Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 1404
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Calw, Grafen von
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1037 erstmals genannte Hochadels-Familie (11.-14. Jahrhundert), deren
Besitzschwerpunkt im fränkisch-schwäbischem Grenzraum, im
Würm-, Glems-, Enz-, Zaber-, Murr- und Schotzachgau mit Zentren in
Ingersheim, Löwenstein und Sindelfingen lag.
Die Heirat Herzog Welfs VI. mit Uta, Erb-Tochter Gottfrieds II., zerstörte
das welfisch-staufische
Gleichgewicht in
Schwaben. Die Auseinandersetzungen um das Calwer
Erbe nach 1131 zwischen
Welf VI., Gottfrieds Neffen Adalbert IV. von Calw-Löwenstein
und Konrad II. von
Zähringen endeten mit einem Kompromiß, leiteten aber
den Niedergang der Grafen von Calw ein.
F. Quarthal
XIII.
573. UTA
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* ..., † ...
Gemahl:
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WELF VI.
HERZOG von SPOLETO (siehe XI. 123.)
† 1191 25.
XII.
UTA
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† 1196
HERZOGIN VON SCHAUENBURG
oo WELF VI. 1152 HERZOG von
SPOLETO (WELFEN)
† 15.12.1191
WELF
VI.
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* 16.XII. 1114/15.XII.1116, † Memmingen
15.XII.1191
Begraben: Steingaden
1152 von RAVENSBURG
1152/72 HERZOG VON SPOLETO und MARKGRAF VON
TUSCIEN
nimmt 1147 das Kreuz, gründet 1147 KLOSTER
STEINGADEN
1152 VOGT von ZWIEFALTEN
vor I.1133
oo UTA
HERZOGIN
VON SCHAUENBURG
† 1196
gründet 1192 KLOSTER ALLERHEILIGEN
Tochter von Gottfried I. Graf von
Calw, 1113/26 Pfalzgraf
am Rhein
UTA
VON CALW
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†
Erbin bedeutender Güter unter anderem Calw, Stifterin von Kloster "Allerheiligen"
oo WELF VI. HERZOG von SPOLETO
† 1191
20. Kapitel Geschichte der Welfen
Weil wir aber Welf erwähnt haben, scheint es nicht unpassend, wenn wir in dieser Erzählung einiges von dem einschalten, was er um dieselbe Zeit jenseits der Alb getan hat. Welf nahm in seiner Jugend unter Vermittlung seines Bruders Herzog Heinrich Uta, die Tochter des reichen Pfalzgrafen Gottfried von Calw zur Gemahlin. Daher erlangte er auch alles, was ihr gehörte, sowohl Lehen als freies Erbgut.
Steingadener Fortsetzung
Auch seine Gemahlin Uta, die hochedle und ganz unbescholtene Frau, rief er von jenseits der Alb zu sich und versöhnte sich mit ihr. Und so verfiel er endlich zu Memmingen, wo er sich häufig aufhielt, in eine schwere Krankheit und beschloß seine Tage im sechsundsiebzigsten Jahre seines Alters mit einer vollkommenen Reue.
Schneidmüller Bernd: Seite
165,184,210,203
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"Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."
Wie sein älterer Bruder Heinrich
der Stolze
hatte Welf VI. damals
das Glück, mit Uta von Calw
ebenfalls
ein Einzelkind zu heiraten. Sie trug ihm das reichste Erbe zu, das im
Südwesten
damals zur Disposition stand. Utas
Vater Pfalzgraf Gottfried
stammte über seine Mutter vom lothringischen Herzogs-Haus ab und
unterhielt
Kontakte zum lothringischen Reformkreis. Um 1130/31 starb Gottfried.
Das Schicksal seiner jugendlichen Tochter, die ihren Gemahl Welf VI.
überlebte und 1196 zur Stifterin des
Prämonstratenser-Klosters
Allerheiligen wurde, könnte bereits in der
welfischen
Hausordnung von 1126/27 geregelt worden sein. Heinrich
der Stolze bahnte damals für seinen jüngeren Bruder Welf
VI. die Ehe mit Uta
an, die wohl 1130 geschlossen wurde.
An Weihnachten 1146, zwei Tage vor seinem
König,
nahm Welf VI. in Peiting
das Kreuz. Dabei beschenkte er mit
seinem
minderjährigen Sohn Welf
VII. - auf Anraten seiner Gemahlin
Uta
- das Kloster Hirsau.
Die entscheidenden Fährten legte die
Steingadener
Fortsetzung der Historia Welforum:
Einen Sohn konnten Welf VI.
und
Uta
in ihrem Alter kaum noch erwarten. Die Liebe
Welfs zur Gemahlin
war erkaltet. Vielmehr suchte er fremde Umarmungen, widmete sein Leben
dem Feiern und Verschwenden.
Auch seine Gattin Uta, die besonders
edle und
züchtige Frau, rief er von jenseits der Alb zu sich und
versöhnte
sich mit ihr.
Stälin Paul Friedrich:
Seite 263
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"Geschichte Württembergs"
Die Ehe war jedoch keine
glückliche. Uta
lebte
meist getrennt von ihrem Manne und wohnte wohl viel auf dem Schlosse
Schauenburg (bei Oberkirch im Badischen), nach welchen sie sich
Herzogin
von Schauenburg nannte.
Bergmann
Hans-Walter: Seite 107
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"Der Löwe von Calw - Pfalzgraf Gottfried, des Kaisers
Stellvertreter. Geschichtliches aus der Glanzzeit der Calwer Grafen und
ihres Stifterklosters Hirsau"
Die Stelle des rheinischen Pfalzgrafen wurde 1126 Wilhelm von Ballenstedt übertragen,
während Gottfried
als Mitamtsträger Titel unnd Würde behielt, abe rnur noch
selten
Amtshandlungen vornahm und Verträge beurkundete. Dies war die
Phase in Gottfrieds
Leben, in der die bis dahin für ihn geordnete Welt durch einen
harten
Schicksalsschlag für ihn zusammenbrach. Sein einziger Sohn und
Erbe Gottfried starb,
ohne einen männlichen Erben hinterlassen zu habne. Gottfried ließ seinen
Sohn nicht im Kloster Hirsau beisetzen, wo seine Eltern Adalbert II. und Wildrut ruhten, sondern in
der nach Einweihung der Martinskirche in Sindelfingen fertig gewordenen
Krypta. Sie war im Jahre 1100 vom
zähringischen Bischof Gebhard von Konstanz, dem Onkel
seiner Gemahlin, geweiht worden. Aus Pfalzgraf
Gottfrieds Ehe mit Luitgard aus dem Hause ZÄHRINGEN waren
außer Gottfried noch
die Töchter Uta und
Luitgard hervorgegangen,
von denen die Letztere nicht standesgemäß mit einem miles, einem Ritter, verheiratet
war.
Weller
Tobias: Seite 255-256,259,313
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"Die
Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert"
Welf V.,
das jüngste, 1115/16 geborene Kind Heinrichs des Schwarzen,
heiratet Anfang der 1130-er Jahre Uta, die Tochter Graf Gottfrieds von Calw und der Liutgard von Zähringen. Utas Vater war ein
zuverlässiger Gefolgsmann und enger Vertrauter Kaiser HEINRICHS V. gewesen.
Man wird annehmen dürfen, daß die Eheabsprache noch zu
Lebzeiten Pfalzgraf Gottfrieds erfolgte, denn
schon im Frühjahr 1130 taucht Welf VI. mit dem CALWER bei
Rechtsgeschäften des Klosters Hirsau auf. Zweifellos wurde die
Heirat im Hinblick auf die
Hinterlassenschaft Gottfrieds,
den die 'Historia' als ditissimus
bezeichnet, vereinbart, denn der Pfalzgraf hatte außer Uta keine
weiteren erbfähigen Nachkommen [151 Ein Sohn Gottfried war schon vor
dem Vater gestorben; vgl. STÄLIN, Württembergische Geschichte
2, 370.
Nach dem im ausgehenden 13. Jahrhundert kompilierten Sindelfinger
Annalen soll Uta, die
Gemahlin Herzog Welfs von Spoleto, noch eine
Schwester Liutgard
gehabt
haben, die per vim iuncta fuit
cuidem militi
transalpino, nomine Verli. Der Sohn dieses Paares,
Philipp, sei später
Propst in Sindelfingen geworden (vgl. Ann. Sindelfing., MGH SS 17,
300f.). In der Forschung wird häufig gemutmaßt, diese Liutgard sei vom
Eintritt in das Calwer
Erbe ausgeschlossen worden, da ihre Ehe mit dem
obskuren transalpinen - das heißt von jenseits der
Schwäbischen Alb
gebürtigen - Ritter unstandesgemäß gewesen sei (so
LERCHE, Bedeutung
75f.; zuletzt SCHARZMAIER, Uta von Schauenburg 33). Inwieweit diese
Deutung des Quellenbefundes zutrifft, steht dahin. Gerade in der hier
interessirenden Passage der Sindelfinger Annalen sind die
genealogischen Angaben derart fehlerhaft, daß unklar bleiben
muß, was
es mit der nur hier überlieferten angeblichen Schwester Utas auf sich
hat.], verfügte aber neben der Vogtei über das Calwer
Hauskloster
Hirsau über beträchtlichen Besitz im nördlichen Schwaben
und in Franken.
Erst als erblindeter Greis mäßigte Welf VI. seinen
Lebenswandel, nahm seine Gemahlin Uta, die zuvor getrennt von
ihm auf den von ihr in die Ehe gebrachten Calwer Gütern (in
Sindelfingen oder auf der Schauenburg) gelebt hatte, wieder zu sich und
söhnte sich mit ihr aus. Wenig später starb er am 15.
Dezember 1191 in Memmingen. Uta
starb wenige Jahre später, nachdem sie vor Mitte 1196 noch als ducissa de Scawenburc
anläßlich der Gründung des Prämonstratenserstifts
Allerheiligen eine Urkunde ausgestellt hatte. In dem
Bestätigungs-Diplom, das PHILIPP
VON SCHWABEN im März 1200 für das gleiche Stift
ausfertigte, wird sie bereits als verstorben erwähnt [169 SCHOEPFLIN, Alsatia dipl.
1, No. 367, 308: [...], quam felicis memoria UTA ducisssa de Scawenburg in honore omnium
sanctorum [...] plantavit,
[...].]. Als ihren Todestag nennt das Nekrolog desselben Stiftes
den 28. August [170 Vgl.
SCHWARZMAIER, Uta von Schauenburg 42 mit Anm. 72. Das Steingardener
Nekrolog verzeichnet Welf VI.
in einem Sammeleintrag gemeinsam mit seiner Gemahlin und seinem Sohn
zum 14. November; vgl. Necr. Steingad., MGH Necr. 1, 37.].
Bemerkenswerterweise heirateten sowohl Heinrich der Schwarze
als auch seine beiden Söhne Heinrich
der Stolze und Welf VI.
Erb-Töchter:
Weder Wulfhild Billung
noch Gertrud von
Süpplingenburg, noch Uta
von
Calw hatten Brüder, die in die Hinterlassenschaft ihrer
Väter eintreten
konnten; Gertrud und Uta hatten überhaupt
keine weiteren Geschwister
[440 Vgl.
SCHNEIDMÜLLER, Welfen 165. Von der Existenz einer nicht
standesgemäß verheirateten Schwester Utas namens Liutgard, die
lediglich in den Sindelfinger Annalen erwähnt wird, kann aus den
oben
genannten Gründen nicht ohne weiteres ausgegangen werden (siehe
oben
Anm. 151); sollte es sie wirklich gegeben haben, spielte sie jedenfalls
keine Rolle beim Calwer
Erbe.].
1126/27
oo Welf VI. Markgraf von Tuszien
1115 † 15.12.1191
Kinder:
Elisabeth
1130/35 † 11.10.1164/80
Welf VII. Graf von Altdorf
um 1130 † 12.9.1167
Literatur:
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Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn
Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft.
Universitätsverlag
Konstanz GmbH 1998 Seite 92,123,136 - Barz Paul: Heinrich der
Löwe.
Ein Welfe bewegt die Geschichte. Keol Verlag Bonn 1978 Seite 267 - Bergmann
Hans-Walter: Der Löwe von Calw - Pfalzgraf Gottfried, des Kaisers
Stellvertreter. Geschichtliches aus der Glanzzeit der Calwer Grafen und
ihres Stifterklosters Hirsau Seite 107 - Brandenburg
Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co
Neustadt
an der Aisch 1998 Tafel 38 Seite 76 - Heine Alexander (Hg.):
Geschichte
der Welfen. Phaidon Verlag GmbH Essen Seite 56,85 - Jehl,
Rainer:
Welf VI., Wissenschaftliches Kolloquium zum 800. Todesjahr vom 5. bis
8.
Oktober 1991 im Schwäbischen Bildungszentrum Irse, Jan Thorbecke
Verlag
Sigmaringen 1995, Seite 26,29,30,32-34,37,38,40-42,49,55,56,120 -
Schneidmüller
Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH
Stuttgart
Berlin Köln 2000 Seite 30,165,184,210,203 - Schwarzmaier,
Hansmartin:
Dominus totius domus comitisse Mathildis. Die Welfen und Italien im 12.
Jahrhundert. in: Karl Rudolf Schnith, Roland Pauler (Hg.), Festschrift
für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag, Kallmünz 1993
Seite
283-307 - Schwarzmaier, Hansmartin:
Uta von Schauenburg, die Gemahlin Welfs VI., in: Welf VI.
Wissenschaftliches
Kolloquium zum 800. Todestages Welfs VI. im Schwäbischen
Bildungszentrum
Irsee, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991 Seite 29-43 - Schwennicke
Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio
Klostermann
GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 18 - Schwennicke, Detlef:
Europäische
Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der Europäischen Staaten.
Neue Folge Band XII, Schwaben, Verlag von J.A. Stargardt Marburg 1984
Tafel
30 - Stälin, Paul Friedrich: Geschichte Württembergs,
Gotha 1882 Seite 263 - Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G.
Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 25 - Weller
Tobias: Die
Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert Böhlau
Verlag Köln Weimar Wien 2004 Seite
255-256,259,261,313-314,412,423,805-806,828 - www.wikipedia.de -
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