Eine Quelle des 12. Jahrhunderts läßt Gisela
zuerst Ernst
und danch den Sachsen Bruno heiraten [10
Annalista Saxo a. 1026, Seite 676.]; damit blieben allerdings
für eine Ehe Giselas mit Bruno
und die Geburt ihres Sohnes Liudolf, möglicherweise sogar noch
einer gleichnamigen Tochter Gisela [11 Vgl. Bischoff, Chronologie
der Kaiserin Gisela 286 mit Anmerkung 7, mit Kimpen, Ezzonen 1-91, besonders
50 mit Anmerkung 4.] nur rund eineinhalb Jahre. Dieser Umstand und die
Tatsache, daß Liudolf am 1. Juli 1028 eine Urkunde seines
Stiefvaters
KONRAD
bezeugte, daher damals kaum erst zwölf Jahre alt gewesen war, widersprechen
der überlieferten Reihenfolge der Ehen Giselas
[12
Vgl.
BA e. Dagegen war der DH II. 255 von 1013 als Zeuge genannte Graf Liudolf
sicher nicht der Sohn Giselas,
da die Unterschriftenliste aus 1007 stammt: siehe Bresslau, Urkundenlehre
2, 203 Anmerkung 1. Vgl. DH II. 263 von 1013 III 26, wo die Grafschaft
eines Grafen Liudolf an oder nahe der Leine erwähnt wird. Dieser
Liudolf könnte mit dem erstgenannten identisch gewesen sein:
siehe BG 1771 und 1780.]. Im Grunde bedarf es jedoch weder dieser Argumente
noch eines Indizienprozesses über das Lebensalter der Ernst-Söhne,
wenn man Thietmars Chronik genau liest: Am 10. November 1014 muß
der Tod Brunos schon eine gewisse Zeit Vergangenheit gewesen sein
[13 Thietmar, Chronicon VII 6. BA e. BG 1851c und d: Das Datum ist
durch DH II. 325 und Thietmar, Chronicon VII 8 (6), abgesichert.], so daß
eine Ehe zwischen dem Sachsen und Gisela
nur am Beginn ihrer drei Verbindungen stehen kann; sie war also zuerst
mit Bruno von Braunschweig verheiratet.
Der Sachse Bruno zählte 1002 zu den, wenn
auch nicht aussichtreichen, Kandidaten um die Nachfolge OTTOS
III. Der Konkurrenzt, den HEINRICH
II. am ehesten zu fürchten hatte und der seinem Königtum
am längsten Widerstand leistete, war Hermann
II. von Schwaben, der Vater Giselas
[14
BG 1478a und 1508a. Keller, Schwäbische Herzöge
135 ff., bes. 137 Anmerkung 88 und 143 (Bruno von Braunschweig).
Zum letzteren siehe Schneidmüller, Otto III. 17 mit Anmerkung 29.].
Nicht unmöglich, daß der schwäbische Herzog die jüngere,
etwa zwölf- oder dreizehnjährige Tochter Gisela
mit
einem sächsischen Thronprätendenten ungefähr zur
selben Zeit verheiratete, als er die Wormser Familie durch die Ehe Mathildes
mit Konrad,
dem Sohn Ottos,
des am ehesten erbberechtigten Nachfolgers im Königtum, zu gewinnen
suchte. Diese Ehe muß vor dem 24. Juni 1002 bereits bestanden haben.
Für die Eheschließung Brunos und Giselas
fehlt jede Zeitangabe; sie könnte jedoch ebenfalls damals vollzogen
worden sein [15 BG 1487a und b. Wolf, Königskandidatur 93,
nach Thietmar, Chronicon V 25, und DH II. 34 (Narratio).]. Am 25. Juli
1002 entschieden sich die Sachsen in Merseburg für HEINRICH
II., wodurch eine mögliche Kandidatur Brunos hinfällig
wurde [16 Brunos Kandidatur geht aus Vita Meinwerci c. 7; Seite
13f. und Thangmar, Vita Bernwardi c. 38; Seite 775, hervor, was aber Hirsch,
Jahrbücher I, 457 mit Anmerkung 6,, wohl zu Unrecht nicht gelten läßt.
Vgl. etwa Wunder, Gisela 4, und Schwarzmaier, Von Speier 51f., sowie Wolf,
Königskandidatur 93.]. Wenn man nicht Giselas
Ehe mit Ernst I. von Schwaben dazu benötigt, um die beiden
zahlreiche, wenn auch namenlose Töchter produzieren zu lassen, die
man als Stammütter der verschiedensten Geschlechter verwenden kann,
wird man Giselas Ehe mit Bruno von
Braunschweig von etwa 1002 bis ungefähr 1008/10 reichen lassen
[19 Siehe etwa Wunder, Gisela 4, und Schwarzmaier, Von Speyer 51f.].
Am 10. November 1014 wird die Ermordung Brunos
in seinem
eigenen Haus als ein in der Vergangenheit liegendes Beispiel und Motiv
für aktuelles Handeln HEINRICHS II.
zitiert
[20 Thietmar, Chronicon VII 6.]. Der gewaltsame Tod Brunos
kann daher durchaus geraume Zeit zurückgelegen sein. Aus dieser Ehe
stammten der Sohn Liudolf (vor 1010-1038) [21 DKo. 124, DH
II. 279 (Liudolf wird hier als Sohn Brunos und Vater Ekberts
genannt) und Annales Hildesheimenses a.1038, Seite 43: Liudolfus
comes, privignus imperatoris, IX Kal. Maii immatura morte obiit. Et
eius frater Herimannus, Alemanniae dux, subita infirmitate preventus, bonis
flebilis omnibus XVI Kal. Julii denotavit. Vgl. unten Anmerkung 57.]
und eine mögliche Tochter Gisela [22 Kimpen, Ezzonen
50 mit Anmerkung 4. Es stellt sich jedoch die Frage, wieweit es sich dabei
nicht wieder um eine genealogische Konstruktion, um nicht zu sagen, Spekulation
Kimpens handelt. Zur Kritik an Kimpens Methode siehe etwa Schneidmüller,
Otto III. - Heinrich II. 11 Anmerkung 10.].