EUROPÄISCHE STAMMTAFELN NEUE FOLGE BAND XVI Tafel
80 A
Lexikon des Mittelalters: Band II Seite 318
********************
Bogen, Grafen von
------------------------
Ostbayerisches Adelsgeschlecht, dessen frühe Genealogie
im Dunkeln liegt.
Mit Sicherheit weiß man nur, dass zwei Familien
zu unterscheiden sind: Die Linie, die sich seit ca. 1100 Grafen
von Windberg und nach der Umwandlung dieser Burg in ein Kloster
(nach 1125) Grafen von Bogen nennt;
eine verwandte Familie (ausgestorben 1148) hatte die Domvogtei Regensburg
inne und nannte sich immer nur "advocatus Ratisponensis", nie Grafen
von Bogen. Graf Aschwin, ein vermutlicher Angehöriger
des Gesamtgeschlechts, hatte nach den BABENBERGERN seit Mitte des 11. Jh.
die Grafschaft im Donaugau inne. Den Kern der Grafschaft
Bogen bildet der östliche Donaugau. Hinzu kamen die Grafschaft
im Künziggau von den Grafen von Formbach (1158), 1230 große
Lehen vom Bischof von Passau und um 1230 die Grafschaft Deggendorf. Bedeutung
kommt den zahlreichen Vogteien zu. Eng sind die Beziehungen zu Böhmen.
Wichtigste Familienverbindung zwischen den PREMYSLIDEN und den
Grafen von Bogen ist die Ehe Graf
Alberts III. mit Ludmilla, Tochter des böhmischen Herzogs
Friedrich (um 1184). Das Gebiet um Schüttenhofen wurde Lehen der BOGENER
von Böhmen. Das Machtstreben der Grafen wird durch den nie vollendeten
Burgenbau
Hohenbogen vor der böhmischen Grenze deutlich. 1192 entfaltete
Graf Albert III. eine Fehde gegen den Herzog von Bayern, den WITTELSBACHER
Ludwig I., wegen der bambergischen Lehen an der Donau und der Burggrafschaft
Regensburg; er rief den böhmischen König ins Land, schlug den
Herzog und drang ins südliche Bayern vor.
Kaiser HEINRICH VI. rettete den Herzog aus seiner Lage. Ludmilla
heiratete nach dem Tode Alberts III. Herzog Ludwig I. von Bayern.
Mit Graf Albert IV. starb das Geschlecht 1242 aus, die Grafschaft
fiel an seinen Stiefbruder, dem bayerischen Herzog Otto II. Das Rautenwappen
der Grafen von Bogen wurde zum Wappenbild
Bayerns.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 81
***********************
Bogen, Grafen von
------------------------
niederbayerischer Geschlecht
Hochadeliges Geschlecht in Bayern im 12./13. Jahrhundert.
Sitz Bogenberg bei Straubing.
Jüngerer Zweig der BABENBERGER in Österreich.
Abstammung von Adalbert I., Sohn des Markgrafen
Ernst (+ 1075).
Durch seine Gattin Luitgard, Tochter des Grafen
Friedrich II. von Dießen, Verbindung mit den von diesen abstammenden
Domvögten von Regensburg.
Um 1100 Beteiligung der Grafen
von Bogen an der Gründung
des Benediktinerklosters Oberaltaich.
In dieser Generation noch Benennung nach dem – 1125-1130
von Adalbert II. (+ 1146) in ein Prämonstratenserkloster umgewandelten
– Windberg.
Bedeutende Mitglieder der Familie:
------------------------------------------
Berthold I., Abt OSB von St. Blasien, im Dienst
König KONRADS III.
Adalbert IV. (+ 1197), oo Ludmilla von Böhmen;
Berthold III. (+ 1218 bei Damiette als Kreuzfahrer)
Luitpold (+ 1219), Propst der Alten Kapelle Regensburg
Adalbert V. (+ 1242), Kampfgenosse Herzog Friedrichs
des Streitbaren von Österreich.
Mit ihm Auslöschen des Geschlechtes.
Hinterlassenschaft fiel durch Erbvertrag an seinen Halbbruder
Otto II. von Bayern.
Die weiß-blauen Rauten der Grafen
von Boogen gingen in das bayerische
Wappen über.
Verdienste um die kolonisatorische Erschließung
des Bayerischen Waldes.
Literatur:
-----------
NDB 2; M. Piendl, Die Grafen von B., Jahresbericht d.
Hist. Vereins Straubing, 1953-1955.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Nach Andreas Thiele, Erzählende Stammtafeln, entstammten
die Grafen von Bogen dem Geschlecht
der BABENBERGER.
Prinz Friedrich:
*************
"Bayerns Adel im Hochmittelalter"
Ein erstaunlich geschlossenes, adeliges Machtgebiet bildete
sich jedoch zwischen Regensburg und Passau. Donauabwärts und an beiden
Ufern des Stromes bauten von der Mündung der Großen Laaber bis
nach Niederaltaich hinab und nach Norden bis zum Regen, nach Böhmen
hinein bis zur cella Rinchnach und bis nach Schüttenhofen die Grafen
von Windberg-Bogen und Domvögte von Regensburg ihr dichtes,
für andere Herrschaftsträger so gut wie undurchdringliches Territorium
auf, das 1242 mitsamt ihrer Ministerialität in wittelsbachischen
Besitz überging, wodurch übrigens auch das Bogensche Rautenwappen
bayerisches Hoheitszeichen wurde. Durch umfangreiche Rodungen dehnten die
BOGENER
ihren Machtbereich weit in den Bayerischen Wald hinein aus, festigten ihre
Stellung als Vögte auf reichen Bamberger und Passauer Kirchengut,
stifteten die Klöster Oberaltaich und Windberg und bevogteten außerdem
die Alte Kapelle zu Regensburg, Mallersdorf, Niederaltaich und Prüfening.
Zahlreiche Ministerialen unterstanden ihnen, sie hatten eigene Verwaltungsbeamte
und besetzten beim bayerischen Herzog das Marschalls-, Truchsess- und Schenkenamt.
Der erste, näher fassbare Angehörige der Grafenfamilie ist ein
Aschwinus
comes de Bogen und advocatus Altahensis ecclesie,
den Abt Hermann von Niederaltaich (1240/71) als Sieger über eingefallene
Böhmen rühmt und der wohl um 1082 zu setzen ist. Schon 1094 knüpften
die BOGENER Heiratsverbindungen zu
den PREMYSLIDEN und verstärkten dieselben im 12./13. Jahrhundert.
Wahrscheinlich haben die BOGENER schon
früh innerhalb des großen Königsgutsbezirkes um die Reichsburg
Cham Erwerbungen machen können. Spätestens beim Aussterben der
FORMBACHER erwarben die BOGENER
den Comitat im Künziggau. Die Regensburger Nebenlinie
nannte
sich als Inhaberin der Domvogtei "advocatus Ratisponensis" und starb
schon
1148 aus, wohingegen die Hauptlinie noch eine weiteres Jahrhundert
blühte und erst 1242 mit Graf Albert IV. endete.
Beachtliche Besitzungen im Osten hatten auch die Grafen
von Bogen, so die domvögtische Linie in Brunn im Felde
am Kamp, die BOGENER selbst in Kärnten
und Krain (als Besitznachfolger im Erbe der Grafen von Weimar-Orlamünde
beim Tode des Markgrafen Poppo II. 1101), und zwar in Gurnitz, wo sie eine
Ministarialenburg besaßen, ferner Gurkfeld und die Ministerialenburgen
Reifnitz und Khünburg.