Begraben: Seligenthal, Landshut
Ältester Sohn des Herzogs Heinrichs I. von Nieder-Bayern
aus dem Hause der WITTELSBACHER und
der Elisabeth von Ungarn, Tochter von
König
Bela IV.
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 1573
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Otto III., Herzog von (Nieder)-Bayern (1290-1312), König
von Ungarn (1305-1307)
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* 11. Februar 1261, + 9. September 1312
Landshut
Begraben: Kloster Seligenthal
Eltern: Herzog Heinrich XIII. von (Nieder)-Bayern und Elisabeth, Tochter König Belas IV. von Ungarn
1. oo Januar 1279 Katharina, Tochter König RUDOLFS
2. oo 18. Mai 1309 Agnes, Tochter Herzog Heinrichs III. von Schlesien-Glogau
Im deutschen Thronstreit von 1298 teilte Otto III. die Niederlage König ADOLFS VON NASSAU bei Göllheim, wurde jedoch von König ALBRECHT I. geschont. Mit ihm verbündet, zog Otto III. 1304 gegen König Wenzel II. von Böhmen, der Erbansprüche auf Ungarn erhob. Das Scheitern des Feldzuges veranlaßte Otto III. zur Wiederaufnahme seiner antihabsburgischen Politik. Er nahm die ihm 1305 als Enkel König Belas IV. angebotene Stephanskrone an und ließ sich nach Verzicht König Wenzels auf dessen Ansprüche in Stuhlweißenburg krönen. Otto konnte sich jedoch gegen den vom Papst anerkannten Gegen-König Karl I. von Anjou nicht behaupten. Vom siebenbürgischen Wojewoden Laszlo Kan gefangengenommen, kam er nach Zusicherung eines Lösegeldes wieder frei. Seine Verschuldung als Folge seines kurzen ungarischen Königtums und des - wenn auch erfolgreichen - Krieges gegen Österreich (1309-1311) nötigten ihn zum Erlaß der Ottonischen Handfeste.
Literatur:
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Spindler II², 113f.,117-125,134-139 - J. Widemann,
König Otto von Ungarn aus dem Hause Wittelsbach, Forsch. zur Geschichte
Bayerns 13,1905,20-40;15,1907,71-78 - L. Schnurrer, Urkundenwesen, Kanzlei
und Regierungssystem der Herzöge von Niederbayern 1255-1340, Münchener
Historische Studien, Abteilung Gesch. Hilfsweiss. VIII, 1972.
Begraben: Seligenthal Landshut
Vater:
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Heinrich XIII. (1235-1290)
Mutter:
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Elisabeth von Ungarn (um 1236-1271)
1. oo 1279 Katharina von Östererich (+ 1282)
2. oo Agnes von Glogau (+ 1361)
1290-1312 Regierung in Nieder-Bayern.
Erst 1294 wurden seine Brüder Mitregenten.
Als Bela V. in Stuhlweißenburg
am 6.12.1305 zum König von Ungarn gekrönt.
In Siebenbürgen gefangengenommen.
Abenteuerliche Flucht nach Landshut.
Legte 1311 durch den ersten Großen Freiheitsbrief
(Ottonische Handfeste) den Grund zur bayerischen Landstandschaft.
Dem Adel, der Geistlichkeit und den Städten wurde
die niedere Gerichtsbarkeit und dem Klerus darüber hinaus die Testierfreiheit
bewilligt.
Literatur:
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ADB 24; K. Bols, D. Gesch. d. Repräsentation in
Bayern, 1974.
3. KATHARINA, GRÄFIN VON HABSBURG
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* um 1256 (oder 1265), + 4.4.1282
Rheinfelden
Landshut
Grabstätte: Kloster Seligenthal bei Landshut/Bayern
oo um 1279 in Wien
OTTO III, Herzog von Nieder-Bayern
* 11.2.1261, + 9.9.1312
Burghausen
Landshut
Grabstätte: Kloster Seligenthal bei Landshut/Bayern
Eltern: Heinrich I., Herzog von Nieder-Bayern, und Elisabeth,
Prinzessin von Ungarn, Tochter Belas IV., König von Ungarn
OTTO III.
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* 11. II 1261, + Landshut 9. IX 1312
Begraben: Seligenthal
1290 in NIEDER-BAYERN
Stuhlweißenburg 6. XII 1305 als
BELA V. KÖNIG VON UNGARN
I oo Wien 1279
KATHARINA
VON HABSBURG
* 1256,
+ Landshut 4. IV 1282
Begraben: Seligental
Tochter von Graf Rudolf I., 1273 König
II oo Straubing 18. V 1309
AGNES VON GLOGAU
* (1293/96), + 25. XII 1361
Begraben: Seligental
Tochter von Herzog Heinrich V. (VIII) von Glogau
(oo II 1319 Alram Graf von Hals + 1331)
OTTO III.
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* 1261, + 1312
Otto III. folgte 1290 dem Vater, setzte die Fehden gegen die HABSBURGER fort und unterstützte 1291 die Aufstände in Österreich und Steiermark. Er wurde Anhänger König ADOLFS VON NASSAU, verschuldete das Land völlig und verkaufte unter anderem Bad Gastein an den Erzbischof von Salzburg. Er kämpfte 1296/97 in Flandern, machte 1298 die Schlacht bei Göllheim mit, unterwarf sich König ALBRECHT I. und half ihm seitdem gegen die rheinischen Kurfürsten und 1304 gegen Böhmen. Er ging 1304 zu Böhmen über, erhielt von König Wenzel II. dessen Ansprüche auf Ungarn abgetreten, wurde 1305 König von Ungarn und 1307 von König Karl II. von Anjou inhaftiert. Er konnte 1308 über Rußland fliehen und setzte die Fehden gegen HABSBURG fort, das die ANJOUS unterstützte. Er erließ 1311 die "Ottonische Handfeste", förderte damit entscheidend das Entstehen der bayerischen Landstände und gestand unter anderem die niedere Gerichtsbarkeit zu.
1. oo 1279
KATHARINA VON HABSBURG
+ 1282
Tochter des deutschen Königs RUDOLF I.
2. oo 1309
AGNES VON GLOGAU
+ 1361
Tochter des Herzogs Heinrich III. zu Glogau und 1312 Regentin:
ruft HABSBURG zu Hilfe
Der Ober-Bayer Rudolf und dessen niederbayerischer
Vetter Otto III., die beide auf der Seite des Verlierers gestanden
hatten (und Otto war bei Göllheim sogar verwundet worden),
mußten nun ihren Frieden mit den gehaßten neuen Herren schließen,
zumindest vorläufig.
Für den Herzog Otto III. von Nieder-Bayern,
dessen habsburgische Frau Katharina
nach nur dreijähriger Ehe verstorben war, boten sich einige Jahre
nach dem Dekabel von Gpöllheim große Aussichten: Ihm, den Sohn
einer ungarischen Königstochter aus dem Geschlechte Arpads,
wurde 1301 die Stephanskrone angetragen. Otto lehnte ab,
da es bereits einen Bewerber gab, und wurde schließlich noch einmal,
und diesmal dringlicher, gerufen, als der 12-jährige böhmische
Königs-Sohn Wenzel, den sie gekrönt
hatten, wieder heimzog zu seinem Vater - und den ungarischen Kronschatz
mitnahm.
Der Weg des Bayern, der nun akzeptierte und von Wenzel
die Kleinodien ausgehändigt bekam, führte durch habsburgisches
- und das hieß für ihn feindliches - Gebiet. Es muß
eine abenteuerliche Reise gewesen sein, die den designierten König
in sein neues Reich fürte. Er hatte sich als Kaufmann verkleidet und
mußte bei Nacht und Nebel die Donau überqueren. Zuletzt ist
er dannn zusammen mit der Krone, die ihm in einem Sumpf beinahe für
immer verlorengegangen wäre - welch ein Symbol für sein späteres
Schicksal -, erschöpft, doch wohlbehalten in Stuhlweißenburg
angekommen. Und am 6. Dezember 1305 wurde in einer feierlichen Krönungszeremonie
aus dem bayerischen Herzog Otto III. ein ungarischer König,
Bela V.
Dieser neuen Würde konnte er sich allerdings nicht
lange erfreuen, da eine Brautwerbung für den seit mehr als zwanzig
Jahren verwitweten König die Regentschaft abrupt beendete. Einer der
mächtigsten Männer im Lande, der siebenbürgische Fürst
Ladislaus Apor, wollte seine vom König zur Frau ausersehene Tochter
nicht in die Residenz bringen, da das, wie er sagte, gegen die Landessitte
verstoße. So begab sich der König zusammen mit seinem künftigen
Schwiegervater im Frühjahr 1307 "auf einem wilden Weg" zur Braut.
Die lange Reise endete für Bela V.
freilich in einer "abgelegnen Klause", der Chronist versäumt jedoch
nicht zu berichten, daß man den Herrn wenigstens gut verpflegt habe.
Nach drei Tagen trat Apor in die enge Zelle, und nun
erfuhr der König endlich, warum man ihn verschleppt hatte - Apor verlangte
die Krone für sich. Wie unser WITTELSBACHER
schließlich wieder freikam, ist nicht genau bekannt. Er sei von einem
Diener befreit worden, schreibt ein Autor, und daß ihm die Frau des
ungetreuen Fürsten aus dem Gefängnis half, ein anderer.
Zunächst floh der gedemütigte, entthronte König
ostwärts zu einem Verwandten, dem Ruthen-Fürst Georg. Der weite
Weg zurück nach Bayern führte über Schlesien, wo Bela,
aus dem inzwischen wieder ein Otto geworden war, einer Herzogs-Tochter
das Eheversprechen gab. So hatte der Herzog von Bayern doch noch eine Braut
gefunden, und einige Monate nach seiner Heimkehr, im Februar 1308, war
in Straubing die Hochzeit. Die Regierungsverhältnisse in Nieder-Bayern
wurden nun, da Otto III. wieder zurückgekehrt und jeder Herzogssohn
erberechtigt war etwas unübersichtlich.
Zwei Jahre später, im September 1312 starb
Otto III., weiland König von Ungarn, und hinterließ
einen dreizehn Tage alten Sohn Heinrich XV. (oder III.),
dem nun offiziell, zusammen mit seinem Vettern Otto IV. und Heinrich
XIV., das niederbayerische Land gehörte.
Reiser, Rudolf: Seite 35-37
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"Die Wittelsbacher in Bayern."
In Nieder-Bayern aber übernehmen die drei Söhne
des 1290 verstorbenen Herzogs Heinrich - Otto III. (1261-1312),
Ludwig III. (1269-1296) und Stefan I. (1271-1309) - die Regierung.
In Nieder-Bayern herrscht nach 1290 weniger ein Herzog
als vielmehr ein Durcheinander, wie es das Land noch nicht erlebte. In
weiser Voraussicht verordnete Herzog Heinrich noch zu seinen Lebzeiten
testamentarisch, daß seine drei Söhne Otto, Stephan
und Ludwig ganze vier Jahre nach seinem Ableben Nieder-Bayern nicht
teilen dürfen. Weiter wünschte er, daß die Herrschaft zunächst
sein ältester Sohn Otto ausübe. Kaum ist der Vater unter
der Erde, werden seine Söhne zu unversöhnlichen Gegnern, ja Feinden.
Die zwei Nachgeborenen fordern vom Ältesten nacghdrücklich eine
sofortige Teilung des Landes. Sie drohen ihnm sogar mit den Waffen. Schon
rüsten die Brüder gegeneinander, da schreitet ihr Münchner
Onkel Ludwig der Strenge ein und verhindert in dieser Phase einen
Bruderkrieg.
Zunächst kommt auch ein Kompromiß zustande.
Die Brüder einigen sich nämlich auf ein gemeinsames
Regieren und gleiche Rechte. Doch schnell stellt sich
heraus, daß das kleine Land drei Hofhaltungen nicht verkraftet. Der
Lebensstil der drei Brüder ist so aufwendig, daß sie plötzlich
vor leeren Kassen stehen. So ist man in Nieder-Bayern sofort mit Steuern
zur Hand. Auch wird mühsam erworbener Familienbesitz an die böhmische
Krone und an den Salzburger Bischofsstuhl veräußert. Schließlich
verpfänden die Brüder noch Gerichtsbarkeiten.
Ein Abenteuer ohnegleichen wartet nach diesen Auseinandersetzungen
noch auf Otto III. Zu ihm kommen nämlich 1305 ungarische Emissäre
und bieten ihm das gesamte Königreich Ungarn an. Zwar kommt
der Ruf nicht von ungefähr, ist doch seine Mutter Elisabeth
(um 1235-1271) ungarische Königs-Tochter.
Doch ganz wohl ist ihm nicht in seiner Haut. Schon an der Grenze wird er
gebeten, seine Reiter und Ritter wieder heimzuschicken, da ihm nichts passieren
könne. "Er wars gar kostlich empfangen", schreibt Arnpeck. In Stuhlweißenburg
wird Otto dann feierlich zum König gesalbt und mit der Stefanskrone
gekrönt.
Kurz darauf aber kommt er in Siebenbürgen in die
Gefangenschaft des dortigen Provinzherren, der ihn nur freilassen will,
wenn er seiner Tochter die Hand zum Ehebund reicht. Otto, der zu
dieser Zeit Witwer ist, will aber die Eisen- nicht mit den Ehefesseln vertauschen.
Vielleicht sieht er schon reelle Chancen, seine Bewacher zu überlisten.
Wenig später jedenfalls kommt er mit Hilfe eines Dieners frei. In
einer abenteuerlichen Flucht läuft er dann zu Fuß durch die
Walachei nach Rußland, von dort nach Polen und schließlich
nach Schlesien.
In Schlesien wird er zu allem Unglück erkannt, verraten
und abermals eingesperrt. In der Haft erklärt man ihm dann ein zweitesmal,
er sei sofort frei, wenn er die Tochter des heimischen Herzogs heirate.
Otto ist jetzt offensichtlich zu müde, um nochmals abzulehnen.
Er nimmt die junge Agnes von Glogau (+ 1361) zur Gattin und
wird "erberlich (= ehrenvoll) mit schöner ritterschaft wieder
haim gen Bayren" geleitet.
Zu Hause kommt es dann zwischen dem Herzog und den Ständen
(Prälaten, Ritter und Städte) zu einer bedeutungsvollen Einigungsformel,
zur "Ottonischen Handfeste" (1311). Für ihre Zahlungen (Steuern) lassen
sich die Stände nämlich gewisse Freiheiten, wie Widerstandsrecht
gegen den vertragsbrüchigen Herrn und sogar ein Bündnisrecht
mit dem Ausland zusichern. Der Adel erhält zusätzlich noch die
niedere Gerichtsbarkeit. Todesurteile darf allerdings nach wie vor nur
der Landesherr aussprachen. Das Pendant in Ober-Bayern ist die "Schnaitbacher
Urkunde", die schon 1302 besiegelt wurde.
In Landshut beschließt dann Otto, der nominell
immer noch ungarischer König ist, im Jahr darauf sein Leben. Wie es
heißt, betritt er nie den mehr den Boden der Pusta. Beerdigt wird
er in Seligenthal.
1279
1. oo Katharina von Habsburg, Tochter des Königs
RUDOLF I.
um 1256-4.4.1282
Rheinfelden Landshut
18.5.1309
2. oo 1. Agnes von Schlesien-Glogau, Tochter des
Herzogs Heinrich III.
1293/96-25.12.1361
Kinder:
1. Ehe
Rudolf
1280- 1280
Heinrich
1280- 1280
2. Ehe
Agnes
1310- 1360
oo Heinrich III. Graf von Ortenburg
- 1360
Heinrich III. (XV.) der Natternberger
28.8.1312-18.6.1333
Literatur:
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Adalbert Prinz von Bayern: Die Wittelsbacher.
Geschichte unserer Familie. Prestel Verlag München 1979 Seite 55,57-60
- Benker Gertrud: Ludwig der Bayer. Ein Wittelsbacher auf dem Kaiserthron.
Eugen Diederichs Verlag München 1997 Seite 14,21,37,40,50,54,64 -
Bosl, Karl: Bosls Bayerische Biographie, Verlag Friedrich Pustet
Regensburg 1983 Seite 567 - Hundt, Barbara: Ludwig der Bayer. Der
Kaiser aus dem Hause Wittelsbach Bechtle Verlag Esslingen München
1989 Seite 68,73,77 - Krieger Karl-Friedrich: Rudolf von Habsburg.
Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2003 Seite 139,183 - Lazar
Istvan: Kleine Geschichte Ungarns. Österreichischer Bundesverlag Wien
1990 Seite 83 - Nöhbauer, Hans F.: Die Wittelsbacher. Eine
europäische Dynastie - eine deutsche Chronik Scherz Verlag Bern und
München 1979 Seite 16,44,46,47,98 - Reifenscheid, Richard:
Die Habsburger. Von Rudolf I. bis Karl I., Verlag Styria Graz/Wien/Köln
1982 Seite 22 - Reiser, Rudolf: Die Wittelsbacher 1180-1918 Verlag
F. Bruckmann KG, München 1979 Seite 16 - Reiser, Rudolf: Die
Wittelsbacher in Bayern. Franz Ehrenwirth Verlag GmbH Co. & KG. 1978
Seite 35-37 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue
Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel
92 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte Erster Band
Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts.
C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München II², Seite 113f.,117-125,134-139
- Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur
europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main
1993 Tafel 121 -