Sohn des
Grafen N.N. aus dem Hause der ERLAFRIDE
Nach H. Bühler Enkel von Graf Erlafrid
in Alemannien (†
769)
Lexikon des Mittelalters:
********************
Hirsau
---------
Abtei OSB und Zentrum monastischer Reform, im nordöstlichen
Schwarzwald, an der
Nagold (Baden-Württemberg, Landkreis Calw).
Eine erste Gründung mit
Reliquien eines hl. Aurelius (cella s. Aurelii) erfolgte als adliges
Eigenkloster 830 durch Bischof
Noting von
Vercelli und Erlafried
(wohl Vorfahren
der späteren Grafen von Calw),
verfiel aber bis zum Ende des 10.
Jahrhunderts
wieder.
U. Nothhelfer
ERLAFRID
---------------
belegt als Graf 830/32)
Belege mit comes-Titel:
-----------------------------
Codex Hirsaugiensis 7 (= Historia Hirsau-giensis Monasterii 255 Z.
1; Vita s. Aureili 141), 25 (= Historia Hirsaugiensis Monasterii 264),
49, BACH, Grabdenkmale 119f.
Belege ohne comes-Titel:
--------------------------------
D HIV Nr. 280, Bertholdi Annales 281 ad a. 1075, IRTENKAUF, Ein
bursfeldisches
Kalendar 259, WEIZÄCKER, Studien 212 A. 1, ? Das
Verbrüderungsbuch
der Abtei Reichenau 73D2-3, 100B1, 127A2, Codice Necrologico-Liturgico
Brescia 9
Literatur:
------------
LUTZ, Hirsau 65-72 - METTLER, Forschungen 189-192 - GREINER, Neue
Studien
21-24 - BRACKMANN, Hirsau 273f. - GREINER, Hirsau 9 - JÄNICHEN,
Baar
und Huntari 97, Tafel: "Die Grafen der Baaren" im Anhang - SCHMID,
Kloster
Hirsau, passim - SCHREINER, Hirsau 281 f.
Über die erste Gründung des Klosters Hirsau (Karte
bei
BORGOLTE,
Kommentar. L3) liegen zwei voneinander abweichende Darstellungen im
Codex
Hirsaugiensis vor; diese Quelle wurde in der heute vorliegenden Form im
16. Jahrhundert überwiegend nach Vorlage(n) aus dem
Hochmittelalter
zusammengestellt.
Nach der einen Version hat quidam
religiosus comes
nomine
Erlefridus, der in partibus Alemannie provincie
lebte, die Abtei zur
Zeit
LUDWIGS DES FROMMEN in predio suo in loco scilicet ameno,
qui Hirsaugia
nuncupatur, errichtet (Codex Hirsaugiensis 25). Zur Ausstattung
der
Mönchsgemeinschaft
gehörten unter anderem 12 Hufen in Gültstein (Karte bei
BORGOLTE,
Kommentar: M 5), deren Tradition durch den Grafen Erlefridus in dem
zitierten
Gründungsbericht und im hirsauischen Güterverzeichnis
erwähnt
wird (ebd. 49).
In der anderen Fassung tritt Erlefrid
ganz zurück:
Anno dominice incarnationis
octingentesimo tricesimo, anno
autem
Ludovici
Pii, imperatoris Karoli Magni filii, decimo septimo corpus sancti
Aurelii
episcopi et confessoris de Italia translatum est et Hirsaugia primum
fundata.
Nothingus namque, Erlafridi comitis filius, Vercellensi catbedra
sublimatus,
tribuente Mediolanensi archiepiscopo
venerandi confessoris ossa (...)
civibus
ignorantibus accepit ac paterno fundo, ubi postmodum Hirsaugia fundata
est, invexit, ubi tunc
eiusdem comitis domus saltus fuit (ebd. 7).
Noting,
der Bischof von Vercelli, soll also im Jahr 830 Reliquien des hl.
Aurelius
von Mailand auf das Gut seines Vaters, des Grafen Erlafrid,
überführt
haben, wo dann das Kloster gegründet wurde. Diese Schilderung
findet,
was Noting angeht, in
Translationsberichten ihre Bestätigung, die
verschiedenen Fassungen der Vita s. Aurelii angeschlossen sind;
allerdings
wird Erlafrid hier nicht
erwähnt. Daraus darf aber zweifellos
nicht
geschlossen werden, der Graf Erlafrid
habe in der Zeit LUDWIGS DES
FROMMEN
gar nicht existiert; vielmehr muß man vermuten, dass Noting und
Erlafrid
Anteile an der Gründung hatten, die freilich in
unterschiedlicher
Weise wiedergegeben wurden (SCHMID besonders 57f. gegen GREINER, Neue
Studien,
METTLER, LUTZ besonders 70). Bekräftigt wird diese Sicht durch D
HIV
Nr.
280, das berühmte "Hirsauer Formular" von 1075, das nach MAYER
(Fürsten
und Staat 50-62) als echt in allen Teilen gilt. Über die
Frühgeschichte
Hirsaus erfährt man aus der Narratio des Diploms:
(Monasterium
Hirsaugiense)
tempore Lvdowici pii regis in honore sancti Petri et sancti
Avrelii
episcopi
constructum honorifice et deo dicatum est ab Erlefrido quodam nobili
senatore
(!) et religloso et a Notingo filio eius reverentissimo Uercellensi
episcopo
aliisque parentibus Adalberti comitis de castello Chalawa (...).
Das
Jahr
der Erstgründung, das im Codex Hirsaugiensis mit 830 angegeben
ist,
findet sich auch beim Annalista Saxo (Seite 574); ohne die Namen der
Gründer
wurden dagegen die Translation des hl. Aurelius in Germaniam und die
fundatio
des Klosters in einigen Handschriften der Annalen Lamperts zu 832
vermerkt
(Lamperti Annales 22,24). Von den übrigen Quellen abweichend
setzen
die Bertholdi Annales (281) die Errichtung des Klosters Hirsau durch
Erlafrid
in die Zeit des König Pippin;
dass dies nicht richtig sein kann,
hat SCHMID (28) durch eine Analyse des Gründungsvorgangs
überzeugend
dargetan. In der Hirsauer Überlieferung erscheint Erlafrid noch im
Spätmittelalter als fundator
monasterii sancti Aurelii
(IRTENKAUF).
SCHMID konnte in den Gedenkbüchern von Reichenau und St. Giulia
in Brescia einige Einträge mit den Namen Erlafrid und Noting
nachweisen,
die teilweise ins 9. Jahrhundert datiert werden müssen (besonders
21f.,
8off.,102ff.,131ff.). Ohne Zweifel ist es dabei gelungen, die
Verwandten
der Gründer Hirsaus zu ermitteln. Allerdings kann der eine oder
andere
Beleg des Namens Erlefrid,
Erlafrid etc. wohl nicht
mit Sicherheit auf
den Grafen bezogen werden. Die 50 Namen umfassende Liste auf pag. 73
des
Reichenauer Verbrüderungsbuches (D1-4) enthält zum Beispiel
drei
Erlefride; ob einer und
gegebenenfalls welcher von ihnen mit Erlafrid
identisch
war, läßt sich nicht feststellen (vgl. ferner 100B1 und
127A2;
Codice Necrologico-Liturgico Brescia 9).
In den Gedenkbucheinträgen ist dem Namen Erlefrid in keinem Falle
der Titel comes beigeschrieben worden. Daraus muß man nicht
ableiten,
Erlafrid habe den
Grafentitel nicht geführt und wohl auch die
entsprechende
Stellung nicht innegehabt; einem solchen Schluß stünden die
- freilich späten - Berichte des Codex Hirsaugiensis entgegen.
Allerdings
war Erlafrid nicht Graf
von Calw, wie einige spätere Quellen (BACH
119, Vgl. WEIZÄCKER) und danach zahlreiche Forscher behauptet
haben
(so mit Recht SCHMID 90 ff., zum Beispiel gegen BRACKMANN). Es handelt
sich dabei um Extrapolationen von Verhältnissen des 11.
Jahrhunderts
in die KAROLINGER-Zeit.
Unbestreitbar ist aber, dass Erlafrid
zu den
Vorfahren
des Neugründers von Hirsau, Graf
Adalbert von Calw,
gehörte
(siehe
Zitat aus D HIV Nr. 280 oben Seite 114). Die merkwürdige
Bezeichnung
senator in D HIV Nr. 280 und
danach in den Annalen Bertholds konnte
bisher
nicht gedeutet werden.
Ob Erlafrid der Herkunft
oder dem Wirkungsbereich nach ein
alemannischer
Graf war (so zum Beispiel SCHREINER; GREINER, Hirsau 9), ist
zweifelhaft
(SCHMID 78ff.); die Lage der in D HIV Nr. 280 und im Codex
Hirsaugiensis
im einzelnen genannten Dotationsgüter der Abtei reicht nicht aus,
um Erlafrid als
Nachfolger der Grafen GEROLD
(I bzw. II) im
südlichen
Teil des Nagoldgaues ansehen zu können (siehe JÄNICHEN; vgl.
SCHMID
87, GREINER, Beiträge).
Ein früher Erlefridus,
der 769 in
pago
Alemannorum in Gültstein bubam
I et mancipium I an Kloster Lorsch
geschenkt hat (CL III Nr. 3290), dürfte wegen der
Besitznachbarschaft
bzw. -nachfolge mit Erlafrid
verwandt gewesen sein. In Gültstein
war
wohl auch GEROLD (I) begütert
(CL III Nrn. 3289,3617); weitere,
von
SCHMID nachgewiesene Besitzüberschneidungen dieses mächtigen
Grafen mit den Liegenschaften der Hirsauer Stifter sprechen auch hier
für
Versippungen (SCHMID 88; LUTZ 67f. A. 8).
Auffälligerweise hat ein
Graf Adalbert, vielleicht der
Amtswalter im Osten der Bertoldsbaar und
im Thurgau (siehe Artikel ADALBERT II), um 870 ebenfalls in
Gültstein
zugunsten
Kloster Lorschs verfügt (CL III Nrn. 3535 bzw. 2575B). Der Name
des
Grundherrn läßt an den Neugründer Hirsaus, den Grafen
von
Calw, denken. SCHMID glaubt, durch den Vergleich zahlreicher
Verbrüderungsbucheinträge
die Verbindung zwischen dessen Familie und den Hirsauer Stiftern des 9.
Jahrhunderts aufgedeckt zu haben (101-114).
Nach Quellen des 15. und 17. Jahrhunderts hat Erlafrid in Hirsau sein
Grab gefunden (BACH 119f.).
Wenn also Bischof Noting
überführte die Aurelius-Reliquie auf sein
väterliches
Gut
überführt hat und dort eine Kirche, ja ein Kloster
aufgerichtet
hat, dann verfügte er zwar über den Altargrund, aber offenbar
mit Zustimmung oder auf Wunsch seines Vaters
Erlafrid,
der dort ein Waldahaus besaß. Mit anderen Worten heißt
dies,
Erlafrid
hatte den Altargrund zur
Verfügung
gestellt. Möglicherweise waren sogar Notings
Vater und dessen Angehörige die treibenden Kräfte bei
der Translation und besonders bei der Klosterstiftung.
Bühler
Heinz: Seite 719,722
************
"Adel,
Klöster und
Burgherren im alten Herzogtum Schwaben"
oo N.N.
†
Kinder:
Noting Bischof von Vercelli
†
12.8. oder 21.11.859
Adalbert Graf
†