Nantharius
Graf im Worms- und Nahegau
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† nach 870
Sohn des N.N.
Lexikon des Mittelalters: Band IX
Seite 72
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Widonen (Lambertiner)
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Herausragendes, seit dem Ausgang des 7. Jahrhundert nachweisbares
salfränkisches Adels-Geschlecht, das im Bereich
der mittleren
Mosel, Saar und Nahe beheimatet war, auch bei Verdun über Besitz
verfügte und im Reichsdienst in viele andere Teile des
Franken-Reiches ausgriff.
Nach Warnharius und
seinen drei Söhnen Nanther,
Herloin und Rothar verlieren sich
sichere Nachkommens-Linien, die indessen - vermutlich über einen Herard, einen Herloin und/oder einen dux Nanthar (um 864 GRÜNDER
des KLOSTERS
MÜNSTERDREISEN) und einen oder zwei Grafen Werinhar - zu Herzog Konrad den Roten und den SALIERN
weiterliefen; Kaiser HEINRICH
IV. betonte
jedenfalls
1105, daß Hornbach von seinen Vorfahren gegründet wurde.
E. Hlawitschka
www.wikipedia.de
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Münsterdreisen
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Münsterdreisen (auch Münster-Dreisen) ist ein
untergegangenes Kloster bei Dreisen im Donnersbergkreis in
Rheinland-Pfalz. An seiner Stelle steht heute der Münsterhof.
Gegründet wurde es um 870 als Benediktinerinnen-Kloster durch
einen Herzog Nanthar und seine Frau Kunigunde. Schutzpatron der
Klosterkirche war Saturninus von Toulouse. Nach der Zerstörung
durch die Hunnen 951 fiel das Kloster in den Besitz der SALIER, die es im 3. Viertel des
11. Jahrhunderts als Augustinerchorherren-Kloster neugründeten.
Metz Wolfgang: Seite 5,18,21
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"Miszellen zur Geschichte der Widonen und
Salier, vornehmlich
in Deutschland"
2. Kloster Münsterdreisen war 868 von einem dux Nantharius und
seiner Gattin Kunigunde gegründet
worden [83 MG DLdD 114 H.
WERLE,
Münsterdreisen: Archiv für mittelrheinische
Kirchengeschichte.] und befand sich später, 1144, in den
Händen des Herzogs Friedrich II. von Schwaben [34 St. Nr. 3468,
WERLE, Erbe des salischen Hauses Seite 123ff, 223.]. Der Name des
Gründers in Verbindung mit der Schenkung der Beatrix von Tuszien
[35 Ebenda Seite 238ff.],
Stief-Schwester Konrads des Jüngeren,
und der Lage der Güter in Rheinfranken inmitten der salischen
Besitzungen läßt die Beweisführung Werles
überzeugend erscheinen, daß auch hier altes salisches Erbe
vorliegt [36 Ebenda Seite
124ff.]. Interessant ist nun auch eine
Beobachtung von K. Schmid, derzufolge der Name Noting mehrfach in den
Verbrüderungsbüchern mit Nantharius und seiner Gattin
Kunigunde vorkommt [37 K. Schmid, Kloster Hirsau
und seine Stifter
(1959 Seite 84ff., 132ff.].
3. Der dux Nantharius ist wahrscheinlich
identisch mit dem (Grafen)
Nantharius, dem
Freunde (amicus) Hinkmars von Reims, den er in
einem
seiner Briefe bittet, den Schutz der Reimser Kirchengüter im
Wormsgau zu übernehmen [38
Siehe Anm. 29.]. Warum Hinkmar
dieselbe
Aufgabe dann dem Grafen Megingaud im Nahegau
zuspricht, ist unklar.
Megingaud-Megingoz gehört in den Kreis der RUPERTINER [41
GLÖCKNER, Lorsch und Lothrinngen Seite 342ff. = 54ff.], so
daß verwandtschaftliche Beziehungen zu den bereits für diese
Zeit erwähnten Grafen Werner im Lobdegau naheliegen.
Es wäre also nicht ausgeschlossen, daß es weiterhin
unmittelbare Nachkommen des Kloster-Gründers
Werner gab, die aber
auf Hornbach zunächst verzichtet hätten. So würde sich
vielleicht die Wiederkehr der Namen Werner-Nanthari und Erluin um 865
erklären [137 Vgl.
oben I, 3.], nachdem Nanthari
und Erluin
zunächst im Zusammenhange mit Hornbach über ein Jahrhundert
hindurch nirgends (mit Ausnahme der Urkunde Widos von 796) erwähnt
werden.
3. Ein weiteres Problem ist, ob die Krise der widonisch-salischen
Familie von 852 auf die
Geschichte des Klosters Hornbach Einfluß
hatte, ob also die späteren
SALIER Nachkommen der Markgrafen der
Bretagne waren
oder ihren Ursprung von einer anderen Linie des
Geschlechts her nahmen. Bisher wurden die späteren SALIER ohne
ersichtlichen Grund auf Herard,
den Mit-Besitzer Hornbachs
von 819 und
833 zurückgeführt. Wir hatten soeben die Vermutung
ausgesprochen, daß die Markgrafen
der Bretagne auf
Grund
ihrer allgemeinen Machtstellung in der Lage gewesen sein müssen,
die unmittelbaren agnatischen Nachkommen des Kloster-Gründers
Werner von etwa 742 aus
dem Besitz Hornbachs zu verdrängen. Die Zeit um 852-855 war nun
geeignet, eine Art "Wiederherstellung" der ursprünglich
bevorrechtigten Linie anzubahnen. Dafür spricht auf der einen
Seite die Wiederkehr der Namen Nantharius
und Erlwin neben Werner in Zusammenhang mit den
beiden späteren salischen
Besitztiteln Hornbach und Remigiusland. Es ist nicht ausgeschlossen,
daß Werner, Nantharius und Erlwin damals, etwa um
852-855, im Archiv der Klosters wieder auf die Gründungs-Urkunde
stießen und deren noch erhaltene - Abschrift anfertigen
ließen, um aus der Wiederkehr ihrer eigenen Namen in derselben
ihre eigenen Anrechte auf Hornbach besser ableiten zu können [150 Mit diesem Zeitansatz der
Abschrift von DOLL, Hornbach Seite 112 läßt sich diese
Auffassung vereinbaren.]. Gleichzeitig fällt aber auch die
Erwägung, daß die Nachkommen der WIDONEN nicht in ihre Heimat
zurückgekehrt sein dürften, für unsere Auffassung ins
Gewicht. Ein gewisser Edler Warnerius in der Touraine, Herr von Loches, Villentrois und La Haye dürfte
die Erbansprüche auf die Bretagne an seine Tochter Roscilla und über diese
an das Haus seines Schwieger-Sohnes Fulco von Anjou weitergeleitet
haben, das sie erneut (um 907/19) durchzusetzen verstand [151 K.F. WERNER,
Untersuchungen zur Frühzeit des französischen
Fürstentums (9.-10. Jahrhundert): Die Welt als Geschichte 18
(1958) Seite 270ff.]. Ebenso wie diese westfränkischen
Nachkommen gingen die
italienischen WIDONEN eigene Wege.
4. In dem engen "lothringischen" Teilreich Lothars II. war für die
Nachkommen der Markgrafen der Bretagne, wie auch besonders
für die
Markgrafen und Herzoge von Spoleto offenbar kein Platz
mehr. Deutlich
als Anhänger Lothars II. in
der Zeit der schwersten Krise seines
Reiches tritt der senior von Hornbach,
Werner, durch maxima fidelitate
865 in Erscheinung. Die Urkunde ist in Gondreville ausgestellt,
wohin
Lothar sich bald nach der
Übereinkunft seiner Oheime
Ludwig (des
Deutschen) und KARL (DES
KAHLEN) in Tousey am 19. Februar desselben
Jahres gewandt hatte [155 DÜMMLER,
Ostfränkisches Reich 2
Seite 111. - R. PARISOT, Le Royaume de Lorraine sous les Carolingiens
843-929 (1899) Seite 277.]. Schon bei dem Treffen mit den Oheimen in
Koblenz erschien Graf Werner,
wohl derselbe, in Lothars Gefolge
[156
Ebenda Seite 137.].
Ebenso wie dieser Werner
hielt
auch Nantharius
an Lothar fest; dieser sandte ihn
863
in seiner Ehesache zu KARL DEM KAHLEN [157
Annales Bertiniani Seite 62 = 97.].
Werner und Nantharius
waren im Worms- und Nahegau begütert, was
angesichts
der Besitzungen, die schon Rudolt
und Warin
(Weinheim, Drommersheim und
Sulzheim) um 800 innegehabt hatten, nicht sonderlich verwundern
dürfte [158 Vgl.
WERLE, Münsterdreisen Seite 323,
Besitzrechte Werners:
BEYER I Seite 117 Nr. 111.].
Schwierigkeiten bereitet indessen die Frage, ob der Gesandte Lothars
Nantharius
von 863 wirklich
identisch
war mit dem im Wormsgau, also im Reiche Ludwigs
des Deutschen, so mächtigen Nantharius.
Der Brief Hinkmars, in
dem er seinem amico fideli Nantario die
Obhut über gewisse Besitzungen von St. Remi im Wormsgau
überträgt [159
MG SS XIII Seite 539.],
kann indessen dem Anfang der Regierungszeit Lothars
II., der die Herrschaft 855 mit ausdrücklicher
Zustimmung
Ludwigs
des Deutschen übernommen hatte [160 DÜMMLER,
Ostfränkisches Reich 1 Seite 398.], entstammen,
möglicherweise
auch erst der Zeit nach dem Tode
Lothars,
870. Die Gründung des Klosters Münster-Dreisen durch Nantharius
im Jahre 868 mit Einwilligung Ludwigs des
Deutschen
fällt in eine Zeit, in der das Verhältnis des Königs zu
seinem Neffen eine weitgehende Verbesserung erfahren hatte. Für
Werner
und Natharius
darf man also wohl ein Festhalten an der Ergebenheit
gegenüber
Lothar II. unterstellen.
Mitterauer
Michael:
Seite 66
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"Karolingische Markgrafen
im
Südosten"
Als seinen Sohn lernen wir einen Nantheri
kennen. Ebenso hieß auch sein Vater. Ein jüngerer Nantheri schenkt
850 in Ilvesheim (bei Heidelberg), wo auch Werner und sein Sohn
begütert waren. Im selben Ort wird 814 eine Seelgerätstiftung
für den Lobdengau-Grafen Warin und seine Gattin Friderun gemacht. Der in
dieser Familie gebräuchliche Name Wegelenzo steht 792 an der
Spitze der Zeugenreihe Werners
und ist auch unter den Anwesenden bei der Tradition des jüngeren Nantheri zu
finden. Es dürften zwischen den beiden Familien
Verwandtschafts-Beziehungen bestanden haben. Der jüngere Nantheri gehört
sicherlich ebenso wie sein Zeitgenosse, der Lobdengau-Graf Werner,
zu den Nachkommen des Paares Werner
und Engiltrut.
Annalen
von St. Bertin: Seite
118
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Nach der Rückkehr aus dem Lande
jenseits der Seine
empfing König Karl
den
Bischof
Liutard von Pavia,
der von Kaiser LUDWIG
VON
ITALIEN,
den Bischof Gebhard von Speier, der von
seinem Bruder Ludwig,
dem König von Germanien,
und den Grafen Natharius, der von
seinem Neffen Lothar kam, die
alle
um Frieden bitten wollten.
Boshof Egon: Seite 11
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"Die Salier"
Von den Vorfahren her war der Familie
Besitz überkommen, der sich in Streulage vom Bliesgau über
Speyer- und Wormsfeldgau bis in den Mainraum erstreckte. Aus dem Erbe
der NANTHARE, die im 9.
Jahrhundert als eine der führenden
Adels-Sippen in den mittelrheinischen Gauen hervortraten, leiteten sich
die Verbindungen zu dem von dem dux Nantharius im Jahre 866
gegründeten Kloster Münsterdreisen im oberen Pfrimmtal, aber
auch zu Mainz her. Dieser Nanthari
war Vogt des Remigiuslandes im
Westrich um Kusel und Altenglan, des Reimser Kirchenbesitzes also; in
seiner Nachfolge erscheint später der erste SALIER, Graf Werner,
mit Ansprüchen in diesem Raum.
oo Kunigunde
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Literatur:
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Annalen von St. Bertin, in: Quellen zur
karolingischen
Reichsgeschichte. Zweiter Teil Wissenschaftliche Buchgesellschaft
Darnstadt
1972 Seite 118 - Boshof
Egon: Die Salier, Verlag
W. Kohlhammer
Suttgart
Berlin Köln 1987 Seite 11 - Dümmler Ernst: Geschichte des
Ostfränkischen
Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 491 -
Metz, Wolfgang: Miszellen zur Geschichte der Widonen und Salier,
vornehmlich in Deutschland, in: HJb 85 1965, Seite 5,18,21 - Mitterauer
Michael:
Karolingische Markgrafen
im
Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band
123.
Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963 Seite
66,71 -
Schmid, Karl: Kloster
Hirsau
und seine
Stifter.
Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band IX Freiburg im
Breisgau
1959 Seite 84,132 -