Begraben: Paris, Cordeliers
Einzige Tochter des Herzogs
Heinrich III. von Brabant
und der
Adelheid
von Burgund, Tochter von
Herzog
Hugo IV.
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 276
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Maria von Brabant, Königin von Frankreich
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+ 12. Januar 1322
Begraben: Paris, Cordeliers
Tochter Herzog Heinrichs III. von Brabant und der Alix von Burgund
oo 21. August 1274 König Philipp III. als dessen 2. Gemahlin, Krönung 24. Juni 1275
Kinder:
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Ludwig von Evreux,
Margarete (2. Gemahlin Eduards I. von England)
Blanche (Gemahlin Herzog Rudolfs von Österreich)
Maria von Brabant,
die ihre Entourage mit an den Königshof brachte, stand an der Spitze
einer ‚Brabanter‘ Partei, die den Güstling Pierre de La Broce
bekämpfte. Im Zuge wechselseitiger Intrigen wurde Maria
von Brabant im August 1276 des Giftmordes an Ludwig,
dem Thronerben (Sohn Philipps III.
aus erster Ehe angeklagt). Der Konflikt endete mit der Hinrichtung La Broces
(+ 30. Juni 1278). Marias Wittum umfaßte
die Kastellaneien Pacy, Mantes, Anet, Nogent-le-Roi und Breval.
Die schöne und gebildete Königin, deren Vater schon als Trouvere
hervorgetreten war, scharte um sich einen Musenhof (unter anderem Adenet
e Roi und Guillaume de St-Clou) und trat auch als geistliche Wohltäterin
hervor (Kapellenstiftung für Notre-Dae de Mantes, Gunsterweise für
Val des Ecoliers, Kartäuser und Mathuriner zu Paris).
MARIE
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+ 1321
oo 1274
PHILIPP III., König
von Frankreich
* 1245, + 1285
MARIA VON BRABANT - die kühne Frau des Kühnen
* um 1269, + 12. Januar 1321
Louvain (Leuven) Murel bei Melun
Zweite Gemahlin Philipps III. des Kühnen (* 1245; König: 1270-1285) Heirat 21. August 1274 Vincennes
Philipp hat in Kalabrien
bei der Rückkehr vom Kreuzzug seine erste Frau Isabella
von Aragon verloren. Seit drei Jahren ist er Witwer und König,
als er erneut freit. Die Erwählte ist recht jung, kaum vierzehn, aber
gerühmt ob ihrer Schönheit. Maria
ist elegant, sie hat am Hofe ihres Vaters Heinrichs III., des Herzogs
von Brabant, und ihrer Mutter Adelheid von
Burgund eine perfekte Erziehung genossen. Nach allgemeiner Übereinkunft
ist sie eine reife Persönlichkeit. Sie wird übrigens lange Zeit
Berater aus ihrem Herkunftsland an ihrer Seite haben.
Ihr künftiger Gemahl ist fünfzehn Jahre älter,
Vater mehrerer Kinder und liebt - im Gegensatz zu seiner künftigen
Frau - mehr die Jagd und den Krieg als die Schöngeistigkeit. Er gilt
als fromm wie sein Vater, aber manche munkeln, dass er auch von der „Sünde
wider die Natur befallen“ sei. Dennoch scheint er es recht eilig zu haben,
am 21. August 1274 diese Kind-Frau in Vincennes zu heiraten und sie am
25. Juni 1275 in der Sainte-Chapelle krönen zu lassen. Zu Anfang befindet
sich die junge Königin in einer recht eigenartigen Lage. Wie sein
Vater Ludwig unter dem Einfluss seiner
Mutter Blanche von Kastilien stand,
scheint Philipp unter dem Bann seiner
Mutter Margarete zu stehen, schlimmer
aber noch: unter dem seines Arztes und Kammerdieners Pierre de la Broce.
Rasch bildet sich eine Hofintrige der Brabanter um die Königin,
die den Bestrebungen des Favoriten Schach bieten will.
1276 kommt es zum plötzlichen Ableben des Thronerben
Ludwig, des Sohnes von Philipps erster
Frau Isabella. Üble Gerüchte
kommen auf. Gegengerüchte ebenso. Der Kronprinz wäre von La Broce
vergiftet worden, um Maria das Verbrechen
in die Schuhe zu schieben. Hat er nicht mit Spanien gegen seinen Herrn
konspiriert? Die anderen sagen, es war Maria,
die den Thronerben aus dem Weg geräumt hat.
Philipp ist verwirrt. Er bedroht zunächst seine Frau mit
dem Tod. Dann - nach der Lektüre abgefangener Briefe, deren Inhalt
unbekannt ist und bleiben wird - trifft er eine plötzliche Entscheidung:
der Hof wird von Melun nach Vincennes verlegt. Pierre de la Broce wird
verhaftet, in einen Schlossturm gesperrt und - ohne dass ihm Gelegenheit
sich zu verteidigen geboten wird - im Juni 1278 am berüchtigten Galgen
von Montfaucon aufgeknüpft. Die Partei der Königin triumphiert.
Vielleicht hat sie die ganze Angelegenheit geschickt gesteuert. Von dieser
Bedrohung befreit, muss Maria der Königin-Mutter
Margarete von der Provence nun
verständlich machen, dass ihre politische Rolle ein Ende hat.
Maria stützt sich auf Margaretes
alten Feind, den Königs-Onkel Karl von Anjou.
Eingekeilt zwischen Mutter und Ehefrau gibt Philipp
der Letzteren recht. Margarete zieht
sich ins Kloster zurück.
Marias Einfluss auf
den König wird jetzt überdeutlich. Sie bestimmt ihn, mit der
klugen Politik Ludwigs IX. zu brechen.
Karl von Anjou, der schon einmal Auslöser
der dramatischen Ereignisse vor Tunis war, will seine Rechte auf Sizilien
geltend machen. Die Königreiche von Kastilien und Aragon verbünden
sich daraufhin gegen Frankreich. Am 30. März 1282 werden in Palermo
bei der „sizilianischen Vesper“ auf Anstiftung Peters
III. von Aragon Franzosen in Massen ermordet. Die Auswirkungen
sind katastrophal. Papst Martin IV., Suzerän Siziliens, bannt
den König von Aragon, konfisziert seine Länder, um sie als Wiedergutmachung
dem Kronprinzen zu geben. Im Februar 1284 beschließt eine Versammlung
von Notabeln und Prälaten, nicht dem Kronprinzen
Philipp, sondern seinem Bruder
Karl solle die Krone von Aragon zukommen.
Ein Rechtstitel ist das eine, die Macht das andere. Aragon will erst erobert
werden. Im März 1284 zieht Philipps des Kühnen
Armee aus. Rasch wandelt sich der eroberungsfrohe Gast während des
Sommers in Unsicherheit. Im Juni hat man die Pyrenäen überquert,
die Belagerung Geronas begonnen: tausende Franzosen sterben unter dem Treiben
der Belagerten oder an Malaria. Die Flotte wird am 4. September versenkt.
Philipp
gibt den Befehl zum Rückzug. Selbst ein Opfer der Epidemie, schleppt
sich der König nach Perpignan, wo er am 5. Oktober 1285 stirbt. Philipp
IV., der Schöne, der Sohn des Verstorbenen und
Isabellas von Aragon, wird siebzehnjährig König. Er
beendet die militärische Operation durch Verhandlungen: Aragon behält
Sizilien, übergibt aber im Austausch das Königreich Neapel an
ANJOU.
Beim Tod ihres Mannes ist Maria
von Brabant recht jung, fünfundzwanzig. Ihre politische
Rolle aber ist ausgespielt. Philipp der Schöne
verweist
nicht nur seine Großmutter Margarete von
der Provence, sondern auch seine Stiefmutter aufs Altenteil.
Maria kümmert
sich fortan vorwiegend und erfolgreich der um die Erziehung und Zukunft
ihrer Kinder, zweier Mädchen und eines Buben. Ihre Tochter Margarete
(1282) heiratet Eduard I., den König
von England, die zweite, Blanche
(1283/84) verbindet sich mit den Kaiser-Sohn Rudolf,
Herzog von Österreich und
König von Böhmen. Der Sohn
Ludwig (1276), Graf von Evreux,
ist der Stammvater der Könige von Navarra. Maria
werden sechsunddreißig Jahre Witwendasein beschieden sein.
Sie wird die Herrschaft Philipps des Schönen
und Ludwigs X., des Zänkers, erleben
und beide, dem ersten 1314, dem zweiten 1316 ins Grab schauen, da sie als
Königin-Witwe an ihren Begräbnissen teilnimmt.
Sie zieht sich in der Zeit Philipps
V., des Langen, in das Kloster Murel bei Melun zurück,
wo sie am 10. Januar 1321 stirbt. Längst von der Welt vergessen,
widerfährt ihr nicht die Ehre, in Saint-Denis bestattet zu werden.
Schließlich sind vor ihr zwei regierende Damen, Johanna
von Navarra und Margarete von Burgund,
verstorben. Sie wird bescheiden im Franziskanerkloster zu Paris beigesetzt.
Das Jahr 1275 brachte mit der Wiederverheiratung des Königs
eine entscheidende Wende in der Regierungszeit Philipps
III. Die Hochzeit mit Maria von Brabant
fand
im August 1275 in Vincennes statt, und am Fest Johannes' des Täufers
wurde Maria in Anwesenheit der geistlichen
und weltlichen Großen fast ganz Frankreichs und auch einiger Fürsten
aus Deutschland in Paris durch die Hand des Reimser Erzbischofs feierliche
gekrönt und gesalbt.
Die Heirat Philipps
mit Maria von Brabant veränderte
die Situation bei Hofe und damit auch die Politik des Königs. Mit
der Hofhaltung Marias brachte sich
in glanzvollen, den Adel Europas zusammenführenden Turnieren die ritterlich-höfische
Kultur zur Geltung, voller Bewunderung für den tapferen und siegreichen
Karl
von Anjou, der nun erneut Einfluß auf Philipp
gewann
und die Partei der
Königin-Mutter
Margarete in den Hintergrund drängte. Nicht minder wirkte
sich die Macht Marias
bei Hofe auf
die Stellung des Chambellan Pierre de la Broce aus. Er war inzwischen zum
Stein des Anstoßes für den Adel geworden, hatte sich mit vielen
Herrschaften bereichert, seine Töchter mit Adeligen verheiratet und
die eigene Familie und Klientel in einträgliche Positionen gebracht.
Erst Maria von Brabant widersetze sich
dieser Konstellation, und Pierre de la Broce versuchte, den Einfluß
Marias
auszuschalten, indem er auf sie den Verdacht lenkte, den im Jahre 1276
plötzlich verstorbenen erstgeborenen Sohn des Königs namens Ludwig
vergiftet
zu haben, um ihren eigenen Kindern das Recht auf Nachfolge zu verschaffen.
Doch konnte sich die Königin von dem Verdacht reinigen, und im Gegenzug
erreichten die Gegner von La Broce seinen Sturz; 1278 wurde er hingerichtet.
Allerdings blieb auch danach der Hof des Königs in mehrere Lager gespalten:
die Freunde Marias von Brabant in enger
Verbundenheit mit Karl von Anjou, die
Freunde der Königin-Mutter Margarete,
die Leute aus dem Hotel du roi.
Hoensch, Jörg K.: Seite 26
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"Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie
gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437."
Der Sieger von Worringen, Herzog Johann I. von Brabant, hatte die LUXEMBURGER von dem Friedensschluß ausgenommen und erst nach schwierigen Verhandlungen einer Aussöhnung unter der Bedingung zugestimmt, daß der junge HEINRICH VII., einem Wunsch der Königin-Mutter Maria von Frankreich [Einwurf: Maria von Brabant war zwar die Witwe von König Philipp III., aber nur die Stiefmutter von König Philipp IV., so daß die Bezeichnung Königin-Mutter nicht exakt ist. ] entsprechend, seine Tochter Margarete zur Frau nahm. Nachdem eine päpstliche Dispens das Ehehindernis wegen zu enger verwandtschaftlicher Beziehungen beseitigte, die strittige Mitgiftfrage durch Vermittlung König Philipps IV. beigelegt un der Herzog das Versprechen abgegeben hatte, Luxemburg nicht anzugreifen, fand die Hochzeit im Juni 1292 statt. Eine Normalisierung der Beziehungen zu Brabant hat sich wegen der mangelhaften Einlösung der Mitgiftzusagen zwar erst unter Johann II. von Brabant eingestellt, mit der Heirat war aber die außenpolitische Isolierung Luxemburgs überwunden.
Leo Heinrich Dr.: Seite 581
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"Zwölf Bücher niederländischer Geschichten."
Außer diesen beiden Söhnen hinterließ
Heinrich III. noch einen Sohn, Gottfried,
welcher Einkünfte und Rechte in Aerschot, Sichem und anderen Ortschaften
und deren Gebiete zur Abfindung erhielt, und Jeanna de Vierson heiratete.
Heinrichs
III. Tochter, Marie, ward 1272
die Gemahlin König Philipps von Frankreich.
21.8.1274
oo 2. Philipp III. der Kühne König
von Frankreich
3.4.1245-5.10.1285
Kinder:
Margarete
-14.2.1318
9.9.1299
oo 2. Eduard I. König von England
16.6.1239-7.7.1307
Blanka
1276/85-19.3.1305
Paris Wien
29.5.1300
oo 1. Rudolf III. Herzog von Österreich
um 1282-4.7.1307
Ludwig Graf von Evreux
5.1276-19.5.1319
siehe im Ordner Navarra
Literatur:
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Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter.
W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 168 - Ehlers Joachim/Müller
Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige
des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München
1996 Seite 195,199,204 - Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter der
Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite
257 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf Bücher niederländischer
Geschichten. Eduard Anton Verlag Halle 1832 - Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband
1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I
Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 20,48 - Treffer Gerd:
Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette
(8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 142-144
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