aber, wie es ihm geboten war, hartnäckig
blieb, versprach sie zum Schein, seine Bitte zu gewähren. Jener meldete
es freudig dem König und gab ihm die Stunde an, die zur Ausführung
bestimmt war. Hocherfreut ging der König zusammen mit dem Ehebrecher
zum Schlafgemach der Königin, um Zeuge des Ehebruchs zu sein und sie
dann rechtmäßig von sich zu stoßen oder auch - was ihm
noch lieber gewesen wäre - zu töten. Allein als der Ehebrecher
an die Tür der Königin klopfte und diese rasch öffnete,
fürchtete der König, ausgeschlossen zu werden, wenn jener zuerst
eingelassen würde, und drängte sich durch die Tür. Die Königin
erkannte ihn und schloß schnell die Tür, so daß
der Ehebrecher draußen blieb, rief ihre Frauen zusammen und zerschlug
ihn mit den Waffen, die sie zu diesem Zwecke bereitgelegt hatte, nämlich
mit Schemeln und Stöcken, dermaßen, daß er halbtot liegen
blieb. 'Du Hurensohn', rief sie, 'woher kam dir die Frechheit, dir auf
Umarmung der Königin Hoffnung zu machen, die den Mächtigsten
zum Mann hat?'
Er schrie, er sei doch HEINRICH,
er sei doch ihr Mann und habe sie zu recht besuchen wollen. Sie aber entgegnete,
der sei nicht ihr Mann, wer heimlich ehebrecherisch Umgang gesucht habe;
wenn er ihr Mann sei, weshalb sei er dann nicht offen zu ihrem Lager gekommen?
Deshalb warf sie ihn, fast bis auf den Tod zerschlagen, aus ihrem gemach,
verschloß die Tür und ging zu Bett. Er aber wagte niemandem
zu verraten, was ihm widerfahren war; vielmehr schützte er eine andere
Krankheit vor und hütete fast einen Monat das Bett."
All dieser Schmutz schwindet, wenn man den Bericht über
HEINRICHS
IV. Scheidungsverlangen liest. Der Sachse Bruno schreibt über
das Jahr 1069:
"Der König erklärte öffentlich (vor den
Fürsten), er stehe sich mit seiner Gemahlin nicht gut; lange habe
er die Menschen getäuscht, aber nun wolle er sie nicht länger
täuschen. Er könne ihr nicht vorwerfen, was eine Scheidung rechtfertige,
aber er sei nicht imstande, die eheliche Gemeinschaft mit ihr zu vollziehen.
Er bitte sie daher um Gottes willen, ihn von der Fessel dieser unter schlimmen
Vorzeichen geschlossenen Ehe zu lösen und die Trennung freudwillig
zu dulden, damit er ihr und sie ihm, den Weg zu einer glücklicheren
Ehe eröffne. Und damit niemand den Einwand erheben könne, ihre
einmal verletzte Keuschheit sei ein Hindernis für eine zweite Eheschließung,
so schwöre er, daß sie so sei, wie er sie empfangen habe, unbefleckt
und in unversehrter Jungfräulichkeit bewahrt habe."
Das ist ein Donnerschlag und für die mittelalterliche
Form der Ehetrennung etwas absolut Neues. Die Versammlung ist erschrocken,
unfähig, das gehörte zu verarbeiten. Ja, hätte HEINRICH
IV. einen Ehebruch seiner Frau mit noch schlechten Beweisen
konstruiert, sie verdammt und verstoßen, so wären ihm die Bischöfe
sicher gefolgt. Oder hätte er, eine weitere beliebte Methode der Ehescheidung,
eine Trennung wegen zu naher Verwandtschaft angestrengt - auch das wäre
ein Weg gewesen, den man verstanden hätte. Der vom deutschen Episkopat
angerufene Papst sandte einen Legaten, der auf der Synode von Frankfurt
die Scheidung ablehnte.
Es ist beglückend, daß die beiden Menschen
dennoch zusammenwachsen und Berta ihrem
Mann die Söhne schenkte, die ihn zwar später verraten werden,
dennoch aber dem salischen Haus die Thronfolge zu sichern. Berta
wächst im Laufe ihres Lebens zu einer herzbezwingenden Frauengestalt
heran. Sie steht mit HEINRICH IV. auf
den Eisfeldern von Canossa und wird an seiner Seite zur Kaiserin gekrönt
werden.
Nahdem die Thüringer die Hasenburg zu Fall gebracht
hatten, hatte die Belagerung der Burg Vockenrode, nahe Hersfeld,
begonnen. Der König hatte dort seine schwangere Frau, Königin
Berta, in Obhut gegeben. Jetzt, da die Belagerung und Fall der
Burg bevorstanden, gestatteten die Thüringer der Königin freien
Abzug ins Kloster Hersfeld, in dem sie von Abt Hartwig freundlich aufgenommen
wurde. Dort gebar die Königin am 12. Februar 1074 ihren Sohn, den
späteren König KONRAD (III.).
Bischof Ezzo von Oldenburg, der gerade als Gast im Kloster weilte, taufte
den Knaben auf den Namen von dessen Urgroßvater,
Kaiser
KONRAD II.
Nach Meyer von Knonau sieht die Substanz der Triburer
Beschlüsse so aus: Aufgabe der königstreuen Stadt Worms und Rückkehr
ihres königsfeindlichen Bischofs Adalbero. Das bedeutete, dass Königin
Berta ihren Zufluchtsort Worms
verlor und an die Seite HEINRICHS IV.
zurückkehrte.
Berta begleitete
ihren Gemahl nach Canossa, der vom 25. bis zum 28. Januar 1077 in der klirrenden
Eiseskälte vor den Mauern der Felsenburg im Büßerhemd und
mit bloßen Füßen die Größe seiner Reue bekundete.
Gemeinsam mit ihrem Gemahl HEINRICH
IV. erlebte
Berta am 31.
März 1084 in Rom die Kaiserkrönung.
Am 30. Mai wurde HEINRICHS
Sohn KONRAD zum Mit-König erhoben
und damit war die salische
Erbfolge
gesichert und anerkannt. Zugleich widerfuhr dem Kaiser in diesem
Jahr auch großes persönliches Leid. Am 23. Dezember 1087
starb
seine Frau, Kaiserin Berta. Trotz der
Schwere der ersten Ehejahre mit HEINRICHS
Scheidungsverlangen hatte sie treu an seiner Seite gestanden. Sie hatte
mit ihm alle Höhen und Tiefen seines Lebens, die Eisfelder von Canossa
ebenso wie die Kaiserkrönung in Rom, erlebt. Eine Frau und Fürstin
mit beispielhafter Loyalität gegenüber der Ehe und dem dynastischen
Auftrag.
13.7.1066 Tribur
oo 1. HEINRICH IV. König des Deutschen Reiches
11.11.1050-7.8.1106
Kinder:
1. Ehe
Adelheid
1070-4.6. vor 1079
Heinrich
1071-2.8.1071
Agnes von Waiblingen
1072/73-24.9.1143
1086/87
1. oo Friedrich I. Herzog von Schwaben
um 1050-6.4.1105
1106
2. oo Leopold III. Markgraf von Österreich
1073-15.11.1136
KONRAD (III.)
12.2.1074-27.7.1101
HEINRICH V.
8.1.1086-23.5.1125
Literatur:
-----------
Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077)
Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 55-383
- Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin
Köln 1987, Seite 163,171,196,206,231,248,252,258 - Boshof,
Egon: Heinrich IV. Herrscher an einer Zeitwende, Muster-Schmitt Verlag
Göttingen 1979 - Brunos Buch vom Sächsischen Kriege. Übersetzt
von Wilhelm Wattenbach, Phaidon Verlag Essen 1986, Seite 6,61 - Die
Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991,
Band I Seite 47,104,107-114,192,216/Band II Seite 193,201, 204,221,381,452/Band
III Seite 323 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen
Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Goez Elke: Beatrix
von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts,
Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 25, 134,142,144,216 - Golinello,
Paolo: Mathilde und der Gang nach Canossa, Artemis und Winkler Düsseldorf
1998, Seite 121,162,174,262 - GROSSE FRAUEN DER WELTGESCHICHTE.
Tausend Biographien in Wort und Bild. Neuer Kaiser Verlag 1987 Seite 64
- Hellmann, S.: Die Grafen von Savoyen und das Reich bis zum Ende
der staufischen Epoche, Verlag der Wagnerschen Universitäts-Buchhandlung
Innsbruck 1900 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln
der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands.
Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke
Verlag Sigmaringen 1987, Seite 56,116,169 - Jäschke, Kurt-Ulrich:
Notwendige Gefährtinnen: Königinnen der Salierzeit als Herrscherinnen
und Ehefrauen im römisch-deutschen Reich des 11. und beginnenden 12.
Jahrhunderts, Verlag Rita Dadder Saarbrücken 1991, Seite 138-148
- Lampert von Hersfeld: Annales/Annalen Wissenschaftliche Buchgemeinschaft
Darmstadt 2000 - Meyer von Knonau, Gerold: Jahrbücher
des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V. 1. - 7. Band,
Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1890 - Schnith Karl: Frauen
des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997
Seite 116,146,169,190 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher
in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz
Wien Köln 1990 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen.
Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 330,399,410,
432,441,447 - Schwarzmaier Hansmartin: Von Speyer nach Rom. Wegstationen
und Lebensspuren der Salier. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite
8,14,17,78,81-84,115,117,119,121 - Schwennicke Detlev: Europäische
Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am
Main 1998 Tafel 12 - Weinfurter Stefan: Herrschaft und Reich der
Salier. Grundlinien einer Umbruchszeit. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen
1992, Seite 115,132 - Wies, Ernst W.: Kaiser Heinrich IV. Canossa
und der Kampf um die Weltherrschaft, Bechtle Esslingen 1996, Seite 27,35,67,
70,72,110,159,166,188,204,260 -